Wie definiert ihr den Begriff "Gutmensch"?
Ich meine das gar nicht beleidigend. Habe einen guten Freund, der sich selber als "Gutmensch" bezeichnet. Als ich ihn fragte, wie er das definiert, war er sich selber nicht ganz sicher.
Jetzt wollt ich mal in die Runde fragen, was für euch ein typischer Gutmensch ist :)
22 Antworten
Der Begriff Gutmensch wird häufig benutzt um bestimmte Menschen die sich für andere engagieren herabzuwürdigen. Jemand der versucht Gutes zu tun, wird dann als "Gutmensch" betitelt wodurch gemeint ist dass er naiverweise denkt ein guter Mensch zu sein der Gutes tut, in Wirklichkeit aber eher Schaden anrichtet.
ich finde man sollte den Begriff zurückerobern, kann ja wohl nicht sein dass heutezutage "Gute Mensch" eine Beleidigung ist..
Gutmenschen sind für mich eher pseudo gute Menschen. Lass es mich so ausdrücken ->
Sie haben die "richtige Gesinnung", stellen Forderungen deren Folgen andere tragen müssen (gesellschaftliche Verantwortung), teilen die Welt in Gut und Böse ein, fühlen sich moralisch überlegen, neigen zu symbolischen Taten mit großer Medienwirkung und wollen bestimmen, wie sich andere zu verhalten haben.
Mattäus 23,4. Was Jesus sagte, hat mich sofort an besagte Gutmenschen erinnert:
Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür rühren. Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden.
Was macht gute Menschen aus?
Sie brauchen keine Ideologie um zu helfen, sehen sich selbst in der Pflicht und übernehmen Verantwortung, sie differenzieren und sind bescheiden, sie helfen nachhaltig und wollen mit ihrem Handeln Vorbild für andere sein.
Das Beispiel mit dem Obdachlosen ist auch passend. Wer einem Obdachlosen etwa zu essen besorgt, mit ihm redet, oder ihm eine Bleibe anbietet, ist ein guter Mensch. Ein Gutmensch wäre jemand, der solche Menschen nicht eines Blickes würdigt, aber dann vor laufenden Kameras fordert, der Staat solle mehr für die Obdachlosen tun.
Klar, man könnte solche Menschen auch einfach Heuchler nennen, aber der Begriff Gutmensch untermalt dieses Pseudo-Gutsein mit einer gewissen Ironie.
Dann wird der Begriff aber von sehr häufig falsch verwendet, wenn z.B. die Leute die den Flüchtlingen geholfen haben, pauschal als Gutmenschen bezeichnet werden. Und was du beschreibst, dafür gibt es ja schon ein Wort: Heuchler
z.B. die Leute die den Flüchtlingen geholfen haben, pauschal als Gutmenschen bezeichnet werden
Dann ist die begriffliche Verwendung tatsächlich falsch. Bisher habe ich sie noch nicht in diesem Kontext gehört (was nicht heißen soll, dass es so etwas nicht gegeben hat).
Und was du beschreibst, dafür gibt es ja schon ein Wort: Heuchler
Ich nehme an, es ist dem Umstand verschuldet, dass ein Wort genug Punch bekommen muss. Vielleicht als Reaktion darauf, dass das Wort Nazi, Menschenfeind usw. inflationär gebraucht wurde. Ist jedoch nur eine Vermutung meinerseits.
"Gutmensch" ist genauso wie "Nazi" ein Stammtischwort, dass meist (genau wie Nazi) von recht unterdurchschnittlich gebildeten Menschen benutzt wird, wenn eine "politische" Debatte ihrer Meinung nach zu Ende geht - sprich, wenn der Person die Argumente ausgehen. Es hat keinen sprachlichen Wert und bereichert auch keine Auseinandersetzung.
Der Begriff "Gutmensch" wurde hier schon des Öfteren diskutiert, z.B. auch hier:
https://www.gutefrage.net/frage/woher-kommt-der-fade-beigeschmack-des-wortes-gutmensch
Benutzt wird er von Leuten aus der rechten Ecke zur "Diffamierung" von Leuten, die für andere Menschen etwas übrig haben und auch gerne helfen. Der Begriff soll diese Leute als naiv und nicht besonders helle hinstellen.
Das wusstest du aber schon, bevor du diese Frage gestellt hast.
Da ich bereits unentgeltlich Deutschstunden in einem Asylbewerberheim gegeben habe, bin ich für viele sicher auch so ein "Gutmensch". Dabei fühle ich mich eigentlich nur als ein halbwegs guter Mensch, dem eben nicht alles egal ist, der aber durchaus auch kritisch über den Tellerrand hinausschauen kann.
Ein immer positiv denkender Mensch in allen Lebenslagen wäre meiner Meinung nach ein Gutmensch. Er kämpft gegen alles Böse, bis es so gut ist , wie er es sich vorstellt. Überzeugt von dieser Einstellung ist er ein Missionar für das Gute.
Ich sehe diesen Begriff nicht negativ, denn es gibt durchaus liebenswerte Gutmenschen.
das hängt davon ab, wer und was das für einer ist, der seine Mitmenschen als "Gutmenschen" diffamiert.
Otto Schily hatte das zB oft gemacht, gegen seine Kritiker, und lang vor ihm Joseph Goebbels, glaub ich.
Der Sinn ist, Leuten wahre Güte, Gutheit abzusprechen, vor allem wenn sie einen moralisch kritisieren. Also sie seien nur Schein-Gute, Scheinheilige, Pharisäer und ihre Vorwürfe seien gar nicht wirklich moralisch, sondern bloss boshaft und weltfremd.
Ich habe eine völlig andere Auslegung dieses Begriffes kennengelernt. Es ist schon ziemlich krass wie sich Sprache verändert :-)