wer ist "sein Nächster"?

9 Antworten

Ja, aber wie man im barmherzigen Sameriter nachlesen kann, fasst Jesus den Begriff des Nächsten viel weiter. Es geht auch um Menschen, die wir nicht so mögen, um Personen aus einem anderen Kulturkreis oder Leute, die nicht die gleiche Religion haben wie Christen. Mit dem Nächsten sind auch die Personen gemeint, die auf anderen Kontinenten leben. Einfach die Mitmenschen, die in Not sind.

Wer als Christ sieht, dass jemand Hilfe braucht und dies im Rahmen seiner Möglichkeiten geben kann, der sollte es tun. Gemäss dem wichtigsten Gebot von Jesus: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Manchmal kann man selber aktiv werden und manchmal durch Sach- oder Geldspenden dafür sorgen, dass Hilfsorganisationen Personen unterstützen können.

Ein paar Persönlichkeiten, die für Frauen, Kinder und Männer hervorragendes leisten:

Natalie Schaller, Tabea Oppliger, Tobias Merckle, Burghard Schunkert, Kathy Izard, Denis Mukwege, Lea Ackermann, David Togni, Maggie Gobran, Roger Federer, Waris Dirie, Uschi Glas, Christine Caine, Sabriye Tenberken, Tony Rinaudo Maria von Welser, Maria Luise Bruni, Ron Hall, Riley Banks-Snyder,

Martin Aufmuth - Gründer von EinDollarBrille

Er erfand eine Brille, die sich auch die ärmsten Menschen dieser Erde leisten können.

https://www.youtube.com/watch?v=E4MwCbGGxwY

Klaus-Dieter und Martina John Gründerehepaar des Hospitals „Diospi Suyana“

Er baute nur mit Spenden ein modernes Hospital für die armen Quechua-Indianer in den Anden Perus. 400.000 Patienten bis heute.

https://www.youtube.com/watch?v=RQA0fPaiBMg

Michael Stahl Gründer von Protactics

Er gründete eine Organisation für Kinder und Jugendliche, welche gemobbt werden

https://www.protactics.de/michael-stahl/

Don & Deyon Stephens Gründerehepaar von Mercy Ships

"Seine" Schiffe bringen die medizinische Hilfe in die ärmsten Staaten der Afrikas.

https://www.youtube.com/watch?v=LVQ5zeLovuQ

Stella Deetjen Gründerin von back-to-life

Hilfe für die Frauen Nepals

https://www.youtube.com/watch?v=2_XHtBBV23Y

Nick Vujicic - Topp-Motivator

„Wenn ich alles tun kann, ohne Beine und Arme zu haben, dann kannst Du es auch!“

Rosi Gollmann Gründerin von andheri hilfe

Unter anderem 1.000.000 Augenoperationen in Bangladesch

https://www.youtube.com/watch?v=mCXvGBGUnZc

Natalie Schaller Gründerin von [eyd]

Sie beschäftigt für ihre Modelabel ehemalige Prostituierte in Indien.

Viktor1  27.09.2022, 19:59

Ich hätte dir ja gerne beide "Belobigungen" für deine Aussage gegeben, aber die Präsentation von Videos ist hier einfach ätzend, wertet deine völlig zutreffende Ausage ab.

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Die Frage wer den nun mein "Nächster" sei - gemäß der biblischen Aussage, dass man diesen lieben solle wie sich selbst - ist schon immer kontrovers beantwortet worden.

Zunächst einmal ist die Übersetzung und Interpretation aus dem Alten Testament (Tora) in diesem Satz nicht korrekt getroffen, weil sie dort naturgemäß stark auf Jahwes Volk, also die Israeliten bezogen war. Aber auch im christlichen Glauben hat es sehr viele Interpretationen und Auslegungen gegeben, die alle gern den Anspruch erheben, dass sie der "Wahrheit" entsprechen würden. Aber genau das ist immer ein Kriterium, dass man mit so einem Spruch eben nicht viel anfangen kann, denn allein seine Prämissen sind schon wachsweich und für eine glaubwürdige "moralische Grundforderung" gänzlich ungeeignet.

Zum ersten ist eine "Liebesforderung" absurd, da "Liebe", oder besser "liebevolle Zuwendung" immer reaktiv ist, d.h. sie ist vom Verhalten des Anderen in hohem Maße abhängig und kann folglich nicht als Gebot angeordnet werden.

Zum zweiten ist der mir nahestehende Mensch immer derjenige, mit dem ich Umgang habe, der Teil meiner Lebenswirklichkeit ist, also vor allem Kinder, Eltern, Verwandte, Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde. Es ist ganz selbstverständlich, dass man ihnen gegenüber vor allem gegebenenfalls Hilfeleistungen bringt, wenn sie in einer schwierigen Situation sind, die Hilfe von außen erforderlich macht. Da haben wir ein ganz natürliches Empfinden, was keiner weiteren moralischen Aufforderung bedarf.

Zum zweiten ist eine Liebe gegenüber sich selbst eine recht fragwürdige Forderung, da ja gerade "Selbstliebe" eher als Untugend gesehen wird, und im Grunde nur der verantwortungsvolle Umgang mit der eigenen Gesundheit, den eigenen Möglichkeiten, sich als soziales Wesen zu engagieren und gegenüber den Verpflichtungen sich als Mitglied einer größeren Gemeinschaft adäquat zu verhalten als erstrebenswert angesehen wird.

Gelegentlich können wir uns auch genötigt sehen, Spenden an uns fern stehende Menschen zu machen, wenn wir ihre persönliche Not als so bedrohlich und existentiell erleben, dass wir das Gefühl haben hier mit unserem Beitrag zu einer Linderung beitragen zu können.

Aber alle weitere Ausdehnung des "Nächstenbegriffes" auf uns völlig fern stehende Menschen ist abwegig. Das ist auch gut so, denn wenn wir ständig in Stress stehen würden, weil es natürlich immer millionenfaches Elend in der ganzen Welt gibt, und wir folglich persönlich für die Abwehr dieses Elends verantwortlich wären, würden wir zu keiner normalen Lebensgestaltung finden können.

Generell JA. Da aber immer mehr Menschen immer böser werden, sollte man bei der Freundessuche und Partnerwahl vorsichtig sein. 1.Korinther 7:39, 2.Timothus 3:13

Im Alten Testament ist mit dem "Nächsten" natürlich nur der jüdische Glaubensbruder gemeint. Andere Volksgruppen durfte man natürlich töten oder versklaven.

Bei Jesus ist der "Nächste" natürlich ebenfalls der jüdische Glaubensbruder, denn auch Jesus vertrat einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus.(Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.....)

Für andere Völker hatte Jesus keine Botschaft. Zur Erinnerung: der unselige Missionsbefehl stammt nicht von Jesus, sondern vom Evangelisten Matthäus.

Erst Paulus hat lange nach dem Tod von Jesus versucht, seine Lehre in einen gewissen Universalismus zu transformieren. Deshalb spricht man bei Christentum auch vom Paulinismus, der nur noch wenig mit dem historischen Jesus zu tun hat.

Viktor1  27.09.2022, 14:06
Bei Jesus ist der "Nächste" natürlich ebenfalls der jüdische Glaubensbruder,

So ein Blödsinn. Im Gleichnis vom "barmherzigen Samariter" hätten der Priester und Levit keinen "jüdischen Glaubensbruder" auf der Straße verrecken lassen. Der dort lag war ein Fremder. Und genau diesen Menschen in Not hat Jesus als Beispiel für den Nächsten gewählt

der unselige Missionsbefehl stammt nicht von Jesus, sondern vom Evangelisten Matthäus.

Aber auch an anderer Stelle hat Jesus gesagt, daß seine Jünger seine Botschaft in die Welt tragen werden und sie deswegen verfolgt und getötet werden.

"...bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel"

Auch von Matthäus ! Außerdem schließt dies doch nicht seine universale Sendung aus. Um Gleichnis vom der königlichen Hochzeit macht Jesus deutlich, daß zwar die Israeliten die Berufenen sind, welchen zuerst sein Heils-botschaft angeboten wurde, aber diese diese nicht annahmen und deshalb Diejenigen "hereingenommen" wurden welche draußen waren.

Erst Paulus hat lange nach dem Tod..

Paulus war nicht der Einzige, welcher die Botschaft Jesu in die Welt getragen hat. Außerdem erfolgte die "Aussendung des hl. Geistes" an Angehörige vieler Völker. Auch Petrus bekam "im Traum" den Auftrag, die Botschaft Jesu auch Nichtjuden zu verkünden.
In Mt.25 werden offensichtlich "Gerechten" das Reich Gottes zugedacht , welche mit dem Judentum nichts zu tun haben.

Fazit - du hast garnichts verstanden oder willst einfach die Universalität des Christentums bzw. seine Verbindung zu Jesus leugnen.

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Nofear20  27.09.2022, 14:39
@Viktor1

Man kann zu diesen Schlussfolgerungen kommen, wenn man nicht differenzieren will zwischen historischem (also echtem Jesus) und dem erhöhten Christus, den Paulus und die Evangelisten nach seinem Tod erfunden haben. Das wäre dann die glaubensideologische Falle, die auch die spätere Kirche dann noch kunstvoll ausgestaltet hat. Die historische Jesusforschung kann diesen Fehler naturgemäß nicht begehen, denn sie läßt alle Glaubensbekenntnisse außen vor und untersucht die Texte ergebnisoffen ohne glaubensideologische Vorbedingungen, so wie sie es bei jedem anderen antiken Text tut.

Man darf nicht vergessen: die Evangelien sind keine historischen Tatsachenberichte, sondern Glaubenspropagandaschriften, die Glauben wecken sollten. Dazu war jedes Mittel recht, auch die Lüge. Paulus hält die Lüge aber für keine Sünde, wenn sie der Verherrlichung Gottes dient. Der Zweck heiligt also die Mittel.

Oft wird ja auch "vergessen", dass es urprünglich 60 Evangelien gab. 56 davon hat man wegen ihrer Albernheit verworfen, wie Denis Diderot bemerkte. Er fragte aber auch, ob es nicht Anzeichen dafür bei denen gab, die man behalten hat.

Schließlich wurde die Bibel erst im 4. Jahrhundert kanonisiert. Also hatte man genügend Zeit, die Evangelien zu überarbeiten und in die Form zu bringen, die man sich gewünscht hat. Laut Bultmann sind die Evangelien derart von Legenden überwuchert, dass es fast unmöglich ist, den historischen Jesus noch zu ermitteln. Zudem haben sich Paulus und die Evangelisten nicht für den irdischen Jesus (den Jesus im Fleische) interessiert. Ihnen ging es nur um den "erhöhten Herrn".

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Viktor1  27.09.2022, 15:35
@Nofear20
wenn man nicht differenzieren will zwischen historischem (also echtem Jesus) und dem erhöhten Christus, den Paulus und die Evangelisten nach seinem Tod erfunden haben.

Du meinst, wenn man nicht deiner "unwirklichen" Vorstellung folgen will.
Du denkst also - die Evangelisten und Paulus haben sich zusammengesetz und gesagt, - "jetzt erfinden wir mal den "erhöhten" Jesus und seine Lehre".
So ein grausiger Schwachsinn. Und für diese Erfindung haben diese dann noch ihr Leben hingegeben.
Deine Darstellung wird so nur von Gegnern des Christentums nachgebetet, von neutralen Wissenschaftlern nicht und schon garnicht von Christen.

Zudem haben sich Paulus und die Evangelisten nicht für den irdischen Jesus (den Jesus im Fleische) interessiert. Ihnen ging es nur um den "erhöhten Herrn".

Genau - und das ist auch richtig so. Es ging ihnen um seine Lehre. Und genau diese ist für Christen bis heute relevant, auch wenn es viel drumherum gibt und manche sich nur auf "Glauben" spezialisiert haben oder Phantasien, welche natürlich auch in den Schriften eingebunden sind.
Der "natürliche Jesus" wurde wegen seiner Überzeugung, welche nicht mit der herrschenden rel. Lehre konform ging den Römern zu Hinrichtung "empfohlen.

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Nofear20  27.09.2022, 16:01
@Viktor1

Es ist nicht meine Vorstellung von Jesus, sondern die der historischen Jesusforschung, die ich aber für wesentlich wahrscheinlicher halte, als die kirchliche Glaubensideologie. Der kirchliche Dogmanapparat ist ja geradezu ein ausdrückliches Denkverbot.

Die Schriften des Paulus sind die ältesten den NT, er war also am nächsten dran am historischen Jesus, obwohl er ihn nie persönlich getroffen hat. Ebensowenig wie die anderen Evangelisten Jesus gekannt haben. Wir könnten heute einiges mehr wissen über den historischen Jesus, wenn man sich dafür interessiert hätte. Aber entweder gab es wenig Spektakuläres zu berichten oder einiges war sogar eher peinlich, das man es besser verschwieg.

Trotzdem hat die Forschung ja einiges aus den Texten extrahieren können.

  • Jesus war ein armer Bauhandwerker (Tekton), der die römische Besatzungsmacht entschieden ablehnte, ebenso wie den Reichtum und die Tempelaristokratie der Sadduzäer, die mit den Römern kolaborierten
  • Er brach mit seiner Familie, seine Mutter hielt ihn für verrückt, keines seiner Geschwister ist ihm gefolgt
  • Er ließ sich als sündiger Mensch von Johannes dem Täufer taufen, was später zu Problemen in den Gemeinden führte, als man Jesus immer mehr zum Gott befördern wollte
  • Sein Kardinalirrtum bestand in der Erwartung des unmittelbar bevorstehenden Jüngsten Gerichts und der damit verbundenen Zeitenwende
  • Seine Hinrichtung durch die Römer deutet auf seinen zelotischen Background hin. Pilatus machte bekanntlich mit Aufrührern kurzen Prozess

Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass sich die Texte auch dem historischen Plausibilitätskriterium stellen müssen. Als historisch gilt, was in den historischen Kontext paßt. Was die Schreiber lange nach seinem Tod daraus gemacht haben, ist eine ganz andere Geschichte. Der Vergottungsprozess ist ein historisch gewachsener Prozess. Im ältesten Markusevanglium wird Jesus noch menschlich dargestellt. Im jüngsten der Evangelien, dem Johannesevangelium, das sich stark von den synoptischen Evangelien unterscheidet, wird Jesus endgültig zum Gott erhoben, wenn auch Gott Jahwe immer noch unterstellt. Zum Vollgott wird er erst durch die Kirche.

Man sollte aber noch erwähnen, dass die Forschung kaum authentische Jesusworte im Johannesevangelium erkennt. Der unbekannte Autor hat hier vor allem seine eigenen theologischen Ziele verfolgt, wenngleich er das auch in einer sehr schönen Sprache tut.

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Viktor1  27.09.2022, 16:54
@Nofear20
Es ist nicht meine Vorstellung von Jesus, sondern die der historischen Jesusforschung,

Welche du dir ausgesucht hast. Auch wenn einige Aspekte deiner Aufzählung naheliegend erscheinen sind sie für sich alleine als Bewertungskriterium völlig unbrauchbar. Die Aussage über das Johannesevangelium ist wohl zutreffend, das kann sogar jeder kritische Leser dieser Schrift feststellen.

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Nofear20  27.09.2022, 17:21
@Viktor1

Die Forschungsergebnisse liegen ja für jeden vor, der sich dafür interessiert. Zu empfehlen wäre hier "Der historische Jesus" von Gerd Theißen und Anette Merz, das sich zu einem Standardwerk für Forschung und Lehre etabliert hat.

Ich verstehe aber deine Argumentation nicht ganz. Wenn die Aspekte naheliegend sind, warum sollen sie dann als Bewertungskriterium unbrauchbar sein?

Gut finde ich, dass du die Unterschiede des Johannesevangeliums zu den synoptischen Evangelien erkannt hast. Selbstverständlich ist das nicht. Denn auch ein Ratzinger wollte nichts davon wissen, dass dieses Evangelium kaum authentisches Material enthält. Er machte es trotzdem zu seinem Lieblingsevangelium, weil hier die Vergottung des Wanderpredigers am weitesten fortgeschritten war.

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Viktor1  27.09.2022, 19:23
@Nofear20
Die Forschungsergebnisse

da hast du die dir genehmen "Forscher" ausgesucht. Deren Meinungen interessieren mich garnicht.

Wenn die Aspekte naheliegend

Ich sagte einige - und naheliegend bedeutet noch nicht voll zutreffend da andere diese relativieren.

z.Bsp.
"Sein Kardinalirrtum bestand in der Erwartung des unmittelbar bevorstehenden Jüngsten Gerichts"
Das waren seine Jünger. Er selbst hat vorausgehende Ereignisse benannt welche auf eine ungewisse Zukunft weisen. Hier sind sind die bei ihm bekannten allegorischen Betrachtungen (auch die Gleichnisse) zu erkennen. An anderer Stelle heißt es, daß erst der ganzem Welt seine Botschaft verkündet werden müsse.
Natürlich wurde Jesu mit seinen Aussagen auch von Angehörigen nicht akzeptiert, da diese nicht der angelernten Überzeugung entsprachen.

als man Jesus immer mehr zum Gott befördern wollte

Wie das ? Du hast doch behauptet dies wäre ein spätere Erfindung der Kirche ? (lies dazu mal die frühen Werke der Kirchenväter im 2. Jhd. !)
Das stimmt aber so nicht, Manche äußerten wohl, daß man ihn zum "König" (den erwarteten Messias aufrufen sollte !), dem hat er sich entzogen.

Ansonsten stehe ich auch sehr kritisch zu den "Sachaussagen" des NT, da hier doch Vieles vom "Hören-Sagen" und Legenden übermittelt wurde.
Dies ist aber für das Christentum letztendlich nicht relevant, auch wenn Menschen vorwiegend darauf reflektieren - ist halt so.

Deutlich ist seine Botschaft, welche den Menschen den Weg zum Reich Gottes weisen soll. Diese ist authentisch, nachvollziehbar und findet ihre Entsprechung in allen Evangelien (etwas weniger bei Johannes) und auch in den Briefen der Apostel. (wobei Paulus von der Theologie aus der Reformation weitgehend mißverstanden oder "mißbraucht" wurde)
Bei den Briefen wird bei den meisten Auslegungen nicht berücksichtigt, daß sie an bestimmte Adressaten mit bestimmten Anliegen gerichtet waren und dabei mache Aussagen nicht verallgemeinert werden können oder eben auch allegorische Betrachtungen beinhalten - bei Paulus zu hauf.
Paulus war der Intellektuelle von allen Briefautoren, er kannte sich mit den Schriften/Gesetzen genau aus, war selbst deren fanatischer Anhänger gewesen und mußte dies, nach dem ihm die Erkenntnis kam, daß er falsch lag, "verarbeiten". Das war wohl ein Vorgang, welcher ihn sein ganzes Leben begleitete.
Ansonsten lag er genau auf der Linie der Botschaft Jesu .

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Nofear20  28.09.2022, 08:10
@Viktor1

Nach dem Standardwerk der historischen Jesusforschung muss man nicht lange suchen, es liegt sozusagen auf dem Tisch. Es gibt natürlich noch andere Werke der historisch-kritischen Forschung, die aber in allen wesentlichen Punkten von einem breiten Konsens getragen werden. Um Mißverständnissen vorzubeugen: wir reden ja nicht von kirchlicher Glaubensideologie, die ihr eigenes Dogmenkonstrukt mit Zirkelschlüssen zu belegen versucht. Das hat nichts mit ergebnisoffener Forschung zu tun, sondern ist reine Glaubensideologie.

Zur Naherwartung: Hier gibt es viele Mißverständnisse. Jesus erwartete die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft, verbunden mit dem Jüngsten Gericht. Deshalb seine Aufforderung zur noch strengeren Befolgung der mosaischen Gesetze (ich aber sage euch...). Nur durch eine noch strengere Befolgung der Gesetze war es seiner Meinung nach möglich, dem göttlichen Endzeitgericht zu entgehen. Und er mahnte zur Eile, da dieses Ereignis unmittelbar bevorstehen sollte. Auch versprach er seinen meist unterpriviligierten Anhängern eine besondere Rolle in der neuen Ordnung. (die Letzten werden die Ersten sein...) Inwiefern Jesus für sich selbst eine Rolle in dieser neuen Ordnung vorgesehen hatte, ist in der Forschung umstritten.

Als Jesus hingerichtet wurde und das Reich Gottes kam nicht, war das sicher auch enttäuschend für seine Anhänger. Für einen gläubigen Juden war jedenfalls klar: der Messias konnte er nicht gewesen sein, sonst hätte Gott das nicht zugelassen.

Unter Jesu Anhängern fand eine Verschiebung der Naherwartung statt. Sie projizierten die Erwartung Jesu auf das nahe Gottesreich auf Jesu selbst und seine erhoffte Wiederkehr.

Der Verkünder wurde zum Verkündeten.

Als auch Jesu Wiederkehr ausblieb, entwickelte Paulus die Idee der Parusieverzögerung, erwartete aber noch seine Wiederkehr zu seiner eigenen Lebenzeit. Als auch daraus nichts wurde, entwickelten die Evangelisten die Idee von einem "inneren Gottesreich". Im nachgeschobenen 2. Petrusbrief (der nicht von Petrus stammt) versuchte man Kritiker (wo bleibt er denn...?) damit zu beruhigen, dass Gott ein anderes Zeitmaß habe. (1000 Jahre sind wie ein Tag...)

Es ändert aber alles nichts an der Tatsache, dass Jesus sich in der Naherwartung fundmantal geirrt hat.

Zur Vergottung: wie schon gesagt, hat die Kirche Jesus endgültig zum Vollgott befördert. Im Johannesevangelium wird er zwar zum Gott, ist aber immer noch Jahwe unterstellt. Er befindet sich noch nicht auf Augenhöhe mit Jahwe.

Zum "König der Juden": Diese Inschrift ist nicht eine Ehrenbezeugung von Pilatus an Jesus, wie manche glauben, sondern der Grund für seine Hinrichtung. Wenn Jesus diesen Titel für sich beansprucht haben sollte, dann war das für Rom eine Provokation. Sie unterschieden auch nicht zwischen einem weltlichen und einem religiösen König. Die Beanspruchung der Königswürde konnte aus Sicht der Römer nur mit der Todesstrafe beantwortet werden.

Zu Paulus: Paulus hat die Lehre Jesu an entscheidenen Stellen verändert, was u. a. Nietzsche so auf die Palme gebracht hat.

Paulus hatte eher ein verkorkstes Verhältnis zu Frauen, während Jesus einen freieren Umgang mit Frauen pflegte. Er ließ sich sogar von Frauen aushalten.

Während Jesus die römische Besatzungsmacht entschieden ablehnte, behauptete Paulus, alle Obrigkeit sei von Gott gewollt. Vielleicht wollte er damit den Römern signalisieren, dass von der neuen Sekte keine Gefahr mehr für Rom ausgeht und womöglich wollte er sein römisches Bürgerrecht nicht in Gefahr bringen.

Jesus vertrat einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus. Er wollte keine neue Religion gründen, er hat nicht zur Missionierung aufgerufen (Juden missionieren bis heute nicht) und er hatte keine Botschaft an andere Völker. Paulus hingegen erkannte, dass die neue Sekte nur außerhalb des Judentums eine Zukunft haben würde. Dazu mußte Jesus posthum seiner eigenen Religion entfremdet werden.

Anzumerken wäre noch, dass von allen Briefen, die die Kirche als Paulusbriefe verliest, nur 7 als echt gelten.

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Viktor1  28.09.2022, 11:22
@Nofear20
Nach dem Standardwerk der historischen Jesusforschung

Leider muß ich dir sagen, daß du völlig daneben liegst. Dir fehlen offensichtlich eigene Kenntnisse und du betest nur nach, was sich Gegner des Christentums ausgesucht haben um dieses zu diskreditieren.
Der Jesusforschung liegen keine anderen "Daten" vor als mir auch. "Erkenntnisse" sind hier einfach nur Bewertungen durch nachdenken - das kann ich auch.
Solche präsentierten Erkenntnisse werden oft nur ideologisch gesammelt selektiv forciert, nicht neutral - wie von dir auch.
Was soll ich hier auf den ganzen Unsinn noch eingehen ? Du bist ideologisch festgezurrt - ich nicht, obwohl überzeugter Anhänger der Botschaft Jesu welcher von Schriftgläubigen, z.Bsp. hier bei GF, hart angegangen wird.

Obwohl es nichts nutzt (nur für andere Leser) möchte ich hier auf einige Aussagen von dir partiell eingehen.
Jesu hat mit Sicherheit kein physisches nahes Reich Gottes erwartet oder gar verkündet. Kann er auch garnicht.
Das Reich Gottes ist für ihn ein geistiges Sein.(Leben)
Dies ist in/unter uns (wohl den Menschen guten Willens) jetzt schon gegeben.
Es ist nichts Starres, es wächst (mit unserem Zutun) reift und bringt "Frucht".
Das "Gericht" ist die Zuordnung der "Früchte" zu den Menschen, welche als gerecht erkannt werden - oder nicht - wohl beim Tod des Menschen ("der Ernte")
Dies alles ist in den Aussagen und Gleichnissen Jesus enthalten.
Jesus hat sie partiell auch erläutert, weil die Zuhörer manchmal nichts damit anfangen konnten.

Er wollte keine neue Religion gründen, Juden missionieren bis heute nicht)

Er hat sich nicht um organisatorische Fragen der Verbreitung seiner Botschaft gekümmert - wäre ja auch Blödsinn - aber daraus zu postulieren was er nicht wollte ist auch Blödsinn.

Paulus hat die Lehre Jesu an entscheidenen Stellen verändert, was u. a. Nietzsche so auf die Palme gebracht hat.

Aha - der muß auch herhalten, der ist im Wahn verendet, pass auf, daß es dir nicht auch so geht.
Und wo siehst du diese "Veränderung" ? (nicht nachlesen bei Anderen)
lies mal hier - das "Credo" (er sagt sein Evangelium) von Paulus.
https://www.bibleserver.com/LUT/R%C3%B6mer2%2C1-16
Das ist original Botschaft Jesu - auch wenn es dir nicht paßt, da du ja Jesus als "Prophet" nur für die Juden sehen willst.
Ansonsten muß man immer die Adressaten und den Anlaß seiner Briefe mit einbeziehen und daß er viele "allegorische Betrachtungen" präsentiert hat - ich sagte es schon.

Auf das Andere will ich nicht eingehen, da verschließt du dich sowieso.

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Nofear20  28.09.2022, 12:30
@Viktor1

Um mal einem Mißverständnis vorzubeugen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, kirchliche Glaubensideologie nachzubeten. Und bei über 40000 Konfessionen innerhalb des Christentums weiß man auch gar nicht, wo man da anfangen sollte. Das Bild der Forschung ist da wensentlich homogener. Da dieses Forum von seinem Selbstverständnis her auch einen gewissen Bildungs- und Aufklärungsauftrag hat und das Thema auch in der Schule zu kurz kommt, stelle ich hier mal die wichtigsten Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung vor.

Ich weiß auch, dass es viele Amateurexegeten gibt, die meinen, es besser zu wissen als die Profis der neu- und alttestamentlichen Forschung. Dabei können die wenigsten Griechisch, Hebräisch oder Latein, haben keine Kenntnisse des historischen Kontextes, berücksichtigen nicht das mythische Weltbild der Antike usw. Da landet man dann schnell als Dunning-Kruger-Jünger, der die Experten belehren will.

Die Naherwartung gehört zum Kardinalirrtum Jesu, da sind sich auch die bedeutendsten Exegeten des 20. Jahrhunderts einig.

Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.

Gerd Theißen

"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"

Karl Rahner

Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.

(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)

Angespannte eschatologische Wachsamkeit über mehrere Generationen hin zu fordern, ist in sich widersinnig. Bei Jesus, wo das Motiv der Plötzlichkeit seinen ursprünglichen Sitz hatte, stand eine Naherwartung im Hintergrund, die das Ende noch innerhalb der jetzt lebenden Generation erwartete.

Erich Grässer

Jesus hat nicht getauft, er wollte so wie alle Juden keine Missionierung, geschweige denn eine neue Religion gründen. Ein Kritiker fragte, warum hat Jesus die Evangelien nicht selber geschrieben, wenn er sie wollte? Darauf gibt es im Prinzip 2 Antworten:

  1. Er war Analphabet
  2. Er hielt es in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden Zeitenwende nicht mehr für nötig, irgend etwas aufzuschreiben. Für wen denn auch, Gott würde sowieso alles "neu" machen und es würde sich quasi von selbst erklären.

In diesem Zusammenhang muß man auch sein Gleichnis von den Vögeln des Himmels sehen, die nicht säen und ernten und die trotzdem vom himmlischen Vater ernährt werden.Wenn das Gottesreich unmittelbar bevorsteht, ist persönliche Daseinsvorsorg obsolet. Jesus empfiehlt ja auch, wer ihm nachfolgen will, soll seinen ganzen Besitz verkaufen und unter den Armen verteilen. Wer dies befolgt hat, war natürlich angeschmiert, denn das Gottesreich kam nicht.

Zu Nietzsche wäre zu bemerken, dass er wohl an Syphillis litt und sein geistiger Verfall darauf zurückzuführen ist, nicht auf religiöse Wahnvorstellungen.

Paulus hat Jesus nicht gekannt und hat seine eigene Theologie entfaltet, teils auch gegen den massiven Willen derer, die Begleiter von Jesus waren. Erinnert sei an seinen Streit mit Petrus. Durchgesetzt hat sich der rethorisch Stärkere und wohl auch Skrupellosere.

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Viktor1  28.09.2022, 18:34
@Nofear20
Da dieses Forum von seinem Selbstverständnis her auch einen gewissen Bildungs- und Aufklärungsauftrag hat

Da irrst du aber sehr, hier wird meisten "rumgelabert". Du bist bestimmt nicht kompetent einem solchen "Auftrag" zu genügen - es blebt beim labern, eben auch durch ausgesuchte Sprüche von Theologen oder Sonstigen, welche sich wichtig machen. In welchem Kontext diese stehen ist nicht ersichtlich - also auch Laberei von dir. Außerdem - ich sagte es schon - sind solche Aussagen nur Wertungen, welche nicht dadurch wissenschaftlich werden, daß prominenter Mund sie so ausgesprochen hat. Es gibt keine geheimen Daten, welche solche wissenschaftlichen Aussagen rechtfertigen. Mir liegen sie auch vor. Von dir kommt dazu garnichts was nachvollziehbar wäre sondern nur unlogische Spekulationen/Behauptungen aufgrund sektierter Verse, welche du garnicht verstehen willst und was du dir auch nur angelesen hast.

Also - grausiger Kitsch. Beenden wir hier unseren Disput - nur noch dies:

Zu Nietzsche wäre zu bemerken, dass er wohl an Syphillis litt und sein geistiger Verfall darauf zurückzuführen ist, nicht auf religiöse Wahnvorstellungen.

Er hatte schon Wahnvostellungen ohne Syphillis (Wahnbriefe !) und diese waren nicht "religiös" und hatten mit Syphillis (frühere Spekulationen ) insgesammt nichts zu tun.

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Nofear20  29.09.2022, 09:07
@Viktor1
Da irrst du aber sehr, hier wird meisten "rumgelabert".

Deshalb stelle ich ja die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung vor. Ein etwas anspruchsvolleres Niveau kann ja nicht schaden.

es blebt beim labern, eben auch durch ausgesuchte Sprüche von Theologen oder Sonstigen, welche sich wichtig machen. In welchem Kontext diese stehen ist nicht ersichtlich - also auch Laberei von dir.

Wenn es in den Zitaten um die Naherwartung Jesu geht, dann ist der Kontext naheliegenderweise die Naherwartung Jesu. Du musst schon ein bißchen mitdenken. Es ist sowieso recht seltsam, dass Glaubensideologen gar nicht bewußt ist, dass die Naherwartung im Zentrum von Jesu Verkündigung stand. Da haben 2000 Jahre kirchliche Desinformation ihre Wirkung wohl nicht verfehlt.

Im übrigen können wir hier die Themen ja nur anreißen. Wer tiefer in die Thematik einsteigen will, kommt um entsprechende Fachliteratur nicht herum. Entsprechende Empfehlungen habe ich ja schon gegeben.

Es gibt keine geheimen Daten, welche solche wissenschaftlichen Aussagen rechtfertigen. Mir liegen sie auch vor.

Dass sie geheim sind, hat ja auch niemand behauptet. Der Unterschied zu Glaubensideologen ist, dass die Forschung nicht mit Zirkelschlüssen argumentieren darf. Der Glaubensideologe sagt: was geschrieben steht, muss wahr sein, denn es steht ja geschrieben, dass es wahr ist. Auch "Es kann nicht sein, was nicht sein darf" ist ja kein Argument, das in der Forschung Anwendung finden könnte.

Er hatte schon Wahnvostellungen ohne Syphillis (Wahnbriefe !) und diese waren nicht "religiös" und hatten mit Syphillis (frühere Spekulationen ) insgesammt nichts zu tun.

Es ist zwar nicht bewiesen, dass Nietzsche Syphillis hatte, aber es würde einiges plausibel machen. Syphillis verläuft in mehreren Stadien. Unbehandelt kann es zu einem Verlauf wie bei Nietzche kommen.

Es verhält sich wohl ähnlich wie bei Paulus. Welche Krankheit er wirklich hatte, wissen wir nicht. Aber die Epilepsie würde vieles erklären. Zum einen das Damaskuserlebnis, zum anderen seine Empfehlung an Männer wie ihn, nicht zu heiraten. Denn eine Begleiterscheinung der Epilepsie kann Impotenz sein. Andere halten Homosexualität für möglich, aber nichts Genaues weiß man nicht.

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Ja (Lk.10,29-33).

Woher ich das weiß:Recherche