Welche Auswirkungen auf unsere Gegenwart hat die literarische Aufklärung?

3 Antworten

Oh je. Ich befürchte, gar nichts davon entspricht der Wahrheit! Allerdings könnte dein Kurzessay für Schulzwecke genügen.

"Die" europäische Aufklärung ist nämlich sehr national-patriotisch partiell geprägt. Kants deutsches "Wage zu denken", "Sapere aude!", dessen Übersetzung richtig lauten müsste "Wage, weise zu sein, nachzudenken, mittels der dem christlich-guten Gott der Nächsten- und Feindesliebe verpflichteten Vernunft Gutes vom Bösen zu unterscheiden und deshalb intuitiv noch nur Gutes (Kategorischer Imperativ) zu tun!" förderte nur den preußischen Nationalstolz, dessen Schul-Ausbildung und Soldatengeist, verbunden mit dem imperialistischen Anspruch des höhergebildeten Europäers gegenüber z. B. Afrika.

Das 19. Jahrhundert war nur wenig nationalistisch kriegsbeeinflusst im Vergleich zum 20. Jahrhundert mit dem Höhepunkt der beiden Weltkriege mit Giftgas und Atombomben!

Ich erkenne auch keinen Fortschritt durch das Lesen von aufklärerischer Literatur im Arbeitsleben der Menschen! Noch heute muss auch in Europa um lebenswerte Löhne gekämpft werden, sie werden nicht von den ehemaligen SchülernInnen, die sich intensiv, auch mit schulischen Bestnoten mit aufklärerisch humanistischer Literatur jahrelang beschäftigen mussten, selbstverständlich als spätere Arbeitgeber oder Arbeitgebervertreter im Sinne der modernen Menschenwürde eingerichtet! Im Gegenteil, diese Schulung des komplexen Denkens führte zu einer unaufhaltsamen Wirtschaftskriminalität und einer sich stets erweiternden Schere zwischen Arm und Reich! Die Macht der Gebildeten gegen die Mindergebildeten ist unser System geworden: Die Menschen bei der Tafel e. V. schämen sich, fühlen sich als Staatsversager, auch wenn sich jahrzehntelang für Hungerlöhne für die Stabilisierung des Vermögens ihrer Chefs oder als Mütter zur verantwortungslosen Freiheit ihrer Ehemänner gerackert haben.

Kant und andere Aufklärer würden verzweifeln! Bismarck würde seine Deutschen beschimpfen, weil sie seine Generationenverträge der Kranken- und Sozialversicherungen mit Füßen treten: Alle BürgerInnen glauben nur noch egomanisch-kapitalistisch ohne Bewusstsein für das Gemeinwohl Deutschlands, sie würden für sich selbst jahrelang Geld einzahlen. Sogar die Mini-Kirchensteuer ist ein "vernünftiger" Grund aus der Institution "Kirche", die noch immer ein Hauptfinanzierer sozial-praktischer Einrichtungen ist, auszutreten!

Die literarische Aufklärung hat einer Großzahl der Europäer die Möglichkeit gegeben, ihre eigene Geschichte nachzulesen, damit besser zu verstehen, historisch und ethisch, aber trotzdem gibt es noch immer wahrscheinlich ein Drittel der Europäer mit vollkommen rassistischem, national-patriotistischem, fremdenfeindlichem und intolerantem Gedankengut und alltäglichen Handlungen eines dumm-boshaften Geistes!

Die Beschäftigung mit aufklärerischer Literatur ändert das Denken und Handeln zu vieler bösartiger und erkenntnisunfähiger Menschen nicht im Geringsten. Dissoziales Verhalten müsste viel stärker öffentlich beispielhaft negativ sanktioniert werden!

anonym90931 
Fragesteller
 02.01.2020, 17:42

Vielen Dank für deine Meinung!

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paulklaus  02.01.2020, 19:41
@anonym90931

Ich "fürchte", hier wird keine Meinung geäußert, sondern hier werden unwiderlegbare Fakten aneinander gereiht, die deinen, des FSs, Deutungen "ein wenig" zuwider zu laufen scheinen......

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Die Aufklärung der Literatur ist durch die gesamte Aufklärung entstanden

Nein. Wenn, dann gab es eine "Aufklärung" von Menschen "durch die Literatur", aber die Literatur an sich wurde nicht und konnte nicht aufgeklärt werden! Es gab auch keine "gesamte Aufklärung" als Besonderheit zur vermeintlichen "Aufklärung der Literatur", sondern Aufklärung war ein geistiger Prozess, der sich vorallem literarisch, in Literatur, also in Texten abspielte und sich in ganz Europa und anderen sog. westlichen Ländern verbreitete.

Dadurch konnten immer mehr Menschen lesen und schreiben wodurch neue Schriftsteller geboren wurden.

Nein. Die Aufklärung hat das Schulwesen nur unwesentlich befördert. Insbesondere die Reformation hatte schon dazu geführt, dass es nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land und in fast jeder adeligen Herrschaft eine Elementarschule, bisweilen auch eine Lateinschule und selten sogar eine Universität gegeben hat. Der Sinn der Elementarschulen war, der Mehrzahl der Untertanen Kenntnisse in Schreiben, Lesen (und Grundrechnen) zu vermitteln mit dem Ziel, dass sie in der Lage waren, die Bibel und andere fromme bzw. erbauliche Schriften zu lesen und zu verstehen.

Die maßgeblichen Aufklärer gehörten alle zur Bildungsschicht, waren Christen aller Konfessionen, zum Teil sogar Geistliche. Aufklärung als geistiger Prozess war und blieb eine Angelegenheit gebildeter Schichten in allen Ländern. Das Schulwesen, vorallem das Elementarschulwesen, wurde vorallem im 19. Jahrhundert gefördert (Schulpflicht), und zwar aus militärischen, aber später wegen der fortschreitenden Industrialisierung und zur Deckung des Fachkräftebedarfs auch aus beruflichen Gründen.

Dadurch entstand die soziale Schicht des Bürgertums die ein Bindeglied mit den Philosophen entstanden ließ.

Nein, das Bürgertum geht schon auf das späte Mittelalter zurück. Im 18. und dann 19. Jahrhundert differenzierte sich das Bürgertum aus, es entstand u.a. ein sog. Bildungsbürgertum, das sich auch, aber nicht ausschließlich aufklärerischen Schriften widmete. Aufklärung war eine Angelegenheit der Bildungsschichten, zu denen Adel und Bürger gleichermaßen, sogar wohlhabende Bauern gehörten. Was meinst du mit dem misslungenen Satz: "... Bürgertums die ein Bindeglied mit den Philosophen entstanden ließ"?

Somit hatten die Schriftsteller die Chance ihre Forderungen zu stellen. Es solle Klarheit in Aufbau und Stil hervorgebracht und das Fantastische solle vermieden werden.

Ein merkwürdiger Satz. Die Eingangsfrage - der Arbeitsauftrag, wie ich vermute?! - lautet: "Welche Auswirkungen auf unsere Gegenwart hat die literarische Aufklärung?" Ist allgemein die politische oder alltägliche, oder speziell die literarische "Gegenwart" gemeint?

Die Forderungen führten dazu das eine Reihe von neuen literarischen Gattungen entstanden sind, die jedoch eines gemeinsam hatten und zwar die Leser in Bildung und Erziehung gesamtheitliche Werte zu vermitteln.

Im Grunde gab es keine "Forderungen", sondern in der Literatur vollzogen sich Veränderungen aufgrund Vorbild und Nachahmung. Gewiss hatte die damalige Literatur nicht nur die Aufgabe, das Lesepublikum zu unterhalten, sondern auch Werte und Bildung zu vermitteln. Allerdings hat sich die Literatur darum immer schon, seit der Antike, bemüht!

Im Laufe der Zeit erreichte die Aufklärung der Literatur auch tiefere Schichten, die nun auch die Möglichkeit hatten, literarische Werke zu schreiben.

"Tiefere Schichten" - was soll das sein? Diese Aussage insgesamt ist ziemlich unpräzise. Besser wäre es, Beispiele zu geben, vielleicht mit Bezug auf die sich im 19. Jahrhundert herausbildenden Arbeitervereine, die nicht nur berufliche und anderweitige Hilfestellungen für ihre Mitglieder bereitstellten, sondern - zumindest die größeren, finanzkräftigen - auch Weiterbildung anboten, u. a. über ausleihbare Zeitschriften und Bücher.

Die Vernunft, die Toleranz und der Fortschritt ist auf die literarische Aufklärung zurückzuführen.

Eine kühne These. 😁 Wenn man in die "Gegenwart" blickt, könnte man meinen, dass diese Zielsetzungen der Aufklärung nur unzureichend - nicht zuletzt in den "tiefere(n) Schichten" - verwirklicht werden konnten.

Die Vernunft ist nämlich der Grundbaustein für das Denken und Verhalten eines Menschen.

Aha. Und, ist das so in der "Gegenwart"? Und wie sieht es damit in den "tiefere(n) Schichten" aus?

Diese wurden meist in Parabeln eingesetzt.

Kannst du erklären, was eine "Parabel" ist? Und wieso soll "meist" in diesen über Vernunft geschrieben worden sein? In der Prosa nicht? Das musst du näher ausführen und erklären!

Auch die Toleranz zwischen den Menschen gehörte zur Grundlage der Beziehung zwischen den Menschen.

Ist das Präteritum "gehörte" hier absichtlich oder aus Versehen gewählt? Gibt es heute keine "Toleranz zwischen den Menschen" mehr? Das solltest du näher erklären!

Die gesamte literarische Aufklärung führte zum Fortschritt und der darin enthaltenen Hoffnung auf Verbesserung mithilfe einer Sammlung der Erkenntnisse.

Nimm's mir bitte nicht übel, aber an solchen Sätzen glaube ich erkennen zu können, dass du aus unterschiedlichen Internetseiten Sätze herauskopiert und dann zusammengesetzt hast. Das geht schief! Wenn du nicht selbst Informationen sammelst und sie durchdenkst, dann lernst du nichts.

Es wird in deinem Text nicht klar, worauf du überhaupt hinaus willst. "Die gesamte literarische Aufklärung führte zum Fortschritt" - ich setze deinem Urteil - das sich worauf stützt? - ein anderes Urteil entgegen: Die literarische Aufklärung führte zu vielen gedruckten Werken, deren Vernunft- und Toleranzgedanken für die Masse der Bevölkerungen unter Buchdeckeln verborgen blieben und auch heute noch bleiben! Was sagst du nun?

Und weiter: "... der darin (im Fortschritt) enthaltenen Hoffnung auf Verbesserung mithilfe einer Sammlung der Erkenntnisse." Ist denn nicht "Fortschritt" mehr als nur eine "Hoffnung auf Verbesserung", sondern die "Verbesserung" selbst? Denn sonst wäre er doch ein Rückschritt! Und lässt sich "Fortschritt" so einfach erzeugen, indem man nur eine "Sammlung der Erkenntnisse" anlegt, ohne diese intensiv auszuwerten und (ziel- bzw. zweckgerichtet) zu durchdenken?

Auf jeden Fall fehlt deinen Ausführungen eine klare und begründete Beantwortung der Leitfrage!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
paulklaus  02.01.2020, 19:36

Abgesehen davon, dass ich nicht SO kenntnisreich bin wie du, hätten mir einfach die Ruhe und die Muße gefehlt, SO ausführlich auf die "Abhandlung" des FS einzugehen - besonders deshalb, weil ich mich durch den FS einem gewissen Rechtfertigungsdruck ausgesetzt fühlte, gegen den ich gerade bei GF allergisch bin.

Chapeau für deine Korrekturen / Hinzufügungen u.a.m. !

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paulklaus  02.01.2020, 20:11
@ArnoldBentheim

Keinerlei Dank notwendig. Hier geäußerte Bewunderung war einfach ein Spontanbedürfnis von mir.

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Mir ist der SINN deiner Abhandlung nicht (ganz) klar...

Nur nebenbei: Der geisteswissenschaftliche UMBRUCH, darin bestehend, dass Menschen zu lesen begannen, geschah viel füher, nämlich durch Gutenbergs Buchdruck und Luthers Bibel-Übersetzung ins DEUTSCHE, der Menschen auch niederen Standes geradezu danach lechzen ließ, ENDLICH ZU LESEN !!.

Meiner bescheidenen subjektiven Ansicht nach betrachtest du die Epoche der Aufklärung zu verbrämt, zu glorifizierend.

Ich empfehle den göttlich satirischen Dialog zwischen Mephisto und Schüler ("Faust I", Schüler-Szene).....

Woher ich das weiß:Hobby
anonym90931 
Fragesteller
 02.01.2020, 17:05

Das Menschen viel früher mit dem Lesen angefangen haben ist mir bekannt. Jedoch ist es mit der literarischen Aufklärung der breiten Öffentlichkeit leichter gemacht worden das Lesen zu erlernen. Was fehlt ihrer Meinung nach in meinem Text?

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paulklaus  02.01.2020, 17:16
@anonym90931

VORAB: Literatur-Epochen vom Barock bis zum Realismus sind mein Hobby !!

Nochmals: Nichts scheint mir zu fehlen, nur - so glaube ich - siehst du (Man duzt sich gemeinhin bei GF !) Diverses durch eine rosarote Brille, als wäre die Aufklärung DAS Zeitalter, das der Menschheit in vielen Bereichen die Zukunft ebnete. Das allerdings taten andere Epochen nicht minder (Ich denke nur an Barock und Vormärz / Junges Deutschland).

Zudem: Parabeln gab es schon in der Antike - siehe Fabeln von Aesop....

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ArnoldBentheim  02.01.2020, 19:10
@anonym90931
Jedoch ist es mit der literarischen Aufklärung der breiten Öffentlichkeit leichter gemacht worden das Lesen zu erlernen.

Tatsächlich? Wodurch wurde es denn "leichter gemacht ... das Lesen zu erlernen"?

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