Ist es nicht seltsam, wenn Bundespräsident Steinmeier seine Rede nicht auf deutsch hält mit der Begründung, es ist die "Sprache der Täter"?
Englisch sprechen macht Sinn weil 90% der Anwesenden bestimmt englisch sprechen können und kein deutsch. Aber es zu begründen damit das es die "Sprache der Täter" ist und aus Rücksicht vor den Opfern, finde ich nicht gut. Gedenken ist wichtig und die Taten nicht zu vergessen ist auch wichtig aber es kommt so rüber als ob man sich jetzt schämen muss deutsch zu sprechen?!
Es ist durchaus zumutbar das ein Holocaust-Überlebender einer deutsch sprechenden Person gegenübertreten kann. Sonst hätte Herr Steinmeier doch auch gleich hinter einer Schattenwand sprechen können?! Das wäre noch rücksichtsvoller...
Oder bin ich hier echt der einzige der diese Begründung übertrieben findet? Also wie gesagt Englisch und Hebräisch sprechen ist okay aber die Begründung find ich einfach falsch.
24 Antworten
Seltsam finde ich das nicht. In der Tat hat der Bundespräsident die englische Sprache gewählt, um von der Mehrheit der Anwesenden verstanden zu werden. Was in den genannten Links zum Ausdruck kommt, ist lediglich eine Interpretation der entsprechenden Zeitungen, mehr nicht. Ob das Missverständnis der Presseschreiberlinge Berechnung oder Übereifer war, sei dahingestellt.
Was Steinmeier auf den besonderen Moment seiner Rede bezogen für wichtig hielt, wird hier beschrieben:
- "Steinmeier begann seine auf Englisch gehaltene Rede aus Respekt vor der religiös-jüdischen Tradition und Kultur auf Hebräisch mit dem jüdischen Schehechejanu-Segen, mit dem Juden bei besonderen Anlässen Dankbarkeit für neue und außergewöhnliche Erfahrungen ausdrücken. Auch den letzten Satz sagte er auf Hebräisch."
Belegstelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/frank-walter-steinmeier-israel-holocaust-gedenken-antisemitismus
MfG
Arnold
Ich fand es auch unerhört, als deutsches Staatsoberhaupt eine Rede auf Englisch zu halten und die Sprache der Deutschen als Sprache der Täter zu bezeichnen.
Das kommt dann schon drauf an wo.
Hier bei uns, würde ich das nicht nachvollziehen können. Wenn man aber in Israel in der politischen Öffentlichkeit zum Holocaust eine Rede in deutscher Sprache hält obwohl man auch anderer Sprachen mächtig ist, halte ich das für nicht ganz unproblematisch.
Insofern sehe ich keinen Grund daran Anstoß zu nehmen.
Und darauf habe ich geantwortet.
Die Begründung wäre in Deutschland nicht schlüssig, aber in israel ist sie es.
Wieso ist es in Israel schlüssig? Er hat ganz allgemein von der "Sprache der Täter" geschwafelt. Dabei ignoriert er locker mal 200 Jahre deutsche, Schweizer und Österreichische Geschichte und beleidigt alle damit.
- Die Österreicher haben doch fleißig mitgemacht, waren im SS-Aparat sogar überproportional vertreten. Ließ hierzu mal "Himmlers Ostmärker".
- Ein orderntlicher Teil der Schweizer spricht überhaupt kein Deutsch.
- "Die Sprache der Täter" weißt lediglich darauf hin dass die Täter deutsch sprachen und ist keineswegs mit dem Anspruch gleichzusetzen, jeder Sprecher des Deutschen sei ein Täter. Das ist lediglich der Unsinn, den einige daraus zu machen versuchen, um sich künstlich beleidigt zu fühlen. Das Deutsch die verkehrssprache der Nazis und in den KZs war, ist einfach eine nüchterne Tatsachenfeststellung.
Oh dann ist aber auch französisch, russisch, englisch, spanisch, mandarin, ja auch hebräisch die Sprache der Täter.
Je nachdem im Bezug auf was, sicherlich, allerdings nicht im Bezug auf den Holocaust.
Ich bin mir sicher, wenn Wladimir Putin morgen nach Deutschland käme und eine Ansprache vor dem Bund der vertriebenen auf Russisch hielte, würden das einige hier auch als eine Art Kriegserklärung auffassen und sich davon massiv beleidigt fühlen.
Die Franzosen haben nicht ungern Juden deportiert. Die Russen haben selber einen Haufen interniert und einige sind umgekommen, also passiv mitgemacht. Schau dir mal die Ukraine an und was da so abging damals.
Wie gesagt, es ging nicht um das wie er es gesagt hat, auf englisch, sondern seine Begründung.
Was hat es mit der Begründung zu tun, ob das Vichy-Regime beim Holocaust fleißig mitgeholfen hat, oder die staminsche Juden-Politik auch nicht besonders nett war, wenn auch sicher nicht damit vergleichbar.
Fakt ist die Mehrzahl der Täter des Holocausts waren Deutsche uns sprachen Deutsch, während Herr Steinmeier Deutschland außenpolitisch als Bundespräsident vertritt.
Insofern hat er abzuwägen, ob es angemessen ist bei seinen Auftritten in deutscher Sprache zu reden oder nicht.
Die Frage ob es sich geziehnt hätte zu diesem Anlass französisch zu reden stellt sich nicht, weil das nie zur Debatte stand, die müsste sich denn auch allenfalls Herr macron stellen und das wiederrum losgelöst von dem, was die Deutschen so verbrochen haben.
Hmmh, das wirft natürlich ein ganz neues Licht auf die Ermordung John F. Kennedys.
Möglicherweise war der Täter ein Alter Naiver, der den Präsidenten als Landesverräter ausgemacht hatte weil er sich zum ehemaligen Kriegsgegner bekannt hat.
https://www.youtube.com/watch?v=2Ha9GJwlus8
Vielleicht hat Steinmeier auch nur aus Höflichkeit einige Worte Hebräisch gesprochen.
Frage nicht gelesen - höflichkeit war auch nicht die begründung.
ArnoldBentheim hat doch schon darauf hingewiesen, das es nicht Steinmeiers Begründung war sondern von der Presse so dargestellt wurde. Also bleibt nur Rauschen im Blätterwald.
Gut dann werden ich ihm eine mail schreiben und gucken wie er es begründet. Da kommt die antwort bestimmt nicht von ihm persöhnlich aber da werden wir sehen wie die begründung ausfällt.
Zeit und Ort.
Es war der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz und in Israel ist es noch weniger als anderswo opportun, sich als selbstbewußter Teutone zu gebärden.
Hast du die Frage nicht gelesen? Es ging um Steinmeiers Begründung. Nicht darum, dass nicht deutsch gesprochen wurde.