Was ändert sich in Polen eigentlich?

3 Antworten

Polen first, komplette Selbstbestimmung der Nationalen Länder. EU Verordnungen, Regeln und Gesetze sind unerwünscht, das ist die Prämisse des neuen polnischen Präsidenten. Genau wie der vorige. Er blockiert alle Vorschläge vom europafreundlichen Donald Tusk.

Ich frage mich, was sie dann in der EU wollen?

Wieso glauben sie dann ein Recht auf die Solidarität der anderen EU Länder zu haben. Wieso sollen wir dann in der Nato Polen verteidigen.

Wo kämen wir denn hin, wenn alle "Deutschland, Frankreich, Italien first" sagen würden?

Nebenbei ist Polen der grösste Nettoempfänger der EU. Das nimmt man natürlich gerne.

Tusk ist total ausgebremst. Er konnte und wird auch weiterhin keinerlei Gestze durchbringen können, da der Präsident ein Vetorecht hat. Eine neue PiS Regierung ist sehr wahrsheinlich mit einem extrem Feind der Deutschen direkt an der östlichen Grenze.

Ich bin dafür die Transferzahlungen an Polen wieder einzustellen, wenn Tusk demontiert wird. .


IanGaepit 
Beitragsersteller
 02.06.2025, 14:02

Also keine wirklich Veränderung? Die Schlagzeilen entspringen mehr der Enttäuschung, dass nicht der PO Kandidat gewählt wurde, wie es Destrantix meint?

Skywalker17  02.06.2025, 14:04
@IanGaepit

Nun man wird abwarten müssen. nur das Programm des neuen polnischen Präsidenten ist bekannt.

Donald Tusk ist ein wirklich guter Regierungschef, aber er wird zu 100% ausgebremst.

Genau. In einer semipräsidentielle Republik haben sowohl Präsident als auch Ministerpräsident direkte, politische Macht, wenn auch in anderen Bereichen.

Der Ministerpräsident führt das Kabinett und kann Gesetzesinitiative ins Parlament bringen.

Der Präsident kann Gesetze unterschreiben, oder votieren, aber auch Richter ernennen.

D.h. ohne entsprechende Gesetzesentwürfe gäbe es für den Präsidenten auch keine Gesetze zu unterzeichnen, da er hier nur passiv agieren kann.

Die "demokratische Koalition" unter Tusk war ein Zusammenschluss von vielen kleinen Parteien, die das Ziel hatten, den autoritären Kurs der PiS-Partei wieder zu korrigieren, bzgl. Justizreform, Pressefreiheit, Verfassungsgericht, EU-Kooperation, etc.

Es ist aktuell tatsächlich ein "politisches Beben", weil es ein Ende des korrigierenden Kurses zum Erhalt der Demokratie bedeutet. Eine Trendwende.

Zuletzt hatte der sukzessive Abbau demokratischer Werte in Polen auch zu Spannungen mit der EU geführt. Denkbar, dass es jetzt wieder in diese Richtung geht, zumal Nawrocki als eine Art "Handpuppe" dieser komischen (ehemaligen) Zwillinge mit Napoleon-Komplex gilt.


IanGaepit 
Beitragsersteller
 02.06.2025, 14:10
Es ist aktuell tatsächlich ein "politisches Beben", weil es ein Ende des korrigierenden Kurses zum Erhalt der Demokratie bedeutet. Eine Trendwende.

Du meinst damit eine Art gesellschaftpolitischen Trend, dem man aus dem Votum in 2023 ableitete?

Den in der Praxis so nehme ich jetzt mal an, konnte Tusk bisher nichts, oder nicht viel durchsetzten, war doch, wie ich schon anmerkte auch der Vorgänger des neuen Präsidenten ein PiS Repräsentant, der so etwas, wie du selbst darstellst bereits verhinderte, nehme ich an? Das heißt in der Praxis wird diese Trend, wie gesagt, vermutlich ich mal nicht existiert haben?

II99II  02.06.2025, 19:59
@IanGaepit

Das stimmt.

Die angestrebte Trendwende der demokratischen Koalition wurde auf jeden Fall von Präsident Duda ausgebremst.

Ziele von Tusk waren eine neue, pro-europäische, rechtsstaatliche Regierung zu formen mit Wiederherstellung der Gewaltenteilung, neutrale Berichterstattung staatlicher Medien und Revision der PiS-Gesetze zur Justizkontrolle.

Tusk konnte strategisch hauptsächlich da ansetzen, wo er keine Zustimmung des Präsidenten brauchte, wie Umstrukturierung der Ministerien, Verwaltungsanweisungen, Zusammenarbeiten mit dem EU-Parlament, etc.

Duda konnte strategisches Veto gegen Kernprojekte einsetzen, wie gegen die Justizreformen oder dem Festhalten an umstrittenen Personalien, die unter der PiS-Regierung als Richter ernannt wurden.

Bedeutend war es trotzdem von Tusk, weil es das Monopol der PiS-Strukturen angreifen konnte. Es hätte ein Start zu einer neuen, langfristigen Perspektive werden können, die jetzt im Keim erstickt wurde.

Bei einem fast 50-50 Wahlergebnis, sieht man aber auch in Polen die gesellschaftliche Spaltung, wie in vielen anderen Ländern.

Es ändert sich wohl nicht und das ist das, was viele enttäuscht.