Wieso wird die Gesellschaft immer oberflächlicher?

12 Antworten

Hey Du.

Jeder möchte gern nur noch oben auf sein. Vielleicht lässt sich das so rüberbringen, daß nicht mehr der oder ein einzelner Mensch, sondern die Gesellschaft Minderwertigkeitskomplexe in gewisser Form hat. Das Selbstwertgefühl sinkt womöglich allgemein, aber es wird versucht, das zu vertuschen oder zu überspielen. Sowas kennt man auch beim Gruppenzwang, denke ich.

Die ganze technik der Smartphones, die grundsätzlich obergenial ist, hat sicherlich aber trotzdem sehr negativ dazu beigetragen, daß sich die Oberflächlichkeit enorm verschärft. Stetig.

Jeder müllt sich gegenseitig mit Texten und Sprachnachrichten oder kurzen Videos zu, es werden Posts geteilt - jeder ist nur noch von Smileys und Textegewirr und gehypten Clips umgeben und hat keinen Kopf mehr für das, was am Leben wirklich wichtig ist oder sein sollte.

Früher hat man eben mal die Kinder kurzzeitig vorn Fernseher gesetzt, um mal paar Minuten seine Ruhe zu haben vielleicht, wenns echt nicht anders möglich war. Heute spielen Kinder auf ihrem Smartphone rum, damit die Eltern auch ja nicht Mails, Clips und " außerordentlich lustige" Links verpassen.

Den wirtschaftlichen Faktor betreffend ist das denke ich ähnlich - die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander - und jeder versucht sich selbst und Andere trotzdem zu übertrumpfen. Vielleicht sogar unfreiwillig oder unbewußt, Hauptsache: Ich kann mithalten, ich bin dabei, ich hab gelikt etc. usw. -immer im Gespräch bleiben eben.

Alles rund um Drogen nimmt immer mehr zu, wodurch die Wahrnehmung und Tiefgründigkeit des Menschen und seines Lebens selbst ja noch weiter getrübt wird. Es geht Denen darum, ein gutes Gefühl zu haben, in einer nicht mehr so schönen Gesamtsituation - und daran gewöhnt sich der Mensch ganz schnell, wenn plötzlich alles "lustig" ist oder einfach aussieht oder man gesagt bekommt: "Du sollst nicht alles so verbissen sehen"

Nur wenn der Rausch weg ist, kommt die Realität zurück, dann fangen die Panikattacken an, Selbstzweifel. Man erkennt plötzlich wieder, was für Probleme man wirklich hat, kann aber mit der Fülle an schwerwiegenden Dingen die einen betreffen, nicht mehr umgehen und versucht sich erneut mit Mittelchen zu puschen, um zu vergessen und leicht zu sein und auch sagen zu können: Die Anderen haben alle diesselben Probleme wie ich auch. Sch(ön) der Hund drauf. Jetzt mach ich erstmal Pause vom Streß.

Mangelndes Selbsteingeständnis bei Problemen kommt auch immer häufiger dazu. Niemand will verstehen, warum den alles so schwierig ist. "Das hab ich doch garnicht verursacht, nur die Politik ist schuld. Die sollen das mal schön wieder gradebiegen. Ich kann nix dafür." - Wenn Einer so denkt oder Zehn ist das unproblematisch. Wenn sehr viele Millionen Menschen so denken, wird es ein ganz klein wenig kompliziert. Aber nur ganz wenig.

Natürlich spielen viele Faktoren aus allen Richtungen mit in diese Problematik hinein, sei es aus Wirtschaft, Politik etc. usw. oder dem Menschen situationsbedingt heraus selbst betrachtet. Veränderungen in der Gesellschaft gab es schon immer - was aber grundsätzlich ein gutes Zeichen sein sollte und kein Negatives, wie wir hier im täglichen Miteinander und Untereinander erleben "dürfen" müssen.

Man hat früher mal den Begriff Volksverdummung in bestimmten Situationen verwendet. Trifft es vielleicht hier tatsächlich auch ganz gut, ohne anmaßend oder angreifend sein zu wollen. Wäre wohl ein Begriff, der die jeweils eigenverantwortlich verursachte Oberflächlichkeit im Gesamten ausdrückt.

Der Grund für dieses Verhalten oder dieser kriechenden Entwicklung liegt, trotz gar nicht eigens vorhandener (finanziellen) Möglichkeiten, trotzdem im "Höher-, Schneller-, Weiter- Denken" welches aus den Medien vermittelt wird. "Das schaff ich auch, aber nicht jetzt, sondern morgen. Heute brauch ich erstmal noch Pause und was Aufmunterndes, bis ich morgen voll durchstarte." - Gibt nen schönen Film dazu, ururalt: "Und täglich grüßt das Murmeltier"

Aus dieser Mühle kommt kaum noch Einer raus hinterher und passt sich dem Gleichschritt der Anderen an. Und so schwimmen (offensichtlich) alle oben oder wollen es und fühlen sich gut dabei, weil sie in dem Bewußtsein sind, nicht untergegangen zu sein. Blöd ist nur, daß schließlich nicht alle gleichzeitig auf der Oberfläche schwimmen können. Einige werden weg- und oder runtergedrückt. Und somit ergibt sich das mittlerweile vorhandene, verbreitete Konflikt-Potential untereinander. Es kommt zum Streit oder zu Streitigkeiten, weil jeder mal Luft schnappen möchte. Jeder drückt sich aber gegenseitig runter und dadurch hat keiner mehr einen klaren Blick auf die aktuelle Situation oder das Geschehen an sich. Nur noch Schnappatmung sozusagen möglich - ein oberflächlicher Blick auf das, was tatsächlich los ist und passiert.

Somit hat keiner mehr die Möglichkeit sich darauf zu konzentrieren, was sonst persönlich lebenswichtig wäre oder ist. Angepasst an den Hype Aller und dann keine Möglichkeit mehr um Hilfe zu schreien und wenn, dann aber auch noch Ansprüche an die Hilfegebenden stellen, damit ja nix verkehrt läuft - sprich jeder möchte dann trotzdem auch noch eine Sonderbehandlung, ohne drauf zu schauen, wer denn und vor allem wie trotzdem noch hilft. Man beansprucht dann jeweils alles nur für sich, ohne Rücksicht auf die Anderen. Weil morgen möchte man ja ordentlich durchstarten und erfolgreich sein, so wie es in der Zeitung steht oder im Fernshen läuft. Denn da passiert die Realität - "Berlin-Tag und Nacht" und dann auch noch voll "Mitten im Leben".

Ja, wir leben leider in einer RTL-Gesellschaft.

Ich höre jetzt besser auf mit Schreiben, hoffe war nicht allzu angreifend, Betroffene betreffend.

Zum Schluß noch ein Spruch, der hier auch gut greifen könnte, denke ich:

"Gestern standen wir noch direkt am Abgrund. Aber heute sind wir einen Schritt weiter."  - Dann mal Guten Flug.

Sorry, daß ich es textmäßig wieder ganz leicht übertrieben habe. Sarkasmus hab ich besser mal weggelassen, sonst bekomm ich ja wieder nen Shitstorm hier und GF muß alles dazu löschen, weil bestimmte Menschen nicht mehr in der Lage sind, zu erkennen, wann etwas an Antwort nicht angreifend, sondern zum um die Ecke denkend gedacht sein sollte.

Oberflächlichkeit ist eben traurig, finde ich.

Kritik/ Fragen/ Meinungen etc. -  sehr gern.

LG

Engel125403  29.05.2021, 10:51

Wow schöne, ausführliche Antwort!

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Engel125403  29.05.2021, 10:52

Wow schöne, ausführliche Antwort!

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War sie den jemals nicht oberflächlich 🤔

Sie ist oberflächlich, weil es mühsam ist, sich mit anderen genau zu beschäftigen.

Es ist eine Form von Trägheit.

Heute muss alles leicht verdaubar sein, und auch andere Menschen sind besser verdaubar, wenn sie schnell einen guten Eindruck machen.

Von einem Experten bestätigt

Die Menschen sind alle im Stress, haben berufliche Existenzängste, Probleme, Krankheiten, Verluste lieber Menschen und sind daher auch sehr belastet.

Das führt bei Vielen dazu, dass sie sich nur um sich selbst drehen und kein offenes Ohr oder Empathie für ihre Mitmenschen und Freunde haben.

Bei allem, was man selbst erleidet, darf man nie vergesse, dass es anderen Menschen viel schlechter geht.

Deshalb hat es den Anschein, dass alles oberflächlicher wird.

Ich glaube, die Annahme, dass jeweils die Anderen zu oberflächlich sind, ist schon fast so alt wie die Menschheit.

Am Ende ist es eine Frage der Konsumchancen - Menschen mit weniger Möglichkeiten denken von sich, sie würden sich auf die wahren Dinge des Lebens konzentrieren und die Anderen würden nur zum shoppen aufstehen.

Gib der Revolution Geld und sie wandelt sich über Nacht zur Bourgeoisie.

Ich denke es liegt daran, dass man mittlerweile viel mehr Möglichkeiten zum Selbstausdruck hat und durch Aussehen viel Charakter zeigen kann.

Ich bin früher in der Schule direkt zu den Mädels mit gefärbten Haaren und Rockerklamotten. Die feminineren Mädchen habe ich gar nicht angesprochen, weil ich schlechte Erfahrungen mit solchen Leuten hatte. Ist auch sehr oberflächlich, aber an irgendwas muss man ja festmachen, wen man anspricht und wen nicht, nur wenige Menschen werden gerne abgelehnt.

Klar, es gibt noch viele andere Gründe, aber das ist der Grund, warum ich persönlich oberflächlich bin, obwohl ich es am liebsten nicht wäre.