Warum ist es Aspergertypisch, kein Ende zu finden?

4 Antworten

Ich frage mich, wie du zu dieser Behauptung kommst?

Irgendwelche Quellen oder eigene Erlebnisse mit diversen Aspies?

Es soll sogar Leute ohne Asperger geben, die kein Ende finden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / ĂŒber 20 Jahren im Thema

Jede Person, die sich fĂŒr meine Sache nicht besonders interessiert, empfindet es als "endlos", wenn man ihr nicht nur das Ergebnis sondern auch den Weg dahin erklĂ€ren möchte.

Viele Menschen, wollen nur wissen, welchen Knopf sie drĂŒcken mĂŒssen, die anderen möchten ihnen aber gerne erklĂ€ren, warum sie diesen Knopf drĂŒcken mĂŒssen und was genau passiert, wenn sie ihn drĂŒcken. Mit Autismus hat das nichts zu tun, sondern nur damit, wie tief man in eine Materie eindringen möchte.

Meine Tochter freut sich, wenn ich ihr sage, dass ich mir einen neuen Laptop gekauft habe, sie schaltet aber augenblicklich ab, wenn ich ihr erklÀren möchte, durch welche techniuschen Details sich das neue GerÀt von dem alten unterscheidet.

Ich habe das GefĂŒhl, dass man heute im Zeitalter des angeblichen Individualismus eher dazu neigt, abweichendes Verhalten nicht als Marotte oder EigentĂŒmlichkeit zu interpretieren, sondern sofort als Symptom einer "Krankheit". Soweit hat uns die Pharmaindustrie bereits im Griff!

Ein Asperger- Autist nimmt den Alltag ganz anders wahr. FĂŒr ihn ist der Tagesablauf genau durchstrukturiert. Änderungen oder Unvorhergesehenes können ihn komplett aus der Bahn werfen. Deshalb fragt er bei unplanmĂ€ĂŸigen Ereignissen oft nach der Dauer und fĂŒhlt sich von der zu erledigenden Arbeit erdrĂŒckt. Was fĂŒr die einen nur eine lĂ€stige Routine ist, gibt ihm Sicherheit.

Der Tagesablauf gleicht einer Perlenkette, jede Perle steht fĂŒr etwas Bestimmtes und alle Perlen sind in einer festgelegten Reihenfolge angeordnet. FĂŒr Aspies ist es auch nicht möglich die Perlen einfach zu tauschen: z.B. zu sagen ich frĂŒhstĂŒcke erst und gehe dann ins Bad und zieh mich an. Auch wenn ein Termin sich verschiebt, z. B. man fĂ€hrt 10 Minuten frĂŒher zum Training um vorher noch den dringend benötigten Klebestift zu besorgen, kann das zum Chaos fĂŒhren. Selbst wenn der ungeliebte Zahnarzttermin ausfĂ€llt, können Probleme auftreten. Um den Tagesablauf zu Ă€ndern, mĂŒssen - bildlich gesprochen - alle Perlen abgefĂ€delt, die neuen Perlen dazwischen gefĂ€delt und die anderen in der alten Reihenfolge wieder aufgefĂ€delt werden. Das dauert! Und kostet Kraft! Darum kann er diese Prozedur auch nicht so oft hintereinander durchhalten. Denn sonst reißt die Perlenkette und alles ist durcheinander, und das Chaos regiert in ihm.

Quelle: http://www.asperger-wahrnehmung.de/alltag-perlenkette.php

Ostsee1982  01.01.2017, 01:23

Interessant wie "die Autisten" so sind. Also ich bin nicht durchstrukturiert sondern chaotisch. Änderungen und Unvorhergesehenes ist fĂŒr mich unangenehm bis belastend aber wirft mich nicht komplett aus der Bahn.

FĂŒr Aspies ist es auch nicht möglich die Perlen einfach zu tauschen: z.B. zu sagen ich frĂŒhstĂŒcke erst und gehe dann ins Bad und zieh mich an.

Ist das so? Also ich bekomme das ganz gut hin und erledige diese Dinge nach Lust & Laune. Ich wÀre mit solchen Verallgemeinerungen sehr vorsichtig denn nicht jeder ist so sondern jeder ist anders.

0
kiniro  01.01.2017, 12:45
@Ostsee1982

Chaotisch trifft es auch bei mir.
Das Lust- und Laune-Prinzip ebenfalls.

1
kiniro  01.01.2017, 12:43

Wieder so ein "alle Asperger sind nun mal so"-Text.

Ich finde es Àtzend, wenn Leute - die in meinen Augen vom Thema nicht wirklich Ahnung haben - ohne nachzudenken, Texte kopieren von Leuten, die Pauschalisierungen zu lieben scheinen.

Ja - es gibt Aspies, die einen getakteten Tag brauchen.
Auf der anderen Seite gibt es welche, die etwas flexibler sind.
Sprich: DEN Aspies / Autisten gibt es nicht.

4

Ich denke, mit den ÜbergĂ€ngen kann auch gemeint sein, dass man als Autist oftmals nicht das GefĂŒhl dafĂŒr hat, wann jemand zu Ende gesprochen hat oder noch etwas sagen möchte.

Man bemerkt eine kurze GesprĂ€chspause und setzt (vielleicht ein wenig zu zögernd) mit der eigenen Äußerung an, und dann spricht aber Person 1 weiter - oder ein anderer GesprĂ€chsteilnehmer beginnt einen Augenblick eher zu sprechen - und man fĂŒhlt sich, als hĂ€tte man hineingeplappert.

Den "richtigen Moment" fĂŒr den eigenen Beitrag zum GesprĂ€ch zu finden wird umso schwieriger, je mehr GesprĂ€chsteilnehmer es gibt.

Umgekehrt kommt man als Autist oftmals nicht schnell genug zum Punkt oder redet aufgrund fehlender Worte Drumherum. Und wenn es um das Spezialinteresse des Autisten geht, dann kann er auch mal in endlose Monologe verfallen. (Kenne ich aus eigener Erfahrung. Man verliert dann zum Leidwesen der armen GesprĂ€chsteilnehmer jegliches ZeitgefĂŒhl. ^^)

 

Das kann zu MissverstĂ€ndnissen fĂŒhren, die zwar zeitweise unangenehm, aber mit beidseitigem VerstĂ€ndnis irgendwie ĂŒberbrĂŒckbar sind.