Warum sollte man Berufliches von Privatem trennen?

7 Antworten

Ich denke, es kommt sehr darauf an, was für ein Mensch du bist. Und natürlich auch auf deinen Beruf - wilde Partybilder eines Finanzberaters würden mir  wahrscheinlich schon zu denken geben, ein Psychologe, der alle möglichen Details über sein eigenes Privatleben veröffentlicht, wirkt nicht unbedingt vertrauenswürdig, usw.

Bei "normalen" Jobs sehe ich das aber nicht so eng - was die Kassiererin im Supermarkt privat treibt, interessiert mich nicht wirklich, und ob mein Busfahrer seine Frau betrügt oder auf Schlager steht, ist mir auch egal...

Das Risiko ist einfach, dass einzelne Menschen Dinge erfahren, die sie besser nicht gewusst hätten. Und dass Probleme in einem Bereich auch in die anderen hineinwirken, weil du dich z.B. nicht einfach im Sportverein über deinen Chef oder deine Freundin auskotzen kannst. Weil jeder jeden persönlich kennt!

Der Vorteil ist, dass du nicht zu überlegen brauchst, wer was weiß oder zumindest wissen darf. Und deswegen auch nicht so oft zu Notlügen oder Ausreden greifen musst...

Dieser Satz hat im Endeffekt mehrere Hintergründe. Meine erste Erfahrung zu diesem Thema war schlichtweg: Ich habe an meinem damaligen Arbeitplatz als Speditionskaufmann einen Fahrer eingestellt, der ein "Bekannter der Familie" war. Dabei habe ich mir zunächst mal absolut nichts gedacht. Das Problem folgte: Dieser Bekannte konnte mich letztendlich in der Arbeitszeit nicht als seinen Vorgesetzten akzeptieren. Auf Grund eben der "familiären Verwicklungen". Hier wurde eben nicht mehr strikt getrennt. Die Folgen waren für mich dramatisch, da sich alle beruflichen Vorfälle mit diesem Fahrer auf mein komplettes Privatleben ausgewirkt haben. "Wie kannst du sowas mit ihm".. Mein Anliegen war eine absolute Gleichstellung mit den anderen Mitarbeitern, was unter diesem Umständen nicht geklappt hat. Dazu kam dann noch, dass genau dieser Fahrer versucht hat in einer seltsamen Art und Weise diese "persönliche Bekanntschaft" unter den Kollegen irgendwie "einzubringen" ( "Er kennt den Chef persönlich. Er ist was besser" ) so in dieser Richtung. Unschön. Mit bösem Ende für ihn ( Fristlose Kündigung durch mich wg. massiver Störung des Betirebsfriedens ) und auch für mich, weil ich das getratsche noch loange an der Backe hatte, von wegen was für ein gemeiner Mensch ich doch bin.. Der findet doch sonst keine Arbeit... Chance vertan. Hatte er sich letztendlich selbst zuzuschreiben. Also: Seither mache ich einen grossen Bogen um solche "Vermischungen". Das ganze Thema hat noch einen anderen Blickwinkel: Ich wurde in jungen Jahren zu Mangementtrainings quasi "gezwungen", mit denen ich zunächst nichts anfangen konnte. Es ging u. a. um Schulungen zum Umgang mit "Time Sharing Systemen" - Professionellen Terminplanern also. Meine damalige Ansicht war: Ich brauche sowas nicht, zu was habe ich ein Hirn. Heute sehe ich das anders. "Selbstmanagement" ist ein wichtiger Teil eigentlich für jeden im Leben. Wir leben in einer zunehmenden Leistungsgesellschaft in der es für jeden schon quasi ein MUSS ist auch abschalten zu können. Nach teilweise 10-12 Stunden den Arbeitsplatz zu verlassen und dann auch gedanklich im Privatleben zu sein. ( Von daher macht es auch in vielen Konstellationen keinen Sinn, sich nach Arbeitschluss noch mit den Kollegen zu treffen.. Da wird man das "Thema" nicht wirklich los. Das ist aber nicht zu pauschalisieren!  ).Viele Menschen schaffen das nicht. Die nehmen ihre Probleme aus der Arbeitszeit mit nach Hause und dann kommts dort zu massiven Problemen. In der Familie. Ehen werden durch sowas geschieden. Kinder leiden unsinnigerweise unter solchen Zuständen. Allerschlimmstenfalls kommt es bei Menschen, die nicht trennen können zu übermäßigen Alkoholkonsum und womöglich sogar noch i. d. F. zu Drogengebrauch. Also: Dein eingehender Satz hat durchaus seine Berechtigung.

Wenn man mit seinen kollegen eng befrendet ist und es dann eben aus dieser privaten Beziehung heraus Streit gibt und das dann unangenehm auf der Arbeit ist, weil man ja weiterhin gezwungen ist sich zu sehen und gut zusammenzuarbeiten. Aber da ist auch jeder Mensch anders.

Es kommt auch auf die Branche an, in der man tätig ist. Ein wichtiger Grund in vielen Branchen ist der Datenschutz: Bestimmte Interna dürfen einfach nicht nach außen dringen oder öffentlich bequatscht werden. Einzelheiten/Infos über Kunden beispielsweise sind ein absolutes Tabu. Das kann auch schnell rechtliche Konsequenzen haben.

Außerdem setzt man sich in vielen Branchen der Gefahr aus, unliebsam und sehr störend belästigt zu werden, wenn man keine strikte Trennung einhält. Aber wie gesagt, das ist von Berufsfeld zu Berufsfeld unterschiedlich.

Ein drittes Argument ist, dass man drauf achten muss, auch mal Feierabend zu haben und nicht ansprechbar auf der Matte zu stehen, sondern richtig zu relaxen.

Und es sollten auch keine privaten Angelegenheiten in der Arbeitszeit gelöst werden. Dafür wird man nicht bezahlt.

Wenn du zb Privat mit einem Freund streit hast, soll es keine Auswirkungen auf deinem Beruf haben. Du sollst deshalb nicht gestresst, genervt in der Arbeit erscheinen. Du sollst was Privat passiert ist, aus deinem Berufsleben raushalten, sodass es während der Arbeit keine Probleme gibt.