Was geht eigentlich in den Köpfen von Kriminellen vor?

10 Antworten

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Grüss dich, Emanuel -

um zu verstehen, was in den Köpfen unserer Verbrecher passiert, genügt es in Wirklichkeit meist, wenn wir auf uns selber schaun. Der dreckigste antisoziale Rotz, zu dem wir immerhin in unserer Fantasie genussvoll fähig sind, wird von manchen unter uns eben in entsprechende Taten umgesetzt. Goethe hat einmal gesagt: "Es gibt kein Verbrechen, welches meine Fantasie mich nicht lustvoll begehen ließe." Schneid dir von dieser Erkenntnis eine Scheibe ab - und du lernst dadurch vielleicht, mit dem Wahnsinn der Welt besser zu leben.

Ohren steif halten - 

Maulwuff

Emanuel4862 
Fragesteller
 28.12.2016, 09:16

Hallo, maulwuff,

Danke für deine Antwort. Halt du auch die Ohren steif.

Mfg, Emanuel

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Ich denke, jeder wird aus anderen Motiven kriminell oder begeht eine Tat.

Das fängt schon bei dem Zustand des Täters an? Reden wir von dem Räuber/Raubmörder der unter Drogen bzw. unter Drogensucht, Alkohol, finanzieller Not (Verlust der Wohnung, gesperrte Bankkonten usw.), aggressives Verhalten, Dummheit, psychischer Erkrankung usw. erfolgt.

Dazu gibt es die Taten, die im Streit oder durch Provokation entstehen.

So, jetzt haben wir noch nicht über den Drogenhandel, Handel gestohlener Autos und Diamanten usw. gesprochen, die wohl meistens aus Gründen des schnellen Profits gemacht werden, um ein Leben im Luxus zu führen.

Sachbeschädigung, Zerstörung und Brandstiftung sind genauso Taten, die aus verschiedenen Motiven Rache, Wut, Hass, Versicherungsbetrug durchgeführt werden.

Entscheidend dabei wird immer die Psyche und der Charakter eines jeden Menschen sein, ob er "nur" die Pistole beim Überfall braucht, um Angst zu verbreiten oder auch Gebrauch von ihr macht.

Von welchem "kriminellen Kopf" reden wir nun?

Emanuel4862 
Fragesteller
 28.12.2016, 14:45

Was meinst du?

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Zu mindest vielen (schwerst) verbrechern scheint im Gehirn etwas zu fehlen, daß sie bremst bestimmte Dinge zu tun. Interessanter Weise wird aber nicht jeder mit diesem neurologischen Problem zum Verbrecher. Einer der Wissenschaftler der es untersucht hat es selbst...
aber die Studien sagen wohl zu mindest aus, daß Leute die das Problem im Hirn haben eine höhere Wahrscheinlichkeit haben noch mal staffällig zu werden. Macht ja auch Sinn, wenn das Hirn so verkabelt ist:

http://www.nature.com/news/brain-scans-predict-which-criminals-are-more-likely-to-reoffend-1.12672

http://www.newyorker.com/magazine/2008/11/10/suffering-souls

Ich denke - gerade wo hier die Straftat so breit formuliert ist - das man aber mit gutem Gewissen sagen kann: Da ist alles vertreten, von Leuten die aus Not heraus und mit Angst stehlen über Leute die ohne Angst rauben bis hin zu Leuten die gar kein Problem darin sehen andere zu töten... letzteres ist wohl zum Glück extrem selten, da hat uns die Evolution schon gut ausgestattet mit einer Grundethik.

Die Frage ist schwer zu beantworten und eine zufriedenstellende Antwort wirst du wahrscheinlich auch nicht bekommen.

Es gibt Leute, die begehen aus Verzweiflung eine Straftat, zB aus Notwehr, oder man stiehlt Lebensmittel, weil man das Geld nicht hat.

Manche "Kriminelle" handeln im Affekt. Vielleicht kennst du das? Mir ist das als Kind regelmäßig passiert, dass ich mich mit meinem Bruder gestritten habe und wir uns auch mal geschlagen haben. Letztendlich passiert das dann im "Großen": Jemand ist so wütend, dass er zuschlägt. Der Täter hat sich dann einfach nicht unter Kontrolle, sei es aus emotionalen Gründen, Alkohol, Triebe (denk mal an Vergewaltigungen). Es gibt auch Leute, bei denen psychische Krankheiten im Spiel sind, sodass sie sich nicht kontrollieren können.

Aber ich glaube, dass es dir eher um die geplanten und somit bewussten Straftaten geht. Wenn man die Nachrichten schaut, kann man so vieles nicht verstehen: die IS-Kämpfer scheinen keine Angst vor der Strafe und vor dem Tod zu haben. Die Jugendlichen, die einen Obdachlosen angezündet haben, was wollten die? Den Nervenkitzel? Vielleicht haben sie sich in der Gruppe sicher gefühlt?! Der Obdachlose war doch nichts wert, da ermittelt die Polizei nicht - wer weiß, vielleicht haben sie so gedacht.

Deine Frage ist zu umfassend. Es gibt zu viele Straftaten, jeder Täter ist anders und handelt aus einem anderen Motiv: Hass, Liebe, Geldgier, Not, Nervenkitzel, Verzweiflung... Such dir doch einen bestimmten Fall raus und lass frag dazu nach ;-) ich glaube, da könnte es zu interessanten Diskussionen kommen.

Emanuel4862 
Fragesteller
 28.12.2016, 09:57

Natürlich kenne ich kleinere Raufereien zwischen mir und meinem Bruder.  Aber ich nehme jetzt mal das mit der IS her. Wie du schon in deiner Antwort geschrieben hast, sind da viele Fragen offen. Könntest du mir vielleicht erklären, wie das mit den Kämpfern bei der IS ist und ob sie den Tod nicht fürchten? Kannst du mir bei diesem Thema bitte weiterhelfen?

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Tamtamy  28.12.2016, 10:32
@Emanuel4862

In der Tat scheinen die meisten IS-Kämpfer bereit zu sein, ihr Leben im Kampf bzw. bei Anschlägen zu verlieren und haben somit wenig Angst vor Sterben. Das hat nach meinem Eindruck vor allem mit der sozialen Anerkennung zu tun, die sie bekommen und den Versprechungen auf eine Belohnung durch die Aufnahme ins 'Paradies'. Das 'Märtyrersein' wird hoch geschätzt, schon kleinen Jungs wird das als 'das Größte', was man als Mann tun kann, und als vorbildhaft hingestellt. Und wenn man kaum erstrebenswerte Alternativen hat (weil keine gute Schulbildung, keinen besonderen Beruf, keine Aussicht auf gutes Einkommen), dann erscheint das als sehr lohnenswert. Und das Ganze noch für eine "gerechte Sache"!

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somi1407  28.12.2016, 10:35
@Tamtamy

Genau so sehe ich das auch. Wenn man von klein auf damit aufwächst, dass der "Westen", die Christen, die Anderen alle "böse" sind, wenn der Hass so tief eingepflanzt ist, dann glaubt man das wirklich. Was haben die denn schon zu verlieren, wenn sie keine Chance auf ein "gutes" Leben haben?

Aber wirklich verstehen werden wir das wohl nie...

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Emanuel4862 
Fragesteller
 28.12.2016, 10:59
@Tamtamy

Wer bei sowas (IS) bereit ist sein Leben zu verlieren, der hat, ehrlich gesagt, kein Leben, so hart das klingt, ist aber so glaube ich.

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Emanuel4862 
Fragesteller
 28.12.2016, 11:19
@Emanuel4862

Aber woher kommt der ganze Hass gegen die Christen und gegen andere Religionen?

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Tamtamy  28.12.2016, 11:53
@Emanuel4862

Der Konflikt geht weit zurück. Stichworte: die über Jahrhunderte gehende Islamisierung (s. Wikipedia), die Reconquista, die Kreuzzüge, die (Kolonial-)politik der Europäer, die Nahost-Problematik ... Jede Menge Blut, Ausbeutung und Konfliktstoff.

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Emanuel4862 
Fragesteller
 28.12.2016, 14:44
@Emanuel4862

Deshalb verstehe ich ja auch nicht, warum das noch nicht abgeklungen ist (die IS)

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Über das Thema Kriminalpsychologie (forensische Psychologie) gibt es ganze Regale voller Bücher und tonnenweise Studien.

Erwartest Du wirklich, daß jemand hier in GF so fit in diesem Thema ist, daß er Dir eine umfassende, leicht verständliche, KURZE Antwort geben kann?

Man kann unterscheiden zwischen Affekt-Tätern und Gewohnheits-Tätern.

Kleinkriminelle sind Gewohnheitstäter. Es ist einfach ihr Job, den sie erledigen. Sie machen etwas, das ihnen Geld bringt. Das Risiko ist überschaubar, meistens geht es gut. Die Alternativen (Beruf) sind nicht vorhanden, oder unattraktiv (geregelte Arbeitszeit, geringer Verdienst, Abhängigkeit), oder nicht erreichbar (mangels Schulbildung usw.).

Du solltest Dir ein paar Bücher besorgen und durchlesen. Damit bist Du ein paar Monate beschäftigt.

Hier findest Du ein paar erste Tips für Lesestoff (2329 Einträge): https://kfn.de/publikationen/