Was machen Piloten nach Vogelschlag?

5 Antworten

Bei einem Birdstrike in Zusammenhang mit einer der beiden Engines wird dieses entweder in Idle, also Leerlauf, gestellt oder ganz heruntergefahren.

Nun sollte schleunigst ein Notfall bei der Flugverkehrskontrollstelle deklariert werden. Daraufhin folgt eine Notlandung.

Eine Langstreckenmaschine, deren maximal Landingweight noch überschritten ist, muss eben mit den noch verbliebenen Triebwerken Holdings fliegen und ihr Fuel Dumpen.

Aber Weiterfliegen tut hier niemand mehr.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Angehender Pilot

Zockerbub 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 09:52

Aber wieso wird der Sprit abgelassen anstatt einfach 5, 6 , 7 Stunden zu fliegen und ihn zu verbrauchen

Timpi0  31.12.2024, 10:25
@Zockerbub

Da du so immer noch eine Landemöglichkeit in unmittelbarer Reichweite hat.

Zockerbub 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 10:30
@Timpi0

Ja man kann ja 6 stunden im kreis fliegen

Timpi0  31.12.2024, 10:54
@Zockerbub

Fuel dumping dauert keine sechs Stunden 😅 allerdings dauert es eine Zeit. Ein Flug von Tampa International nach San Francisco musste nach dem Start aufgrund eines Birdstrikes etwas mehr als zwei Stunden Holdings Fliegen um Fuel abzulassen.

Zockerbub 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 11:07
@Timpi0

Nein ich meine dass man keinen Sprit ablässt sondern stattdessen einfach 6 Stunden fliegt und durch den Flug Sprit verbraucht ohne ablassen also einfach 6 Stunden im Kreis fliegen dann muss man doch keinen Kerosin ablassen der schädlich ist

Timpi0  31.12.2024, 11:09
@Zockerbub

Man will ja schnellstmöglich wieder landen. Unnötig 4 Stunden mehr in Luft zu bleiben würde ggf. die Sicherheit der Leute an Bord gefährden. Also lieber nicht

MrXaver  31.12.2024, 13:04
@Timpi0

Und dann hättest du nicht die „Schädigung“ durch den feinen Nebel Kerosin (dumping machst du ja nicht in 2000 Fuß) kommt eh nichts nennenswertes unten an, sondern bläst schön 6 Stunden lang unnötig Co2 in die Atmosphäre, kreist in einem „vollen“ ATC-Sektor mehrere Stunden herum wo der lotse anderen Verkehr um dich herum leiten muss, und riskierst, dass in den 6 Stunden ein weiterer random Fehler auftritt, der die ganze Situation verschlimmert.

*Sarkasmus an* Also ja, ich frag mich warum das nicht öfter so gemacht wird wie von dir vorgeschlagen, dann muss der lotse wenigstens nicht immer „Fuel Dumping in Progress“ auf der Frequenz sagen. *Sarkasmus off

Spielwiesen  31.12.2024, 14:14
@MrXaver

DAS ist der beste: 'bläst schön 6 Stunden lang unnötig CO2 in die Atmosphäre, ..' - in einer Katastrophensituation immer schön aufs CO2-Sparen achten! ♧♧♣︎Jawoll ja!♣︎♧♧

MrXaver  01.01.2025, 04:00
@Spielwiesen

Achso und ich vergaß noch: Die Passagiere haben ja auch für einen mehrstündigen Flug gebucht, wär ja gemein innerhalb kürzester Zeit wieder zu landen 😂

Kann man nicht pauschal sagen.

Manchmal geht ein Vogel einfach so durchs Triebwerk und wird geschreddert, manchmal gibts Schäden von leicht bis katastrophal. Hängt von vielen Faktoren ab, wie Größe/Anzahl des/der Vögel, Ort und Geschwindigkeit des Einschlages im Triebwerk, Betriebszustand des Triebwerkes (Teillast oder Vollast), und natürlich auch Bauart des Triebwerkes. Manche halten mehr aus, manche weniger.

Für diesen Fall wird trainiert und gibts auch Checklisten. Reaktion je nach Ausmaß des jeweiligen Schadens und möglicher Folgen. Das kann von normalem Weiterfliegen bis hin zu sofortigen Notlandung gehen.

Natürlich kann ein Passagierflugzeug auch vollgetankt Landen. Wenn jedoch die Gefahr eines Crashs/Feuers beim Landen besteht, und gleichzeitig noch Zeit dazu ist, dann wird vor der Landung Sprit abgelassen, um die Brandgefahr zu mindern.

Außerdem Kann ein Flugzeug auch ohne größere Probleme mit mehr Gewicht landen, ohne das sofort das Fahrwerk zusammenklappt. Das Procedure nennt sich dann overweight Landing, und in den Handbüchern der Flugzeuge steht drinnen was in so einen Fall zu tun ist. Ein A320 hat ein „normales“ Max Landing Weight von 64500 Kilo, und ein Maximales Startgewicht von 73500 Kilo. Im Fall von einem Notfall unmittelbar nach dem Start (ein A320 hat kein Fuel Dumping Feature) kannst du ja nicht noch gemütlich n paar stunden rumcruisen und 9 Tonnen Sprit verbrennen, während hinten deine Kabine abfackelt, da kommst du mit MTOW rein. Im Procedure steht drinnen dass du bedenken musst dass deine Anflug/ landegeschwindigkeit höher ist als normal und du mit dem setzen der Klappen vorsichtig sein musst. N Go Around auf einem Flughafen in Deutschland (Höhe und Temperatur) kann der A320 bis zu nem Gewicht von 83000 Kilo, also überhaupt kein Problem. Dann vorsichtig aufsetzen (Sinkrate weniger als 360Fuß pro Minute) dann mit Max Reverse und notwendigen Bremseingriffen zum Stehen kommen und damit rechnen dass dir bei über 800 Grad die Fuse Plugs an den Reifen schmelzen und du dann nen Platten bekommst. Solche Sachen muss ein Flieger können bevor er eine Zertifizierung bekommt.

Woher ich das weiß:Hobby – FCOM gelesen und viele Flüge im Sim gemacht

Es muss in solchen Situationen notgelandet werden. Auch wenn die Triebwerke erst noch normal zu laufen scheinen, ist nicht garantiert, dass nichts passiert ist, was sich beim Weiterflug drastisch verschlimmern kann. Auch wenn "nur" der Flugzeugrumpf beschädigt ist, muss das untersucht werden.

Ein kleiner Riss in der Aussenhaut hat damals dies ausgelöst:

The Miracle Landing Of Aloha Airlines Flight 243 | Mayday S3 Ep1 | Wonder

https://www.youtube.com/watch?v=YYa7Fq5Ec6c

Natürlich gab es bei diesem Aloha-Airlines Fall auch wegen dem "Inselhopping" Materialermüdung. Durch die kurzen Flüge und dadurch extrem vielen Starts und Landungen war das Flugzeug viel öfter unterschiedlichem Druck ausgesetzt als ein Flugzeug bei Langstreckenflügen.

Bei Vogelschlag muss also notgelandet werden und wenn Zeit ist, wird Kerosin abgelassen. Am liebsten macht man das über dem Meer, aber wenn das nicht geht, auch über Land.

Aber bei der Notlandung auf dem Hudson war keine Zeit für so eine Maßnahme. Das Flugzeug hatte wenig Höhe und beide Triebwerke waren ausgefallen.

Doku: Die spektakulärste Notlandung der Welt? | Real Stories Deutschland

https://www.youtube.com/watch?v=WuR2RHttx4o


MrXaver  31.12.2024, 13:05

Und ein A320 hat keine Möglichkeit für Fuel Dumping 😉

MrXaver  01.01.2025, 04:20
@5Leonarda

Du kannst das auf manchen Mustern (A330, z.b.) auf Kundenwunsch quasi als „Sonderausstattung“ einbauen lassen. Sonst aber siehe meine Antwort. Selbst mit dem Maximalen Startgewicht kannst du ohne größere „Schwierigkeiten“ eine Landung (sogar Autoland wäre approved) durchführen. Ja, wenn kein medizinischer oder ähnlich zeitkritischer Notfall vorliegt, kreist du lieber ein bisschen und verbrennst Sprit, um dir danach die Flugtauglichkeitsuntersuchung zu sparen.

In den „Anfängen“ der Luftfahrt mussten nur solche Flugzeuge ein Dumping System besitzen deren maximales Startgewicht mindestens 5% höher liegt als das maximale Landegewicht. Mittlerweile brauchen das nur noch Flieger die bestimmte Steigraten im Falle eines Go Arounds oder mit einem defekten Triebwerk nicht einhalten könnten, was lediglich große 4-strahlige Flieger betrifft. Alles zweistrahlige erfüllt aber die oben genannten Kriterien und hat daher nichtmal vorgesehen, dass der Flieger dumpen kann

5Leonarda  01.01.2025, 09:22
@MrXaver

😂👍 - da kann man sich jahrelang jede Flugunfalluntersuchung aufmerksam ansehen, aber sowas wird nie erwähnt! Es wird nie erwähnt, dass ein Flugzeug kein Kerosin ablassen kann. Wahrscheinlich ist das so ein selbstverständliches Wissen, dass Fluglotsen und Piloten das nie ansprechen, wenn es nicht möglch ist.

Spielwiesen  31.12.2024, 14:14

Tolle Antwort! 😀 GLG

Notlandung natürlich. Ein brennendes flugzeug durch die gegend fliegen ist sehr gefährlich