Wie können Gläubige unglücklich sein?

23 Antworten

hallo grünesMathe,

ein lustiger Name. Also: Christen sind genauso Menschen wie alle anderen auch und auch in ihrem Leben geht nicht alles so glatt und harmonisch ab wie das nach außen gern proklamiert wird. Bitte denke mal an Hiob. Denkst du, der oder seine Frau waren gleichgültig oder gar frohsinnig, dass ihre 10 Kinder bei einem Sturm zu Tode kamen? Von Hanna lesen wir, wie unglücklich sie darüber war, keine Kinder bekommen zu können, auch von Isaaks Frau Rahel können wir dies lesen. Bei den genannten Personen hat Gott eingegriffen, deshalb sind sie auch in der Bibel erwähnt, aber das wussten sie vorher nicht und wir können auch keine Wunder erwarten. Bitte stelle dir vor, du wärst unter den ersten Christen. Da ist ein junger Pharisäer römischer Abstammung, Saulus von Tarschisch. Er verfolgt die Christen und sie kommen reihenweise ins Gefängnis, heute nicht gut und damals noch weniger! Wie würdest du dich fühlen, wenn du gläubig wärst und deine Mutter deshalb ins Gefängnis müsste? Damals war das Gefängnis fast gleichbedeutend mit der Todesstrafe und die wurde für Christen auch verhängt. Und dann erfuhren diese Christen, dass besagter Saulus, der bei der Steinigung des Stephanus zugegen war, ebenfalls Christ geworden ist. Hättest du nicht auch Bedenken und Angst gehabt? Wir lesen das und wissen, na klar, der wurde zum Paulus. Aber als Zeitgenossen dieses Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung hätte ich ihn mir ganz weit vom Hals gehalten - das sage ich als Christ. All das ist sehr menschlich und weißt du was: unser Herr Jesus kann das alles nachvollziehen. Als er selbst im Garten Gethsemane verhaftet wurde sind alle Jünger geflohen. Später hat Petrus überzeugend geleugnet, ihn überhaupt gekannt zu haben. Jesus war ihm nicht böse, er kannte die Liebe der Jünger und so nahm er nach seiner Auferstehung auch wieder Kontakt zu ihnen auf, er tröstete sie, verhieß ihnen das ewige Leben und gab ihnen die Aufgabe, dieses Heil überall bekannt zu machen. So viel Vertrauen setzte Jesus in seine Jünger, so sehr konnte er die menschliche Schwäche verzeihen.

In seinen Reden kam Jesus auch auf die menschlichen Sorgen zu sprechen, und zwar sowohl von dem Zuwenig haben bis zu dem Zuviel haben und ermahnte uns, dass wir uns von den Sorgen damit nicht unterkriegen lassen sollen. Das hat nichts mit Leichtsinn zu tun, wir sollen für uns sorgen und auch vorsorgen, aber wir sollten uns nicht vor lauter Angst vor der Zukunft aus dem Gleichgewicht bringen lassen.

Wenn man eine Zeit hat, wo das Leben keinen Sinn mehr frei gibt, dann könnte man sich schon fragen, was das für ein Geschenk sein soll, was Gott einem gegeben hat. Wenn ich etwas verschenke, dann achte ich darauf, dass es dem Beschenkten Freude bereitet und bemühe mich, es schonend zu behandeln, damit es heil ankommt und ich verpacke es edel oder lustig, so dass schon die Verpackung Freude bereitet. Aber manche Menschen haben keine liebe Familie, in die sie geboren werden oder keine Aussicht, jeden Tag eine Mahlzeit zu erhalten, bekommen vielleicht eine Behinderung und so weiter. Da kann man Zweifel an dem "Geschenk" gut verstehen, oder? Ganz schlimm ist es, wenn behauptet wird, solche Dinge würden von Gott aus geschehen, denn niemals ist so etwas Gottes Wille! Und Fakt ist: Es gibt nichts, das von Gott durch Jesus nicht wieder in Ordnung gebracht werden kann!

Aber auch wenn wir das wissen, sind wir doch nicht fröhlich, wenn uns solche Sachen widerfahren. Wir können uns freuen, wenn wir eine schwierige Situation gemeistert haben, ja, aber in der Situation sind alle Menschen emotional gleich. Der Vorteil eines Christen ist, dass er nie allein ist, er kann immer fragen: "Herr, warum das jetzt?" Geteiltes Leid ist halbes Leid und so auch hier. Ein Christ hat immer einen Ansprechpartner. Das ist auch der Grund, wieso eine furchtbare Leidensmine völlig fehl am Platz ist und eher Ausdruck von Unglaube, genauso übrigens wie aufgesetzte, völlig unechte Heiterkeit. Beides ein Fall für den Doc. Und echte Depressionen, also Traurigkeit ohne einen offenkundigen Anlass, ereilt Christen genauso wie alle anderen Menschen, da gibt es keine unsichtbare Wand dazwischen. Das wiederum hat nichts mit Unglaube zu tun, Krankheiten sind keine Strafe Gottes, auch wenn das manche Christen so sehen oder gesagt bekommen.

Fazit: Christen sind Menschen wie du und ich. Übrigens: du regst sicher eine Diskussion an damit, aber ich finde das toll.

Liebe Grüße

Auch Gläubige sind "nur" Menschen, die Wünsche an des Leben haben, und Vorstellungen, wie ihr Leben aussehen soll, oder was sie im Leben erreichen wollen. Wenn es dann nicht so klappt, oder wenn etwas dazwischen kommt, dann sind sie auch unglücklich.

Gott hat uns viele Verheißungen (=Zusagen) gegeben. Glück, Gesundheit, langes Leben hier auf Erden sind leider nicht dabei.

Der Blick des Gläubigen auf die Ewigkeit und den liebenden Gott lässt ihn so manches im Leben besser ertragen, aber das heißt nicht, dass Gläubige allein dadurch immer glücklich sind.

Manch einem reicht es vielleicht nicht, dass Gott ihn liebt, sondern er wünscht sich auch menschliche Zuneigung. Oder eine Playstation, je nachdem.

Weil die Welt so ungerecht scheint, wo doch die Bergpredigt die Lösung zeigt, wird sie Ignoriert.Das macht unglücklich ! Obwohl trotz unglücklich sein, doch auch Hoffnung da ist, so wiegt es sich auf ! Viele vergessen,das man Gott nicht am Menschen vorbei lieben knn,obwohlsi es tun !

Du bringst da etwas durcheinander. - Dass Menschen über persönliche Misserfolge, Pech, Leid und Krankheiten "unglücklich" sein können, hat nichts mit ihrem Gottesglauben zu tun. - Das sind "zwei Paar Stiefel". "Unglücklich sein" ist genau so wie "glücklich sein" eine menschliche Grundeigenschaft, unabhängig vom relgiösen Glauben und der Jenseitserwartung.

Wenn du das selbst noch nicht erfahren musstest, kannst du dich freuen. - Irgendwann wirst aber auch du die Erfahrung machen, dass Glauben kein Gutschein auf permanentes Glück ist, dass er aber sehr wohl im Unglück trösten kann.

Enki40  13.05.2013, 15:01

Sehr schöne Antwort, womit eigentlich alles gesagt ist.

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