Warum wurden Berufe aus dem Osten nicht anerkannt?

10 Antworten

Sie hat wohl geflunkert. Als Berufsschullehrerin wäre sie anerkannt worden. Wahrscheinlich war sie nur Grundschullehrerin oder arbeitete in der praktischen Ausbildung. Diese Leute hatten nach der POS eine Lehre und anschließend eine zweijährige Schulausbildung gemacht. Sie durften nach der Wende als Erzieherinnen arbeiten.

Ich habe Agrotechniker Mechanisator gelernt. In meiner hochkonzentrierten, fachlich genauen Ausbildung, die zwei Jahre dauerte, erlernte ich den Umgang mit sämtlichen Landmaschinen, sähen, pflügen, ernten, Pflanzenschutz.... zudem auch Fruchtfolge als auch im Winter: Tieraufzucht, Tierpflege, melken, ausmisten, füttern, Geburtshelfer uvam.

Dieser Beruf Agrotechniker wurde durch die glorreichen Bundesregierungen, die ich bis heute abgöttlich vom ganzen Herzen "liebe" und nicht respektiere, NICHT anerkannt.

Seit dem tingel / tangel ich als hervorragender Hilfsarbeiter und demenstprechenden miesen Lohn, in alle möglichen Berufsguppen umher, Mal als Bierfahrer, intern. Fernfahrer, Fensterbauer, Holzpelletproduzent und jetzt seit 18 Jahren als Edelsteinschleifer mit sehr guten, präziesen, handwerklichen Fähigkeiten, aber mit bedeutend weniger Lohn, als meine anderen Kollegen, umher.

Wenn mal jemand wissen möchte, warum wir Ostdeutsche diese Regierungen der BRD, so abgrund tief hassen, vor BRD-Politikern keinen Respekt haben und auch deren Ansehen niemals würdigen können, fragt uns doch mal, was diese ungebildeten Politdarsteller sich erlauben, gut ausgebildete Facharbeiter der DDR, lapidar als Hilfsarbeiter abzustempeln. Fakt ist zudem noch: meine Allgemeinbildung/ Ausbildung übertrifft bei weitem die, eines in der BRD zur Schule gegangenen....

Ich habe Industriekauffrau in der DDR gelernt. Meine Ausbildung wurde anerkannt. Über andere Sachen habe ich zu wenig Kenntnis.

Bei Lehrern muss man aufpassen: wurden sie nach der Wende entlassen, hängt das oft mit bewiesenen Stasivorwürfen zusammen. Das betraf zwei Lehrer meiner POS und einen Berufsschullehrer. Die wurden nicht übernommen.

Ich kannte mal eine Diplom-Volkswirtin aus Sachsen, deren Ausbildung hier auch erst mit einem Zusatzstudium anerkannt worden wäre - das sie aber nicht mehr angestrebt hat; sie war schon deutlich Ü40, als die Mauer fiel. Sie sprach recht freimütig drüber und meinte, die Ausbildungen seien inhaltlich zu verschieden gewesen. Gleiches betraf eine Polin, die von Haus aus Physiotherapeutin war und trotz Magister-Titel erst noch in Deutschland die klassische Ausbildung an einer Fachschule absolvieren musste, damit sie hier Anfang der 90er eine Praxis eröffnen konnte.

Ansonsten haben viele Spätaussiedler bei der Einreise nach Deutschland zwar behauptet, Lehrer oder Ingenieur oder Ähnliches mit akademischem Hintergrund gewesen zu sein, konnten aber nichts dergleichen nachweisen - Dokumente, Zeugnisse usw. waren in aller Regel nicht vorhanden. Und man kann niemanden in verantwortungsvolle Berufsbilder geben, wenn keine Nachweise über eine entsprechende Ausbildung vorhanden sind.

Singvogelnest 
Fragesteller
 06.10.2022, 09:06

Eine Polin erzählte mir auch mal dass sie Lehrerin sei und nur eine zweijährige Ausbildung gemacht hätte, reicht natürlich nicht aus, deshalb musste sie im Verkauf arbeiten.

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rotesand  06.10.2022, 10:40
@Singvogelnest

Ja, das sind so typische Fälle - mir ist noch eine weitere Polin bekannt, die angeblich "hochstudiert" war (ich weiß nicht mehr, in welcher Branche - ich meine, es war was mit Labor und Chemie), was aber nach der Wende in Deutschland wiederum nicht anerkannt wurde. Sie hat dann in einer Fabrik noch zehn Jahre gearbeitet, bis sie mit 63 in Rente ging.

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Rotfuchs716  25.02.2023, 13:13

warum hatten die Spätaussiedler keine Dokumente über ihren Beruf?

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Manche Berufsbilder wichen tatsächlich zu sehr von westlichen Anforderungen ab. Die Ausbildung war zu einseitig. In anderen Fällen war es pure westliche Arroganz.

Mein erster Ehemann stammte aus Afghanistan und hatte in der DDR sein Erwachsenenabitur gemacht. Nachdem er zunächst versucht hatte, zu Hause weiterzustudieren, floh er vor dem Krieg mit seinem noch gültigem Studentenausweis ins wiedervereinigte Deutschland. Hier wurde sein Abitur nicht mehr anerkannt. Einmal traf er einen seiner ehemaligen Lehrer wieder, der nach der Wende übernommen worden war. Der erzählte ihm, dass er am College nchts anderes unterrichte als zuvor, eher noch weniger. Und trotzdem erkannte man das DDR-Abitur nicht an.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung