Warum ist die lateinische Sprache ausgestorben?

4 Antworten

Nach Auffassung des angesehenen Latinisten Professor Dr. Winfried Stroh von der LMU München erreichte die lateinische Sprache mit Marcus Tullius Cicero ihren ultimativen Höhepunkt und erstarrte anschließend, um schließlich zu verfallen. Diese Epoche des Lateins wird auch als "goldene Latinität" bezeichnet und unterscheidet sich deutlich von der silbernen Latinität eines Senecas oder Tacitus. In der Renaissance widmete man sich der Wiederbelebung der Antike und der sorgfältigen Pflege des klassischen Lateins Ciceros sowie der altgriechischen Sprache und Kultur. Das Motto von Erasmus lautete dabei: "Sed in primis ad fontes ipsos properandum, id est Graecos et antiquos." – "Vor allem muss man zu den Quellen selbst eilen, das heißt zu den Griechen und den Alten überhaupt." Das Kirchenlatein des Mittelalters wurde fortan von Altphilologen missbilligt, da es im Vergleich zu Cicero als minderwertiges Latein galt. Die Reformation unter Luther trug wesentlich zum Niedergang der lateinischen Sprache bei, da die Bibel in die Landessprachen übersetzt wurde und Latein nicht mehr notwendig war, um sie zu verstehen. Bis ins 18. Jahrhundert war Latein noch die "lingua franca" unter den Wissenschaftlern. Doch aufgrund des neuen Bewusstseins der Nationalstaaten begannen Wissenschaftler, in ihrer jeweiligen Landessprache zu publizieren. An den humanistischen Gymnasien wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts intensiv Latein unterrichtet. Danach wurde jedoch für die Abiturprüfung kein lateinischer Aufsatz mehr von den Abiturienten gefordert. Lateinstunden an den Gymnasien wurden immer weniger, und die Anforderungen sanken, wie wir es heute an allen Schulen feststellen können. Latein entwickelte sich zunehmend zu einem "Orchideenfach". Auch die katholische Kirche hat sich seit dem 2. Vatikanischen Konzil von der lateinischen Messe verabschiedet und pflegt Latein nur noch selten als Kultsprache. Dennoch gibt es katholische Traditionalisten in der Kirche, die die lateinische Liturgie wiederbeleben. Auch unter jungen Gläubigen gewinnt dies regen Zuspruch. Es gibt vermehrt Lateinfreaks und internationale Gemeinschaften, die die lateinische Sprache pflegen und miteinander auf Latein kommunizieren. Deshalb ist Latein keineswegs gestorben, sondern lebt durch Latine loquentes weiter. Möglicherweise könnte die lateinische Sprache sogar das dringend benötigte gemeinsame Band Europas bilden, um die europäischen Völker mit ihrem gemeinsamen kulturellen Erbe zu vereinen, da Latein ja die Mutter aller romanischen Sprachen ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein

Sie ging mit dem römischen Imperium unter und wurde durch die Sprache der Nachfolger ersetzt.

Um den Erhalt einer Sprache kümmert sich nicht nur das Volk, sondern auch indirekt und unbewusst der Staat, in dem Fall das römische Imperium. Und mit dem ging es zuende. Die Kontrolle entglitt den Machthabern, der Verwaltungs- und Beamtenapparat wurde immer unzuverlässiger und damit fehlten leuchtende Vorbilder und nebenbei dann auch Schriftsteller, Dichter usw. Im Gegenzug nahm der Einfluss fremder Kulturen im Kernland der römischen Reichs zu. So, wie früher die Römer ihre Sprache und Verwaltung in andere Länder exportierten, wurden sie nun selbst von außen beeinflusst.

Salveteegosum 
Fragesteller
 25.11.2023, 11:33

Ja die Punkte sind historisch korekkt und ich bedanke mich für Ihren Kommentar, aber Latein wurde auch 476 (Zerfall westroms) bis 1500 verwendet danach ging es sehr schnell zurück durch die Renaissance aber wie konnte das passieren eine Sprache die Jahrtausende überlebt hat einfach so in jahunderten ausgestorben?

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Ich könnte mir vorstellen, dass sich nach den Eroberungen durch stärkere Mächte auch deren Sprachen nach und nach übernommen wurden. Wie zB heute English als Weltsprache gilt.