Wieso ist das der übliche Lebensweg?

8 Antworten

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Wieso ist das der übliche Lebensweg? Kindergarten, Schule, Ausbildung, Arbeit, Tod. Zwischenräume gefüllt mit "Erinnerungen" welche jedoch nur Platzhalter sind um das Leben erträglich zu machen

Ne, so ist das nicht. Du stellst das viel zu negativ und einseitig dar.

Für viele kommen eben auch ganz wichtige Ereignisse wie Verliebtheit, Heirat, Familie gründen, Kinder erziehen hinzu und das sind alles Punkte, die WEIT über "ein paar Erinnerungen" hinausgehen.

Gerade eigene Kinder sind lebensverändernd. Die Liebe zum eigenen Kind, die neuen Prioritäten, die unzähligen Erfahrungen, die damit verbunden sind. Was man alles für seine Kinder tun würde...

"Nur ein paar Erinnerungen" könnte man vielleicht auf Urlaubsreisen oder Feste anwenden, aber auch da kann es Reisen und Erlebnisse geben, die weitaus mehr sind. Manche lernen tauchen oder klettern, lernen neue Sprachen, lernen andere Kulturen kennen.

Warum denkt jeder das oben genanntes der einzige Weg zu Leben wäre?

Das Leben ist, wie es ist. Auch in der Steinzeit oder jeden anderen Phase musste man Kompetenzen, Fähigkeiten, Fertigkeiten erwerben, seinen Stand in der Gemeinschaft finden, musste für seinen Lebensunterhalt sorgen.

Letztlich muss halt jeder Erwachsene sich selbst versorgen. Der Anspruch ist einfach die Basis des Lebens und keine Folge der Gesellschaft. Heutzutage wird gerade das viel zu vielen zu Unrecht abgenommen.

Interessanter wäre für mich die Frage: Welche Alternativen fallen dir denn ein, um dich und dein Leben selbstbestimmt und selbstversorgt auf andere Art zu leben? Vielleicht sind ja da interessante Ansätze bei.


Hakuji 
Beitragsersteller
 22.10.2024, 21:44

Viele jagen dem ganzen Leben nur dem Konsum hinterher, dabei könnte man mit überschüssigem Geld etwas für seine Zukunft aufbauen.

Kajjo  23.10.2024, 12:39
@Hakuji

Da stimme ich dir zu. Konsum muss sinnvoll geplant sein und nicht verschwenderisch.

Danke für das Sternchen und die schöne Frage und Diskussion.

Hakuji 
Beitragsersteller
 22.10.2024, 21:38

Ich persönlich finde den Ansatz von Samurai und Mönchen interessant. Das Leben in Ruhe und dem Ausweiten der eigenen Grenzen zu verbringen und ja, meine Aussagen waren sehr negativ, ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen sein Leben lang für einen Chef zu arbeiten, ohne großartige Eigenverantwortung und dem lernen neuer Dinge. Dementsprechend finde ich auch die Selbstständigkeit sehr interessant.

yuutuuber  23.10.2024, 11:08
@Hakuji

Mönche und Samurai sind doch auch nur einfache Arbeitnehmer. Bei genauem Hinsehen sind sie einfach nur Mitarbeiter in den ältesten, strengsten „Unternehmen“ der Geschichte.

Vergiss das romantische Bild von Mönchen, die in Abgeschiedenheit meditieren und Erleuchtung suchen. In Wahrheit sind sie eher wie Arbeitnehmer in einem extrem gut organisierten Unternehmen, in dem der Chef – in diesem Fall der Abt – das letzte Wort hat. Ihr „Job“? Beten, meditieren, Klostergärten pflegen, Regeln befolgen. Und das Ganze selbstverständlich ohne Bezahlung, Urlaub oder persönliche Freiheit.

Den „Arbeitsvertrag“ unterschreiben sie für immer, und die Arbeitszeiten? 24/7. Statt Überstunden gibt's extra Meditationseinheiten. Selbstbestimmung? Fehlanzeige! Ihre Ziele und Aufgaben kommen von oben, die Regeln sind streng, und wenn sie mal aufmucken wollen – viel Glück! Der Abt ist quasi der knallharte Manager, der immer auf Einhaltung der „Unternehmenswerte“ achtet. Alles für das Team und den „spirituellen Erfolg“. Klingt nach einem Traumjob, oder?

Samurai – die knallharten Krieger, die ihrem Herrn loyal bis in den Tod folgen. Doch seien wir ehrlich: Sie waren im Grunde nichts anderes als festangestellte Arbeitnehmer („Bodyguards“) mit extrem strengen Verträgen. Ihr „Boss“, der Fürst, hat ihnen Land und Status gegeben – im Gegenzug mussten sie mit dem Leben dafür geradestehen, wann immer es nötig war. Klingen wie Benefits? Nicht wirklich, wenn der Chef dich jederzeit in den Krieg schicken kann.

Und wehe, ein Samurai denkt daran, mal eine Gehaltserhöhung oder mehr Freiheiten zu fordern. Das endete meist nicht im Jahresgespräch, sondern im Schwertkampf. Keine Bonuszahlungen, nur die Ehre, im Dienst des Herrn zu sterben – wie reizend! Sogar die sogenannten Ronin, die herrenlosen Samurai, waren im Grunde Freelancer, die von einem Auftraggeber zum nächsten sprangen. Klingt cool? Vielleicht – aber ohne LinkedIn und Absicherung war das Überleben als Ronin riskanter als jedes Startup-Leben.

Also, ob Mönche oder Samurai – beide waren mehr oder weniger Angestellte in krassen, hierarchischen Strukturen, mit Chefs, die keinerlei Diskussion duldeten. Selbstbestimmung? Fehlanzeige. Sie haben funktioniert wie jeder brave Arbeitnehmer: hart arbeiten, Regeln befolgen, und bloß nicht den Chef verärgern. Wer also dachte, das Leben als Mönch oder Samurai sei frei und selbstbestimmt – willkommen in der Realität der wohl ältesten „Corporate Cultures“ der Welt.

yuutuuber  23.10.2024, 11:19
@Hakuji
Kajjo hat es sehr schön beschrieben: "Letztlich muss halt jeder Erwachsene sich selbst versorgen. Der Anspruch ist einfach die Basis des Lebens und keine Folge der Gesellschaft."

Am Ende des Tages gibt es eine ungeschriebene Wahrheit, die keiner so richtig aussprechen will: Jeder Erwachsene muss sich selbst versorgen. Das ist nicht das Ergebnis irgendeiner bösen, kapitalistischen Gesellschaft oder der Erwartungen deiner Eltern – es ist schlicht und einfach die Basis des Lebens. Punkt.

Vergiss die Diskussionen darüber, ob du dich lieber selbstständig machen (und dich selbst um alles kümmern willst) oder in die sichere bequeme Anstellung gehen sollst (in der der Chef dir viel lästige Arbeit abnimmt). Die Wahrheit ist, dass völlig egal ist, wie du dein Leben strukturierst – der Job des „Erwachsenseins“ bleibt: Du musst deinen eigenen Kram regeln. Es ist nicht die Gesellschaft, die dich zwingt, Geld zu verdienen, sondern die unbarmherzige Realität des Lebens. Essen auf dem Tisch, ein Dach überm Kopf – das ist keine gesellschaftliche Konstruktion, sondern einfach Überleben.

Und dieser „Versorgungsanspruch“? Der gehört zu dir, seitdem du den ersten Atemzug gemacht hast. Denk mal an unsere Vorfahren – die sind durch den Wald gerannt und haben Beeren gesammelt oder Mammuts gejagt, nicht, weil ihnen die Gesellschaft das vorgeschrieben hat, sondern weil sie verdammt nochmal Hunger hatten! Klar, heute heißt es nicht mehr „Jagen und Sammeln“, sondern „Steuern zahlen und Rechnungen begleichen“, aber das Grundprinzip bleibt dasselbe: Du bist auf dich gestellt, also mach was draus.

Da gibt's keinen großen philosophischen Diskurs, kein „Aber die Gesellschaft hat mir das aufgezwungen!“ Nein, nein – das gehört zum Spiel des Lebens. Überleben, versorgen, fertig. Wer darauf hofft, dass ihm jemand das Leben auf dem Silbertablett serviert, sitzt ziemlich schnell mit leerem Teller da. Und weißt du was? Wenn man es richtig betrachtet, ist dieses „Selbstversorger-Ding“ nicht der Fluch, den alle immer bejammern. Es ist einfach der Eintrittspreis für die Erwachsenenwelt – und wer den nicht zahlen will, sitzt eben auf der Ersatzbank.

Letztlich: Es gibt nur eine Regel. Du sorgst für dich. Egal ob als Angestellter, Selbstständiger, Samurai, oder Höhlenmensch. Das Leben ist dein Chef, und der lässt nicht mit sich verhandeln.

Kajjo  23.10.2024, 12:25
@Hakuji

Ja, berufliche Selbständigkeit ist eine tolle Sache. Ich bin selbst auch selbständig.

Die Wahl hast du ja im Leben.

Kajjo  23.10.2024, 12:35
@yuutuuber

Vielen lieben Dank für deinen schönen Kommentar, dem ich aus ganzem Herzen zustimme.

Wenn das mal alle verstehen und auch so sehen würden!

Hakuji 
Beitragsersteller
 24.10.2024, 14:37
@yuutuuber

Das ist mir sehr bewusst, es gibt nur einen großen Unterschied. Ein Mönch der sein gesamtes Leben im Tempel verbringt ist im weitesten Sinne losgelöst vom Materialismus.

Kajjo  24.10.2024, 16:41
@Hakuji

Der Mönch mag losgelöst von Materialismus sein, aber was nützt ihm das? Was ist denn deiner Meinung ein sinnvolles Ziel für die Lebensführung? Das müsste man ja als erstes definieren, um dann verschiedene Methoden und Strategien der Erfüllung diskutieren zu können.

Für mich persönlich gehören Lebensfreude, Spaß, Genuss, erfüllte Sexualität dazu. Nicht aus materialistischer oder konsumfreudiger Perspektive, sondern einfach aus echter Lebensfreude heraus.

Hakuji 
Beitragsersteller
 24.10.2024, 16:48
@Kajjo

Ja klar, da stimme ich zu. Für mich sind diese Dinge auch von wichtigkeit.

Weil man von irgendwas Leben muss?

Also wird man als Kind betreut (im armen Ländern fängt da schon die Arbeit an), wird ausgebildet, macht einen Job und hat dann optimalerweise noch ein paar Jahre in Ruhestand. Einer Zeit, wo viele nicht mehr wirklich fit und leistungsfähig auf der Arbeit wären.

Arbeit bringt Geld und davon bezahlt man Essen, Unterkunft und Chancen auf schöne Erlebnisse.

Kindergarten, Schule, Ausbildung, Arbeit,

Während all dieser Zeit findet "Leben" statt.

Um überleben zu können brauchst du Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Natürlich kannst du versuchen autonom zu leben und alles, was du brauchst, selber zu erzeugen. Das dürfte einen großen Teil eines jeden Tages beanspruchen.

Wer dabei zu oft die Füße hoch oder die Hände in den Schoß legt, verhungert über kurz oder lang.

Die Menschheit kam aber vor langer Zeit dahinter, dass man insgesamt produktiver ist, wenn sich jeder auf Verrichtungen konzentriert die er gut beherrscht. Und anschließend die überschüssigen Erzeugnisse gegen andere tauscht, die er benötigt. Arbeitsteilung und Spezialisierung.

Um die Tauschvorgänge zu erleichtern, wurde dann eine Form von Geld erfunden. So war man nicht mehr darauf angewiesen, einen ganz bestimmten Tauschpartner zu finden.

Arbeit ist der Tausch Zeit gegen Geld. Mit dem Geld kannst du deinen Lebensunterhalt bestreiten und dir zudem Dinge gönnen, die das Leben angenehmer machen. Was das ist, ist individuell verschieden.

Das ist doch durchaus variabel. Man kann ja zwischendrin und immer wieder auch Freiräume -sei es über Stunden, Tage oder Jahre- einbauen.

Dies muss dann naturgemäß aber an anderer Stelle wieder in Abzug gestellt werden. Wer heute ein paar Jahre auf Halbzeit Faulenzen will muss dafür natürlich hinten raus bestraft werden.

Was natürlich nicht funktioniert ist "ihr habt uns die Zukunft genommen, also müssen wir heute zu gleichen Ergebnissen nur noch 50% Arbeitszeit erbringen".

Eine zu oberflächliche und negative Betrachtungsweise.

Bei der Schul-und Berufsausbildung sowie ggf.dem Studium gibt es Riesenunterschiede, ebenso bei der Berufstätigkeit.

Dazu kommen die Hobbies, Freund-, Lieb-und Partnerschaften, Familiengründung , viele werden Eltern.

Noch nie gab es soviele Möglichkeiten wie heute ,einen individuellen Lebensweg einzuschlagen.


DerKernwuerzige  21.10.2024, 20:13

Ja... und eben dieser Komfort muss wie früher auch irgendwo wieder eingearbeitet werden.

Das ist halt keine Mehrlebenszeit welche heute wie natürlich verschenkt wird.