Was wäre, wenn die Gesellschaft wirklich komplett Kfz-frei wäre?

8 Antworten

Eine industrialisierte Gesellschaft kann nicht wieder in´s "Mittelalter versetzt werden, ohne absolut drastische Einschnitte. In Großstädten und Metropolen würden die Menschen und Tiere schlichtweg verhungern weil nicht schnell genug die nötige Masse an Nahrung herbei geschafft werden kann. Felder mit mehreren hundert ha können nicht mehr bestellt werden, weil das mit Handbetrieb oder auch mit Pferden nicht bewältigt werden kann. Ein moderner Mähdrescher zB von John Deere kann 600 Tonnen Getreide in der Stunde dreschen. Wie viele Fuhrwerke sollten denn da parallel arbeiten um solche Leistungen zu schaffen?

In einem solchen Szenario würde sich die Weltbevölkerung innerhalb kurzer Zeit drastisch reduzieren. In den Städten würden Unruhen und Straßenkämpfe schon um einen Kanten Brot oder ein Glas Wasser ausbrechen. Diese Städte und Metropolen würden zuerst fallen. Nur wer sich noch mit Landwirtschaft ernähren kann, hat eine Chance zu überleben. Wird aber wohl von den hungernden Massen auf der Suche nach Nahrung überrollt werden.

Wenn der Hunger quält gibt es kein rationales denken mehr. Da wird wie von einem Heuschreckenschwarm alles verfügbare kahl gefressen. Ob ein Acker danach zerstört ist oder ein Brunnen kein Wasser mehr bringt, ist im ersten Moment jedem der hungert vollkommen gleich.

So etwas würde einem echten Endzeit-Szenario entsprechen wie man das zB aus Mad Max kennt. Mit alternativen Energien wird es wohl nicht zu den Kämpfen und Kriegen um Öl gehen, aber alles Andere wird sich wohl so entwickeln.

Dabei wird sich die Bevölkerung wohl in 2 verschiedene Gruppierungen spalten. Eine Gruppe, die sich dennoch an Regeln der Menschlichkeit hält und eine neue Gesellschaft aufbaut während die andere Gruppe raubend und plündernd durch die Lande ziehen wird. Ich glaube da zwar nicht wirklich an so eine Entwicklung... Aber möglich wäre so etwas schon. Ein Umdenken ist zwingend erforderlich. Und in mancherlei Hinsicht, geht das wirklich viel zu langsam!

Natürlich würden Nutzfahrzeuge bleiben (Handwerker, Rettungsdienste, Bussverkehr, Lieferanten), aber alle Privatleute müssten zu Fuß oder per Lastenrad oder per Bollerwagen und Sackkarre ihre größeren Einkäufe durchführen.

Baumärkte würden einen Lieferdienst einführen, die Post würde extrem aufstocken müssen und Amazon würde seine Kapazitäten gigantisch erweitern.

Zum Schluss ist das Verkehrsaufkommen genauso groß, nur dass es nun aus Lieferdiensten besteht.

Außerdem würden sehr viele Bürger frustriert sein, denn ein Besuch in 2 bis 3 Läden dauert mit dem ÖPNV mehrere Stunden, was mit den Privatauto in einer Stunde erfüllt wurde.

Gut gefragt. Es ist die pure Masse und die pure Sorglosigkeit im Umgang mit Technik, und der damit verbundenen CO2 Belastung der Umwelt. Autos, Flugzeug etc. Krankenwagen, Arztautos, THW, Feuerwehr und sonstige Hilfsfahrten sind kein Vergnügen, sondern moderne Notwendigkeit. Dies abzuschaffen war nie das Vorhaben.

Ziel ist es, die eher nicht unbedingt zum Leben benötigte Fahrten bzw. Fahrzeuge, also CO2 Schleudern, zu minimieren. Gelingt das mit Fortbewegungsmitteln die mit erneuerbaren Energien betankt werden können, ist ein Teilziel erreicht. Das zweite Problem ist der steigende Anspruch der Weltbevölkerung; während viele hierzulande zwei oder mehr Fahrzeuge in der Familie haben, wollen andere zunmindest eins. Jeder will eins.

Es gab vor über 50 Jahren ein Sonntagsfahrverbot in Deutschland aufgrund von Treibstoffmangel. Da fuhren alle system- und gesundheitsrelevanten Fahrzeuge trotzdem.

Es erstaunt mich allerdings, dass viele Fahrten und Flüge zum reinen Vergnügen ausgeführt werden.

Wenn wir zu wählen hätten, ob vorwiegend nur die notwendigen Fahrten gemacht werden dürfen, würden viele argumentieren, Vergnügen ist eine Notwendigkeit. Genauso wie Rauchen, Saufen, zu viel essen, zu wenig bewegen usw.

Wer ein wenig Grips im Hirn sein eigen nennt und es bestimmungsgemäß anwendet, kommt vielleicht zum Schluss, Vergnügungen sind notwendiger als Einsicht und Vernunft. Viele sind dabei sarkastisch oder wirklich dumm: Sie argumentieren, Verstand ist dazu da, Unvernunft mit egoistisch erfolgreicher Rücksichtslosigkeit zu rechtfertigen.

So wie meine Oma vor 100 Jahren. Das bequeme Leben wäre vorbei.

Wir müssten viele verlorengegangene Fähigkeiten wieder neu erlernen.

Als erstes müssten wohl die armen Pferde wieder herhalten. Da jedoch nur noch Sport-, aber keine Arbeispferde mehr gezüchtet werden, dürfte es auch da ziemlich mau aussehen.

Das meiste von dem, was du aufgezählt hast, wird es gar nicht mehr geben. Alle Bauteile und Materialien, die importiert werden, müssten mit Segelschiffen über den Ozean geschippert werden. Das ist viel teurer, die meisten werden sich das nicht leisten können.

Für meine Oma war ein Stückchen Schokolade der pure Luxus

Die Menschheit hat den größten Teil ihrer Existenz ohne Autos usw. überlebt. Ich bezweifle allerdings, dass die wenigsten Menschen von heute damit klarkämen. Es käme wohl zu erheblichen Unruhen.

Alakdan  30.08.2023, 22:51

Und wo bringen wir die Pferde in der Großstadt unter? Im Keller von Mehrfamilienhäusern?

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SashaMu66  31.08.2023, 06:36
@Alakdan

Die Stadt ist kein geeigneter Ort für Pferde. Aber es würde wahrscheinlich Menschen geben, die sie in frei gewordene (Tief)Garagen sperren.

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Tja, mit dem Wohlstand und allen anderen Bequemlichkeiten des modernen Lebens wäre dann erst mal Schluss. Vermutlich würden wieder Urgroßvaters Pferdekutschen und Eselskarren aus dem Schuppen geholt und eine offene Feuerstelle unter dem Kamin eingerichtet werden. Was vor 200 Jahren geklappt hat, kann auch wieder funktionieren. Die Schmutzwäsche wird dann samstags am Fluss gegen einen Felsen geschlagen, das Wasser für die Körperpflege täglich aus dem Brunnen geholt. Zurück in den Wilden Westen. Die dazugehörigen gesellschaftlichen Zustände schaffen wir uns ja auch gerade selbst, unabhängig von den Beförderungsmitteln. Dann würde halt nicht mehr aus vorbeifahrenden Autos auf Passanten geschossen, wie es in letzter Zeit immer häufiger vorkommt, sondern vom Pferd herab.

Freuen wir uns auf eine aufregende und herausfordernde Zukunft. So einen gewaltigen Rückschritt in der Entwicklung erlebt man ja auch nicht alle Tage. :-)