Was ist der Unterschied zwischen "Liberal" und "Libertär"?

5 Antworten

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Wie immer ind er Politik ist das alles etwas unscharf - und bei "Libertär" ganz besonders. Der Begriff kann je nach Land schon etwas anderes bedeuten.

Man könnte sagen Libertäre sind, in der aktuellen Verwendung, die extreme Version von Liberalen. So wie etwa Sozialisten die extreme Version von Sozialdemokraten sind.

Der Hauptunterschied besteht in der Sichtweise zum Staat.

Während Liberale einen funktionsfähigen Staat wollen, der wichtige Kernaufgaben übernehmen soll, also zwar die Rolle des Staats minimieren wollen, aber den Staat an sich für wichtig halten - stehen Libertäre dem Staat generell skeptisch bis ablehendn gegenübern, hätten am liebsten gar keinen Staat der ihnen irgendwas vorschreibt. Im Libertarismus findet man insbesondere anarchistische Strömungen bei denen eine "höhere Macht" wie ein Staat grundsätzlich abgelehnt wird was man im Liberalismus so nicht findet.

"Liberal" ist ein sehr weit gefasster Begriff, der die persönliche Freiheit als höchstes anzustrebendes Gut definiert. Liberale sind in der Regel für einen zurückhaltenden Staat und für eine fortschrittliche Gesellschaftspolitik.

"Libertäre" sind sozusagen die Extremisten innerhalb des liberalen Spektrums. Sie stellen die Freiheit des Menschen kompromisslos über alles und streben nach einem "Nachtwächterstaat", der sich im Großen und Ganzen nur noch um Sicherheit und die Bewahrung von Eigentumsrechten kümmert. Es gibt auch innerhalb des Libertarismus unterschiedlich strenge Gruppen. Die absolut härtesten Vertreter wollen den Staat als Institution komplett abschaffen und eine neue Gesellschaftsordnung begründen, die allein auf privatrechtlichen Verträgen zwischen den Menschen basiert.

Libertäre sind entschieden und konsequent liberal. Sie wollen den schlanken Staat, der sich nicht in das Leben der Bürger einmischt und sich aus der Wirtschaft heraushält. Soziale Ungleichheit ist für sie eine Tatsache, die auf individuelle Unterschiede der Menschen zurückgeht. Sie lehnen Staatseingriffe Richtung "Gerechtigkeit" als "Gleichmacherei" ab, weil das die Leistungsfähigkeit des Landes senkt und den Anreiz zur Leistung wegnimmt.

Deutsche Liberale dagegen haben die soziale Marktwirtschaft akzeptiert, also auch massive Eingriffe in Gesellschaft und Wirtschaft.

Heutzutage sind sie profillos bis hin zu drei Jahren Zustimmung zu rotgrünen antiliberalen Projekten.

Liberalismus ist nicht das gleiche wie liberal.

Liberal bedeutet einfach kurz und knapp "Freiheit" und hat nicht zwingend was mit Politik zu tun.

dem Einzelnen wenige Einschränkungen auferlegend, die Selbstverantwortung des Individuums unterstützend; freiheitlich

https://www.google.com/amp/s/www.duden.de/rechtschreibung/liberal%3famp

Liberalismus genau wie Libertarismus sind politische Ideologien.

Libertarismus stellt die individuelle Freiheit als oberste Direktive.

Der Liberalismus dagegen ist nicht Freiheitlich sondern will alles regeln. Eine Art "Planwirtschaft" fürs Leben des einzelnen. Das war aber nicht immer so. Den Begriff haben linke für ihre politischen Ziele vereinnahmt und umgedeutet.

Früher war es wie libertarismus:

im 19. Jahrhundert entstandene, im Individualismus wurzelnde Weltanschauung, die in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht die freie Entfaltung und Autonomie des Individuums fordert und staatliche Eingriffe auf ein Minimum beschränkt sehen will

https://www.google.com/amp/s/www.duden.de/rechtschreibung/Liberalismus%3famp

Heute als linke Ideologie:

Der Liberalismus ist eine Denkrichtung der politischen Philosophie, die sich für die Verteidigung individueller menschlicher Rechte, wie der Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit, Sicherheit und Eigentum einsetzt und auf der individuellen und freiwilligen Kooperation von Menschen basiert.

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/demokratie-332/248555/wege-zur-modernen-demokratie/

Kurz gesagt: Liberal = Balance zwischen Freiheit & Regeln, libertär = maximaler Individualismus, Staat möglichst weg.


rr1957 
Beitragsersteller
 19.01.2025, 14:50

Versteh ich nicht: "möglichst weg" heisst doch "nur noch so viel wie unbedingt nötig" und das ist doch eben die geforderte Balance ? Wo ist der Unterschied ?

RHLK99  19.01.2025, 15:14
@rr1957

Der Unterschied liegt in der Grundhaltung gegenüber dem Staat.

Liberale sagen: „Der Staat soll da sein, wo er gebraucht wird – z. B. für soziale Absicherung, Umweltschutz oder wirtschaftliche Rahmenbedingungen.“ Es geht um eine Balance zwischen Markt und Staat.

Libertäre sagen: „Der Staat soll sich so weit wie möglich raushalten, weil der freie Markt und individuelle Verantwortung alles besser regeln.“ Hier wird der Staat als notwendiges Übel gesehen, das auf ein Minimum reduziert werden sollte.

Kurz gesagt: Liberale wollen einen schlanken, aber handlungsfähigen Staat – Libertäre würden ihn am liebsten aufs Nötigste zusammenschrumpfen lassen. 😆