Wieso sind viele Menschen im Internet radikaler mit ihrer Meinung als im echten Leben?
Zum Beispiel was Themen wie Corona, Islam und Ausländern angeht
7 Antworten
Das hat verschiedene Gründe.
Es ist leichter im Internet Gleichgesinnte zu finden. Man bestärkt sich dann in seiner Haltung gegenseitig und pusht sich hoch. Manche extremen Äußerungen werden nur getätigt um von seiner Gruppe Anerkennung und Applaus zu ernten.
Bestimmte Themen haben im Alltag keinen Platz und werden nicht ausführlich diskutiert. Deshalb nutzt man dann das Internet um endlich mal seine Meinung äußern zu können.
Im normalen Leben wird man einem Fremden nicht gleich seine radikale Meinung auf die Nase binden oder ihn beleidigen, einfach weil sich das nicht gehört und weil man sich zurecht nicht traut das zu tun. Das Internet bietet aber Raum und Möglichkeit das zu tun und zwar bequem von zuhause aus auf dem Sofa sitzend und relativ anonym.
Manche Menschen nutzen das Internet um nach einem schlechten Tag, oder weil man mit seinem Leben insgesamt unzufrieden ist, gezielt Frust abzulassen und mal richtig "auf die Kacke zu hauen", weil man sie im Alltag nicht beachtet oder ungerecht behandelt hat.
Betreiber sozialer Netzwerke profitieren von Hass und Hetze, weil es die User auf der Plattform hält und motiviert aktiv zu werden, entweder als Mitläufer oder als Gegenpol.
Also natürlich greift hier in erster Linie das Hauptargument, das hier fast alle anführen:
Die Anonymität macht es viel leichter, radikale Gedanken zu äußern, ohne dafür mit Konsequenzen rechnen zu müssen.
Ich möchte dennoch einen weiteren Aspekt mit als Denkanstoß geben:
Die Anonymität ermöglicht es auch, einfach mal bestimmte Seiten des eigenen Charakters auszutesten, mal auszuprobieren, welche Reaktionen man bei radikalerem Verhalten bekommt. Oft geht es dann also gar nicht mehr darum, seine eigene Meinung auf den Punkt zu bekommen, sondern nur noch darum, eine Rolle zu testen, die möglichst viel Aufmerksamkeit generieren kann. Der Mensch nimmt Antworten, Votes etc. als "Aufmerksamkeit" unmd somit als interessant und reizvoll auf, auch wenn gestritten wird.
Ich habe mal ein Psychologie-Buch gelesen, in dem beschrieben wurde, dass viele Menschen gerne Horrorfilme sehen, um die eigene zerstörerische, sadistische Seite tief drinnen hervorkommen zu lassen und auszuleben, ohne selbst real aktiv werden zu müssen, weil es nicht zum Gesellschaftsbild passt. Ich glaube, diese Überlegung kann man auch auf viele radikale Sprechrollen im Internet ummünzen: Viele leben dort online nur einen Seitenaspekt ihres Charakters aus, der gesellschaftlich nicht auslebbar ist.
Schönen Sonntag,
You are awesome
Weil sie (irrtümlich) glauben, dass das Netz ein rechtsfreier Raum wäre, so dass der ganze tiefe Frust des Lebens, die Unzufriedenheit und der Hass, die latent im Hintergrund gären, im Netz ihr Ventil finden.
Weil die im Internet Anonym sind und sich dahinter verstecken können. Sie packen hier aus was sie sich im echten Leben nicht trauen.
Das sehe ich hier sehr oft bei den Themen Corona und den Islam. Dar ist es schon so das die meisten beleidigen und Hetzen wie sie wollen.
Hier ist alles anonym