Warum kein western?

11 Antworten

Der Begriff "Westernreiten" wird eben einfach gerne mit bucklig auf dem Pferd sitzenden Cowboys verbunden, die wie verrückt auf ihren Gäulen im Kreis rennen, dabei Kühe jagen oder sich wie wild um die eigene Achse drehen, meterlange Stopps hinlegen usw. Dass das aber eigentlich nur ein minimaler Teil der tatsächlichen Westernreiter ausmacht ist vielen gar nicht klar.

Auch gibt es keine Disziplin die "Westernreiten" heißt - sondern das WS besteht aus zig verschiedenen Disziplinen - eben genauso wie "Englischreiten" sowohl das Dressur- als auch das Spring- und vielleicht noch die Vielseitigkeit etc. beschreibt. Im WR gibt es genauso Disziplinen deren Anforderungen einer Dressurprüfung der höheren Klassen in nichts nachstehen - in einer Western Riding beispielsweise werden reihenweise Galoppwechsel gefordert. Ohne Zügel, nur übers Bein und Gewicht geritten und auf den Punkt - die springt so manches Westernpferd sauberer als ein S-Dressur-Pferd.

Ich selbst reite beides - Dressur bis Klasse M und Westernreiten in den Disziplinen Horsemanship, Trail, Western Riding und Ranch Riding und habe Turnierpferde beider Reitweisen. Wenn sich das nicht irgendwie ergänzen würde müssten meine Pferde hochgradig verwirrt sein, denn ich reite das Dressurpony nicht viel "anders" als die Quarter. Einziger großer Unterschied mag vielleicht die Länge der Zügel sein - der Rest ist mehr oder weniger das selbe.

Ich weiß noch wie meine Dressurtrainerin das erste Mal bei uns im Stall war und ich gerade noch mit meinem Quarter trainiert habe und sie völlig "entsetzt" war dass ein Westernpferd so gesetzt, rund und "schön" laufen kann.

Ich kann also nur jedem raten sich nicht immer von Klischees beeinflussen zu lassen sondern stattdessen einfach mal über den Tellerrand hinaus zu schauen denn manchmal kann man so wirklich auch tolle Erkenntnisse aus anderen Reitweisen für sich selbst übernehmen.

Grundsätzlich spricht gegen keine Reitweise was, solange es dem Tier gerecht wird.

Richtig reiten reicht ;-)

Ich bin eher die feine Reiterin, die sich stundenlang mit hoher Dressur beschäftigen kann, weil ich quasi jeden Muskel ansprechen will, andere lieben es wenn´s zb um Barrelrace oder Cutting geht. Find ich auch toll, ist aber nicht meins, ich kann mich darin nicht wiederfinden.

Jeder Dressur-, Spring-, Barock-,Ibero-, Freizeit- u. Westernreiter sowie Kutschfahrer wird sein Pferd (und sich selbst) gymnastizieren müssen und man kommt nicht drum herum. Dressur ist mit das A und O beim Reiten, denn nur eine gesunde Biomechanik schützt im gewissen Maße vor Arthrose und Abnutzungserscheinungen des gesamten Bewegungsappartes. Es gehört noch viel mehr dazu, das wär aber jetzt tatsächlich zu ausführlich.

Westernreiten (richtig geritten, da gehört etwas mehr dazu, als Cowboystiefel und Hut) hat genau so seine Berechtigung, wie die klassischen Reitweisen.

Selbst hab ich alle Reitweisen probiert mit verschiedenen Trainern usw, bin aber einfach beim klassisch-barock hängen geblieben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung
Punkgirl512  21.06.2018, 00:06

Dem Stimme ich absolut zu.

Ich habe zwar Westernsättel, arbeite meine Pferde aber nach klassisch barocken Lehren.

Ich gehe aber auch Speed Rodeos und habe ein Cuttinghorse im Stall stehen.

Ich habe schon Westernstunden gehabt, schnödes FN in gut und schlecht und die klassische Reitweise, aber auch akademisch. Ein Sattel macht noch lange keine Reitweise aus und man kann in jeder Reitweise schlecht reiten. Da sieht man dann häufig die Gurkerei von den FN Reitern oder das schlurfen auf der Vorhand bei den Westernreitern.

GUTE Westernreiter versammeln ihre Pferde wirklich gut und da ist der Kopf nicht mehr im Sand. Die kann man übrigens auch recht problemlos auf FN oder klassisch gerittene Pferde setzen, die haben es echt drauf. Umgekehrt genauso, hier sibd es tatsächlich oft die Springreiter, die plötzlich Western reiten, und das dann in gar nicht so schlecht.

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Die klassische Reitweise hat hierzulande ja Tradition, hat sich über hunderte von Jahren hier entwickelt. Als ich Kind war und mich die Pferde in der Nachbarschaft fasziniert hatten, kannte man einen Westernsattel nur aus dem Fernsehen - aus den drei Programmen, die man auf seinem schwarz-weiß-Fernseher empfangen hat. So etwas gab es nicht. Erst, als die Gesellschaft um einiges mobiler wurde, kamen eben auch die Reitweisen aus anderen Regionen der Welt. Polo hat hierzulande schließlich auch keiner gespielt - außer vielleicht ein paar Reisender, die das früh auf einer Reise beobachtet hatten und auch machen wollten. Das braucht, um sich zu etablieren. Wer heute mit reiten anfängt, hat in der Tat ganz andere Wahlmöglichkeiten als ich seinerzeit hatte.

Da gab es "Pferd" und das hatte "Sattel" und "Zaum" und eben die Sachen, die man seit vielen, vielen Jahren hier kannte, die der Sattler (und eigentlich jeder pferdekundige Mensch seinerzeit noch zumindest halbwegs) anzupassen wusste und entweder man stieg so auf, wie es eben war oder man blieb unten. Eine Auswahl "ach, da drüben haben sie Westernpferde mit Westernsättel, das möcht ich mir auch ansehen" gab es da nicht. Inzwischen reite ich 37 Jahre - welchen Anlass hätte ich, mir etwas anderes anzusehen, wenn ich mit dem zufrieden bin, was ich habe?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Klassisches Dressurreiten ist eine Grundlage, von der aus man sich relativ leicht auf jede andere Reitweise umstellen kann. Umgekehrt ist es kaum möglich. Ich reite im „Dressurunterricht“, wobei diese Bezeichnung auf meinem niedrigerem Niveau fast übertrieben klingen mag. Trotzdem habe ich kein Problem, mal ein paar Sprünge zu nehmen, mit einem Westernpferd zumindest in der gewünschten Gangart von a nach B zu gelangen, oder auch ein eigentlich gar nicht wirklich ausgebildetes Freizeitpferd zu reiten. Auch im Rennsattel kam ich gut zurecht. Kaum einer der üblichen Reiter dieser Pferde würde dagegen in einer ganz normalen Reitstunde klar kommen.

Ein weiterer Grund ist, dass für jede Reiteise meist bestimmte Rassen bevorzugt werden, und Quarter und dergleichen mich nicht so unbedingt besonders ansprechen.

Ein weiterer, ganz simpler Grund: der Westernsattel schwerer, und das ganze Gurten und Verschmallen empfinde ich als etwas umständlicher.

Das glaube ich nicht. Denke, es ist ein bisschen abhängig von der Region und Western, auch im Bereich Turniersport ist öffentlich auch nicht so präsent im Gegensatz zu Dressur /Springen. Denke, es gibt eine Menge Freizeitreiter in dem Bereich.

Ich reite nicht Western, da ich einfach ein Fan der klassischen Dressur bin, gerne springe, es liebe zu Tölten, mich in Westernsätteln nicht wirklich wohlfühle.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin