Welcher Beruf ist der richtige für mich... Bin ich ein Träumer?

6 Antworten

Ich erkenne mich in vielem, was du schilderst, durchaus wieder. Ein paar Kritikpunkte habe ich aber auch:

Du fühlst dich wie ein unbedeutendes, kleines Zahnrad im System? Da liegst du ziemlich daneben. Du bist ein Teil der Mutter der Schraube des Verbindungsarms, der das Zahnrad festhält. Also noch ein Stück weit weniger bedeutend, als du denkst. Geht übrigens fast jedem so. Je eher man sich damit arrangiert, desto besser.
Man muss auch nicht immer im "Zentrum der Macht" stehen, um ein Leben von Bedeutung zu führen.

Auch dein Stil, Menschen nach ihrem Intellekt bestimmte Aufgaben- und Berufsfelder zuweisen zu wollen, spricht nicht gerade für eine bescheidene Wahrnehmung deiner eigenen Position.
Ich selbst habe in meinem Leben Menschen kennengelernt, die weniger intellektuell waren als andere. Nicht wenige von ihnen zählten zu den liebsten, hilfsbereitesten und selbstlosesten Leuten, die ich mir vorstellen konnte. Schon seit langem ziehe ich einfach gestrickte, bescheidene Menschen den hochbegabten Querdenkern vor. Der Umgang mit denen wird irgendwann zu anstrengend.

Intellekt ist keine Voraussetzung für ein erfülltes Leben. Ich selbst halte es hier wie Adrian Monk:
"Es ist eine Gabe, und ein Fluch."

Und zu guter Letzt: du möchtest aktiv etwas dazu beitragen, Ungerechtigkeit zu bekämpfen und Missstände in der heutigen Zeit zu beseitigen? Meinen Glückwunsch, du hast bereits den idealen Beruf dafür gefunden!
Als Erzieher sitzt du doch an der Quelle, der künftigen Generation positive Werte zu vermitteln. Vielleicht kannst du ja dem einen oder anderen jungen Menschen einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben.

janfred1401  04.12.2016, 14:19

Ich hätte vom Sinn her, das gleiche geantwortet. Aber ich hätte es lange nicht so gut geschrieben.

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charismaticus 
Fragesteller
 04.12.2016, 14:40

Danke für deine Antwort!

Dass ich mich "unbedeutend" fühle, naja, das ist weniger eine Ego-Sache als mehr die Tatsache, dass ich mich eher bzw. lieber in der Rolle des Organisators als in der der Exekutive sehe. Verstehst du, ich möchte gerne grundlegend und struktuell Dinge verändern/verbessern. Als kleiner Erzieher kann ich das wenig bis gar nicht.

Dann die Sache mit dem Intellekt: Da hast du wahrscheinlich Recht. Ich denke mir auch manchmal, dass die einfacher gestrickten, unbekümmerten Menschen wahrscheinlich glücklicher sind als nachdenkliche Menschen. Ich glaube, ich habe das in meinem Fragetext auch ein bisschen falsch formuliert, sodass es arrogant rübergekommen ist. So meinte ich das nicht, der Wert eines Menschen ist in meinen Augen unabhängig von seinem Intellekt. Trotzdem kann es natürlich sein, dass ich unbewusst klassifiziere und herablassend denke, da muss ich dann meine eigenen Denkmuster nochmal hinterfragen.

Aber wie gesagt, ich würde gerne in größeren Kreisen etwas verändern, statt bloß eine vergleichsweise kleine Zahl von Kindern innerhalb kurzer Dauer ihres Lebens nach systembedingten Vorgaben zu begleiten.

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Immer nur Trallala mit den Kindern, das können andere, intellektuell bescheidenere aber dafür liebe nette Erzieherinnen...

Die Arbeit mit Kindern, deren Erziehung, hat also nur einen wirschaftlichen Nutzen und das sollen dümmere als du machen? Du bist dazu zu intelligent oder zu begabt? Unbescheiden bist du wahrhaftig nicht. Ich glaub nicht, daß du mit der respektlosen Einstellung gut ankommst in Berufen, wo du mit anderen Menschen zusammenarbeiten mußt. Vielleicht solltest du dich als Schriftsteller oder Künstler versuchen.. 

charismaticus 
Fragesteller
 04.12.2016, 14:17

Die Arbeit mit Kindern, deren Erziehung, hat also nur einen wirschaftlichen Nutzen und das sollen dümmere als du machen? Du bist dazu zu intelligent oder zu begabt?

Da hast du mich falsch verstanden oder ich habe mich vielleicht undeutlich ausgedrückt.

Dass der Erzieherberuf nur einen wirtschaftlichen Nutzen hat, ist Quatsch, eher ist das Gegenteil der Fall: Soziale Arbeit wird schlecht bezahlt, weil sie unmittelbar erstmal keinen großen Anteil am Wirtschaftswachstum hat. Längerfristig profitiert aber natürlich auch die Wirtschaft davon, wenn aus den Kindern gut ausgebildete, am Arbeitsprozess partizipierende Erwachsene werden. Mir missfällt aber dieser Gedanke, alles nur nach marktwirtschaftlichen Maßstäben zu messen. Yanis Varoufakis nennt unsere Gesellschaft in einem seiner Bücher eine "Marktgesellschaft", da alle Gesellschaftsteile inzwischen nach den Gesetzen des Marktes funktionieren.

Und dass ich gesagt habe, ich sei "zu intelligent oder zu begabt" für den Erzieherberuf, ist ebenfalls eine falsche Interpretation deinerseits. Jeder Mensch hat seine eigenen Begabungen, sein eigenes individuelles Denkmuster, seine eigene Form von Intelligenz und ich glaube, dass ich meine Ressourcen in einer anderen Tätigkeit stärker zur Geltung bringen kann. Meine philosophische Seite, mein Interesse an Politik und Gesellschaft findet im Erzieherberuf keine große Beachtung. Ich möchte nicht arrogant klingen oder hier in irgendeiner Form mit "besser" oder "schlechter" werten, aber meine stellvertretende Leitung kann 'das' mit einem s nicht von 'dass' mit zwei s unterscheiden und erscheint mir in ihrem ganzen Weltbild sehr oberflächlich. Wirklich, sie hat keine Ahnung von Politik und interessiert sich auch gar nicht dafür, wie die Machtverhältnisse auf der Welt sind, inwiefern das Wirtschaftssystem Einfluss auf unser Leben nimmt usw. Nochmal, ich will nicht sagen, dass ich deswegen ein schlauerer oder besserer Mensch bin. Vielleicht ist mein nachdenklicher Wesenszug auch ein Fluch und sie ist ein glücklicherer Mensch als ich, keine Ahnung. Sicher kann sie ganz viele Dinge besser als ich und ihre Intelligenz funktioniert in anderen Kontexten effektiver. Im Erzieherberuf ist sie gut aufgehoben und deswegen ja z.B. stellvertretende Leitung. Ihr macht es vielleicht mehr Freude als mir, mit den Kindern Spiele zu spielen oder generell den Kindern sehr nah zu sein (ich bin diesbezüglich aus Angst/Ekel vor Krankheiten z.B. distanzierter), sie funktioniert vielleicht besser als Autoritätsperson als ich. Verstehst du, wie ich das meine?

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Ich weiß es ist nicht einfach! Vielleicht probiere es mal mit Praktikums. Sie haben mir viel geholfen. Wenn du einen Job gefunden hast kannst du ihn erstmals als Nebenjob ausüben und dann von Jahr zu Jahr deine Ausbildung erweitern. Irgendwann kannst du dann Job wechseln. Ich hoffe du verstehst was ich meine 🙂

Ich kann deine Bedürfnisse nachvollziehen und sie haben volle Berechtigung.

Wenn du deinen Leidenschaften und Talenten folgst, wirst du dafür auch entsprechend Lohn und Aufstieg, und vor allem Erfüllung, langfristig finden. Du bist am Anfang deiner zwanziger Jahre, wie sagt man so schön: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Jeder hat mal klein angefangen. Du bist am Anfang des Flusses, und je weiter du deiner inneren Strömung folgst, desto breiter und kräfter wird der Fluss, der letztendlich in den mächtigen Ozean mündet.

Wenn du gute Ideen hast, vernünftige Einsichten, das "organisatorische" in dich geweckt wird, dann lebe das auch voll aus....geh dort hin wonach es dich treibt, du wirst dann schon an den richtigen Ort empfangen werden..... ich könnte wetten auch in deinem Beruf gibt es hin und wieder mal irgendwelche Zusammensitzungen, Besprechungen, oder dergleichen, wo du dich einbringen kannst. Unterhalte dich mit Gleichgesinnten, den Kollegen, deinen Lehreren bei der Ausbildung und sprech über deine visionären Gedanken. Vielleicht gibt es Kontakte, irgendwelche organisatorischen Stellen deiner Jobbranche, wo du dich hinnähern kannst. Vielleicht kannst du dich in einer Gewerkschaft unterbringen? Einer Partei beitreten? Oder eine andere Organisation? Es muss ja nicht gleich hauptberuflich sein, die Übergänge sind oft fließend. Eventuell kannst du sogar Bücher schreiben.

Zum Thema Studium: ich kann das voll und ganz verstehen wie du kein Bock auf erneutes Pauken für Klausuren hast ;D Aber wenn es ein Fach ist, was dich interessiert und was dich bewegt, so ist die Theorie und das Lernen gar nicht soooo schwer. Gerade im Studium findest du sehr viele Kontakte und Anlaufstellen für "höheres" und du kannst in deinen Arbeiten deine eigenen Konzepte und Kritiken ausleben und findest demenentsprechenden Anklang und ggf. Würdigung und Kooperation. Also die Unis sind eigentlich immer ein guter Ort, wenn man alte Systeme reformieren will und hinterfragt ;)

Deine Talente hören sich zudem recht brauchbar an....sie klingen hervorragend für deine Pläne und Verlange.

Ich würde es vielleicht mit einem Studium versuchen.....da eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.....selbst wenn es nichts für dich sein sollte, einen Beruf findest du leicht wieder, Erzieher werden überall gebraucht....

Talent und Leidenschaft bringen einen immer zu dem Ort, wo man richtig aufgehoben ist.

Ich kann dir zudem noch Orlando Owen auf Youtube empfehlen.

charismaticus 
Fragesteller
 28.01.2018, 22:30

Danke für deine Mühe!

Nun ist meine Frage ja schon zwei Jahre alt; der aktuelle Stand ist folgendermaßen: Meine Ausbildung habe ich beendet und arbeite nun vorerst weiter als staatlich anerkannter Erzieher. Ich bin bereits bei ATTAC aktiv und schaue mir derzeit verschiedene Ortsverbände von Parteien an, um demnächst auch ein parteipolitisches Engagement anzufangen.

Mein Blick in die Zukunft sieht so aus, dass ich mir vorstellen könnte, innerhalb des Erzieherberufs aufzusteigen (z.B. Einrichtungsleitung zu werden und dadurch meinen Einfluss zu vergrößern) oder, je nach dem wie gut es mir gefällt und was für ein glückliches Händchen ich dafür habe, eines Tages auch mal hauptberuflich Politiker zu sein; sprich Bundestagsabgeordneter zu werden. Das sind natürlich beides Ziele, die man nicht von heute auf morgen erreicht, die ich aber beide im Bereich des Möglichen sehe.

PS: Orlando kenne ich schon und ich höre mir immer wieder gerne seine Podcasts an. Er hat mir vor allem diesbezüglich die Augen geöffnet, dass man sich immer in Dinge reinfühlen muss, sie also ausprobieren muss, statt sie nur von außen rational durchzuanalysieren. LG

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Wenn du weniger auf Geld aber mehr auf Ideale schauen möchtest ist sicherlich ein Job im Bereich der Entwicklungshilfe gut für dich.

Ansonsten bietet der Beruf als Erzieher doch mehr als mit kleinen Kindern spielen und singen. Arbeite doch mal im Heim oder in einer psychiatrischen Klinik.

Schade dass du Erzieher gelernt hast und nicht gleich Soziale Arbeit studiert hast. Denn auch ambulante Erziehungshilfe ist eine sehr herausfordernde Arbeit. Nur werden da meist nur Sozpäds genommen.

Vielleicht möchtest du auch ein Studium drauf setzen oder sich in einer beruflichen Weiterbildung voranbringen.

janfred1401  04.12.2016, 14:24

OMG ! Wenn so jemand in die Entwicklungshilfe geht, wird er bitterbös enttäuscht. Entwicklungshilfe ist eine Geldvernichtungsmaschine. Mehr nicht. Oder doch, es ist auch ein bezahlter Urlaub für die Entwicklungshelfer. Zudem ein ziemlich gut bezahlter :-)

Einmal und nie wieder!

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charismaticus 
Fragesteller
 04.12.2016, 14:27

Danke für deine Antwort!

Ja, Entwicklungshilfe klingt spannend. Da muss ich mich nochmal genauer informieren. Wobei ich da spontan schon zwei Bedenken habe: Erstens, in welcher konkreten Tätigkeit könnte ich Entwicklungshilfe leisten? Und zweitens, hat man als konfessionsloser und kirchenkritisch eingestellter Mensch gute Chancen (denke mal, dass das vorderrangig über kirchliche Träger laufen wird)?

Hmm, Heim und psychiatrische Klinik - habe ich auch schon mal drüber nachgedacht. Den Heimbereich finde ich interessant, habe da aber von meinen Ausbildungskollegen fast nur Negatives gehört. Zudem weiß ich nicht, ob meine Autoritätsrolle bereits fest genug ist, um mit Kindern & Jugendlichen dieser Altersgruppe zu arbeiten. Aber generell sehe ich mich eher oder lieber als Organisator. Ich möchte grundlegend/strukturell Dinge verändern und verbessern, statt nur "Exekutive" zu sein. ;-)

Ein Studium könnte ich mir durchaus vorstellen, allerdings nicht unmittelbar. Ich hab die letzten 13 Jahre in der Schule gesessen, immer in der Rolle des kleinen gehorsamen Schülers, immer nur auswendig lernen und den Druck haben, gute Klausuren zu schreiben... davon habe ich für's erste (rein emotional) genug. Also ich glaube so 1, 2 Jahre müsste ich einfach ein bisschen arbeiten und mich orientieren.

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Sanja2  04.12.2016, 14:47
@charismaticus

um ins strukturelle und organisatorische zu kommen hast du die falsche Ausbildung gewählt. Dafür müsstest du mindestens ein Studium haben. Und selbst mit Studium brauchst du etwas Berufserfahrung, denn dies sind meist Leitungsjobs und die bekommt man eben nicht als Berufsanfänger. Vielleicht ist dann eher doch so was wie Personalentwicklung was für dich, aber das geht halt auch nur mit Studium.

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