Was ist deine schönste Erinnerung?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

Ja, kann ich festmachen 39%
Anderes 33%
Nein, kann ich nicht festmachen 28%

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt soviele schöne Erinnerungen in meinem Leben:

  • Hippiezeit
  • Erlebnisse mit Freunden, Freundinnen
  • Hochzeitsreise nach Venedig
  • die Zeit mit meiner Frau auf den Lofoten
  • schöne Klettertouren in den Dolomiten
  • viele Zeltlager mit besten Freunden
  • Reisen nach Italien, Norwegen, Griechenland
  • Skifahren in Österreich
  • usw.

Ja, kann ich festmachen

Meine schönste Erinnerung war mit meiner älteren Schwester (3 Jahre älter). Dieser Moment bedeutet mir heute noch sehr viel.

Als Kinder war es zwischen uns größtenteils harmonisch, aber als sie mitten in der Pubertät war (13-15 Jahre), und ich gerade auf der Schwelle von Kindheit und Jugend (10-12 Jahre), wurde unser Verhältnis auf einmal komplizierter. Wir hatten uns mehrmals täglich in den Haaren - und das meistens ohne Grund. Meine Schwester war damals ständig um mich herum und nutzte jede Gelegenheit um mich zu provozieren.

Man muss dazu erwähnen, dass ich in dem besagten Alter ziemlich klein war. Ich war der zweitkleinste in der Klasse, war der schlechteste in Sport, und machte mir damals große Sorgen ob ich noch wachsen würde oder so klein bleibe (ab 12/13 hatte ich dann einen Wachstumsschub und habe alles wieder aufgeholt, doch das ließ sich damals natürlich noch nicht absehen). Meine Schwester dagegen hatte da Glück, sie war schon immer groß für ihr Alter gewesen und mit 14 bereits ausgewachsen. So kam es dass ich ihr in dieser Zeit nur knapp bis zu den Schultern ging.

Also zog sie mich damals meist wegen meiner Größe auf. Das tat sie, indem sie mir ständig Spitznamen gab die darauf anspielen dass ich kleiner war als sie, und mich wie ein kleines Kind behandelte (also z.B. in Babysprache reden, Kopf tätscheln, in die Wange kneifen, Wangenküsse usw.). Das brachte mich natürlich auf die Palme, und die Kloppereien begannen.

Aber genauso haben wir auch Zeit verbracht, in der wir uns gut verstanden haben. Wir haben oft zusammen gespielt (für was sie ja "eigentlich" schon zu alt war), aus Spaß miteinander gerangelt, hatten gemalt und uns Geschichten ausgedacht (und dabei unsere Insider-Witze entwickelt), und fast jeden Abend waren wir beieinander im Bett gelegen und haben geredet. Natürlich mochte ich das damals gern - nur hätte ich es natürlich niemals zugegeben.

An einem Abend war ich bei ihr in ihrem Zimmer, standen nebeneinander und verglichen unsere Körpergröße. Ich beneidete sie mal wieder, und sie machte sich daraufhin in überheblichem Tonfall über mich lustig, ich schaute traurig zu Boden. Dann ist was ganz Unerwartetes passiert: Sie beugte sich auf meine Höhe, nahm mein Gesicht in beide Hände, sagte dass sie mich süß findet und gab mir einen Kuss auf den Mund.

Das hat sie vorher noch nie bei mir gemacht. In dem Moment wusste ich erstmal nicht wie ich reagieren sollte. Normalerweise mochte ich es nicht, wie ein kleines Kind behandelt zu werden, aber diesmal fühlte es sich so an, als ob sie mich gar nicht ärgern wollte, sondern dass es ernst gemeint ist und sie mir eine Freude machen wollte. Wir schauten uns nur wortlos an und sie lächelte. Was danach passiert ist, weiß ich nicht mehr.

So weit, so gut. Als meine Schwester 15 war, wechselte sie die Schule. Sie war dann nicht mehr ständig um mich herum, sondern verbrachte viel Zeit mit lernen um den Stoff nachzuholen. Kurze Zeit später fand sie in der neuen Klasse neue Freunde und veränderte sich total. Sie traf sich in der Freizeit öfters mit ihnen, und wenn sie zu Hause war, kam sie nicht aus ihrem Zimmer heraus und war beim chatten. Sie trug andere Klamotten, schminkte sich stark und verhielt sich ganz anders. Anfangs dachte ich darüber gar nicht nach, war erst über den vermehrten Abstand zu ihr sehr froh.

Nachdem meine Schwester mit 19 auszog, hatte ich zunächst so gut wie keinen Kontakt zu ihr.Aber irgendwann fing ich an mich zu fragen, wie es eigentlich so weit kommen konnte dass wir uns so fremd wurden. Sie kam mir vor wie ein ganz anderer Mensch. Erst als Erwachsene näherten wir uns wieder aneinander an, haben wieder Kontakt und mögen uns, aber ganz so eng wie früher ist es nicht mehr.

Ich denke heute noch gerne an diese Zeit und an diesen Moment zurück. Auch wenn sie oft anstrengend und ich von ihr genervt war, finde ich es im Nachhinein eigentlich total schön.


kouscookiee 
Fragesteller
 27.12.2022, 00:54

Wooow Dankeschön für deine ausführliche Antwort

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Ja, kann ich festmachen

Die Geburt meiner Tochter. In diesem Jahr hat sie übrigens Abitur gemacht.


kouscookiee 
Fragesteller
 16.12.2022, 15:16

Boah. Glückwunsch

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hoermirzu  16.12.2022, 15:36

Ich war bei meinen beiden auch dabei (etwas älter), und noch bei etwa zwanzig anderen mit der Kamera auch noch, das sind Eindrücke, die man mit nichts vergleichen kann.

Im "Job" habe ich aber auch 1989 in Prag erlebt, wo die deutsche Botschft als Asyl für DDR Flüchtlinge agierte.

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Ja, kann ich festmachen

Einmal die Geburt meiner Tochter vor 2 Jahren und dieses Jahr hat sie mir etwas zum Muttertag geschenkt was sie im Kindergarten gemacht hat. Das hat mich sehr gefreut.


kouscookiee 
Fragesteller
 17.12.2022, 16:58

Naww wie süss 😭❤️

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Ja, kann ich festmachen

Das Ticket für den Zug von Mawlamyaing nach Rangun zu erwerben war nicht einfach. Einen Tag zum Bahnhofsbüro, den nächsten Tag Ticket kaufen, den folgenden Tag morgens mit dem Zug los.

Der Bahnhofschef erwartete mich und begrüßte mich mit einem nonchalanten "Hello my Dear". Ich redete noch kurz mit dem Lokomotivführer, soweit die Verständigung das hergab. Seine Lokomotive war unbekannten Alters und aus China. Der Bahnhofschef setzte sich noch in mein Abteil, und wir unterhielten uns etwas großspurig über das birmanische und internationale Eisenbahnwesen. Er riet mir, noch mal pinkeln zu gehen, die Zugtoilette würde mir nicht gefallen. Stimmt, ein Loch in der Mitte und nichts zum Festhalten bei dem unglaublichen Geschaukel.

Ich schaffte es tatsächlich, 10 Stunden nicht zu pinkeln, schwitzte bei der Hitze halt im Zug alles aus.

Es liefen 3 Filme. Links Mangrovensümpfe mit Seerosen in fast allen Farben und manch Wasserbüffel darin. Rechts grün bewaldete, schroffe Berge mit unzähligen vergoldeten Pagoden. Der interessanteste Film aber in der Mitte des Waggons. Fliegende Händler balancierten die gewagtesten Arrangements auf ihren Köpfen. Essenstöpfe übereinander gestapelt, große Käfige mit Glücksvögeln, riesige Mengen von Eiern. Das Ganze eine Zauberwelt wie auf einem anderen Stern.

Im Bahnhof Rangun angekommen nahm ich mir eine Fahrradriksha, denn es war nicht weit zum Hotel. Dort führte ich ein Telefonat in der Lobby. Mobiltelefone gab es damals in Myanmar noch nicht. Der Nachbar sagte am Telefon: "ThiDar not here."

Ich war leise enttäuscht und nahm erst mal die dringend nötige Dusche. Es klingelte an der Tür. Dort stand er dann: Mein Traum in einem knöchellangen Kleid, wie es in Myanmar Sitte ist......