Wie ist eure Meinung zum Hitler Attentäter Georg Elser Held oder Mörder?

Das Ergebnis basiert auf 41 Abstimmungen

Er war ein Held 78%
Er war ein Mörder 22%

17 Antworten

Das Problem deiner Abstimmung ist, dass Du zwei Begriffe gegenüberstellst, die so nicht abgegernzt werden können.

"Mörder" ist ein juristischer Begriff und "Held" eine Wertung bzw. ein kultureller Begriff.

Georg Elsner hat einen Mehrfach-Mord begangen, da gibt es nichts zu diskutieren, denn die Kriterien eines Mordes (siehe Wikipedia) sind alle erfüllt (sogar Heimtücke) - und somit ist er ein Mörder. Nicht umsonst gibt es den Begriff TyrannenMORD und es heißt nicht Tyrannenentlebung.

Dass die Tat durchaus gerechtfertigt sein kann (und dies obwohl er LEIDER sein Ziel nicht erreicht hat) und dass man ihn als helden betrachten kann ist völlig unabhängig davon.

Das Thema TyranneMORD ist ein sehr stark strapazieretes und oft diskustieres in Philosophie, Soziologie, Religion auch Juristerei. Aber an der Tatsache MORD wird nie gezweifelt.

Er war ein Held

Ein britischer Historiker hat ihn mal als den "wahren Anti-Hitler" bezeicnet, weil er mit seiner persönlichen Biographie eigentlich alle Tugenden des klassischen Anrufeobjekts der Nazis erfüllte: Ein sehr bescheidener, arbeitsamer, von einem hohen Arbeitsethos getriebener, fleißiger, stets pünktlicher, regelmäßig in die Kirche gehender akkurat und qualitativ hochwertig arbeitender urdeutscher Handwerker - so beschreiben ihn seine Biographen.

Allerdings wählte er nicht die Nazis, sondern die KPD und spielte seinem Hobby entsprechend Schalmei in einer Kapelle des Rotfrontkämpferbundes.

Das er weitgehend unbekannt geblieben ist gegenüber z.B. Stauffenberg liegt wohl daran, weil er die personifizierte Widerlegung jener billigen rhetorischen Frage-Ausrede für Gleichgültigkeit, Tatenlosigkeit und Mitläufertum ist, mit der sich die NS-Generationen selber entlasteten: "Was hätten wir denn tun sollen?"

Elser hat sich auch diese Frage gestellt. Und sie für sich beantwortet. Und dann hat er sich vollkommen alleine auf sich gestellt mit eben all jenen Primär- und Sekundärtugenden ausgestattet, die eben das Idealbild eines "echten deutschen Handwerkers" auszeichnen, daran gemacht, akkurat, geflissentlich und mit vorbildlichem Arbeitsethos über mehrere Jahre hinweg konsequent die selbst gegebene Antwort auf die Frage umzusetzen: Hitler mittels einer Bombe in die ewigen Jagdgründe zu befördern.

In der Nachkriegszeit wurde er in seiner fundamentalen Bedeutung dshalb weitgehend ignoriert, weil er mit seinem persönlichen Beispiel eine zu ungeheuerliche Widerlegung jener rhetorischen Frage darstellte.

Für mich ist er daher nicht einfach nur ein Held, sondern DAS Vorbild schlechthin! Geworfen in eine Zeit, in der jeder sich entscheiden musste, hat er aus dem Möglichkeitsraum der Entscheidungeneine der richtigen getroffen.

Nur ein paar mehr von seiner Sorte, nur eine Handvoll und die elende Geschichte des deutschen Rechtsextremismus hätte noch eine fundamentale Wende nehmen können.

Natürlich ist das ein Held!

Keines von beidem.

Ein Held durchwimmt Ozeane, springt von Wolkenkratzern und besiegt Drachen im heldenhaften Kampf, erwürgt deinen T-Rex mit bloßen Händen zur Errettung von egal was und wem...... so in der Richtung...... wenigstens begibt er sich im Moment der Ausführung unmittelbar selbst in Gefahr. Zum Heldentum gehört auch ein heldenhaftes, tollkünes, waghalsiges Vorgehen, mitleidlos gegen sich selbst. Ein Held kann bei der Ausübung seiner Heldentat auch bei draufgehen, weiß nicht, ob er überleben wird - nicht hinterher erst.

Eine Bombe zu platzieren ist keine Heldentat.

Eigentlich ist es zudem ziemlich niederträchtig, aber in diesem Fall - so hat es die Geschichte entschieden, da glücklicher Weise dieses Regime verloren hat - lag er richtig und ist deshalb einfach ein guter Mensch trotz solch einer Tat, aufrecht und lauter.

Das ist jetzt nicht schmälernd, zumal es solch aufrichtige und lautere anscheinend nicht viel gab in diesen Tagen.

Es gab aber Heldn, die dummerweise allesamt keinen Erfolg hatten. Ein Gewisser Gersdorf sollte Hitler durch eine Beutewaffenausstellung führen und hat dabei Sprengstoff am Leib mit Zeitzünder getragen, um sich mit dem zusammen in die Luft zu jagen. Dummerweise hatte der nach 10 Minuten die Nase voll und ging.

Er war ein Held

Zumindest ein tragischer Held. In einer Zeit, in dem die Mehrheitsgesellschaft nichts getan hat, außer mitzumachen und die Klappe zu halten, eine echte Ausnahme.

Er war ein Held

Ich halte es da mit der Aussage von Böhmermann:

"Georg Elser wollte Hitler umbringen, damit er keinen Erfolg hat."

"Stauffenberg wollte Hitler umbringen, weil er keinen Erfolg hatte."

lesterb42  16.12.2019, 13:55

Böhmermann ist ein vollkommen überbewerteter Kasper, der nicht einmal witzig ist.

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bluebird5  16.12.2019, 14:03
@lesterb42

Ich denke nicht, dass Böhmermann die zitierte Aussage irgendwie witzig gemeint hat.

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lesterb42  16.12.2019, 14:07
@bluebird5

Hat er denn überhaupt irgendetwas irgendwie gemeint? Das ist für mich alles wirres Zeug mit dem difusen Ziel haupsache irgendwie Aufmerksamkeit zu erheischen.

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bluebird5  16.12.2019, 14:16
@lesterb42

Ich denke, 1939 beim Elser-Attentat war noch nicht ganz so sehr absehbar, dass Hitler so fatal durchdreht, 1944 bei Stauffenberg sah das schon anders aus. Ich finde es aber komisch, die Hitler-Attentäter irgendwie in eine "Bestenliste" zu sortieren, wichtig waren sie alle. Von daher:

hauptsache irgendwie Aufmerksamkeit zu erheischen.

Da bin ich deiner Meinung.

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