Was ist eigentlich "unser" Sozialstaat - vielleicht interpretieren wir den zu schlicht?
Das Konstrukt ist ja höchst komplex, weil jedes auf alles wirkt.
In der Regel wird ja darunter der "Leistungsstaat" verstanden
("Das Prinzip des Leistungsstaates ist in der Verfassung der Bundesrepublik normiert. Durch das in Artikel 20,1 GG festgeschriebene Sozialstaatsprinzip ist der Staat verpflichtet, Leistungen gegenüber dem einzelnen zu erbringen: unter dem Begriff der Daseinsvorsorge hat er für die Versorgung mit Gas, Strom und Wasser zu sorgen sowie öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheitsvorsorge, Schulen und Arbeitsvermittlung bereitzustellen (er muss dies allerdings nicht immer kostenlos tun, sondern kann zumutbare Gegenleitungen in Geld verlangen); auch die Einrichtung von Zwangsversicherungen (zum Beispiel in der Kranken- und Rentenversicherung) und eine bedarfsorientierte Mindestsicherung (Sozialhilfe) lassen sich aus dem Sozialstaatsprinzip ableiten.")
Den Leistungsstaat aber muss man sich eben leisten können!
Leistung ist ja allgemein eher der Begriff für Arbeit, für die Aufbringung von Mitteln - von Geld in der allgemeinen Form, aber von Waren in der konkreten Form, beides muss man leisten können, sonst passiert, was in jedem (Ökonomie-)Lehrbuch steht - "alle Mittel sind knapp" - knappe Mittel führen, wie wir wissen, tendenziell zu Unterversorgung (bei Geld, sofern es als Allokationsmittel fehlt) oder zur Richtung Inflation, sofern zuviel da ist...
Auf dem Gütermarkt geht es anders: Unterversorgung führt zu Hungerrevolten, Überversorgung zu Preisverfall und zu Marktaustritt von Produzenten.
Insofern ist z. B. Industriepolitik immer auch Sozialpolitik, weil es bei Einflussnahmen immer sowohl um die Produktion, als auch um verteilbaren Überschuss geht.
Kasernierte (Gefangene / Soldaten) etc., aber auch Rentner und Arbeitslose, die keinen Mehrwert erzeugen und ebenso auf der Empfängerseite des Leistungsstaates stehen, machen die erforderlichen Abschöpfungen nötig - d. h. je weniger Menschen an der Leistungserstellung beteiligt sind, umso größer die pro Kopf-Lasten - die neue Krise verstärkt also die Krise des Sozialstaates erheblich, etwas, worin uns Länder mit geringer ausgeprägtem Leistungsstaat voraus sind, die ihre unproduktiven (Verlierer) wie Industrieunternehmen schlicht "externalisieren" (können).
Letztlich ist jede Form der Daseinsvorsorge auch "Sozialpolitik": die Pflege von Wäldern ebenso wie die Begrünung von Innenstädten oder der Betrieb von Kindergärten oder Hospizen.
Der Sozialstaat ist also ein ziemlich umfassendes Gewebe, das alle Sektoren unseres Zusammenlebens durchdringt und beeinflusst - diejenigen, die seinen Zusammenbruch erwarten, seien also gewarnt.
6 Antworten
Also, kurz gesagt, wir denken oft, der Sozialstaat ist nur dieser Apparat, der uns Geld für Rente, Arbeitslosigkeit und so weiter gibt. Das ist aber viel zu einfach gedacht.
In Wirklichkeit ist das alles ein riesiges, komplexes Geflecht. Alles, was wir haben, von der guten Luft in den Wäldern über die Straßen bis hin zu Kitas und Schulen, gehört dazu. Und all das muss ja irgendwie bezahlt werden. Das Geld dafür kommt von den Leuten, die arbeiten und etwas produzieren.
Deswegen sind Wirtschaft und Sozialstaat auch so eng miteinander verknüpft. Ohne eine starke Wirtschaft können wir uns all die Leistungen, die wir als selbstverständlich ansehen, gar nicht leisten. Es ist also ein Kreislauf, in dem alles zusammenhängt.
Der Sozialstaat ist ein umfassendes, dynamisches Geflecht, das Produktion, Verteilung und gesellschaftliche Teilhabe verbindet. Sein Zusammenbruch wäre nicht nur ökonomisch, sondern gesellschaftlich und politisch gravierend, weil er sämtliche Lebensbereiche durchdringt.
Gruß aus Tel Aviv
Für diejenigen,die hart gearbeitet haben und sich aus eigener Arbeitsleistung ein kleines Vermögen angespart haben , für diejenigen gibt es den Sozialstaat nicht.bzw.er greift nicht für sie
. aber auch Rentner und Arbeitslose, die keinen Mehrwert erzeugen
Kann man so nicht nehmen da sie ja in die Entsprechenden Versicherungen eingezahlt haben. Auch ohne Sozialstaat wäre dies möglich nur halt über private kassen.
Harz4 bzw Bürgergeld ist aber zusätzliches Geld das "weg" ist.
Bürgergeld ist zusätzliches Geld, das ebenso wie die Gegenseite der Konsummittel erwirtschaftet werden muss.
Bürgergeld und Arbeitlosengeld wurde in den meisten Fällen von den betreffenden Personen vorher erwitschaftet, oder sie arbeiten sogar, auch nicht selten. Dann bekommen sie vom Staat aufgestockt. Das liegt aber daran, dass wir den Mindestlohn nicht so hochkriegen, dass Menschen davon leben können. Wer steckt sich wohl das Geld statt dessen in die Tasche? Richtig ein Unternehmer. Und damit der Gewinne machen kann, gleichen wir alle aus. Danke dafür.
Ja und er ist zu aufgebläht und bedarf der Reform.
Aber passiert nicht, also bricht er zusammen.
Schade drum.
An den Kosten und Leistungen.
Es ist natürlich nicht hausgemacht, es ist die Zuwanderung.
Ah ja, die einfache Lösung: Migranten raus, und plötzlich sind alle Haushaltslöcher gestopft, die Straßen saniert und die Digitalisierung erledigt. 🤣
Merkst selbst wie albern das klingt unter einem Text, der die Dimensionen benennt, oder? Genausogut könntest du sagen "Rentner raus". Ebenso menschenverachtend, aber der Logik nach sinnvoller. Da Migranten ja arbeiten können. Rentner nicht mehr....
Die wirklichen Summen liegen ganz woanders: bei Steuertricks von Konzernen, Milliardengeschenken an Besserverdienende und jahrzehntelang verschleppten Investitionen. Und ganz sicher nicht bei Menschen die in unser Land eingewandert sind und hier grösstenteils längst leben und arbeiten oder Geflüchteten.
Genau und genau deswegen ist er etwas wert und wir sollten auf ihn achten!