Was haltet ihr von meiner Meinung zum Gendern?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dein Gedankengang ist durchaus nachvollziehbar. Nur lehne ich auch die Form der Studierenden und der Forschenden ab. Denn diese Wortungetüme entspringen der gleichen ideologischen Ecke wie die Endung *Innen.

Die einzige Wünschenswerte Form des Genderns ist die Beidnennung, also Bäcker - Bäckerin. Alles andere ist ideologischer Unsinn.

Man kann die Doppelnennung gelegentlich machen, aber niemals in einem längeren Text konsequent durchhalten. Sich sowas anzuhören nervt genauso wie der Stotterstern.

Ein Hoch auf die Türkische Sprache, in der es überhaupt keinen Unterschied zwischen männlich und weiblich gibt und sogar sie/er/es alles gleich, nämlich o heißt. Lieber würde ich Deutsch komplett durch Türkisch ersetzen als dass ich meine traditionell Aussprache des Deutschen ändern würde. Ich werde auch weiterhin "Zuhörer" und nicht "Zuhörerinnen und Zuhörer" sagen, außer es geht um die Begrüßung am Anfang.

"Studierende" werde ich auch nie sagen. Ein "Studierender" wäre jemand, der in diesem Augenblick studiert, es entspricht der englischen -ing-Form. Darum ist diese Form richtig bei einem "Ertrinkenden", denn ertrinken ist ja kein permanent andauernder Vorgang. Deshalb kann es hier nie "Ertrinker" heißen. Man sollte die Logik der Deutschen Sprache nicht abändern!

Das kann ich nachvollziehen. Mich irritiert diese Form auch. Allerdings eher deshalb, weil ich da ständig daran "hängen bleibe" und mir jedes Mal überlegen muss, wer oder was da jetzt genau gemeint ist. Dadurch werde ich vom eigentlichen Inhalt abgelenkt und das Erfassen von Text oder Schrift ist für mich nur noch schwer möglich. Ich kann derartige "Störungen" im Text nicht herausfiltern.

Und gesprochenes Gendern klingt auch nicht gut. Auf mich wirkt das wie ein Sprachfehler, auf de ich mich ungewollt konzentriere.

Dann lieber die Doppelnennung.

Eine Anmerkung aus linguistischer Sicht: Es gibt die Markiertheitstheorie, das heißt, es gibt ein starkes und ein schwaches Glied. Das starke Glied kann das ganze Spektrum abdecken, z.B. " Ich bin 1,50 m groß"- nicht klein. Falls das nicht verständlich ist, selber nachgooglen, kann jetzt nicht hier ausführlich die Markiertheitstheorie erklären. Jedenfalls, wenn man es auf die Gender- Frage überträgt, heißt das: Gendern ist überflüssig.

Es gibt auch das generische Maskulinum: Ich suche jemanden, der ( nicht die! ) mir helfen kann. Wäre man genderkorrekt, müsste man " der oder die" schreiben? Wer denkt da schon dran?

Oder bei Komposita: Lehrerinnenzimmer- wie klingt das denn???

Und teilweise entstehen ungrammatkalische Formen: MitgliederInnen- es heißt "das" Mitglied. " Das" ist Neutrum, nicht maskulin ( maskulin wäre "der".

Mannimanaste 
Fragesteller
 23.07.2023, 05:40

Meine Schwester hatte neulich tatsächlich eine Mail einer Firma, in der von ihrem "Benutzendenkonto" die Rede war...

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birne98765  23.07.2023, 08:23
@Mannimanaste

Hm, na ja.Solange es nicht zu verkrampft wirkt, finde ich es ja ok. Die Lösungen mit "- nde" oder "Menschen mit..."/ "....- kräfte" sind gute Alternativen. Nur geht es leider nicht immer. Was macht man mit " Hausmeister" ? " Hausmeisternde;-)

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Claud18  09.09.2023, 11:01
@birne98765

Bei uns steht "Hausmeister*in". Und die ist natürlich ein Mann. Ich lese alle Wörter mit *in, *innen, :in und :innen als weiblich.

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Erstens passt es meinem Empfinden nach nicht zur deutschen gesprochenen Sprache, und zweitens, was eigentlich noch wichtiger ist, reduziert es erneut das weibliche Geschlecht auf ein "*innen", statt zur männlichen Form des jeweiligen Wortes eben auch noch die korrekte weibliche Form dieses Wortes komplett dazu zu sagen.

Zu 1)
Es gibt in der gesprochenen Sprache durchaus auch ganz regulär Begriffe, die wir gewohnt sind, mit einer Binnenpause auszusprechen. Das sind komplizierte, zusammengesetzte Begriffe wie etwa "Autoimmunerkrankung", doch auch ganz einfache wie "Spiegelei". Das klingt alles nicht anders als die Pause bei "Ärzt:innen".

Zu 2)
Dazu gibt es aus meiner Sicht zwei Dinge zu sagen:

  • Wenn die weibliche Form auf das weibliche Geschlecht reduziert - was ist dann am generischen Maskulinum anders?
  • [:innen] ist eine Neudefinition der Bedeutung - nämlich ein bewusster Einschluss von Männern, Frauen und nicht-binären Personen. Das kann man ablehnen. Aber die Gleichsetzung des neuen "Ärzt:innen" mit dem alten "Ärztinnen" geht an der Sache vorbei und dient lediglich dazu, sich mit einer möglichen Neuerung gar nicht erst auseinanderzusetzen.

Und wie immer bei diesem Thema: Gendern bedeutet für mich Respekt vor all denen, die gemeint sind. Daher lehne ich aber auch jeden Zwang zum Gendern ab, denn Respekt lässt sich nicht erzwingen.

Claud18  09.09.2023, 11:16

Auch "die Person", "die Fachkraft", "die Wache" müssten dann ausschließlich auf das weibliche Geschlecht reduziert werden, wenn man Genus mit Sexus gleichsetzt. Das generische Maskulinum ist keine männliche Form, sondern schließt seit Jahrhunderten alle ein. Die weibliche Form entstand erst später - speziell für die Frauen.

Streit ums Gendern: „Lehrer“ war nie ein Wort bloß für Männer (berliner-zeitung.de)

Frauen hatten lange Zeit das Privileg, sowohl die männliche als auch die weibliche Form auf sich zu beziehen. Das hat man uns jetzt ausgetrieben und genommen. Ich beziehe trotzdem noch die "männliche" Form auf mich als Bürger, Einwohner usw. und bin froh, dass ich noch einen Abschluss als "Handelskaufmann" (nicht Kauffrau) habe. Das ist für mich Gleichberechtigung, das Gendern dagegen Reduzierung auf das Geschlecht und Diskriminierung.

Und deine oben genannten Begriffe mit Sprechpause sind zusammengesetzte Wörter. Aus was setzt sich aber Ärtz:innen zusammen? Aus "Ärzt" und "innen"(=räume)? Ärzt gibt es nicht, und "innen" als eigenständiges Wort hat nichts mit Frauen zu tun.

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Mannimanaste 
Fragesteller
 07.10.2023, 00:05
@Claud18

Danke @Claud18, Du sprichst mir wirklich aus der Seele (wie man so schön sagt).

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