Warum sind Geburten so schmerzhaft?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei fast allen anderen Säugetieren geht die Geburt viel unkomplizierter und schneller vonstatten als bei den Menschen. Die vielen Komplikationen, die mit der Geburt einhergehen, sind zwei Dingen geschuldet. Erstens sind sie ein "Nebenprodukt" unserer Evolution. Das Gehirn wurde immer größer, ein großes Gehirn braucht aber viel Platz, also muss der Kopf groß sein. Das heißt, dass durch den Geburtskanal im Lauf der Evolution ein immer größeres Köpfchen passen musste. Das ließ sich zwar ausgleichen durch einen weiteren Beckeneingang. Aber das Becken muss auch gleichzeitig noch stabil genug sein für die Anforderungen, die der aufrechte Gang an es stellt. Irgendwann war also ein Punkt erreicht, an dem das Becken der Frau nicht noch weiter werden konnte.

Zum anderen ist die natürliche Geburtsstellung beim Menschen eigentlich die Hocke, wie beispielsweise bei Schimpansen. In der westlichen Welt bringen viele Frauen ihr Kind heute aber im Liegen zur Welt. Auch das trägt dazu bei, dass die Geburt beim Menschen komplizierter ist als bei anderen Säugern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Lange wurde angenommen, dass im Lauf der menschlichen Evolution die Gehirne und damit Köpfe der Neugeborenen immer größer werden, große mütterliche Becken sind dabei natürlich hilfreich. Sehr viel breiter geht aber nicht, da sonst der aufrechte Gang schwer wird und dieser evolutionär natürlich auch vorteilhaft ist. Ob das wirklich so stimmt ist heutzutage allerdings umstritten.

Edit: Hier noch eine Quelle dazu: https://www.deutschlandfunk.de/evolution-wie-kommt-es-zum-menschlichen-geburtsdilemma-100.html

Gentlef 
Fragesteller
 08.03.2022, 19:25

Danke!

0
Hat der Geburtsschmerz irgendeinen evolutionären Sinn?

Ja, Wehen haben schon auch einen Sinn. Denn so wusste die Frau schon immer, dass die Geburt demnächst losgeht. Dass sie sich einen sicheren Platz suchen muss, vielleicht noch Feuerholz suchen, ein Feuer schüren, Wasser und etwas zu essen bereitstellen, anderen Menschen Bescheid sagen, damit die ihr helfen können und so weiter.

Davon mal abgesehen: klar tut eine Geburt weh (ein Kaiserschnitt übrigens erst recht), aber das hält die wenigsten Frauen von einem weiteren Kind ab.

Wenn man ein zweites Kind will, dann nimmt man das eben in Kauf - genauso, wie die neun Monate Schwangerschaft davor, die für viele Frauen auch kein Zuckerschlecken sind.

Und spätestens, wenn man alle zwei Minuten pinkeln muss, weil das Kind auf die Blase drückt, sich nicht mal mehr die Schuhe selbst anziehen kann, bei der kleinsten Anstrengung schnauft wie ein Walross, von praktisch allen Nahrungsmitteln Sodbrennen kriegt, wenn man nur noch auf der linken Seite schlafen kann (wenn man überhaupt schlafen kann) und bei allem, was auf dem Boden liegt, überlegt, ob das nicht bis nach der Geburt liegen bleiben kann - dann wünscht man sich, dass die Schwangerschaft bitte endlich vorbei ist und die Wehen endlich losgehen.

Bei einer normalen physiologischen Geburt sind die Schmerzen nach der Geburt ja auch größtenteils vorbei.

Die Art der Geburt wurde bereits festgelegt bevor Frauen ein Bewusstsein hatten. Alle anderen Lebewesen wissen nicht, dass eine Geburt schmerzhaft ist.

kamikatze227  08.03.2022, 20:32

Frauen ohne Bewusstsein? Warum wissen andere Lebewesen nicht, dass sie Schmerzen haben?

0
CleverRemo  08.03.2022, 20:34
@kamikatze227

Die Geburt gibt es schon länger als das Bewusstsein beim Menschen. Tiere wissen nicht, dass sie Schmerzen haben werden nach dem sie Sex hatten

1
Von Experte mjutu bestätigt

Der Geburtsschmerz hat keinen direkten evolutionären Sinn, aber er schadet auch nicht so, dass er die Zahl der Kinder beeinflusst. Problematisch könnte eher die eher hohe Müttersterblichkeit unter der Geburt sein - die hatte aber auch keinen nennenswerten Einfluss.

Die Probleme bei der Geburt sind eine Nebenerscheinung:
Damit der Mensch aufrecht gehen kann, musste sich die Beckenform anpassen, der Geburtkanal wurde enger. Dadurch mussten die Kinder zusätzlich noch kleiner werden, damit überhaupt noch etwas geht.
Deshalb kommen menschliche Kinder im Vergleich zu anderen Primaten viel zu früh auf die Welt.

Es ist also ein Kompromiss: solange wie möglich im Mutterleib, damit es gerade noch so passt mit der Geburt.

Gentlef 
Fragesteller
 08.03.2022, 19:24

Danke!

0