Wie viele Geschlechter gibt es?

Das Ergebnis basiert auf 56 Abstimmungen

2 (Frauen und Männer) 70%
3 (Frauen, Männer, Intersex) 20%
mehr als 3 11%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich kopiere mal die hervorragende Antwort eines Biologen aus der Community rein:

Biologisch gesehen gibt es nur zwei Geschlechter: männlich und weiblich. Gelegentlich gibt es auch Zwischenformen zwischen beiden Geschlechtern, früher als Zwitter bezeichnet (was allerdings nicht ganz korrekt ist, als Zwitter werden in der Biologie eigentlich Lebewesen bezeichnet, die sowohl männliche als auch weibliche Gameten produzieren), heute verwendet man dafür meist den Begriff "intersexuell". Es gibt aber sehr viele verschiedene Möglichkeiten, welche Ausprägungsform Intersexualität haben kann und welche Ursachen zur Intersexualität führen.
Die Genetik ist allerdings nur schlecht geeignet, um das biologische Geschlecht zu charakterisieren. Die Geschlechtsbestimmung durch das XY-System, so wie wir es kennen, kommt nur bei Säugetieren einschließlich uns Menschen vor. Bei Vögeln wird das Geschlecht aber beispielsweise durch ein ZW-System festgelegt und im Unterschied zu den Säugern, wo die Männchen hemizygot (also ein X- und ein Y-Chromosom besitzen) und die Weibchen homozygot (zwei X-Chromosomen) sind, ist es bei den Vögeln genau umgekehrt - hier sind die Männchen homozygot (ZZ) und die Weibchen hemizygot (ZW). Bei Drosophila, der Taufliege, bestimmt das Verhältnis von X-Chromosomen zu jedem Satz an Autosomen das Geschlecht. Bei vielen anderen Insekten gibt es ein so genanntes X0-System: Weibchen haben zwei X-Chromosomen (XX) und Männchen nur eines (X0).
Und schließlich wird bei manchen Tierarten das Geschlecht gar nicht genetisch festgelegt. Das ist z. B. bei Schildkröten und Krokodilen der Fall. Bei diesen Tieren bestimmt die Temperatur im Bruthügel das Geschlecht. Bei Krokodilen schlüpfen bei Temperaturen unter 30 °C Weibchen, bei über 34 °C schlüpfen Männchen. Bei Schildkröten ist es meist umgekehrt, hier schlüpfen bei niedrigen Temperaturen eher Männchen und bei hohen Temperaturen eher Weibchen.
Wenn man ganz allgemein definieren möchte, was männlich und was weiblich ist, kommt man mit der Genetik also nicht weiter. Es gibt aber einen fundamentalen Unterschied, der konstant bei allen verschiedenen Gruppen von Lebewesen vorhanden ist: die Gestalt der Gameten. Als männlich werden kleine, wenig energiereiche und meist begeißelte (und daher bewegliche) Gameten bezeichnet, die in großer Menge produziert werden. Beim Menschen (und den meisten Tieren) werden sie als Spermien bezeichnet. Weibliche Gameten dagegen sind groß, energiereich, meist unbeweglich und werden in nur begrenzter Anzahl produziert. Sie werden meist als Eier oder Eizellen bezeichnet. Individuen, welche männliche Gameten hervorbringen, werden als Männchen bezeichnet. Folgerichtig sind solche Individuen weiblich, die weibliche Gameten produzieren und Zwitter produzieren sowohl männliche als auch weibliche Gameten.
Außerdem muss man noch einmal zwischen dem genetischen Geschlecht und dem äußeren Geschlecht unterscheiden. Ein Beispiel dafür ist die so genannte komplette Androgenresistenz, auch hairless woman syndrome genannt.
Wie sieht die normale Geschlechtsentwicklung aus? Der Großteil des Geschlechtsapparats geht aus zwei Gängen hervor: dem Wolff-Gang (auch Urnierengang genannt) und dem Müller-Gang. Bei männlichen Embryonen bewirkt Testosteron, das in den Hoden produziert wird, für gewöhnlich, dass der Wolff-Gang sich zum Samenleiter differenziert, aus dem Genitalhöcker wird der Penis mit Hodensack. Gleichzeitig produzieren die Hoden das Anti-Müller-Hormon, welches die weitere Differenzierung des Müller-Ganges behindert und zu einer Verkümmerung desselben führt. Bei weiblichen Individuen wird dagegen der Wolff-Gang fast vollständig zurückgebildet und da das Anti-Müller-Hormon bei ihnen fehlt, entwickelt sich der Müller-Gang bei ihnen zum distalen Teil der Vagina sowie zum Uterus und den Eileitern. Der Genitalhöcker entwickelt sich zur Klitoris sowie den Schamlippen.
Menschen mit kompletter Androgenresistenz sind genetisch männlich (XY). Durch eine Mutation sprechen die Androgen-Rezeptoren (Testosteron-Rezeptoren) jedoch nicht auf Testosteron an. Das heißt, dass sämtliche Schritte, die vom Testosteron unabhängig sind (z. B. die Differenzierung der Gonaden in Hoden) normal ablaufen. Die Hoden produzieren auch Testosteron sowie das Anti-Müller-Hormon, sodass der Müller-Gang rückgebildet und kein Uterus und keine Eileiter ausgebildet werden. Die Schritte, die aber vom Testosteron abhängig sind, unterbleiben vollständig, weil das Hormon zwar vorhanden ist, die Rezeptoren darauf aber nicht reagieren. Daher entwickelt sich das äußere Geschlecht zum weiblichen Phänotyp. Menschen mit kompletter Androgenresistenz kommen daher mit einem äußerlich weiblichen Erscheinungsbild zur Welt, obwohl sie genetisch männlich sind und auch Hoden haben. Die meisten von ihnen wachsen daher als Mädchen auf und fühlen sich auch dem weiblichen Geschlecht zugehörig. Viele von ihnen erscheinen sogar als besonders weiblich (und daher als besonders attraktiv), denn für gewöhnlich wirkt Testosteron in geringen Mengen auch bei Frauen. Da bei Menschen mit kompletter Androgenresistenz aber auch diese geringe Wirkung unterbleibt, bilden sich oft besonders weibliche Attribute aus.
Erkannt wird diese Besonderheit oftmals erst, wenn während der Pubertät die Menstruation ausbleibt und das Wachsum der Körperbehaarung nicht einsetzt, denn deren Wachstum wird durch Testosteron gesteuert.
Was sind diese Menschen nun aber? Männlich, weil sie XY-Chromosomen haben? Weiblich, weil sie eine Vagina haben und auch sonst als weiblich erscheinen? Keines von beidem? Oder beides gleichzeitig? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, daher kommt es in jedem einzelnen Fall darauf an, was die betroffene Person fühlt. Und damit wären wir schon beim so genannten sozialen Geschlecht.
Unabhängig vom biologischen Geschlecht gibt es beim Menschen auch das so genannte soziale Geschlecht. Im deutschen Sprachgebrauch wird leider zwischen dem biologischen und dem sozialen Geschlecht nicht in ausreichendem Maß differenziert. Das ist im englischen Sprachgebrauch ganz anders, dort existieren nämlich für die beiden unterschiedlichen Geschlechter unterschiedliche Begriffe. Das biologische Geschlecht wird im Englischen als sex bezeichnet, das soziale Geschlecht als gender.
Vereinfacht gesagt ist das soziale Geschlecht dasjenige Geschlecht, zu welchem ein Mensch sich zugehörig fühlt. Und das kann ganz unterschiedliche Ausprägungsformen haben. Fühlen sich Personen mit ihrem sozialen Geschlecht auch ihrem biologischen Geschlecht zugehörig, spricht man von cis-gendern. Ein Cis-Mann ist folglich biologisch männlich und fühlt sich auch als Mann. Analog ist eine Cis-Frau biologisch weiblich und fühlt sich auch als Frau. Davon unterschieden werden trans-gender, deren soziales und biologisches Geschlecht nicht übereinstimmen. Trans-Frauen sind in ihrem sozialen Geschlecht weiblich, wurden aber biologisch männlich geboren. Als Trans-Mann werden Menschen bezeichnet, die sich als Mann fühlen, aber biologisch in einem weiblichen Körper stecken.
Es gibt aber noch weitere Ausprägungsformen. Manche Menschen bezeichnen sich als agender, d. h. keinem sozialen Geschlecht zugehörig. Andere wiederum sind genderfluid, fühlen sich also mal mehr männlich, mal mehr weiblich. Dabei sind unterschiedliche Gender keineswegs eine Erscheinung der Neuzeit. Bei vielen Indianerstämmen in Amerika gab bzw. gibt es so genannte Two-Spirits, Angehörige eines dritten sozialen Geschlechts. In vielen Religionen der Indianer galten Two-Spirits sogar als mit besonderen Fähigkeiten gesegnet und hatten daher oft hohe Positionen inne und genossen in der Gesellschaft hohes Ansehen.

https://www.gutefrage.net/frage/es-gibt-doch-nur-2-geschlechter#answer-332362827

2 (Frauen und Männer)

Es gibt gesetzlich 3, biologisch nur 2.

Ich würde mich allerdings nicht wirklich auf Gesetze verlassen. Schließlich haben zum Beispiel die Nürnberger Gesetze gezeigt wie weit Gesetze von der Realität abweichen können.

Zusätzlich muss gesagt werden, Geschlecht wird anhand der Gene definiert wodurch es nur männlich und weiblich als mögliche Geschlechter gibt. Selbst Genstörungen resultieren in einem der zwei Geschlechter.


hipparchos  23.08.2022, 08:42

Inwiefern sind die Nürnberger Gesetze von der Realität abgewichen?

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SeemannsgarnPD  23.08.2022, 08:49
biologisch nur 2

Auch Biologisch sind es mehr als 2

Ich würde mich allerdings nicht wirklich auf Gesetze verlassen.

Dann Verlass dich eben auf Wissenschaft und Medizin welche schon seit längerer Zeit hinter einem System mit mehr als 2 Geschlechter stehen.

Yet the broad scientific consensus now looks different: Sex is a spectrum. If you want to stick with the picture, man and woman are at opposite ends, but there's a lot going on in between.

https://m.dw.com/en/why-sex-and-gender-arent-binary-issues/a-57062033

Das Fachmagazin Nature schreibt,

The research and medical community now sees sex as more complex than male and female, and gender as a spectrum that includes transgender people and those who identify as neither male nor female.

https://www.nature.com/articles/d41586-018-07238-8

Die National Library of Medicine meint,

Consequently, the binary division in male and female sex has been called into question and a more fluid understanding of sex has been proposed.
Some of the major textbooks teach anatomy, particularly of the urogenital system, as a male-female binary.
Anatomical sciences curricula need to adopt a more current approach to sex including the introduction of the category of "intersex"/"differences in sexual development" and present sex as a continuum rather than two sharply divided sets of characteristics

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32735387

Zuletzt noch ein Zitat aus dem American Journal of Public Health

Furthermore, despite the binary that is suggested by human reproduction, both sex and gender are fluid. Variations in chromosomes, hormone levels, and reproductive organs result in more than 2 sexes, reflecting complex processes of sex development across multiple levels, and suggesting that sex itself is culturally constructed.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3786754

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ich sehe für mich keinen Sinn darin mich in die Lebensführung anderer Menschen einzumischen (die sich nicht als Mann, Frau oder intersexuell sehen), daher beschäftige ich mich mit dieser Frage nicht und habe keine Meinung dazu.

2 (Frauen und Männer)

Es gibt Männer und Frauen und solche Menschen, bei denen es nicht eindeutig ist, zu welchem Geschlecht sie gehören. Das bedeutet aber nicht, dass diese Menschen in eine eigene Kategorie gehören. Das bedeutet nur, dass es nicht eindeutig ist.


Waschlappen03 
Fragesteller
 23.08.2022, 08:21

Die Leute unterscheiden dann immer zwischen ,,Geschlecht und Geschlechtsidentität". Meiner Meinung ist es an sich egal, als was sich jemand definiert, jedoch muss man klar sagen, dass das Biologische das Gefühl überwiegt.

2
Fuchssprung  23.08.2022, 08:24
@Waschlappen03

Richtig! Es ist mir vollkommen egal, als was jemand gesehen werden will. Der soll es sagen und gut ist es! Aber es ändert nichts daran, dass es nur zwei Geschlechter gibt.

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Marty360  23.08.2022, 08:28
@Waschlappen03

Man kann sich nicht einfach als etwas definieren da es bereits eine Definition gibt. Schließlich kann man einen Baum auch nicht als Kerze definieren nur weil man sich gerade danach fühlt.

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FelixSH  23.08.2022, 08:50

Wenn es nur zwei Kategorien gibt, und Leute da nicht reinpassen, gibts offensichtlich ne Dritte.

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Senbu  23.08.2022, 09:34
@FelixSH

Die wie begründet wird außer mit glaube, weil man der Meinung ist es würde nicht reinpassen?

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FelixSH  23.08.2022, 09:42
@Senbu

Die wird damit begründet, dass Menschen in die anderen zwei nicht reinpassen. Dadurch gibts halt ne dritte.

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Senbu  23.08.2022, 09:48
@FelixSH

Wieso sollen die angeblich nicht reinpassen? Was genau unterscheidet diese und welche Rolle übernehmen diese dann ?

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FelixSH  23.08.2022, 10:00
@Senbu

Es gibt nichts wo die reimpassen müssen, sie müssen keine Rolle übernehmen. Sie sind halt da, Ende.

Kann eh sein, dass es eine Störung ist, weiß ich nicht. Auch auch dann ist eine dritte Kategorie existent, einfach weil diese Leute nicht in die zwei bisherigen Kategorien reinpassen. Genauso kann es sein dass sie einen Nutzen haben, den wir noch nicht kennen.

Es geht einfach darum Leuten nicht zu unterstellen dass sie etwas seien, das sie nicht sind. Werd nie verstehen wieso sich Leute deswegen so anstellen. Unsere Kategorisierung war halt fehlerhaft. Das korrekte ist, sie der Realität anzupassen. So funktioniert das halt, wenn man etwas in Gruppen einteilt.

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Senbu  23.08.2022, 10:35
@FelixSH

"Sie sind halt da, Ende."

Dann haben die doch sicherlich Eigenschaften anhand man das neue Geschlecht definieren kann und etwas was quasi für Vermehrung da ist muss auch eine Rolle darin spielen.

"Auch auch dann ist eine dritte Kategorie existent, einfach weil diese Leute nicht in die zwei bisherigen Kategorien reinpassen. "

Wenn man nachforscht was die Störung bewirkt und somit den Normalzustand benennen kann, dann kann man sie auch einordnen. Die Störung macht die Zuordnung nur schwerer, bildet aber keine Grundlage für ein Geschlecht und das Geschlecht ist nichts was man nach dem ausschlussverfahren definiert.

"Unsere Kategorisierung war halt fehlerhaft. Das korrekte ist, sie der Realität anzupassen. "

Genau deswegen sollte man die Störungen weiter erforschen um die Personen in eines der beiden Geschlechter richtig einzuordnen. Immer wieder neue unbegründete Geschlechter zu erfinden ist eher Aufgabe von Geisteswissenschaften und nicht von Naturwissenschaften.

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SeemannsgarnPD  23.08.2022, 09:11
dass diese Menschen in eine eigene Kategorie gehören

Doch das heißt es und Wissenschaft wie Medizin stützen dies.

Yet the broad scientific consensus now looks different: Sex is a spectrum. If you want to stick with the picture, man and woman are at opposite ends, but there's a lot going on in between.

https://m.dw.com/en/why-sex-and-gender-arent-binary-issues/a-57062033

Das Fachmagazin Nature schreibt,

The research and medical community now sees sex as more complex than male and female, and gender as a spectrum that includes transgender people and those who identify as neither male nor female.

https://www.nature.com/articles/d41586-018-07238-8

Die National Library of Medicine meint

Consequently, the binary division in male and female sex has been called into question and a more fluid understanding of sex has been proposed.
Some of the major textbooks teach anatomy, particularly of the urogenital system, as a male-female binary.
Anatomical sciences curricula need to adopt a more current approach to sex including the introduction of the category of "intersex"/"differences in sexual development" and present sex as a continuum rather than two sharply divided sets of characteristics

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32735387

Zuletzt noch ein Zitat aus dem American Journal of Public Health

Furthermore, despite the binary that is suggested by human reproduction, both sex and gender are fluid. Variations in chromosomes, hormone levels, and reproductive organs result in more than 2 sexes, reflecting complex processes of sex development across multiple levels, and suggesting that sex itself is culturally constructed.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3786754

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Auf jeden Fall mehr als 2. Dabei ist egal, ob wir nun von Sex, Gender, Genus oder Adel sprechen. Gerade bei Sex und Gender geht es auch viel eher um ein multidimensionales Spektrum als um klar begrenzte Kategorien.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mitglied des Cologne Center for Gender Studies

Weisskuchen  24.08.2022, 21:28
Gerade bei Sex und Gender geht es auch viel eher um ein multidimensionales Spektrum als um klar begrenzte Kategorien.

Das klingt etwas esoterisch.

Ich meine, in über 99% der Fälle lässt sich Sex und Gender binär zuordnen.

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