Warum muss man eine Abtreibung selbst bezahlen?

13 Antworten

Die gesetzliche Krankenkasse zahlt die absolut notwendigen Leistungen im Rahmen der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung.

Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland nicht ausnahmslos erlaubt. Kein Staat innerhalb Europas hat bisher Abtreibung vollständig entkriminalisiert.

In Deutschland ist ein Schwangerschaftsabbruch nach der Fristenregelung (also auf eigenen Wunsch ohne Indikation) nach Pflichtberatung und mindestens 3-tägiger Bedenkzeit in den ersten drei Monaten zwar straffrei, nichtsdestotrotz aber rechtswidrig.

Deshalb ist ein Schwangerschaftsabbruch auch keine Kassenleistung.

Übernommen werden nur die Kosten für die ärztliche Behandlung während der Schwangerschaft und für die Nachbehandlung von Komplikationen.

Die Krankenkassen bezahlen Schwangerschaftsabbrüche, wenn sie nicht rechtswidrig sind. Nur die Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs, dem eine medizinische oder auch eine kriminologische Indikation zugrunde liegt, werden von der gesetzlichen Krankenkasse getragen.

Lediglich bei „sozialer Bedürftigkeit“ (wenn die Frau unabhängig vom Alter über kein oder nur über ein geringes eigenes Einkommen -zur Zeit 1.258 € netto- verfügt und ihr auch persönlich kein kurzfristig verwertbares Vermögen zur Verfügung steht) kann sie einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Die Kosten werden von dem Bundesland, in dem sie lebt, übernommen, den Antrag muss sie jedoch bei Ihrer Krankenkasse stellen.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Abtreibung in Deutschland ist immer noch verboten, aber das Verbot wird nicht verfolgt, wenn die bekannten Voraussetzungen (Frist Beratungsgespräch Indikation) erfüllt sind.

Aufgrund dessen haben die Krankenkassen sich erfolgreich geweigert, diesen immer noch verbotenen aber nicht mehr bestrafbaren Eingriff zu finanzieren.

Wolpertinger  24.06.2022, 23:33

Auch dieser Punkt sollte dringens evaluiert werden

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corod  24.06.2022, 23:42

Und mit was? Mit Recht.

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Weil jeder heute in der Schule lernt, wie man so etwas vermeiden kann.

Außerdem kann man bei belegter Einkommenschwäche oder einem Verbrechen die Abtreibung bezahlt bekommen. Man muss es nur beantragen.

Abtreibung sollte keinesfalls als normaler Standardeingriff empfunden werden. Es ist falsch, es so weit kommen zu lassen.

Wenn man schwanger wird, dann bin ich persönlich der Ansicht, dass für die meisten Frauen zumutbar wäre, das Kind auszutragen und zur Adoption freizugeben. Es sind hunderte von Paaren in der Warteschleife für Kinder, und eine Schwangerschaft ist bei einer gesunden jungen Frau ein zumutbarer Zustand, der weder an Schule noch an Ausbildung hindert.

Nur am Partymachen, Rauchen und Alkoholtrinken. Das ist ja wohl ein geringer Preis.

Ich würde jederzeit für das Recht auf Abtreibung einstehen, versteh das nicht falsch. Es gibt Situationen, die unzumutbar sind, und Abtreibungen pauschal zu verbieten ist unmenschlich. Aber einem bereits entstandenen Menschen nur wegen des persönlichen Lebensstils keine Chance auf Leben zu geben, ist auch unmenschlich.

Da gilt Einzelfallentscheidung. Und da definieren verschiedene Menschen Zumutbarkeit halt recht verschieden.

Elli113  25.06.2022, 12:43
Es sind hunderte von Paaren in der Warteschleife für Kinder

Erstens stimmt das nur bedingt und zweitens sind Frauen keine Brutkästen für kinderlose Paare.

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heikemargret  25.06.2022, 13:52
@Elli113

Ungeborene Kinder sind keine Wegwerfartikel. Da kann man schon einen besonderen Umgang damit erwarten.

Immerhin ist Schwangerschaft keine Krankheit und hält weder vom Schulbesuch vom Arbeiten ab. Die Kinder aufziehen, das ist es, was nachhaltig von der Teilhabe am sozialen Leben abhält, vor allem wenn kein Partner da ist. Kinder austragen ist meiner Meinung nach durchaus zumutbar.

Ich finde, dass sich heutzutage jeder ausreichend im Internet darüber informieren kann, wie Kinder entstehen, und wie man das verhindern kann. Zu unserer Zeit musste man da noch mit dem Bus in die nächste Stadt fahren und die Encyclopädia Britannica bemühen, weil es weder vernünftigen Sexualkundeunterricht noch frei zugängliche Informationen gab. Verhütungsmittel zu erwerben war für Jugendliche praktisch unmöglich.

Wer das heutzutage nicht gebacken bekommt, sollte die Konsequenzen ertragen. Wer vergewaltigt wurde oder eine medizinische Indikation hat, sollte abtreiben dürfen, das sind aber gerade mal 4% aller Abtreibungen hierzulande.

96% aller Kinder werden nach der Beratungsregel abgetrieben. Fast 100000 Abtreibungen pro Jahr, allein in Deutschland. Das können ja wohl nicht alles unabänderliche Schicksalsschläge gewesen sein, die man nicht vermeiden konnte.

Es ist ja nicht so, dass Frauen hierzulande mit 14 verheiratet und zum Leben als Brutkasten verurteilt werden. Die Frauen, die nach Beratungsregel abtreiben, sind zu überhaupt nichts gezwungen worden. Ein Kind am Leben lassen verurteilt einen bei 80 Jahren durchschnittlicher Lebensdauer keineswegs zu einem Brutkastendasein.

Legale Abtreibungen ja, das muss gehen. Insgesamt würde ich mir aber schon sehr eine andere Einstellung dem Leben gegenüber wünschen.

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Elli113  25.06.2022, 15:39
@heikemargret
Kinder austragen ist meiner Meinung nach durchaus zumutbar

Aber wieso magst du das nicht der Schwangeren zugestehen, was sie zumutbar findet und was nicht?

Ich persönlich würde es zB zumutbar finden, sich nur noch vegan zu ernähren. Deswegen schreibe ich das aber ja auch nicht allen anderen vor.

In Deutschland sind ca. 30% aller Geburten Kaiserschnitte, also eine massive, große Bauch-OP mit jeder Menge möglicher Spätfolgen (Wucherungen, Verwachsungen, beeinträchtige Funktion der Eierstöcke, Unfruchtbarkeit, Wundschmerzen, erhöhtes Risiko einer Plazenta accreta,...) und Komplikationen (Lungenembolie, starker Blutverlust, Thrombosen, ...) Bei den restlichen Geburten wird in etwa 30% der Fälle ein Dammschnitt gemacht - also das Gewebe zwischen Scheide und After durchgeschnitten. Es kommt auch nicht so selten vor, dass das Gewebe von selbst einreißt, wenn der Kopf des Kindes sich seinen Weg bahnt.

Der Beckenboden wird durch Schwangerschaft und Geburt massiv belastet. In einer britischen Studie gaben 38% aller befragten Frauen noch 12(!) Jahre nach der ersten Geburt an, eine persistierende (dauerhafte) Inkontinenz zu haben.

Nicht weniger als 85 Prozent aller vaginal gebärenden Frauen müssen mit irgendeiner Verletzung ihrer Genitalien, Überdehnung und Abrissen der tragenden Muskeln und Bindegewebsplatten des Beckenbodens oder sogar dem Einreißen der Schließmuskeln des Enddarms rechnen, so beziffert es eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015.

Das Spektrum reicht von oberflächlichen Dammrissen etwa an den Schamlippen oder der Scheidenschleimhaut, die häufig unbehandelt wieder abheilen, bis hin zu tiefen Dammrissen, die quer durch den Beckenboden gehen und im schlimmsten Fall auch den Analkanal erreichen.

Als Konsequenz der Geburtstraumata und des geschwächten Beckenbodens können später innere Organe wie die Gebärmutter durch die Scheide nach außen vorfallen, oder die Harnblase beult zum Beispiel die Vaginalwand aus und drückt sich in die Scheide hinein. Weitere Beeinträchtigungen sind Harninkontinenz oder Verlust der Kontrolle über den Darmschließmuskel, was mit unwillkürlichem Abgehen von Winden oder flüssig-schmierigem bis sogar festem Stuhl – einer so genannten Fäkalinkontinenz – einhergeht.

Finde ich ehrlich gesagt nicht so ohne weiteres "zumutbar".

"Selbst schuld" finde ich in einer sachlichen Diskussion fehl am Platz, weil hier immer nur auf das Opfer reduziert wird, ohne Würdigung der Umstände.

Bsp: Du verdienst wenig? Selbst schuld, hättest du Mal lieber einen anderen Beruf gewählt. Dir wurde wegen Eigenbedarf gekündigt? Selbst schuld, hättest ja Eigentum erwerben können.

Und auch an einer ungewollten Schwangerschaft sind immer noch zwei Personen beteiligt.

Klar gibt es genug Verhütungs- und Informationsmöglichkeiten, aber ich sehe nicht, dass ich das Recht habe, die Umstände der Zeugung zu beurteilen.

Natürlich sollte nur Sex haben, wer (auch geistig) reif genug ist, sein Handeln und die möglichen Folgen zu überblicken. So ist es aber nun mal nicht. Es haben kaum aufgeklärte Minderjährige ebenso Sex wie Frauen in prekären Verhältnissen, die glauben, damit einen Mann "halten" zu können. Oder die sich ihre Drogensucht damit verdienen und kein Geld für die Pille haben. Oder betrunkene Menschen auf Partys, die das Kondom vergessen. Oder Männer, die während dem Sex heimlich das Kondom entfernen ("Stealthing"). Oder Typen, die der Partnerin versichern, "ihn vorher rauszuziehen", "da wird schon nichts passieren". Oder Frauen, die Antibiotika verschrieben bekommen haben, die dafür sorgen, dass die Pille nicht mehr wirkt - ohne dass die Frau davon wusste. Oder Frauen, denen die Spirale verrutscht ist, ohne dass sie es gemerkt haben.

All diese Menschen haben Sex, egal ob ich persönlich nun finde, dass das gut ist oder nicht. Aber ich bin nicht diese anderen Menschen und ich bin nicht fehlerfrei genug, ihnen zu sagen "selbst schuld, da hättest du mal lieber keinen Sex gehabt/ da hättest du mal lieber besser aufgepasst/ dich besser informiert/ nicht ausgerechnet mit diesem Typ geschlafen".

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Naja weil es ja quasi nicht wirklich ein medizinischer Notfall ist, sondern du das ja selbst machen möchtest. Wie eine Schönheits OP.

Wolpertinger  24.06.2022, 23:33

Eine Schwangerschaft ist auch kein medizinischer Notfall, genauso wenig wie eine Erkältung

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Wolpertinger  24.06.2022, 23:38
@Melli040

Und?

bei einem Abbruch muss man auch nicht zwingend operiert werden?

wieso erklärt das warum das eine bezahlt wird und das andere nicht?

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Melli040  24.06.2022, 23:41
@Wolpertinger

Weil es quasi nicht natürlich ist und die Gesellschaft das als Mord ansieht. Nicht dass Geld was daran ändert. Aber dabei wirst du meist operiert und ich nehme Mal einfach an, dass es daran liegt. Wenn du eine andere Idee hast, lass es mich wissen. Es war eine Vermutung.

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Wolpertinger  24.06.2022, 23:49
@Melli040

Die Gesellschaft sieht es nicht als Mord, sondern eine kleine lautstarke Minderheit.

diese Minderheiten schreit einfach nur alle andere nieder.

zufem steigt die Anzahl der Frauen die medikamentös abbrechen jedes Jahr an.

und selbst wenn es als OP durchgeführt wird, ist das Risiko gering und die Durchführung Routine

und bzgl natürlich ein Großteil der Sxhwangerschaft gehen bis zu 12 Woche einfach oft sogar vollkommen unbemerkt verloren.

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Wenn man selbst für die Schwangerschaft verantwortlich ist, dann kann ich das schon verstehen

Aber bei Vergewaltigung usw. sollte das schon nicht von einem selbst bezahlt werden(aber wie ds die Rechtslage aussieht keine Ahnung)

isebise50  25.06.2022, 09:15

Die Krankenkassen bezahlen Schwangerschaftsabbrüche, wenn sie nicht rechtswidrig sind. Die Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs, dem eine medizinische oder auch eine kriminologische Indikation zugrunde liegt, werden von der gesetzlichen Krankenkasse getragen.

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