Warum sind Leute so sauer das ich keinen Führerschein habe?
Ich bin 22 Jahre alt und stehe vor einer Frage, die mich und mein Umfeld beschäftigt: Brauche ich wirklich einen Führerschein? Viele in meinem Alter haben diesen Schritt schon hinter sich, aber ich habe bisher nicht das Bedürfnis verspürt, ihn zu machen. Trotzdem bekomme ich oft zu hören, dass es an der Zeit wäre, und manche reagieren sogar verärgert oder enttäuscht, wenn ich sage, dass ich keinen Führerschein habe und auch nicht plane, ihn in naher Zukunft zu machen. Trotz dem Zwang und aggressiven Kommentaren zu mir möchte ihn natürlich niemand finanzieren.
Ich lebe in einer Stadt, in der ich mich gut ohne Auto fortbewegen kann, und bisher hat mir das Fehlen eines Führerscheins nicht im Weg gestanden. Aber die Reaktionen meiner Freunde und Familie lassen mich zweifeln. Ist der Führerschein wirklich so eine Art 'Erwachsenen-Meilenstein', den jeder erreichen sollte? Oder ist es okay, wenn ich mich entscheide, diesen Weg nicht zu gehen?
Was sind eure Erfahrungen und Meinungen dazu? Habt ihr ähnliche Situationen erlebt oder kennt jemanden, der sich gegen den Führerschein entschieden hat? Wie geht ihr mit dem Druck um, der von anderen ausgeht?
9 Antworten
Auch wenn du im Moment keinen akuten Bedarf hast - der Führerschein gibt dir Freiheiten und Möglichkeiten.
Ohne eigenen Führerschein bist du auf die Öffis in deiner Stadt beschränkt. Oder du musst immer Freunde anhauen, wenn du mal ein Auto benötigst. Im Auto kannst du überall hin, wann immer du willst. Du bist vor Wetter geschützt und hast die Möglichkeit, deutlich mehr zu transportieren als zu Fuß oder per Rad - und das eben auch jederzeit und überall hin.
Urlaubsreisen, spontan ins Grüne fahren, in die eigene Wohnung ziehen, Freunden beim Umzu helfen, für Parties Großeinkäufe veranstalten, bei Ikea Möbel für deine neue Wohnung kaufen, usw.
Klar, du kannst den Schein auch später noch machen - aber in jungen Jahren hast du vielleicht noch mehr Zeit dafür?
...ich sehe das einfach als Deine ganz persönliche Entscheidung an. Und es gibt keinerlei Grund dazu, Dich deswegen unter Druck zu setzen (außer vielleicht, es ist eine berufliche Notwendigkeit...).
Es wird halt gesellschaftlich erwartet und wer "anders" ist, wird oft als schräg eingestuft oder als minderwertig oder man will vermuten, "dass da was nicht stimmt". Auf solche Meinungen kann man verzichten, das sind Leute, die nicht repräsentativ sind und sich objektiv sowieso nicht einzumischen haben.
Ein Freund von mir (33) hat auch lange keinen Führerschein gemacht, weil er studierte, generell nichts für Autofahren übrig hat und den ÖPNV sowie das Fahrrad bevorzugt - mir war das immer egal, aber andere haben sich oft über ihn lustig gemacht, vor allem die, die schon BF17 gemacht hatten und es gar nicht erwarten konnten. Mein Freund hat den Führerschein dann gemacht, weil seine Eltern drauf bestanden und es sogar zahlten, gefahren ist er er seither nie wieder und hat sich nie ein Auto gekauft, er plane es auch nicht.
Ein anderer Freund von mir - das ist mein ältester echter Freund - wird dieses Jahr 93. Er ist noch immer total fit, hat nie den Führerschein gemacht; es war nie erforderlich. Nach dem Krieg gab es andere Sorgen, später hat er ihn nie gebraucht, weil er am selben Ort arbeitete, wohnte, einkaufte, in die Vereine ging und sein Umfeld hatte, wo er mit dem Fahrrad hin konnte. Laut eigener Aussage habe er den Führerschein und ein Auto nie vermisst, mit Bus und Bahn sowie dem Rad kommt er heute noch zurecht und erledigt vieles zu Fuß. Heute sagt er sogar aus einem ganz eigenen Grund, er sei froh, nie einen Führerschein gemacht zu haben - während viele mit 85-90 das Autofahren aufgeben müssen und schwer dran knabbern, ändert sich für ihn nichts.
Ich sag mal so - wenn dich dauernd andere Leute durch die Gegend Kutschen müssen, dürfen sie gerne genervt reagieren.
Nimmst du anderer Leute Fahrdienste nicht in Anspruch, gehts die nen feuchten Dreck an, ob du einen Führerschein hast oder nicht
Nein, man braucht nicht zwingend einen Führerschein und ich habe genügend im Freundeskreis, die keinen haben. (Und ich bin über 10 Jahre älter).
Nervig wird es nur dann, wenn man von den Freunden mit Autos dann quasi einen Fahrdienst erwartet. Ohne Eigenbeteiligung selbstverständlich.
Ich würde ihn dann machen, wenn er benötigt wird. Es macht auch keinen Sinn ihn mit z.B. 19 zu machen und dann 20 Jahre nicht zu fahren.