Warum läuft so viel im Nürnberger Zoo schief?

2 Antworten

Hallo Kaninchenlieb12!

Sind wir doch einmal ehrlich.
In den meisten Zoos laufen viele Dinge nicht richtig.
Und von "artgerechter" Haltung kann man sowieso nicht sprechen.
Als Ausrede benutzen Zoos oft "tiergerechte" Haltung.

Warst du gestern beim Tiergarten? Ich schon.
Sagen dir Robert Marc Lehmann und andere Leute etwas?
Der Zoo hätte kontrollieren oder verhindern können. Zudem haben sich schon andere Zoos, Auffangstationen gemeldet, aber der Nürnberger Tiergarten lehnt bewusst ab, da ein anderes Ziel (Präzedenzfall) verfolgt wird.

Bild zum Beitrag

https://tiergarten.nuernberg.de/zoowissen-co/hintergrundinformationen/zahlen-und-fakten-aus-dem-tiergarten/populationsmanagement-haeufige-fragen

Bild zum Beitrag

Das mit den Pavianen ist einfach nur dumm.
Schaue dir dieses Video an.

https://www.youtube.com/watch?v=exoNQ54zePM

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Tierschutz, Zoo, Wildtiere)  - (Tierschutz, Zoo, Wildtiere)

Kaninchenlieb12 
Beitragsersteller
 02.06.2025, 14:28

Danke für deine Antwort

Das Video hab ich mir auch schon in voller länge reingezogen + schaue eigentlich jedes Video das er neu rausbringt

Ich war gestern leider nicht dabei da es aus verschiedenen persönlichen Gründen nicht geklappt hat

Waldmensch70  03.06.2025, 08:50
Sagen dir Robert Marc Lehmann und andere Leute etwas?

Naja, was man von Herrn Lehmann zu halten hat…

Mache Dir selber ein Bild. Einfach mal lesen: https://zoos.media/medien-echo/robert-marc-lehmann-leiter-aquarium-europa-groesstes/

Zitat daraus:

Nur, weil man seinen Abschluss in Meeresbiologie über Flusskrebse geschrieben hat und danach ein paar Monate in einem Museum mit Aquarienhaltung Teamleiter war, ist man noch lange nicht Experte für Doktorfische, Wale oder sonstige Meereslebewesen. Das merkt man Lehmann auch durchaus an, wahrscheinlich muss er deshalb bei der Darstellung seines Werdegangs auch so – nennen wir es mal positiv – kreativ werden.

   

Von Experte Waldmensch70 bestätigt
Der Nürnberger Zoo ist ja das vorletzte Delfinarium. Alleine das ist ja schonmal ein riesiger Minuspunkt für diesen Zoo!

Das Delfinarium in Nürnberg ist vorbildlich und wird selbst von Delfinexpert:innen als eine der besten Haltungen überhaupt bewertet.

Dazu kommt jetzt noch das mit den Pavianen die umgebracht werden sollen! Nur weil sie zu viel sind. (Sorry aber da hätten sie halt früher mal kastrieren oder sterilisieren oder trennen oä sollen!!)

So einfach wie du dir das vorstellst, ist das leider nicht.

Zu artgerechter Haltung gehört, dass Tiere ihr gesamtes Verhaltensrepertoire ausleben dürfen. Das schließt auch die Haltung in den natürlicherweise vorkommenden Gruppen (und das sind bei Pavianen nun mal keine nach Geschlechtern getrennte Gruppen) sowie ihr Fortpflanzungs- und Aufzuchtverhalten mit ein. Tiere zu kastrieren oder zu sterilisieren, ist deshalb grundsätzlich nicht artgerecht und sollte beim Management immer das letzte Mittel der Wahl sein. Temporäre Methoden wie z. B. hormonelle Verhütung ist zwar bei vielen Arten möglich, aber immer auch mit Nebenwirkungen verbunden undcdeshalb riskant. Zudem sind Guinea-Paviane in der Natur gefährdet und Ziel ist es, sie in menschlicher Obhut zu erhalten und in den Zoos eine langfristig genetisch diverse Reservepopulation aufzubauen. Dafür müssen die Tiere fortpflanzungsfähig bleiben.

Das Töten überzähliger Tiere mag auf den ersten Blick grausam erscheinen. Was man aber nicht vergessen darf: man imitiert damit im Grunde genommen lediglich das, was auch in der Natur passiert. Dort überleben schließlich auch nicht alle Paviane, sondern ihre Zahl wird durch Raubtiere wie z. B. Leoparden, durch begrenztes Futterangebot und durch Krankheitserreger limitiert. Das gehört nun einmal zur Natur dazu.

Überzählige Tiere werden in so gut wie allen Zoos von Zeit zu Zeit getötet. Meist passiert das sehr geräuschlos. Die getöteten Tiere werden im Einklang mit dem Tierschutzgesetz von fachgerecht geschultem Personal so geschlachtet, dass sie nicht lange leiden und keine Schmerzen spüren und dann in der Regel an die Raubtiere verfüttert. Das hört sich hart an, aber die Raubtiere müssen so oder so Fleisch fressen und bekämen es anderenfalls aus der konventionellen Massentierhaltung. Da hatte das Zootier sicher ein weitaus längeres und artgerechteres Leben als jedes Rind, Pferd, Schaf usw. Der Tiergarten Nürnberg geht als einiger der wenigen Zoos in Deutschland ganz offen und transparent mit diesem Thema um und das wird bei den allermeisten Toobesucher:innen, wenn sie erst verstanden haben, warum das so gemacht wird, auch verstanden und akzeptiert.

Außerdem tötet niemand in einem Zoo gerne ein an sich gesundes Tier. Auch im Tiergarten Nürnberg nicht. Dort hat man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und macht es sich bis heute nicht leicht. Denn der Zoo überlegt nicht erst seit gestern, sondern seit über einem Jahr, was mit den überzähligen Tieren passieren könnte und hat jeden einzelnen Schritt ganz transparent der Öffentlichkeit mitgeteilt. Wenn Zoos überzählige Tiere haben, sucht man immer erst nach anderen Möglichkeiten, z. B. die Abgabe an einen anderen Halter, der freie Kapazitäten hat. Das hat im Fall der Guinea-Paviane bis heute leider nicht geklappt. Das Problem ist, dass derzeit nur ganz wenige Zoos in Europa diese Art halten. In Deutschland ist Nürnverg der einzige. Es gibt noch eine Handvoll Halter in Frankreuch, drei im Vereinigten Königreich und je eine in Spanien und Russland, das war's. In Zukunft werden sicher noch weitere Zoos mit der Haltung beginnen wollen und könnten dann Tiere abgeben. Aber das ist gegenwärtig noch nicht der Fall. Zuletzt hatte man noch geprüft, ob die Tiere an einen Zoo in Indien abgegeben werden könnten. Das ist jedoch nicht möglich, wie in Absprache mit den Kolleg:innen in Ibdien sowie mit dem Europäischen Zooverband und dem EEP-Führer nun klar wurde. Die Tiere an einen anderen Halter abtugeben ist derzeit also keine Option.

Und jetzt muss man sich eben mit der unbequemen Frage auseinandersetzen - was ist besser, überzählige Tiere unter nicht artgerechten Bedingungen halten, was mit Schmerzen und Leiden verbunden ist und ganz bestimmt nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar. Oder überzähluge Tiere töten? Das ist keine leichte Entscheidung, der man im Tiergarten auch nicht leichtfertig getroffen hat. Es ist auch eine Diskussion, die nicht erst seit gestern besteht. Datu erschien z. B. schon 2012 ein Buch, das die ethischen Dimensionen beleuchtet - sehr lesenswert!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

ArsGratiaArtis  02.06.2025, 14:35

Man könnte diese Tiere auch an andere Zoos verteilen oder in eine Auffangstation geben, wenn man wirklich das Tierwohl an erster Stelle stellt. Dies zieht man aus politischen und eigenen Interessen lieber eine Tötung vor. Robert Marc Lehmann und andere "echten" Biologen, die nicht pro Zoo vernebelt sind, haben es auf den Punkt gebracht. Aus England hat man angefragt, wurde aber abgelehnt.

Sehr viel Inkompetenz in Nürnberg.

Kaninchenlieb12 
Beitragsersteller
 02.06.2025, 14:34

So weit ich weiß, gibt es eine Möglichkeit die Tiere abzugeben. Das wollen sie (meines Wissens nach) nur nicht machen, da die dann auch nicht mehr weiter "züchten" dürften.

October2011  02.06.2025, 15:19
@Kaninchenlieb12

Wenn Zoos Tiere an Tierhändler abgeben, gibt es in der Regel auch viel Protest.

Primaten aus privaten Gründen zu züchten ist ebenfalls ethisch problematisch. Paviane für Zirkusse oder als Filmtiere zu züchten ist nicht in Ordnung. Auch nicht für private "Zoos" vom Typ Tiger King.

Darwinist  02.06.2025, 16:17
@Kaninchenlieb12
So weit ich weiß, gibt es eine Möglichkeit die Tiere abzugeben.

Nein, diese Möglichkeit gibt es nicht. Es gab wie gesagt die Option einer Abgabe nach Indien, diese ist nun aber auch vom Tisch. Warum das nun so gekommen ist, weiß ich nicht. Aber es wird schon seine Gründe haben, wenn das zusammen mit dem indischen Zoo, EAZA und EEP-Koordinator entschieden wurde.