Wieso Buchholz-Relais eines Trafos überbrücken?
Ein ICE hat wohl Trafos... Und Trafos haben Buchholz-Relais, die bei übermäßiger Gasbildung im Trafo die Stromzufuhr abschalten, weil Gasbildung auf Isolations-Fehler hindeutet, was wiederum auf erhöhte Feuergefahr hindeutet (wenn nämlich die Isolation komplett kaputt geht... ist wohl wieder einmal ein exponentieller Vorgang...)....
Angeblich ist es bei der Deutschen Bahn wohl üblich gewesen, diese Schutzvorrichtung zu überbrücken, wenn der ICE nicht losfahren „will“... So ist es vermutlich zu dem ICE Brand in Offenbach gekommen...
Welche Gründe für die Auslösung des Buchholz-Relais könnte es denn noch geben, als das bevorstehende Abfackeln des Triebkopfes?
Ich mein: Warum schaltet man eine Schutzvorrichtung aus?
3 Antworten
......Warum schaltet man eine Schutzvorrichtung aus?
Zeitdruck und das feste Schema, einen Fahrplan einhalten zu müssen befähigt Menschen oft, etwas zu tun was weniger sinnvoll ist.
Aber um einfach weiterzukommen, sagt man sich dann "Ach, wird eh nichts passieren und ich muß weg......." und macht dann eben solche Dinge vorschnell - ohne sich der Gefahr zu stellen.
Hat ja bis jetzt störungsfrei ohne Fehler gelaufen ,,,, wird auch diesmal so sein.....
Das war aber ein techn. Defekt und nicht eine mutwillige Überbrückung .
www.ICE-Fansite.de - die grosse Seite über den ICE - ICE-Brand in Offenbach am 22.11.2001
die Fanseite kommt mir aber komisch vor:
wie eine fahrbare Hochspannungsanlage
der „Fahrdraht“ war doch schon längst abgeschaltet... Wo soll da also Hochspannung sein? und es heißt wohl nich „Stahlrohr“ sondern „Strahlrohr“... oder? und von Buchholz-Relais steht da gar nix...
Nicht nur hier, auch andere Seiten berichten davon: Ursache geklärt: Brand in ICE - n-tv.de
Zudem ist eine solche "Überbrückung" per Taster beim IC für den normalen Nutzer nicht vorgesehen noch möglich 🤷♂️
Kommt auf den ICE an aber wenn er einen elektronischen Umrichter hat sind da Kondensatoren drauf.
Zudem haben Hochspannungsleitungen keine vernachlässigbare Kapazität. Also auch eine abgeschaltene Leitung kann gefährlich sein, daher muss diese immer geerdet werden.
Bei Leitungen mit Isolation kann es zudem zu einem Drift von Ladungsträgern in die Isolation kommen die dann wieder zurückdriften.
Also du hast dann zunächst keine Spannung an der Leitung und einen Tag später ist die wieder gefährlich.
Selbiges gilt auch bei Hochspannungskondensatoren weswegen die beim Transport nach dem Betrieb kurzgeschlossen sein müssen.
das mit der Erdung ist ja keine Vermutung... die wurde ja von einem Feuerwehr-Mitarbeitenden bezeugt...
und das mit den Kondensatoren würde mir na klar richtig Sorgen machen... obwohl die viel besser geschützt sind, als Zerobrain, wenn er mit dem Schraubendrehzieher den „sakrischen“ Stromschlag abwendet...
ich weiß allerdings nicht, ob die Kondensatoren so dicht am Stahlmantel liegen (dürfen)...
Ja wann?
In dem Link steht, dass sie zunächst die Teile nicht erden konnten.
Bestätigt wird es erst wenn die Erdung erfolgt ist und nicht weil irgendjemand vermutet, dass der Brand zu einer Erdung geführt hat.
Es gibt Sicherheitsvorschriften die müssen eingehalten werden und da gibt es auch nichts zu disktieren.
Entweder die Anlage ist gesichert oder nicht, ein vielleicht und ein aber das wird schon gut gehen gibts da nicht.
Das ist auch richtig aber mal zusammengefasst:
Die Feuerwehr wird zu einem Triebwagenbrand eines ICE gerufen.
Kommt an und findet einen Triebwagen mit unbekannter Brandursache vor wobei der Brandherd direkt nicht zugägnlich ist.
Die Oberleitung wird getrennt und später geerdet bis zu diesem Zeitpunkt besteht Gefahr durch die Hochspannung.
Anschließend wird das Dach gekühlt und ein Einsatz von CO2 vorbereitet.
CO2 zeigt keine Wirkung und das Dach brennt durch. Ab diesem Zeitpunkt wird von einem Metallbrand ausgengan.
Ein Angriff mit Pulver wird vorbereitet zeigt aber keine Wirkung.
Der Brandraum wird geöffnet um besser an den Brandherd zu gelangen.
Ein Angriff mit Schaum wird durchgeführt aber ohne Wirkung.
Durch Abkühlen des Brandraumes wird das Feuer unter Kontrolle gebracht.
Das vorgehen ist hier doch logisch, also wo ist das Problem?
Was das Relais angeht, keine Ahnung ob es denn überhaupt daran Schuld war, oder überhaupt überrückt war und wenn ja warum und wann. Das es gründe gibt das Relais zu überbrücken habe ich genannt.
Das Buchholz Relais eines ölgekühlten Transformators löst normalerweise aus, wenn der Stand des Öls niedrig ist oder es zu einer Gasbildung durch Korrosion der Isolierung oder dann gar zu einem Windungsschluss gekommen ist.
Der Rest über die Handlung der Mitarbeiter lässt sich in etwa so erklären:
Du erinnerst dich vielleicht an den Feueralarm in der Schule. Alarmton geht los. Alle Leute aufstehen, in Zweierreihen zum Ausgang und am Sammelplatz Rückmeldung der Anzahl der Schüler. Dann heißt es: April, April! - War nur eine Übung.
Wenn das Szenario jetzt von einem übereifrigen Direktor nun jeden Monat geübt wird, dann tritt folgendes ein: Alarm geht los - "Ja, ja - Ist ja nur eine Übung um uns zu ärgern". Irgendwann beim zehnten Alarm, interessiert es niemanden mehr. Bloß beim zehnten Alarm ist halt wirklich ein Feuer ausgebrochen. Blöd gelaufen. Wer ist schuld?
Jetzt lass mal diesen Gewöhnungseffekt auf Prozesse einer Bahngesellschaft übertragen.
So ein Transformator hat Buchholz-Relais hat natürlich auch einen Überbrückungsschalter. Der dient zu Wartungszwecken, wenn das Öl getauscht wird, oder zum Troubleshooting für den Service bei Fehlern. Oder eben im Ernstfall muß ja auch den Technikern die Möglichkeit gegeben werden diesen - vorher evakuierten - Zug dann mit verminderter Geschwindigkeit von der Strecke zu fahren.
Und hier beginnt dann die gefährliche Sache: Wenn ein Unternehmen auf Verschleiß gefahren wird und Investitionen zurückgefahren werden, kann es zu Fehlern im Betrieb kommen. Beim ersten Mal kann es noch so sein, daß das Personal auf der Strecke den Störungsdienst ruft. Ein Techniker kommt, prüft das Öl und die Gaskonzentration und sagt: "Alles noch gut - Ist innerhalb der Toleranz - Schaut mal: Hier kann man den Fehler zurücksetzen." Hat vielleicht hier noch gestimmt. Kein Problem.
Personal und Passagiere sind genervt von einem stundenlangen Störfall.
Wenn jetzt dieser Störfall aber öfter auftritt "kann" es jetzt auch sein, daß es zu menschlichen Fehlern kommt - also Mitarbeiter, die gegen einen Prozess verstoßen - die einfach genervt sind von der ständig auftretenden Situation: "Vom Techniker habe ich erfahren, genau hier zurücksetzen - dann geht es weiter". Bloß wenn halt genau dann ein Fehler aufgetreten war, der weit außerhalb der Toleriergrenze liegt, dann kann es zur Katastrophe kommen.
Meist wird dann vor Gericht der einzelne Mitarbeiter bestraft. "Wir haben einen Schuldigen gefunden!" - Die wirkliche Gefahr geht aber von einem Unternehmen aus, welches seine Infrastruktur auf Verschleiß fährt und es dadurch zu ständigen Störungen kommt und auch das Zurücksetzen der Störungen toleriert.
Hier muß es dann zu einer wirksamen Risikoanalyse (Risk Assessment) kommen: Wie groß ist das Gefahrenpotential im Vergleich zum wirtschaftlichen Schaden - Wann darf der Schalter zurückgesetzt werden - von wem darf der Schalter zurückgesetzt werden und welche Grenzwerte liegen dem zugrunde.
Ob das jetzt genau bei dem beschriebenen Unfall der Fall gewesen ist muß ein Gericht klären. Das Unternehmen wird dazu natürlich ganz klar schweigen - erst heute in den Nachrichten gekommen daß beim Zugunglück von Garmisch bereits am Tag vorher ein Mitarbeiter gesagt haben soll "Da bei xxx gibt es einen Schlenker auf dem Gleis, also pass auf". Bloß dann kam es zur Katastrophe.
Alles nicht so einfach, die Gratwanderung von Wirtschaftlichkeit und Sicherheit und der Faktor Mensch unter Stress-Situationen aufgrund von Missmanagement.
Zugunglück von Garmisch
welches meinst du? das mit dem „Gläsernen Zug“ 1995?
Unter Zeitdruck werden Mitarbeiter manchmal leichtsinnig und nehmen das Risiko eines schwerwiegenden Schadens inkauf. Dabei sollte die Sicherheit vor der Wirtschaftlichkeit Priorität haben. Der Ausschaltknopf ist nur dazu da, das Relais bei Fehlfunktion auszuschalten und das auch nur, um das Relais schnellstmöglich zu reparieren oder zu ersetzen.
ok... warum gibt es ühaupt einen Knopf dafür? der wird ja nich wie MacGyver mit Kaugummi-Alu-Papier die Überbrückung gebastelt haben... 😋