Warum ist Goethe noch heute so bekannt?

9 Antworten

Auch: weil es nur selten solch  begabte "Wunderkinder" und durchgeistigte Denker im Land der sogn. "Dichter und Denker" (was nur eine metaphorisch gewürzte Verklärung eines engl. Mantel und Degen Dichters war, der  zudem nie in Deutschland gewesen ist, )

- es also auch zu seiner Zeit recht wenige Autoren dieser Grösse gegeben hat (aber auch solche wie Schiller etc) und man diese Tatsache gerne nützt-e,  um sich den Anstrich einer "Kulturnation" zu verleihen, (ab 1871?)

ich empfehle daher in sein Buch, die Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" zu blicken, um dort einen entsprechenden Eindruck über ihn und sein Werk, seine Bildungshöhe und Denkweise zu erlangen,
(dies wurde von ihm in Erinnerung, im Alter von etwa 50 Jahren geschrieben,.)


Hey! Das ist eine gute Frage. Klar ist Goethe ein guter Autor und Denker, doch natürlich ist es zu bestreiten, ob er der Beste ist. Ich lese eher englischsprachige Literatur, aber dort ist es ja genauso. Während man Shakespeare rühmt, ignoriert man Künstler wie Henry Miller.

Der Grund, warum vieles Weltliteratur ist und anderes nicht, liegt in unserer Kulturgeschichte begründet. Goethe hatte mit "Werther" den Nerv der rebellischen Jugend getroffen - bam! ein Bestseller! Das gleiche mit Faust: Das Werk hat perfekt in die Epoche gepasst und Faust, also die Sage, ist deutsches Volksgut. Goethe war sozusagen die J.K.Rowling des 18.Jahrhunderts. Zudem hat er viele Theaterstücke (siehe Faust) geschrieben, das heißt, selbst jemand, der Analphabet war, wusste von Goethes Werken.

Nun, durch seinen Weltruhm war auch gewährleistet, dass er nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Zudem hat er mit seiner Denkweise und Schreibweise vieles aus der Antike imitiert ("Weimarer Klassik") und auf die Antike hat sich dann beispielsweise auch der berühmte Thomas Mann berufen, der Goethe zum Beispiel auch wieder aufgriff - der Name Goethe geriet also nie in Vergessenheit und wurde so mehr und mehr zu einem Teil unserer Kultur.

Das ist wie bei Filmen. Ich meine, es gibt so viele interessantere Science-Fiction-Filme als "Star Wars". Aber dieser Film hat damals Millionen von Leuten begeistert - und war einer der ersten richtigen Blockbuster. An den Film wird man sich noch Jahre danach erinnern - auch wenn man bereits heutzutage oft heimlich denkt, dass Prinzessin Leia ziemlich spießig aussieht und die Handlung im sechsten Teil mega kitschig ist.

Moleku 
Fragesteller
 22.06.2015, 17:32

Danke :D !

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earnest  22.06.2015, 18:53

Naja, der P.rno-Miller sieht gegen Shakespeare aber ganz schön alt aus, finde ich.

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manwithoutaface  23.06.2015, 00:09
@earnest

Ich will auch Shakespeare nicht schlecht machen. Ich mag Shakespeare. Wirklich. Aber die Werke von Miller reißen mich mehr mit und haben diese sprachlichen Ejakulationen (um mal bei Miller´s Lieblingsthema zu bleiben ;) ). Nein, im Ernst, niemand anderes als Miller schafft so genial den Übergang von perversem Kalauer zu tiefster Philosophie!

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Saragoza  26.06.2015, 21:59
@manwithoutaface

@manwith,.
H. Miller hat durchaus nennenswerte, kritische und bedenkenswerte Literatur verfasst, etwa "der Klimatiserte Alptraum" (eine Abrechnung mit den USA) oder:

"Big Sur oder die Orangen des Hieronymus Bosch"


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Hibernator  23.06.2015, 10:33

Igitt, du vergeichst Goethe mit Rowling und packst "Faust" und "Star Wars" in einen Post. "Heinrich! Mir graut's vor dir."

Aber da haben wir wohl die Gründe für die Lage der deutschen Kultur. Auch deine Vorliebe für Englischsprachiges ist bezeichnend.

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manwithoutaface  24.06.2015, 11:14
@Hibernator

Ich frage mich gerade, ob dein Kommentar ernst gemeint ist oder eine Art Satire sein soll. Ich habe hier ein Phänomen, genauer das Phänomen des sogenannten Bestsellers sowie der Kanonliteratur zu erklären versucht und zwar so, dass ein junger Mensch das verständlich und interessant finden kann. Im Übrigen gibt es sogar inhaltliche Parallelen zwischen den drei Werken, etwa bezüglich der antiken Anspielungen (etwa werden in Star Wars Werte des Stoizismus diskutiert). Wieso muss man Goethes Werke, nur weil sie als deutsche Klassiker gelten, von der restlichen kulturellen Welt abschotten. Du kritisierst hier wissenschaftliches Arbeiten. Und zudem frage ich mich, was an meiner Vorliebe für englischsprachige Literatur so verwerflich ist, vor allem, weil ich zur Hälfte aus den USA komme und dort auch nahezu jeden Sommer verbracht habe. Darf ich mich nicht mit meiner Herkunft auseinandersetzen? Das ist Diskriminierung!

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mychrissie  23.06.2015, 11:12

"Harry Potter" und "Faust" vergleichen? Das zeugt nicht nur von Ignoranz sondern fast schon von Irrsinn! Sorry! Du vergleichst ja auch nicht ernsthaft einen Plattenbau mit dem Kölner Dom.

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manwithoutaface  24.06.2015, 11:17
@mychrissie

Oh, Goethe, Kölner Dom! Deutsche Hochkultur! Ich muss mich ehrfürchtig verbeugen! Bloß nicht tiefgängig mit auseinandersetzen!

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mychrissie  24.06.2015, 11:37
@manwithoutaface

Ich habe mich mit diesen Themen lange genug auseinander gesetzt, vielleicht sogar etwas länger als Du. Oder hast du auch Architektur und Germanistik studiert? Dann wäre eine Diskussion sicher nicht uninteressant, aber bitte nicht über Star Wars oder Harry Potter! Gegen die ich übrigens nichts habe, aber man sollte doch lieber zu Wesentlicherem übergehen.

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Saragoza  26.06.2015, 21:53

Goethe mit Kinderbuchgeschichten-ErzählerInnen wie Rowlings zu vergleichen, in einem  Zuge zu nennen (auch wenn es gut gemeint sein sollte?) - grenzt schon an Blasphemie, daran sieht man/ frau aber nur zu  deutlich und gut, wie tief echte Kultur in "Deutsch-Reich", bei manchen schon gesunken ist, die solch bedauernswerten, kommerziell-irreleitenden, metaphorischen Anspielungen missdeutlich  verwenden, .!?

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manwithoutaface  29.06.2015, 23:02
@Saragoza

Du hast "das musste mal gesagt werden", "armes Deutschland" und die obligatorische Zeichenansammlung, die in etwa so anmutet "!!!!11!!", vergessen! :* <3

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Habe nun, ach! Mathematik! // Durchaus studiert, mit heißem Bemühn...

... und es hat geholfen: Allein der Faust enthält mehr zitierfähige Sätze als "Das Leben des Brian"! Also wirklich verdammt viele. Darunter befinden sich Perlen, die (auch Jahrhunderte später) niemand selbst laut sagen dürfte, ohne sich zu diskreditieren. Aber Goethe zitieren ist natürlich absolut stubenrein :) Und besonders delikat wird es immer dann, wenn eigentlich die nächste, dem Zitat folgende Zeile gemeint ist. So erkennt man gleich die Kulturbanausen.

Selbstredend hat diese aufmüpfige Bildungselite alles unternommen, um ihren Meister in unantastbare Höhen zu loben. Also Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Tönen.

Mir leuchtet das hier ein:

"Mit der Figur des Faust hat Goethe den Entwurf eines modernen Menschen geschaffen. Und dieser moderne Mensch will immer mehr: mehr Wissen, mehr Geld, mehr Sex. Der Kick kann nicht groß genug sein. Grenzen akzeptiert er nicht. Rastlos hetzt er von einem "Event" zum anderen. Sein Versuch, Fesseln von Glauben, Tradition und Natur abzustreifen, muss scheitern. Zufrieden ist er nie. Gewissenlos zerstört er sogar das, was ihn am Leben hält."

http://www.br.de/telekolleg/faecher/deutsch/literatur/goethe-faust-rezeption-100.html

eka45  22.06.2015, 20:09

Diese Kurzfassung von Goethes Faust ist besser als das Original: http://www.youtube.com/watch?v=JlhANslhnNI&t=10m39s

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mychrissie  24.06.2015, 11:44
@eka45

Wenn Du Kurzfassungen so toll findest, solltest Du das lieber in der Abteilung "Penislänge" posten und Literatur auch nur noch in Reader's Digest-Kurzfassungen lesen. :-)))

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eka45  27.06.2015, 13:24
@mychrissie

Gerade Du hast doch keinerlei Gespür oder gar Wissen über Hochkultur. Hochkultir ist für dich etws dem die Mehrheit nachläuft und Mitläufern erlaubt andere als Banausen herunterzuputzen, um sich stark zu fühlen.


Diese Kurzfassung ist deswegen besser, weil sie

1. diesen Engels-, Teufels-, gottes-, Höllenschmarrn aus dem Mittelalter wegläßt und

2. sogar noch aufzeigt, dass er doch nur ein pseudo-rumphilospohiereneder alter Bock ist um anzugeben beim Pöpel und ansonsten sich af gewissenlosen Unterschichtsmädchen vernaschen konzentiert.


Das ist dumm, billig, primitiv und verwerflich.

Und jetzt komm ja nicht daher und sage mir  er hat das nur zur Abschreckung geschrieben. 


Manche Goethesachen kann man durchaus 12jährigen geben, aber für Erwachsene ist das Mist von Vorgestern. Die Gedichtsforum und der Umgang mit der Sprache ist OK, aber eben vergifttet durch dieses Engels-, Teufels-, Höllen. Gotteszeug.

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Weil die Leute, die das bestimen dürfen, das toll finden. Es ist nun mal ein großes Stück in der deutschen Literaturgeschichte, auch wenn es mit zunehmendem Abstand zur damaligen Zeit immer mehr Erklärungsbedarf gibt. Dieser Bedarf sollte durch die Schule gedeckt werden, aber manchmal erscheinen mir die Lehrer auch so, als ob es ihnen ebenfalls nie gelehrt wurde.