Warum werde ich mit mehr Übung schlechter im Schach?
Hey!
Also ich spiele jetzt schon seit knapp einem dreiviertel Jahr regelmäßig Schach. Ich spiele tatsächlich circa jeden Tag, halt immer wenn ich ein wenig Zeit habe, wenn ich zu Abend esse, wenn ich Lust drauf habe. Aber wie gesagt wirklich jeden Tag.
Momentan bin ich allerdings am verzweifeln und langsam verliere ich die Lust daran. Als ich mir meinen Schachaccount gemacht habe wurde ich nach ein paar Online-Spielen auf eine ELO von knapp über 1000 geschätzt. Das fand ich persönlich ziemlich hoch, aber naja... ein wenig schmeichelhaft fand ich das schon, um ehrlich zu sein.
Dann hab ich angefangen wirklich Theorie zu machen, Übungen zu spielen, mit Schachbüchern Spiele am richtigen Brett nachzuspielen... also wirklich so richtig mir die Theorie anzusehen. Tja, und jetzt verliere ich immer mehr Spiele. Gerade hab ichs "erfolgreich" geschafft unter die 800 zu fallen.
Um ehrlich zu sein geht es mir auch nicht um die blöde Zahl. Mir geht es darum dass ich Spaß am Spiel haben will und nicht dauernd dumme Fehler machen möchte. Mir macht es nichts aus, auch mal zu verlieren - schließlich sollte das ja einen Lerneffekt haben. Bloß bleibt der leider aus. So verliere ich mehr und mehr Spiele und ich hab mehr und mehr keinen Spaß mehr am Schach und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Ich fühle mich wirklich hilflos. Ich denke gerade diese Hilflosigkeit macht mir am meisten zu schaffen.
Habt ihr irgendwelche Tipps, was ich noch tun kann? Oder soll ichs halt einfach lassen?
5 Antworten
Das, was du da beobachtest, ist ein gängiges Phänomen bei fast allem, was man üben muss: Du hast genug Übung, um im Nachhinein zu sehen, dass du Fehler machst, aber nicht genug, um sie von Vornherein zu sehen und zu vermeiden. Im Nachhinein ist dir aber dann klar, warum das schiefging. Dann glaubst du, die Fehler sind saudoof, weil's im Nachhinein ja offensichtlich war.
Außerdem sind deine Fehler wahrscheinlich komplexer geworden und nicht mehr einfach nur ""Aaaach, wenn ich den Bauern da nicht rüber hätte letzten Zug, dann wäre das nicht passiert", sondern mit einer Fehlerquelle weiter in der Vergangenheit, schwerer zu erkennen.
Warum du mehr verlierst, liegt daran, dass Strategien nur dann funktionieren, wenn man sie durchziehen kann. Das heißt, du wendest Strategien aus Büchern, Denkaufgaben, etc an, kannst aber noch nicht bemerken, wann sie aufhören, zu funktionieren. Dann fällst mit der Strategie noch mehr auf die Nase als komplett ohne.
Das ist normal, wenn auch nervig.
Welche Seite und wie viele Minuten pro Partie?
War bei mir auch schwankend. Benutze mal ne weile ständig die gleiche Eröffnung und mach erstmal ne Pause wenn die mehrere spiele hintereinander verlierst.
Du, ich würde sagen nach bestimmt 100 Spielen mit dem Damengambit (davon vorallem gegen das angenommene oder gegen die slawische Verteidigung) hab ich wohl ne Menge Übung mit der Eröffnung. Oh, die sizilianische Spiele ich auch, bin aber allgemein schlechter mit schwarz.
Habe glaube ich 700 Partien auf chess.com und spiele immer italienisch mit weiß und sizilianisch mit schwarz. Und trotzdem komme sachen die ich bei beiden noch nicht so kannte.
Hast du eigentlich wegen der netflix Serie angefangen wenn du das damengambit schon erwähnst?
Oh nee als ich angefangen hab Schach zu spielen, da gab's die Serie noch gar nicht. Mir gefallen nur die Gambit-Eröffnungen sehr gut. Bevor ich meinen Account gemacht hab, hab ich mehr Königgambit gespielt, aber damit komme ich nicht sonderlich klar. Allgemein gefallen mir die Eröffnungen mit 1. d4 am besten.
Ich glaube ich hab auch die größten Probleme im Midgame. Eröffnungen laufen bei mir okay (außer wenn ich gegen Accelerated London spiele, was ja anscheinend momentan im Trend ist?) und in den Endspielen, wenn es soweit kommt, hab ich meistens die stärkere Bauernposition und allgemein sind Endspiele eher meine Stärke, denke ich.
Das Phänomen, nach Schach-Studium zunächst mehr zu verlieren, kenne ich. Eine frühere Antwort eines anderen GF-Users zum Thema Schach deutet darauf hin, dass dies ein recht übliches Phänomen ist. Eine Abhilfe wäre, zwischen Studium und der nächsten Partie eine kleine Pause einzulegen. Vermutlich läuft es darauf hinaus, dass man das Spiel spielen sollte, dass man gerade auf dem Brett hat, nicht ein Spiel, das man irgendwann in der Vergangenheit oder vor ein paar Stunden oder ein paar Tagen studiert oder eingeübt hat.
Vielleicht hat es damit zu tun dass du Schnellschach spielst. Viel Theorie und Schnellschach passen nicht gut zusammen. Schnellschach muss man eher Intuitiv spielen. Versuch doch mal, dir mehr Zeit zu nehmen.
Wo kann mensch denn langsames Schach spielen? Also bei chess.com kann mensch ja diese Modi spielen, wo mensch 1 Tag für einen Zug hat. Das finde ich ganz interessant, aber ich hab das Gefühl, da sind nur mega Profis unterwegs und ich hab das Gefühl, gegen solche Menschen komme ich nicht an...
Mit "langsam" meine ich, nimm dir mehr Zeit als 10 Minuten. Persönlich spiele mit mindestens 15 Minuten pro Gegner, normalerweise 15+10.
Du hast immer such ein Gegner, der auch gewinnen möchte. Und diese entwickeln sich ja auch weiter.
Chess.com und 10 Minuten