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Ich hab mir ein paar Wikipedia-Artikel dazu durchgelesen:

Erich Priebke - Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen
Einer der Beteiligten war Erich Priebke. Die höheren Offiziere der SS, darunter auch Priebke, bildeten die Erschießungskommandos und erschossen die ersten zwölf Opfer eigenhändig.[4] Priebke führte anschließend wahrscheinlich die Liste, von der die „Todeskandidaten“ nach ihrer Erschießung gestrichen wurden.
Wiederaufnahme der Ermittlungen und Prozess in Italien
Der römische Militärstaatsanwalt Antonino Intelisano, der für den Distrikt Rom zuständig war und nicht der Generalbehörde angehörte, entdeckte 1994 bei Ermittlungen im Fall Erich Priebke durch einen Zufall größere Mengen vergilbter Akten in einem Schrank in der Allgemeinen Militäranwaltschaft in Rom. Dieser Schrank wurde als „Schrank der Schande“ bekannt; in ihm waren nicht weniger als 2274 Fälle von vergessenen NS-Kriegsverbrechen in Italien „provisorisch archiviert“ worden.
1995 wurde Priebke (83 Jahre alt) nach Italien überstellt und dort im August 1996 nach einem Verfahren vor einem Militärgerichtshof in Rom freigesprochen. Der Freispruch führte zu weltweiten Protesten.[11]
Am 15. Oktober 1996 erklärte der Kassationsgerichtshof den Freispruch für nichtig. In einem neuen Verfahren wurde ein Strafmaß von 15 Jahren verhängt. Aufgrund von Amnestiegesetzen wurde die Strafe um zehn Jahre reduziert und zugleich die Untersuchungshaft angerechnet. Im Frühjahr 1998 wurde Erich Priebke schließlich von einem Militär-Berufungsgericht in Rom zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nach der Verurteilung

Aufgrund seines Gesundheitszustands verbüßte Priebke die Haft in Hausarrest, der jedoch nicht strikt durchgesetzt wurde.

  • Priebke war also ein relativ "kleines Licht" bei den Nazi-Verbrechen dort. Sein Chef war Gustav Adolf Herbert Kappler.
Herbert Kappler
Gustav Adolf Herbert Kappler war in der Zeit des Nationalsozialismus Kommandeur der Sicherheitspolizei (SiPo) und des SD in Rom. Als Verantwortlicher für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen(Fosse Ardeatine) am 24. März 1944 wurde er 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt und wurde zur Symbolfigur deutscher Kriegsverbrechen in Italien während des Zweiten Weltkriegs.
Leben

Herbert Kappler war auch für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen verantwortlich, bei dem am 24. März 1944 als Repressalie für das tags zuvor begangene Attentat in der Via Rasella 335 Geiseln erschossen wurden. Er hatte die vorher verabredete Zahl der Opfer nicht nur eigenmächtig um 10 erhöht, sondern zusätzlich fünf Juden erschießen lassen. Um ein Beispiel zu geben, brachten er und andere höhere SS-Führer, darunter Erich Priebke, Karl Hass, Carl-Theodor Schütz und Hans Clemens, die ersten Opfer eigenhändig durch Genickschuss um.[8]

Kappler stellte sich im Mai 1945 in Bozen der britischen Militärpolizei. 1947 wurde er dem italienischen Militär übergeben. Er wurde am 20. Juli 1948 von einem italienischen Militärgericht für die Erpressung des jüdischen Goldes zu 15 Jahren und für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah in allen 335 Fällen den Tatbestand des Mordes erfüllt.
Seine mitangeklagten Untergebenen wurden freigesprochen, weil sie Kapplers Befehl nicht als rechtswidrig hätten erkennen können.
Das Urteil wurde am 25. Oktober 1952 vom Obersten Militärgericht Italiens bestätigt.[9]
Massaker in den Ardeatinischen Höhlen - Die Verfolgung der Täter
Weder deutsche noch italienische Behörden hatten an einer Bestrafung der Täter Interesse. Der Berliner Historiker Felix Bohr fand bei der Suche nach den Gründen für diese Zurückhaltung im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes einen Dokumentenbestand, den er Anfang 2012 auf clio-online, einem Fachportal für Historiker, veröffentlichte. Es ist ein 1959 einsetzender Schriftwechsel zwischen der Bonner Botschaft in Rom und dem Auswärtigen Amt.
Er dokumentiert, wie deutsche Diplomaten und italienische Stellen gemeinsam Kapplers Leute vor Strafverfolgung schützten. Ziel sei ein „von deutscher wie von italienischer Seite gewünschtes Einschlafen“ der Angelegenheit (Botschaftsrat Kurt von Tannstein, NSDAP-Mitglied seit 1933).
Die damalige italienische Regierung unter Antonio Segni (Democrazia Cristiana) wollte Auslieferungsbegehren vermeiden.
Ein hoher italienischer Diplomat warnte, es werde „am Tag, an dem der erste deutsche Verbrecher ausgeliefert wird, eine Welle des Protests in jenen Ländern geben, die eine Auslieferung italienischer Verbrecher verlangen“. Italien hatte bis zum Sturz Mussolinis im Juli 1943 als Teil der Achsenmächte an Hitlers Seite gestanden und Teile des Balkans besetzt. Hunderttausende waren dort Opfer der italienischen Gewaltherrschaft geworden.
Ein italienischer Oberstaatsanwalt besuchte im Oktober 1959 die deutsche Botschaft in Rom. Botschafter Manfred Klaiber berichtete danach ans Auswärtige Amt: „In dem Gespräch brachte Oberst Tringali klar zum Ausdruck, von italienischer Seite bestehe kein Interesse daran, … das ganze Problem der Geiselerschießungen in Italien und besonders in den Fosse Ardeatine erneut in die Öffentlichkeit zu bringen. Das sei aus allgemeinen innerpolitischen Gründen nicht erwünscht. Er würde es deshalb begrüßen, wenn die amtlichen deutschen Stellen nach pflichtgemäßer sorgfältiger Prüfung in der Lage sein könnten, der Militärstaatsanwaltschaft Rom zu bestätigen, dass entweder keiner der Beschuldigten mehr lebe oder aber, dass ihre Aufenthaltsorte nicht zu ermitteln oder die Personen wegen ungenauer Namensangaben nicht zu identifizieren seien.“ Im Februar 1962 wurde das Verfahren in Rom eingestellt.[13]
Nur zwei der Männer auf der Liste mussten sich Jahre später doch noch verantworten: Erich Priebke (1913–2013) und Karl Hass (1912–2004) wurden 1998 zu lebenslänglicher Haft verurteilt; de facto kamen sie nur unter Hausarrest.
  • Um die Sache komplett aufzuarbeiten, müßten in dem Zusammenhang auch diejenigen erwähnt werden, die nach Weltkriegsende Nazi-Verbrechern zur Flucht verhalfen.
Rattenlinien
  • hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche
  • Spanien
  • Argentinien, wo Juan Perón, ein Sympathisant faschistischer Bewegungen, 1946 die Präsidentschaftswahlen gewann.
  • Länder der arabischen Welt.
  • Als Kopf der Fluchtorganisation gilt der faschistische kroatische Franziskaner-Priester Krunoslav Draganović, der eine Fluchtroute bereits 1943 vorbereitete und zusammen mit dem österreichischen Bischof Alois Hudal organisierte. Er war nachweislich bis 1962 für das Counter Intelligence Corps (CIC) der USA tätig.
  • Bei Verdacht kam den Flüchtlingen außerdem die Unterstützung von päpstlichen Hilfsstellen zugute, die die Identität der Flüchtlinge beglaubigten und zudem die Visa beschafften, während das Italienische Rote Kreuz für die Organisation der Pässe zuständig war. Unterstützt wurden die Flüchtigen auch vom deutschen Verein Stille Hilfe, der in seiner Anfangszeit von hochrangigen Repräsentanten der deutschen Kirchen protegiert wurde.
  • Neben Italien war auch das von Franco beherrschte Spanien ein sicherer Platz für die flüchtigen Kriegsverbrecher, wo ihnen bis zu ihrer Abreise per Schiff eine Unterkunft, Taschengeld, Verpflegung und nicht selten sogar Startkapital für ihre neue Existenz zur Verfügung gestellt wurden. Die Kosten für die Schiffsüberfahrt dieser Flüchtigen übernahm in den meisten Fällen das Internationale Rote Kreuz.
  • Der US-amerikanische Geheimdienst CIC erkannte die Fluchtwege schon früh, unternahm aber keine Schritte dagegen und nutzte ab 1947 die Routen für eigene Zwecke, um zahlreiche Spione diskret und schnell aus dem von der Sowjetunion befreiten und besetzten Teil Österreichs zu schaffen.
  • Viele hohe Funktionsträger des nationalsozialistischen Regimes wurden u. a. von amerikanischen Geheimdienstbehörden mit gefälschten Papieren ausgestattet, wobei viele auch unerkannt blieben.
Counter Intelligence Corps (CIC) - Operationen nach dem Zweiten Weltkrieg
Des Weiteren suchte das CIC herausragende Wissenschaftler aus der Militärforschung der ehemaligen Gegner zu rekrutieren und zur Mitarbeit bei den diesbezüglichen Anstrengungen der USA zu gewinnen. Im Besonderen Atomphysiker, Raketenentwickler, Kryptographen und Flugzeugbauer standen hier auf der Wunschliste des amerikanischen Militärs.

Das würde ich jetzt z.B. als Antwort auf die Frage nennen:

"Warum werden zwar solche Verbrechen, wie in den Ardeatinischen Höhlen noch genannt, aber die Täter dabei bleiben dabei unerwähnt?"

Man darf zwar Taten an sich erwähnen, aber zu sehr ins Detail zu gehen, involviert auch heute noch zu viele Mitmacher und Nutznießer, die lieber nicht so oft erwähnt werden möchten.

zetra 
Fragesteller
 25.03.2024, 11:37

So sieht eine umfassende Aufklärung aus, aber das ist in der alten BRD nicht zu erwarten gewesen.

3
5Leonarda  25.03.2024, 11:55
@zetra

"Umfassende Aufklärung" ist ja die eine Sache, aber was ist mit Schritt 2? Welche Konsequenzen will man daraus ziehen und wenn man das täte, wie weit würden diese Konsequenzen reichen?

Ich will damit nicht sagen, dass das eine schlechte Idee wäre, aber dazu müßte Deutschland ein Land sein, das sich wirklich dem Frieden verpflichtet fühlt. Aber so ist Deutschland ja leider nicht, heute noch weniger als die alte BRD.

3
zetra 
Fragesteller
 25.03.2024, 12:01
@5Leonarda

Leider ist das so, da aber das Volk der Souverän ist, kann denen aufs Maul geschaut werden und das durch die Umfragewerte, welche ja zyklisch gemacht werden. Aber gewählt ist nun einmal gewählt und somit könnte dieser Spuk noch über diese zwei Jahre hinausgehen.

3
zetra 
Fragesteller
 25.03.2024, 17:57
@5Leonarda

Aber sicher doch alle Konkurrenzparteien, denen bietet man den sogenannten totalen Krieg an. Buerger, welche dem Mainstream nicht das Wort reden, da gibt es reichlich Beispiele, diese zu raesonieren.

3
latricolore, UserMod Light  27.03.2024, 01:33
@zetra
So sieht eine umfassende Aufklärung aus, aber das ist in der alten BRD nicht zu erwarten gewesen.

Doch, natürlich. Was soll das?
Dass du das nicht wusstest, gilt nicht für alle.

4

Eine Ohrfeige war nötig, um der Dynamik der geschichtlichen Aufarbeitung der NS Verbrechen neuen Schwung zu verleihen.

Bis dahin dümpelte das Thema so vor sich hin, bedingt durch die Entscheidung Adenauers sich die Hilfe der zahllosen "Mitläufer" in der Nachkriegsjustiz zu Nutzen zu machen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Beate_Klarsfeld

Beate Klarsfeld (* 13. Februar 1939 in Berlin als Beate Auguste Künzel) ist eine deutsch-französische Journalistin. Bekannt wurde sie durch die Ohrfeige gegen den 1966 zum neuen deutschen Bundeskanzler gewählten Kurt Georg Kiesinger (CDU), ihre Nähe zur Staatssicherheit der DDR, sowie zusammen mit ihrem französischen Mann Serge Klarsfeld, durch ihr Engagement bei der Aufklärung und Verfolgung von NS-Verbrechen. Zusammen mit ihrem Mann hat sie mit detaillierten Dokumentationen auf zahlreiche unbehelligt lebende nationalsozialistische Täter hingewiesen: Kurt LischkaAlois BrunnerKlaus BarbieErnst EhlersKurt Asche u. a. Im März 2012 kandidierte Klarsfeld für Die Linke bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten gegen Joachim Gauck, dem sie mit 126 zu 991 Stimmen unterlag.

zetra 
Fragesteller
 27.03.2024, 15:37

Solche Leutegehören nicht zur Elite und werden ohnehin geschnitten, weil zu aufrührerisch.

1
SchlimmerJimmy  29.03.2024, 11:14
@zetra

und weil sie nicht zur Elite gehören und geschnitten werden, werden sie niemals, niemals ausgezeichnet. Niemals!

Aber was sehen meine müden Augen? 2015 wurde ihr zusammen mit ihrem Mann Serge Klarsfeld das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.

1
wyooo  29.03.2024, 11:25
@SchlimmerJimmy

Immerhin nur 49 Jahre nach der "Ohrfeige"...kann man getrost als opportunistische Vereinnahmung werten...

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SchlimmerJimmy  29.03.2024, 11:56
@wyooo

Klarsfeld lebt seit 1960 in Frankreich. Dort gehört sie offenbar zur Elite.

  • 1984 ehrte sie der französische Präsident François Mitterrand als „Ritter der Ehrenlegion“.
  • 2007 wurde sie vom Präsidenten Nicolas Sarkozy zum „Offizier der Ehrenlegion“ und 2013 zum Komtur ernannt.
  • 2011 erhielt sie, ebenfalls von Präsident Sarkozy, das Komturkreuz des Verdienstordens der Französischen Republik.
  • 2019 wurden Beate und Serge Klarsfeld der Große Deutsch-Französische Medienpreis zuerkannt.
  • Am 14. Juni 2022 erhielt Beate die Groß-Offizierswürde. Gleichzeitig wurde Serge mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Zetras Aussage.

Solche Leutegehören nicht zur Elite und werden ohnehin geschnitten, weil zu aufrührerisch.

ist also falsch.

1

Interessant finde ich an der Geschichte, dass es als "Vergeltungs"aktion zu einem gelungenen Anschlag italienischer Partisanen auf die SS begründet wurde, bei dem 33 SS-Mitglieder starben. Von Kappler wurde angeordnet, für jeden getöteten Deutschen 10 Italiener zu ermorden.

Damit sollte klargestellt werden, dass das Leben eines Deutschen 10 mal mehr wert ist als das Leben von Italienern. Ähnliche Aktionen gab es von Deutschen auch in anderen Ländern, am krassesten bei dem Anschlag in Tschechien auf Heydrich, der die Auslöschung von zwei Dörfern (Lidice und Lezaky) zur Folge hatte.

Mit Vergeltung (Auge um Auge, Zahn um Zahn) hat es eigentlich nichts zu tun, es war pure Einschüchterung und Machtdemonstration.

Deutliche Parallelen sehe ich da zu den gegenwärtigen israelischen Aktionen im Gazastreifen. Das Missverhältnis von über 30000 palästinensischen Opfern zu 1200 israelischen macht klar, dass auch hier nicht um Vergeltung geht. Sondern um rassistische Vernichtung, um Herrenmenschen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Untermenschen, deren Leben nichts wert ist.

Die Identifikation vieler Deutscher mit Israel erscheint damit in einem anderen Licht.

zetra 
Fragesteller
 27.03.2024, 15:34

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Ein Wendesatz mit Nachhaltigkeit.

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zetra 
Fragesteller
 27.03.2024, 18:14
@Machtnix53

Honni hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, das weisst du doch.

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Machtnix53  27.03.2024, 18:16
@zetra

Und was hat das jetzt mit deiner Frage und meiner Antwort zu tun?

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zetra 
Fragesteller
 27.03.2024, 18:37
@Machtnix53

Wir haben mal geplauscht, das ist zur Abwechselung gar nicht mal so schlecht.

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Familiengerd  25.04.2024, 12:51
Damit sollte klargestellt werden, dass das Leben eines Deutschen 10 mal mehr wert ist als das Leben von Italienern.

Nein, damit hatte das nichts zu tun.

Das ist nur die brutale Wirklichkeit von Kriegsrepressalien gegen die Zivilbevölkerung.

Sondern um rassistische Vernichtung, um Herrenmenschen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Untermenschen, deren Leben nichts wert ist.

Das ist - bei aller berechtigten Kritik am aktuellen Vorgehen Israels und überhaupt seiner Politik/Siedlungspolitik gegen Palästinenser im Westjordanland, auf den Golahöhen - einfach nur dämonisierender Schwachsinn!

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