Warum hat sich die Sprache Esperanto nicht durchgesetzt?

7 Antworten

Esperanto ist eine "Kunstsprache" (erfundene bzw. tote Sprache), die sich nirgendwo auf der Welt natürlich entwickelt hat. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Sprachen. Die Wortstämme stammen vor allem aus romanischen Sprachen wie Französisch, Italienisch und Latein und aus germanischen Sprachen wie Englisch oder Deutsch.

Warum sich Esperanto als Sprache nicht durchgesetzt hat:

  • Es ist eine fiktive Sprache, die kein Mensch als Muttersprache hat. Jeder Mensch müsste diese Sprache erst neu lernen, was sehr arbeitsintensiv ist.
  • Im west-europäischen Raum wird schon lange in der Schule Englisch als Fremdsprache gelehrt, so dass diese Sprache zur Verständigung in dem (westlichen und anderen) Sprachraum ausreicht.
  • Für die Menschen in den restlichen Ländern ist Esperanto (in der Grammatik und der Wortherkunft) zu weit von ihrer eigenen Sprache entfernt und deshalb schwer zu erlernen.
  • Eine gemeinsame Sprache brauchen nur die Menschen, die (z. B. aus wirtschaftlichen Gründen) miteinander kommunizieren müssen. Die wirtschaftlich gut gestellten Länder, die mit Partnern im Ausland kooperieren wollten, haben als Sprache Englisch benutzt, so dass diese Partner auch Englisch lernen mussten, um mithalten zu können.
  • Da die englische Sprache mittlerweile als "gemeinsame Sprache" etabliert ist, möchte sich keiner mehr die Mühe machen eine neue Sprache, wie Esperanto, zu lernen.

 

kordely  05.08.2023, 09:03

Esperanto ist eine lebendige Sprache, aber es hat wenige Muttersprachler.

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Emelina  05.08.2023, 09:15
@kordely
aber es hat wenige Muttersprachler.

Esperanto hat keine Muttersprachler. Esperanto wird nirgendwo gesprochen - weltweit, da es keine in Kulturen gewachsene Sprache ist.

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uhyrius  05.08.2023, 21:07
@Emelina

Einige Esperantisten haben ihren Kindern Esperanto in Form einer Muttersprache beigebracht. Also z.B. der Vater sprach nur Esperanto mit dem Kind, die Mutter nur Deutsch. Aber ob damit nun wirklich das übliche muttersprachliche Niveau erreicht werden kann, bleibt dahingestellt. Denn dazu muss ja ein Elternteil perfekt Esperanto können. Eigentlich müsste er selbst schon Muttersprachler sein oder zumindest die Umgebung (Nachbarn etc.) müsste esperantosprachig sein, was wohl nie der Fall ist

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RobertWeemeyer  10.08.2023, 16:11
@uhyrius

Meine Kinder sprechen Esperanto. Wir waren gerade wieder auf einer Ferienfreizeit für Esperanto-Familien, wo alle Kinder Esperanto verstehen. https://familioj.miraheze.org/wiki/REF_2023
Das Sprachniveau der Kinder hängt natürlich vom Sprachniveau der Eltern ab, aber das ist meist nicht das Problem, weil man auf Esperanto relativ leicht ein Niveau erreicht, das der Muttersprache nahekommt.
Das Sprachniveau der Kinder hängt aber natürlich auch davon ab, wie konsequent in der Familie Esperanto gesprochen wird und wie oft die Kinder in der Situation sind, sich nur auf Esperanto verständigen zu können, weil z. B. die Spielgefährten aus einem anderen Land kommen.

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uhyrius  05.08.2023, 20:57

Daumen Hoch! Aber einem Punkt möchte ich trotzdem widersprechen: Ich habe Englisch überwiegend privat benutzt. Es waren dabei sogar mehr Kontakte in nichtenglischsprachige Länder als in englischsprachige.

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Wenn eine natürliche Sprache wie Englisch die internationale Verständigungssprache ist, dann haben wir neben dieser Funktion der internationalen Verständigung auch noch einige hundert Millionen Muttersprachler, die diese Sprache perfekt können. Das ist ein ungeheures plus, dass künstliche Sprachen wie Esperanto nie bieten können.

Als Bildungsideal betrachte ich es 2 Fremdsprachen zu können, wobei beide über eine große Zahl an Muttersprachlern verfügen. Idealerweise ist eine davon die Nr. 1 in Sachen internationaler Verständigung. Würde diese Rolle jetzt an Esperanto fallen, das (fast) keine Muttersprachler hat, müsste man immer noch 2 andere Fremdsprachen lernen um dem Bildungsideal zu genügen, insgesamt also 3. Das ist für die meisten zuviel.

Ganz abgesehen davon ist Esperanto eine merkwürdige Mischung aus überwiegend europäischen Sprachen, wo man auch deutsche Wörter sehr komisch verändert hat (z.B. onklino = Tante)

Heute ist Esperanto praktisch tot. Während in den 1920ern Jahren praktisch jede Volkshochschule in Deutschland Esperanto im Angebot hatte, gibt es derzeit in der Millionenstadt München keinen einzigen Kurs, während man dort u.a. Armenisch, Georgisch oder Isländisch lernen kann.

Weil sie ihre Worte vor allem aus den indoeuropäischen, und da auch fast ausschließlich aus den romanischen und germanischen Sprachen geschöpft hat. Wo sind die Begriffe aus den slawischen Sprachen? Aus dem Arabischen? Aus den Chinesischen Dialekten? Aus dem Japanischen? Aus den großen afrikanischen Sprachen? Keine davon findet sich im Esperanto wieder. Eine einheitliche Weltsprache (und das war ja wohl das ursprüngliche Ziel derjenigen, die sie entwickelten) muss auch alle wichtigen Sprachfamilien der Welt (in Lexik wie Grammatik) integrieren, will sie auch nur eine Chance haben, weltweit akzeptiert zu werden. So gesehen, war Esperanto von Anfang an ein totgeborenes Kind.

Im Vergleich aller anderen Sprachprojekte (ca. 1000), die über einen Projektstatus nicht hinauskamen, hat sich Esperanto durchgesetzt.

Englisch hat eine Monopolstellung, da es obligatorisches Schulfach ist und auch sonst vorangetrieben wird, obwohl es um einiges schwieriger zu erlernen ist als Esperanto. Englisch wird natürlich von den Englisch-sprachigen Ländern unterstützt.

Es gibt ca. 1000 Muttersprachler des Esperanto, eine große Anzahl an Literatur, Filme und sogar eine Oper.

In Turin, Italien, ist gerade der Weltkongress zu Ende gegangen mit 1318 Teilnehmern aus 69 Ländern. Dolmetscher waren nicht notwendig.

Hinter Esperanto steht nicht nur die Sprache an sich, sondern auch die Idee von der Völkerverständigung in gegenseitiger Augenhöhe und nicht nur ökonomische Interessen, wie bei den Englischverfechtern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
uhyrius  08.08.2023, 20:24

4 Spielfilme ist schon sehr mager, hier die Quelle für die Zahl:

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Esperanto-language_films

Und eine einzige Oper. Da würde ich die Anzahl lieber verschweigen, denn attraktiv klingt die nicht.

Wäre ich nochmal jünger, würde ich wahrscheinlich Türkisch lernen. Nicht nur (aber auch) wegen der Filme, die sind ganz gut und türkische Serien sind besonders in Lateinamerika (in Übersetzung natürlich) der Renner.

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Da die Mächte eher ihre Sprache zu Weltsprache gemacht haben. Französisch, Englisch, Russisch, Arabisch - auch wenn sie schwieriger als Esperanto sind.