Wie konnte man Autos ohne Servolenkung fahren?

16 Antworten

Je schneller man fährt, desto kleiner sind die Lenkbewegungen auf den Rädern die man zum fahren braucht. Daher kann man das Lenkgetriebe viel stärker untersetzen.

2 bis 2½ Umdrehungen am Lenkrad bis Volleinschlag gelten als "Direkte Lenkung" und ist bei Fahrzeugen mit Servolenkung als Standard. Das ist das, was man seit über 20 Jahren gewöhnt ist.

Bei den sehr alten Fahrzeugen hatte das Lenkrad einfach einen viel größeren Durchmesser. Dadurch hat man dann mehr Hebelkraft. Dazu dann ein "stärkeres" Lenkgetriebe wo man mehr als 3 Umdrehungen bis Vollanschlag machen muss. Gleichzeitig konnte man die Räder nicht so weit einschlagen. Letzteres war damals kein Problem da die Autos kleiner waren. Je kleiner der Radstand, desto größer die Wirkung der Lenkung. Außerdem gab es kein so großes Parkproblem wie heute, man musste sich nicht in enge Parklücken rein zwängen. Das führt dann dazu, dass die Kraft die ein Fahrer auf das Lenkrad ausübt viel besser zum lenken verwendet wird, der Fahrer also nicht so stark sein musste.

Ich fahre einen über 30 Jahre alten Passat 35i. Derzeit habe ich meinen 5. davon. Zwei hatten keine Servolenkung. Obwohl der für damals ein sehr großes Auto war, also langen Radstand hat, braucht der nicht wirklich die Servolenkung. Die Version ohne Servolenkung hatte einfach ein größeres Lenkrad und ein leicht anderes Lenkgetriebe. Die Airbagversion gab es nur mit Servolenkung wegen dem Lenkrad, Airbag gab es nur für das kleine Lenkrad. Dank dem "negativen Lenkrollradius", also der Winkel wie das Lenkgetriebe Kräfte auf die Räder ausübt, kann man die Lenkung recht leicht bedienen solange die Räder vorwärts rollen. Ab ca. 30km/h merkt man beim Passat 35i die fehlende Servolenkung beim fahren nur daran, dass das Lenkrad größer ist. Das Fahrverhalten ist in etwa identisch.

Anders sieht es aber beim stehen aus, da muss man schon mit beiden Händen zupacken oder sehr stark sein um da was zu bewirken. Beim Einparken musste man also langsam rollen während man am Lenkrad drehte. Wenn man das also konnte, konnte man das Lenkrad ohne es mit den Fingern zu umfassen mit der Handfläche recht schnell herumkurbeln beim Einparken.

Rückwärts war da aber richtig schlimm. Mit voll eingeschlagenen Rädern drehte sich das Lenkrad mit großer Gewalt in die Mitte wenn man zu schnell wurde. Das konnte man dann mit einer Hand nicht mehr festhalten. Beim Parken aber kein Problem da man ja nur sehr langsam rollte. Auch konnte man das nutzen, dass sich das Lenkrad schnell selber in die Mitte stellt wenn man anfängt rückwärts zu rollen. Das ersparte dann die halbe Kurbelarbeit.

Der Passat war aber leider nur eines von wenigen Fahrzeugen das die Servolenkung nur zum bequemen rückwärts einparken brauchte. Die meisten Fahrzeuge waren dann deutlich schwieriger, aber wenn man damit umgehen konnte, also immer rollte beim Lenken und den Einparkvorgang geschickt anstellte, ging das fast so leicht wie mit Servolenkung.

Tatsächlich sollte man auch bei Servolenkung immer rollen wenn man am Lenkrad dreht. Die Kräfte auf die Traggelenke ist immens wenn das Rad nicht rollt und sich die Servolenkung mit brachialer Gewalt dagegen stemmt. Das verstellt die Spur und schadet den Gelenken. Ich parke daher immer ein als hätte ich keine Servolenkung.

Auf der Autobahn oder einer Landstraße ohne Haarnadelkurven dagegen hat das nie einen Unterschied gemacht ob man Servo hatte oder nicht!

Einzig bei Schlaglöchern oder "Offroad" hat man einen erheblichen Nachteil. Das Lenkrad kann "mit Gewalt" herum schlagen. Die Servolenkung fängt dann den größten Teil der Kraft - wenn nicht die komplette Kraft - ab. Ohne Servolenkung sollte man dann wie man das bei Rennfahrern sieht (besonders bei Stockcarrennen) niemals die Daumen in der Innenseite des Lenkrades halten. Denn Finger glitschen irgendwie heraus und können sich weit biegen, Daumen brechen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Mit etwas mehr Kraftaufwand und klügerem fahren.

Es gab auch Autos ohne ABS, Klimaanlage, Zentralverriegelung und den ganzen Komfort.

Commodore64  21.03.2024, 10:13

Wobei sich der Kraftaufwand auch in Grenzen hält wenn das Fahrzeug ordentlich konstruiert ist.

ABS hatte ich nur bei einem meiner 5 Passat 35i. Und ich habe das gehasst. Das verlängert in einigen Situationen sogar den Bremsweg (alte Generation ABS). Zum Glück spricht das aber erst an wenn man das Bremspedal deutlich über den Blockierpinkt tritt. Man konnte also auch Vollbremsen ohne ABS durch dosieren. Auf Schnee kann ABS nämlich auch große Nachteile haben.

Und ich mochte meine Autos mit Dezentralverriegelung. Da ich lange Arme hatte, konnte ich alles auch so vom Fahrersitz aus schnell auf und zu schließen.

Klima hatte ich nie. Natürlich sind da immer zwei, drei Wochen im Jahr wo man sich eine wünscht, aber beim Arbeiten am Motor ist die ständig im Weg und man kann die nicht einfach so ausbauen weil man die leeren und dann neu befüllen muss.

Auch kein Airbag, Sitzheizung und elektrische Sitze haben einen Vorteil. Muss ich was sperriges laden, einfach die Anschlagsschraube des Beifahrersitzes raus drehen, den Sitz ganz nach vorne schieben und raus nehmen. Keine Kabel dran.

Und da ich über 2m groß bin passe ich in die meisten modernen Autos als Fahrer nicht rein. Genauer ich kann die Pedale nicht gut bedienen, das Auto also gar nicht oder zumindest nicht sicher fahren. Beim 35i sind keine E-Motoren im Weg, der Sitz geht ganz runter und schwenkt dabei noch nach hinten was eine angenehme Position für die Beine schafft.

Bremskraftverstärker ist aber ein Muss bei Fahrzeugen die schneller als 80 fahren können. Auch wenn man sehr kräftig ist kann man die Bremse bei hohen Geschwindigkeiten ohne Bremskraftverstärker nicht richtig dosieren oder schnell sehr stark bremsen.

Und EInkaufstütenhalter - was soll das? Zurrpunkte auf der Ladefläche sind gut, haben moderne Autos aber nicht mehr!

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Das ist ganz einfach eine Sache der Gewohnheit. Früher war das noch normal. Da stellte sich diese Frage daher auch gar nicht ..

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du wirst staunen: Es gab außerdem Autos ohne Bremskraftverstärker, Berganfahrhilfe und Parksensoren. Und das Navi saß auf dem Beifahrersitz.

Man konnte damals noch richtig Autofahren und hatte Orientierungssinn.

Von Experte RareDevil bestätigt

Während der Fahrt war kein Unterschied. Man musste das Lenkrad etwas weiter drehen in den Kurven weil die Übersetzung anders war, was aber die benötigte Kraft zum lenken reduziert hat.

Im Stand war es etwas anstrengender, hat man dabei das Auto aber leicht rollen lassen ging es auch. Was übrigens auch schonender für die Reifen ist wenn man sie nicht im Stand über den Asphalt dreht.

Etwas unangenehm war es nur wenn man in einer engen Parklücke rangieren muss und das Auto zuvor ein paar Stunden in der Sonne gestanden hat. Da die Autos damals äußerlich noch kleiner waren wie heute ging es auf dem Parkplatz meist nicht so eng zu.