Was sind die Gründe und Ursachen der Armut in Deutschland?

7 Antworten

Meiner Meinung nach ist der Hauptgrund im Wegfall einfacher Arbeiten durch Produktionsverlagerung in Billiglohnländer. 

Dadurch entsteht in Deutschland ein "Bildungsdruck" dem viele nicht mehr gewachsen sind. 

Ergebnis: Menschen ohne Ausbildung sind auf dem Stellenmarkt plötzlich nur noch so viel "wert" wie ein Ungelernter in Asien, aber bei höheren Lebenshaltungskosten.

Am Ende schafft die Globalisierung viele Gewinner (auch wir als Konsumenten, wenn wir alles auf einmal, aber billig, billig haben wollen) und eben auch die Verlierer, die merken, dass ein ungelernter Deutscher eben auch nicht mehr wert ist als ein ungelernter Asiate.

das gravierendste Problem ist die ständige Umverteilung von den einkommensschwachen Bevölkerungsschichten nach oben. Hierfür gibt es soviele Beispiele, das man  sie gar nicht aufzählen kann. Nur mal die, welche den  Kleinverdiener unmittelbar treffen.

Hausrenovierung kann auf den Mieter umgelegt werden und erhöht den Kostendruck, der ohnehin am Wohnungsmarkt herrscht. Die prognostizierte Energieeinsparung wird nicht im entferntesten erreicht.

Abschaffung der paritätischen Zahlung der Krankenversicherung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die war mal bei je 50 % festgelegt.

Medikamentenzuzahlung immer höher zu Lasten teilweise chronisch Kranker.

Zeitarbeitsfirmen und sub Unternehmen, die nur noch durch Mindestlöhne überhaupt etwas zu bändigen sind. In den ersten 15 Jahren meiner Berufstätigkeit gab es weder Zeitarbeitsunternehmen noch sub Firmen und ein Mindestlohn wurde gar nicht benötigt.

Gewerkschaften, die die Arbeitnehmer verraten, indem sie mit solchen Firmen Tarifverträge abschließen und damit suggerieren, die Arbeitnehmer würden nach Tarif bezahlt.

Die Politik des Neoliberalismus, die dies alles ermöglicht und spätestens mit Schröder angefangen hat.

Gemessen an der heutigen Situation war Helmut Kohl mehr Sozialdemokrat als Schröder, insbesondere gemessen an dem Körperschaftssteuersatz, der zu Kohl s Zeiten gültig war, im Vergleich zu heute.

OlliBjoern  24.05.2017, 08:56

Danke. Das halte ich für eine zutreffendere Beschreibung als das (stereotype) Bild von der (angeblich) ständig wachsenden Arbeitslosigkeit.

Mir stellt sich nun die Frage: wenn es so viele Arme gibt: wieso merkt man dies an den Wahlergebnissen nicht?

So gesehen müsste "die Linke" auf mindestens 20% kommen, aber sie dümpelt vielerorts weit darunter. Das lässt für mich folgende Vermutungen zu:
a) so furchtbar viele Arme scheint es doch nicht zu geben (?!)
b) diese wählen Parteien, die genau diese Umverteilung nach oben wollen (schauen wir in die USA: genau das macht Trump, und der ist von Millionen freiwillig gewählt worden, ich bin mir sehr sicher, dass auch viele Arme darunter waren)

Manchmal kommt mir das so vor wie Kühe, die die Metzger-Innung für eine gute Sache halten, und diese auch noch freiwillig wählen. :) 

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Bley1914  24.05.2017, 13:05
@OlliBjoern

Die durch die Schröder Regierung eingeführte "2010" Agenda finden viele falsch.  Die Jetzige Regierung macht nicht viel mehr, aber traut auch den SPD keine  Änderung. Deshalb wird einfach so weiter gewurschelt wie bisher.

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korruptepolitik  24.05.2017, 18:48
@OlliBjoern

@OlliBjoern genau diese Frage stelle ich mir auch. Ich kann mir überhaupt nicht erklären, was in den Köpfen der Leute vorgeht beim Gang an die Wahlurne. Möglicherweise sind die Zeit der sozialen Marktwirtschaft schon so lange vorbei, das kaum noch einer weiß, was soziale Marktwirtschaft überhaupt ist.

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Lohn von 1999 und Preise von 1999 x2 bzw. x3

Aldi einkaufen, für 100 Mark = ein Einkaufswagen reicht kaum aus, Benzin, mit dem Zug fahren teilweise x10 bei uns, Zigaretten 3-4 Mark, egal was...
Urlaub fahren/fliegen mit der Mark war schon genial...

- prekäreArbeitsverhältnisse
  * Befristete Arbeitsverträge & Mehrfachbefristungen
  * Zeitarbeit
  * Werksverträge

- Hartz IV
- Kürzung der Rentenanwartschaften von vormals 64% auf aktuell 43%

Das nennt sich Agenda 2010, Urheber die SPD.
Die gleiche neoliberale Idee, die jetzt so herzerweichend von sozialer Gerechtigkeit faselt und sich wundert warum sie dafür kein Vertrauen der Wähler erhält.
Die SPD will nicht begreifen, dass ein Desaster völlig genug ist.

Rekordgewinne für die Wirtschaft und Niedriglöhne für die Bürger schafft keinen Wohlstand, sondern zunehmende Verarmung.

Mit der Agenda 2010 hat sich die Agenda selbst versenkt.
Der Kahn versinkt im Keller der Prozente.

Das liegt an der Definition von "Armut" in Deutschland: Mit 60% eines mittleren Einkommens ist man "armutsgefährdet", mit 40% eines mittleren Einkommens ist man "arm".

Man stelle sich vor, jeder Deutsche würde plötzlich das Doppelte oder gar das Zehnfache verdienen: Mit dieser prozentualen Definition von Armut gäbe es immer noch genau so viele Arme wie zuvor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ehemaliger Kommunalpolitiker und Mandatsträger