Wie funktioniert die Grammatik der Gebärdensprache?

2 Antworten

Hallo,

die DGS ist eine eigene Sprache mit eigener Grammatik und Syntax. Es gibt eine feste Reihenfolge: Zeitangabe, Subjekt, Objekt, Prädikat, Fragewort.

So etwas wie Kasusendungen gibt es nicht, auch keine Personenendungen:

Ich geh, du geh, er geh usw. statt ich gehe, du gehst, er geht usw.

Allerdings gibt es Unterschiede zwischen Singular und Plural.

Wichtig ist die Raumvorstellung: Was befindet sich wo? Wer steht wo?

Es gibt Stellvertretergebärden, etwa, wenn ein Auto ein Fahrrad überholt.

Das Fahrrad wird zunächst gebärdet, dann durch die flache, senkrechte Hand ersetzt. Das Auto wird auch zunächst gebärdet, dann durch die flache waagerechte andere Hand ersetzt.

Anschließend 'überholt' die waagerechte Hand die senkrechte.

Die Mimik spielt ebenfalls eine große Rolle und ersetzt die Sprachmelodie.

An Zeiten gibt es in der Regel die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das Passiv wird so gut wie immer umschrieben.

Die Grammatik der deutschen Gebärdensprache von Papaspyrou u. a. ist leider ausverkauft, aber vielleicht noch antiquarisch erhältlich. Sie ist 2008 im Signum Verlag erschienen.

Herzliche Grüße,

Willy

Die Gebärdensprache ist eine Vollwertige eingenständige Sprache, was allerdings erst recht spät durch Stokoe entdeckt wurde. Im Gegensatz zu gesprochenen Sprachen, die meist Information auf nur einem Kanal nutzt, nutzt Gebärdensprache mehrere Kanäle gleichzeitig, sozusagen wie der Unterschied von serieller und paralleler Komommunikation. Mundbilder werden nicht flektiert. Mundgestik sehr wohl.

Für die Gestaltung in die Landessprache gibt es einen Begriff, ohne den aber ...

Die Grammatik ist vielleicht nicht anders, aber sie setzt ein erweitertes Verständnis von Grammatik und deren Umsetzung voraus.

Sieh dir z.B. Deixis und Anaphorismen von Karin Mehling an (im Internet mit wenigen klicks in Volleversion zu finden.

Dann verstehst du, was ich meine. Für mehr hilft nur eine gute Grammatik.

Die Ähnlichkeit von Gebärdensprachen ist ein anders ist ein anderes Thema. Dies hat meist historische Ausbreitungsgründe. Aber auch landesspezifische Gründe. ASL macht z.B. öfter code switching in die Schriftsprache als DGS. Diachrone und sprachvergleichende Aspekte kannst du nicht mit einer Grammatik abdecken.

Aber es gibt auch einheitliche Aspekte. Die Zukunft ist immer vorne auf der Zeitlinie, die Vergangenheit hinten.

Die meisten Gemeinsamkeiten, welche nicht notwendigerweise zum Gegenseitigen Verständnis führen, sind die begrenzten Ausdrucksmöglichkeiten des meschlichen Körpers, genauso wie in der Phonetik bei Lautsprachen.

Ich würde dir aber empfehlen, lerne DGS, das macht nicht nur Spaß du betrittst eine neue, erweiternde Welt.