Welchen Baum nachpflanzen?


22.11.2023, 12:03

P.S.: Es geht mir nicht um den zukünftigen Nutzen (Holzernte) sondern rein und klimafreundliche Nachpflanzung.

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Jede direkte Empfehlung einer Baumart, die du hier erhältst, kann nicht seriös sein.

Es ist mein Job, Waldbesitzer zu beraten und ihnen zB geeignete Baumarten zu empfehlen. Ich fühle mich als Förster dazu fachlich auch in der Lage. Aber selbst wenn es in der Region ist, in der ich tätig bin, ich die Geologie am fraglichen Wuchsort kenne, Hilfsmittel wie Standortskarten zur Hand habe, muss ich die Gegebenheiten vor Ort sehen, um eine Empfehlung aussprechen zu können. Es kann einen gewaltigen Unterschied ausmachen, ob es sich um einen ohnehin bereits stark verlichteteten Fichtenbestand handelt oder ob er noch überdicht ist, wie es um die Vitalität des verbleibenden Bestandes und der Umgebung steht, etc.

Grundsätzlich nur so viel:

Die Nordlage muss im Zeichen von Temperaturerhöhung und zunehmender Trockenheit in vielen Regionen kein Nachteil sein. Oftmals wachsen heute schon die Bäume am Nord- besser als am Südhang.

Einen einzelnen, warum auch immer abgestorbenen oder entnommenen Baum muss man im Wald eigentlich überhaupt nicht ersetzen. Wenn man sieht, wie viele kleine Bäumchen oft auf einem einzigen Quadratmeter aufgehen, und sich bewusst macht, dass auf einem Hektar, also 10 000 Quadratmetern, später, als richtig große Bäume, nur für 80 - 100 Stück von ihnen Platz sein wird, dann ist klar, dass auf dem Weg dort hin sehr, sehr viele Baumindividuen, eigentlich fast alle, verschwinden müssen, damit die wenigen verbliebenen ihren mit dem Alter und der Größe steigenden Platzbedarf erfüllen können.

Fichte, allerdings, wird in naher Zukunft aus vielen Regionen verschwinden müssen, in denen die lange verbreitet war. Der Borkenkäferbefall ist eines der Symptome der nicht mehr vorhandenen standörtlichen Eignung. Auch im Hinblick auf das Klima ist es am besten, der Natur dabei zu helfen, dort möglichst schnell einen Wald hinzubringen, der mit den neuen Verhältnissen besser klarkommt. Ob es noch sinnvoll ist, Schattbaumarten im Schutz der noch vorhandenen Fichten vorzubauen, oder ob bereits lichtbedürftigere Arten sinnvoll sind, ob möglicherweise die 10 % andere Baumarten als Fichte in deinem Wald geeignete Naturverjüngung liefern können, ob dafür ein Schutz vor Wildverbiss nötig ist,.. zu all diesen Fragen solltest du dich von einem Kollegen von mir beraten lassen. Diese Möglichkrit solle es in allen Bundesländern geben, es ist allerdings in jedem etwas anders geregelt. Möglich auch, dass du vom Kollegen dabei unterstützt wirst, für dein Vorhaben Fördergelder zu erhalten.

Lollifueralle 
Fragesteller
 23.11.2023, 09:21

Vielen Dank für diese wirklich sehr hilfreiche Antwort!

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Ich würde es mal mit Douglasien probieren. Wichtig ist, dass du die Douglasie einzäunst, da sie ansonsten vom Wild schneller vernichtet wird, als du nachpflanzen kannst.

Ich würde aus Sicherheitsgründen und Rentabilität her von Laubbäumen die Finger lassen.

Was ist möglichst klimaresistent und nachhaltig?

Für "klimaresistent" gibt es keine seriöse Aussage. Und nachhaltig ist das, was wächst.

Lollifueralle 
Fragesteller
 22.11.2023, 12:01

Vielen Dank für deine Antwort! Was meinst du denn mit "aus Sicherheitsgründen" ?

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fubar1871  22.11.2023, 12:20
@Lollifueralle

Laubbäume sind verdammt gefährlich und ohne die nötigen Maschinen nicht fällbar, ohne sich vermehrt in Lebensgefahr zu begeben. Und wer einmal einen Laubbaum im Wald gefällt hat, der will nie wieder einen fällen.

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Von Experte Pomophilus bestätigt

Am besten zuständigen Förster fragen:

für ein geeignetes Pflanzziel muss man die Standortseigenschaften, dynamik des Bestandes, Bewirtschaftungsweise miteinbeziehen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Forststudent