Was glaubt ihr, warum ist afrika an vielen Stellen noch so arm?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Eine komplexe Frage, mit einer noch komplexeren Antwort, die einigen Menschen ein Aua-Bauchi verursachen könnte. Ich versuche es trotzdem mal.

Ich habe mal über die "Bananenbaum-Theorie" gelesen und das klingt mir recht schlüssig. Die Idee dahinter ist, dass das weitestgehend angenehme Klima auf dem afrikanischen Kontinent dafür sorgt, dass die Bewohner sich das ganze Jahr unter den "Bananenbaum" setzen können und ihr Leben genießen. Bis zum Einfluss der Außenwelt war die Bevölkerungszahl auchs ehr viel geringer, es war also möglich, mit realtiv wenig Planung und Aufwand zu leben, das allemeine Entwicklungsniveau lag zwischen der Steinzeit und einem vergleichweise "frühen" Mittelalter. Eine ruhmreiche Ausnahme waren hier natürlich Nordafrika - dank dem Kontakt zu Europa, gab es hier Staaten wie Karthago, Ägypten und ähnliches - alle an der Küste, oder über den Landweg erreichbar. Die Nähe zu Griechenland, Rom und anderen großen, europäischen Weltreichen war hier der maßgebliche "Entwicklungsfaktor" - sehr schön zu sehen, wenn man "Sub-Sahara" Afrika dem entgegenstellt.

Gerne wird Mali erwähnt, dass "reich" war, weil es sehr viel Gold besaß - so reich, dass es Ägyptens Goldwirtschaft ruinierte, als der Herrscher von Mali einmal nach Norden kam, um Ägypten zu besuchen. Aber was ist jetzt das Bananenbaumproblem? Nun, das Klima und geringe Bevölkerung haben dazu gesorgt, dass die allermeisten Bewohner niemals in Verlegenheit kamen, "vorauszuplanen". Die Europäer hingegen saßen alle mehr oder weniger aufeinander, es gab strenge Winter, beständig Konflikte zwischen Herrschern. All das führte zu Innovation, Entwicklung und vor allem "Vorbereitung". Wer nicht für den Winter vorsorgte, der verhungerte oder erfror. "Vorausplanung" war hier ein sehr wichtiger Überlebenstrait und das hat dazu geführt, dass man immer weiter voranschritt. Die einzige größere Bremse war hier dann irgendwann die Religion und eben auch die Migration von wilden Stämmen, die zahlreich und abgehärtet von "außen" kamen und etablierte Strukturen einrissen.

Afrika hingegen hatte das alles nicht - es gab keine Motivation für große Entwicklung, Kriege waren sehr lokal und es gab kaum größere Reiche, eine Handvoll ausgenommen - Mali z.B. oder auch das Zulu-Reich, doch beide Reiche waren eben nur ein Schatten von dem, was Europa schuf.

Die fehlende Voraussicht und Planung ist allerdings etwas, das bis heute in vielen Ländern Afrikas vorherrscht. Dort jemandem zu erklären, dass er jeden Monat Geld zahlt, für eine Versicherung, ist ein absolut seltsames Konzept in vielen Teilen. "Warum soll ich JETZT Geld bezahlen, ich bin JETZT doch nicht Krank". Ein europäischer Fabrikbesitzer, der mehrere Länder in Afrika besuchte, hatte z.B das Problem, dass er seine Arbeiter täglich oder bestenfalls wöchentlich bezahlen musste - weil sie, wenn sie einen Monatslohn bekamen, erst einmal nicht mehr zur Arbeit kamen, weil sie kurzfristig genug Geld hatten.

Man kann also davon sprechen, dass es ein kulturell-soziales Problem ist. Ein weiteres interessantes Beispiel ist folgendes: Ich weiß nicht mehr, welches Land es in Afrika war, aber dort hat ein junger Mann vom "Leid des Gewinners" erzählt. Sobald man dort zu Geld kam - ob Arbeit oder Glück - erwartete Familie und Freunde, dass man teilte. Die Alternative war ein Ausschluss aus Familie und sozialem Kreis und vielleicht sogar ein Ableben. Wo war also die Motivation, sich anzustrengen, wenn jeder Gewinn sofort "umverteilt" werden musste?

Der europäische Einfluss tut natürlich sein übriges - sei es, dass man zerlegte Hühner nach Afrika exportiert, um den dortigen Geflügelmarkt damit unterminiert, oder schlicht Menschen mit Dingen in Kontakt bringt, für die sie nicht geeignet sind. Wenn ich mir ansehe, wie man dort mit giftigem Müll oder ähnlichem umgeht - Generatoren überall, nackte Füße im Schrott, wird mir ganz anders.

Es wird graduell besser, doch leider kommt damit auch das Schlechte. Die Lage bessert sich, und man bekommt mehr Kinder, die wiederum in einer Gesellschaft aufwachsen, die zu einem nicht unerheblichen Teil von Europa gestützt werden muss - weil es niemals genug Ackerland gibt, um lokal alle zu versorgen. Dazu kommen die Folgen von Klimawandel und auch religiöse und stammestechnische Feindseligkeiten, Überbevölkerung und eine sich ändernde Welt.


musso  26.12.2024, 19:26
Ich weiß nicht mehr, welches Land es in Afrika war, aber dort hat ein junger Mann vom "Leid des Gewinners" erzählt. Sobald man dort zu Geld kam - ob Arbeit oder Glück - erwartete Familie und Freunde, dass man teilte. Die Alternative war ein Ausschluss aus Familie und sozialem Kreis und vielleicht sogar ein Ableben. Wo war also die Motivation, sich anzustrengen, wenn jeder Gewinn sofort "umverteilt" werden musste?

Aber genau dieselben Leute sind es, die z..B. ihr letztes Erspartes zusammenkratzen, und alle legen zusammen um eine Überfahrt zu bezahlen. Natürlich muss man das bei Gelegenheit wieder ausgleichen.

musso  26.12.2024, 15:12

durch die fehlerhafte Mercator Projektion wird Afrika auf Landkarten viel kleiner dargestellt, als es wirklich ist. Nein, das ist keine Verschwörungstheorie, sondern Wissenschaft.

https://www.public.asu.edu/~aarios/resourcebank/maps/page9.html

Afrika ist unglaublich groß mit entsprechend vielen Vegetationszonen. Wüsten, Urwälder, Steppen, Galeriewälder - eine große Vielfalt. Von daher stimmt Deine Prämisse nicht, die ja so tut, als gebe es nur eine Klimazone. Das ist absolut falsch. Entsprechend sind es auch Deine Schlussfolgerungen diesbezüglich.

Winterlimonade  26.12.2024, 16:26
@musso
durch die fehlerhafte Mercator Projektion wird Afrika auf Landkarten viel kleiner dargestellt, als es wirklich ist. Nein, das ist keine Verschwörungstheorie, sondern Wissenschaft.

Jap, das ist richtig!

Von daher stimmt Deine Prämisse nicht, die ja so tut, als gebe es nur eine Klimazone.

Ich war ungenau: Natürlich gibt es unterschiedliche Kilmazonen, aber wie viele davon sind für Landwirtschaft wirklich gut? Meine Schlussfolgerung ist sehr wohl richtig, nur weil du, ganz richtig, bemerkst, dass es unterschiedliche Zonen gibt, denkst du aber nicht weiter: Wüste, Urwald, Galeriewälder, Steppen - all das ist nur bedingt, wenn überhaupt, für Landwirtschaft nützlich.

Afrika hat keine harten Winter, wie wir es in Europa haben - deshalb ist meine Theorie der "fehlenden Vorsorge" bzw. "Vorbereitung" sehr wohl richtig.

musso  26.12.2024, 19:20
@Winterlimonade

dafür hat es in Teilen Trocken- und Regenzeiten: Monatelang kein Regen, und dann schüttet es wie aus Kübeln. Ich war einmal zur Regenzeit in West Afrika: Innerhalb eines Tages war fast keine Straße mehr befahrbar. Reis- und Erdnussanbau hängen eng damit zusammen. Ebenso z.B. Melonen, Mangos, Papaya usw. Man versucht es jetzt mit Äpfeln, die sind nicht so von der Regenzeit abhängig.

Ich denke das ist ein sehr komplexes Thema, dem keiner von uns hier gerecht werden kann, der sich nicht sehr ausführlich damit befasst hat. Sehr wahrscheinlich werden alle Antworten hier von stark ideologisch geprägten Laien kommen.


AboHonk  26.12.2024, 14:30

Eine dieser Art haben wir ja nun schon - danke Dir dafür ^^

Weil es von reicheren Ländern ausgebeutet wurde und wird. Deswegen helfen wir auch nicht bei Verhütung (Papst - Verhütungs- und Abtreibungsverbot für Katholiken) oder sonstiger Bevölkerungskontrolle, sondern im Gegenteil, haben wir die Not und Armut durch die Welthungerhilfe um ein vielfaches vergrößert.

Mehr arme Menschen bedeuten mehr Not - und das sind mehr günstige Arbeitskräfte, die den ganzen Tag lang mit den Händen nach seltenen Ressourcen graben oder sich von ihrem spärlichen Geld unsere Waffen kaufen und sich gegenseitig abschlachten.

Ebenso mehr günstige (illegale) Arbeitskräfte für Europa und andere Länder.


Dogetastisch  26.12.2024, 14:30

Da mag was dran sein, ist aber doch recht eindimensional.

gluchjeiser  26.12.2024, 14:34
@Dogetastisch

Nein, so wie die Schwächen der Menschen (Psychologie) gezielt ausgenutzt und gegen sie verwendet werden (Abhängigkeit, Verführung, Emotionale Reaktionen, Konditionierung, Propaganda), so werden von den Machteliten auch die Schwächen sämtlicher Völker, Kulturen oder Nationen gegen sie verwendet.

Man nennt das auch "Herrschaft". Du kannst Dir vermutlich nicht einmal vorstellen, wie böse das wirklich ist.

Dogetastisch  26.12.2024, 14:37
@gluchjeiser

Man sollte auch erwähnen, dass es innerhalb der Länder auch viel Korruption gibt. Also die Unterdrückung geht hier nicht nur von anderen Ländern aus. Woran das wiederum liegt ist ein Thema für sich.

Steki920  26.12.2024, 14:34

da stimme ich dir voll und ganz zu. Wir (westliche Gesellschaft) haben die Menschen sich selbst überlassen, nach Zeiten der Kolonialisierung als es nichts mehr zu holen / ausbeuten gab. Eine Unterstützung hat danach nie statt gefunden. Es wird nur noch weiter versucht auszubeuten

gluchjeiser  26.12.2024, 14:40
@Steki920

Nein, nicht "wir Menschen". Nur die Machteliten und ihre Helfershelfer in den Geheimgesellschaften. Wir werden von denen genauso belogen und betrogen.

Man sagt dann immer "wir" wären das alles gewesen, aber das ist eine absichtliche Lüge. Man macht uns ein schlechtes gewissen, damit wir für die Verbrechen der Machteliten später auch noch bezahlen.

Kein normaler Mensch kann etwas daran ändern oder dafür, wenn die Machteliten sich dazu entscheiden Länder auszubeuten, Kriege anzufangen, usw.

Das gesamte Grauen der Menschheitsgeschichte geht allein auf deren Konto - der normale Mensch lebt irgendwo und will eigentlich seinen Frieden haben. Nur durch gezielte Propaganda, Hetze und Manipulation geht der einfache Mensch irgendwo hin und beutet andere aus oder bekämpft sie, wovon er selbst fast gar nichts hat.

Steki920  26.12.2024, 14:43
@gluchjeiser

Jeder einzelne Teil der Gesellschaft ist gleichermaßen für alles verantwortlich.. so lange er Teil davon ist 🤷🏻‍♂️

gluchjeiser  26.12.2024, 14:51
@Steki920

Nein das stimmt überhaupt nicht. Tatsächlich haben die Mächtigsten wesentlich mehr Einfluss auf das, was die einfachen Menschen denken oder tun:

https://de.wikipedia.org/wiki/Techniken_der_Propaganda_und_Manipulation

https://de.wikipedia.org/wiki/Medienmanipulation

https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentelle_und_operante_Konditionierung

Dazu kommen aber noch der Einfluss durch Geheimgesellschaften und die Agent Provocateure. Kurz gesagt - Wenige haben die Kontrolle über Viele. Man nennt das auch "Herrschaft".

Mommmo23 
Beitragsersteller
 26.12.2024, 15:28
@Steki920

Na ja aber warum schaffen es dann keine Afrikanischen Menschen nach so langer Zeit, sich etwas normales aufzubauen. Ich war in einigen dieses länder. Dort herrschte extreme Armut obwohl absolut kein Einfluss von außen da war, der die Armut begünstigt. Die lebten dort wie einigen urvölker im Regenwald.

Steki920  26.12.2024, 17:35
@Mommmo23

Wer legt denn fest was normal ist? Unsere westliche Wohlstandsgesellschaft, die gar nicht weiß was sie noch kaufen soll um glücklich zu werden? Für die Menschen in Afrika kann ich nicht sprechen nur vermuten da ich dort noch nicht war. Es wird schwer sein wenn alle Ressourcen und Menschen aufs letzte ausgebeutet wurden zudem sind die Regierungen, wie fast überall nur auf ihren eigenen Vorteil aus. Zum Regenwald (in Süd und Mittelamerika sowie Asien) kann ich dir sagen, die Menschen sind unter keinen Umständen arm, sie leben einfach anders als wir, vor allem wesentlich glücklicher. Es ist auch immer die Frage ob man unseren Lebensstil so erbaulich findet 🤷🏻‍♂️

Steki920  26.12.2024, 17:45
@gluchjeiser

ja du hast schon recht. Das größte Problem ist dabei dieses erdachte gesellschaftliche Konstrukt was offensichtlich nicht funktionstüchtig ist, und diesen Teil der Gesellschaft dazu ermächtigt solche Ausbeutung voranzutreiben. Schuldgefühle empfinde ich nie auch nicht für mein, da ich meine eigenen moralischen Grundsätze nie verletze und alles was ich tue oder denke hinterfrage.