Warum wird die Partei "Die Grüne (Bündnis 90) hauptsächlich von der Oberschicht gewählt?

14 Antworten

Jede Partei wird hauptsächlich von denen gewählt, die sich durch diese Partei erhebliche wirtschaftlichen Vorteile und/oder die Erfüllung sonstiger Begehrlichkeiten zu Lasten anderer versprechen. Die Grünen bilden da keine Ausnahme.

barfussjim  20.09.2016, 14:14

Ich denke die Grünen bilden tatsächlich eine Ausnahme - zumindest, was eigene wirtschaftliche Vorteile betrifft. Eher geht es Ihnen um moralische Überlegenheit.

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Dxmklvw  20.09.2016, 14:27
@barfussjim

Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied zwischen wirtschaftlichen Vorteilen und der Erfüllung sonstiger Begehrlichkeien, weil fast immer nach genügend langer Anstandsfrist beides zu einem verschmilzt.

Auch moralische Fragen sind sehr relativ, insbesondere schon wegen der gesamtgesellschaftlichen Notwendigkeit zu Kompromissen. Wie sich solche Kompromisse gerade bei moralischen Fragen über sehr lange Zeiträume auswirken, kann man z. B. auch sehr gut an dem Werdegang von Religionen ablesen.

Vergleicht man dann politische Moralvorstellungen mit religiösen Gebilden, dann zeigt sich, daß auch Politik einen erheblichen Anteil reiner Glaubenssachen hat, deren Begründungen sich häufig sogar schon nach kurzer Zeit mangels echter Beweisbarkeit zu "so-ist-es-und-basta-Dogmen entwickeln.

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Hallo,

wer kann es sich denn dauerhaft leisten, sich ausschließlich Bio zu kaufen und ins Reformhaus zu gehen? Das sind eher Gutverdiener.

Überspitzt könnte man sagen, Grünen-Wähler sind FDP-ler mit ökologischem Gewissen.

Aus den 80ern und 90ern her werden die Grünen immer noch in das Linke Spektrum eingeordnet. Teilweise trifft es zu, aber zum Beispiel nicht, wenn es um Wirtschaftspolitik geht.

LG, Chris

Die grüne ist eine Partei, die versucht ökonomie(Natur-schutz) und Ökologie(wirtschaft) in einem normalen gleichgewicht zu halten. Vielleicht macht sich ja die Oberschicht mehr gedanken um die probleme der zukunft, weil sie sich weniger mit ihren finanzen beschäftigen müssen. 

AnyBody345  20.09.2016, 11:47

Diese Interessen vertreten die schon lange nicht mehr so intensiv.

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Ich habe zu dieser Fragestellung auch eine Theorie, kann die aber soziologisch nicht belegen.

Richtig ist, dass die Grünen die eigentliche Partei der Besserverdienenden ist. Warum das so ist, lässt sich meiner Meinung nach in etwa so erklären:
Gerade das gebildete und eher linksliberale Bürgertum, sowie viele von den
68ern politisch Sozialisierte sammelten sich Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre in der Friedensbewegung. Zur gleichen Zeit wurde der Niedergang des
Sozialismus deutlich und von Großbritannien aus begann der Siegeszug des Neoliberalismus.

Sozialistische und sozialreformerische Ideen wurden zunehmend unattraktiv gerade auch für den rebellischen Nachwuchs der gebildeten Mittelschicht. Die so entstandene Lücke im Weltverbesserungsstreben wurde zunehmend mit der politisch unverdächtigeren Hinwendung zur Ökologie kompensiert. Das
bediente das Rebellionsbedürfnis gegen eine etablierte Gesellschaft,ohne die eigene soziale Schicht oder gar die soziale Ordnung infrage stellen zu müssen. Man konnte sich damit sogar gegen die "ungebildete Unterschicht", die Proleten abgrenzen und das auch noch mit der Attitüde der moralisch Überlegenen.

Für die rebellischen Kinder des Bürgertums sind die Grünen die eierlegende Wollmilchsau. Hier darf man rebellieren, gehört aber trotzdem dazu, erntet sogar Anerkennung und man darf seinen Standes- und Bildungsdünkel ausleben ohne schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Und mittlerweile haben die Grünen ja auch die letzten Linken in ihrer Partei entsorgt.

Sachsenbruch  20.09.2016, 12:48

Ich halte das für eine tragfähige Theorie. Die Annahme eines Bedürfnisses, sich politisch unverdächtigeren Ideen zuzuwenden, und eine Dünkelbehaftung, die hier herausgearbeitet wird, unterstellen allerdings eine Art nicht legitime Absicht. Die nehme ich nicht an.

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holodeck  21.09.2016, 12:40


Richtig ist, dass die Grünen die eigentliche Partei der Besserverdienenden ist. (..) Die so entstandene Lücke im Weltverbesserungsstreben wurde zunehmend mit
der politisch unverdächtigeren Hinwendung zur Ökologie kompensiert.

Nein. Deine "Theorie" hakt an vielen Ecken und Enden und zumeist schlicht an mangelnder Erfahrung am eigenen Leibe. 

Die Grünen können erst in den letzten Jahren zur Partei der Besserverdienenden geworden sein, nachdem nämlich die vielen jungen Leute bei den Gründungsgrünen beruflich erfolgreich geworden waren. Und diese Leute kamen nicht alle aus reichen Elternhäusern. Ganz im Gegenteil.

Meiner Einschätzung nach gab es in den Siebzigern keinen Linksliberalismus in nennenswert eigenständigem Ausmaß. Erstens gab es damals noch eine zuverlässige liberale Dritte Kraft in Form der FDP, die genügend Spielraum ließ für Linksliberalismus. Die Grünen sind aber kein Spaltprodukt der FDP, wie von dir nahegelegt. Für Linke - ob nun bürgerlich oder proletarisch - gab es die Sozis (Sozialdemokraten) oder aber - unwählbar für das Gros der Wessis - die Kommunisten (die Spinner, sorry). Die Siebziger und 80-er waren die Zeit, in der die SPD noch 45% bei Wahlen erzielte. Aber es gab ja tatsächlich noch so etwas wie "Soziale Marktwirtschaft". Das war lange bevor ausgerechnet die Sozialdemokraten dem Land Hartz IV und die Ossis der Bundesrepublik mit überwältigender Mehrheit die CDU spendierten. Beide Lager haben sich damit in meiner politischen Wertschätzung ins endgültige AUS katapultiert.

Den Erstwählern der damals AL (Alternativen Liste) in Berlin ging es nicht darum, sich von den Proleten abzugrenzen und irgendwelche Standesdünkel auszuleben (zumal die meisten "Proleten" der DKP keine Proleten waren, sondern Studenten mit zuviel Zeit! oder völlig unausgelastete Intellektuelle mit Sinnkrise; kurz: Spinner). Diese Unterstellung ist reine Polemik und dazu angetan, mich sauer zu machen. Sondern es ging um eine linke Politik abseits vom Mainstream der SPD, und die verbindenden Themen waren: "Atomkraft Nein Danke" (Gorleben Demos, Verhinderung des Endlagers im Wendland), der Protest gegen den NATO-Doppelbeschluss sowie Verhinderung des Missbrauchs von Immobilienbesitz durch die Hausbesetzerszene   (Luxusmodernisierung durch Miethaie unter dem Schutz einer massiv gewaltbereiten Polizeipräsenz - es gab auf einer Hausbesetzerdemo ein Todesopfer, Klaus Jürgen Rattay, zu verantworten durch den damaligen Berliner CDU Innensenator Heinrich Lummer) bei Auflösung alteingesessener Bevölkerungs- und Kiezstrukturen. Dies übrigens besonders in den Proletariergebieten Westberlins, wie Kreuzberg, Wedding und Moabit, die zugleich auch Hochburgen der Alternativen Liste waren.  

Unter anderem Tschernobyl - war das nicht ein maroder Ostblock Reaktor? (bewusster Seitenhieb) - brachte der AL weiteren regen Zulauf. Ich weiß noch, dass ich an diesem wunderbar sonnigen 1. Mai 1986 am Görlitzer Bahnhof an der Bühne vom linksalternativen Straßenfest saß und dachte: "Seltsam. Du sitzt mitten in einer unsichtbaren tödlichen Bedrohung, die dir diese blöden Russen beschert haben, und hier geht das Leben weiter, als wäre nichts geschehen." Vorne, auf der Bühne, sangen die Gebrüder Blattschuss: "Das ist ein Ri-ra-ri-ra-Razziaüberfall. Leise piepst ein Funkgerät ...". Das war bizarr! 

Wir hatten es neben den praktischen durch eine gewaltbereite staatliche Polizeipräsenz gegen alle unsere Themen zudem also mit unsichtbaren Bedrohungen zu tun, deren Ursachen ebenfalls unreflektierter Konsum war. Das ökologische Bewusstsein begann gerade erst, sich in den Köpfen und der Wahrnehmung der Leute herauszubilden, und dass wir heute so weit sind, verdanken wir dieser Bewegung. Ob in den Lebensmitteln, der Luft (speziell aus Ostberlin roch es bei Ostwind damals überaus apart - die Sozialisten hatten offenbar Null Bewusstsein für diese Dinge), den Müllbergen oder aber nuklearen Waffen. Ich erinnere, dass ich damals schon auch mal Angstträume von einem nuklearen Krieg hatte und an Tage, wo die Luft in der Innenstadt von Abgasen so verpestet war, dass man Hustenreiz und Würgereflexe bekam.   

DAS war das Lebensgefühl der Generation, aus deren Reihen die Grünen kamen. Die Partei DIE GRÜNEN sind eine logische Konsequenz daraus. Aus nichts anderem.   

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PeVau  21.09.2016, 12:49
@holodeck

Ich bin auch aus Zeitgründen bewusst nicht näher auf die Herkunft und Gründungsgeschichte der Grünen eingegangen. Ich habe mich eher an dem orientiert, was aus ihnen geworden ist. Und da stellt sich die Frage, wie aus den linken Wurzeln das werden konnte?

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nocheinnick  22.09.2016, 00:22
@holodeck

Soso, die blöden Russen... haben die uns auch Gorleben und die Asse eingebrockt? Übrigens gab es auch in der DDR eine Umweltbewegung, die einfach effektiver unterdrückt wurde. Nur mal so als Anmerkung.

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holodeck  22.09.2016, 09:48
@nocheinnick


Soso, die blöden Russen

Die blöden Russen haben uns den größten Atomunfall der Reaktorgeschichte eingebrockt. Bestehen daran vielleicht irgendwelche ernstzunehmenden Zweifel? Oder möchtest du hier eine steile Karriere als Tschernobylleugner bzw. -relativierer hinlegen?  


Übrigens gab es auch in der DDR eine Umweltbewegung, die einfach effektiver unterdrückt wurde.

Nein, echt? Wie das? Wo doch Anti-AKW, Luftreinheit, Friedensbewegung und unverpestete Lebensmittel angeblich ursozialistisch linke Themen sein sollen.  

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holodeck  22.09.2016, 11:02
@PeVau

Und da stellt sich die Frage, wie aus den linken Wurzeln das werden konnte?

Was immer "wird" nennt man gemeinhin Entwicklung. Was genau meinst du mit "das"?

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PeVau  22.09.2016, 11:07
@holodeck

Mit "das" meine ich die gegenwärtige politische Positionierung der Grünen, die sich so gar nicht von ihren linken Wurzeln herleiten lassen. Diese Entwicklung ist mehr als enttäuschend.

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holodeck  22.09.2016, 11:27
@PeVau

Mit "das" meine ich die gegenwärtige politische Positionierung der Grünen

Die da wäre?  
Was genau ist dein Stein des Anstoßes?

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nocheinnick  22.09.2016, 16:21
@holodeck

Ich habe weder etwas über das Ausmaß von Tschnernobyl geschrieben, noch darüber was linke oder sozialistische Themen sind. Es war lediglich ein Hinweis darauf, dass es überall blöde Menschen gibt, die sowas verursachen können. Aber genau wegen solcher aggressiver Unterstellung nimmt Menschen wie dich keiner ernst. Damit tust du niemandem einen gefallen, geschweige denn das sich jemand mit dem was du sagst auseinander setzen wird.

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nocheinnick  22.09.2016, 00:04

Volle Zustimmung. Ich sag immer, das sind gelangweilte Wohlstandskinder, die sich ein ruhiges Gewissen kaufen wollen, anstatt wirklich was nützliches für die Welt zu tun. Denn dafür müssten sie ja etwas an ihrem eigenen Verhalten ändern. Stattdessen können sie die von ihren Eltern erschaffene Öko-Industrie propagieren, die in der Summer mehr schadet als nutzt und vor allem eines kostet: das Geld der Unterschicht, die diesen Unsinn per Zwangsabgabe wie z.B. dem EEG finanzieren müssen.

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holodeck  22.09.2016, 10:50
@nocheinnick

anstatt wirklich was nützliches für die Welt zu tun

Das da wäre in deiner Welt? Die große sozialistische Revolution?

Denn dafür müssten sie ja etwas an ihrem eigenen Verhalten ändern.

Wo ja auch ausgerechnet die Sozis mit gutem Beispiel vorangehen.

Du scheinst nicht viel Kontakt zu jungen Leuten zu haben. Du würdest staunen, was die alles anders machen.   

Stattdessen können sie die von ihren Eltern erschaffene Öko-Industrie propagieren, die in der Summer mehr schadet als nutzt und vor allem eines kostet: das Geld der Unterschicht, die diesen Unsinn per Zwangsabgabe wie z.B. dem EEG finanzieren müssen.

Sorry, aber du verdrehst auf böswillige Art und Weise Fakten und sonderst billigste Polemik ab.   

Vielleicht kommt das vom atavistischen Lagerdenken.

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nocheinnick  22.09.2016, 16:25
@holodeck

Getroffene Hunde bellen würde ich sagen. Außer Beleidigungen hast du ja offenbar nichts zu bieten. Wie schon geschrieben, deswegen nimmt Menschen wie dich niemand ernst. Btw: ich bin weder grün noch Sozi, weil ich von solchem Schubladendenken nichts halte.

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Mikkey  20.10.2018, 11:22
@nocheinnick

Du hast außer Deinen aus den Fingern gesaugten Allgemeinplätzen auch nichts zu bieten. Wo sind die Antworten zu den Nachfragen?

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Alles das, was die grünen möchten, wie ökologische Ernährung usw. können sich doch einfache Arbeiter gar nciht leisten.

Bei dieser Frage wird es besonders deutlich ,,Das Leben in Berlin ist
unsicherer Geworden." stimmen nur 19% der Grünen-Wähler zu,

Wo soll bei dieser Aussage das Problem sein?