Warum hat niemand über Holocaust erzählt?

4 Antworten

Jeder wusste, dass Juden, die abgeholt wurden, nicht in die Sommerfrische geschickt würden sondern ihnen etwas Schreckliches passieren würde. Aber ich denke, dass nur die direkt Beteiligten das genaue Ausmass kannten. Und die haben sicherlich nicht geredet, um nicht genauso zu enden wie die Opfer. Selbst die Dokumente der Wannsee-Konferenz, auf der sich Heydrich die Genehmigung des Holocausts auf Ministerialebene geholt hat, benennen die „Massnahmen“ nur schönfärberisch…

Woher ich das weiß:Recherche

Mal eine kleine Geschichte vorweg.

Meine Oma, die definitiv nicht bange war, wurde damals zwei Wochen eingesperrt, weil sie sich wiederholt mit einer Lehrerin angelegt hatte, die Mitglied der NSDAP war und Zweitklässler "genötigt" hatte, den Hitlergruß zu üben.

Gegen das Verbreiten von Flugblättern wäre das dann eher "Pippifax" gewesen.

Mein Vater ist bis heute der Meinung, dass meine Oma nur aus der Haft entlassen wurde, weil sie fünf Kinder hatte und alleinerziehend war. Ansonsten hätte man sie wohl nie wieder gesehen.

Natürlich gab es auch damals Menschen, denen klar war, dass dort etwas Furchtbares in großem Stil stattfand, jedoch hatte kaum einer Mut, sich darüber zu äußern. Das ist nachvollziehbar, denn vor dem Regime war im Grunde niemand sicher, selbst hohe Tiere, Parteimitglieder usw. wurden aus verschiedenen Gründen in Haft genommen und/oder Schlimmeres.

Fast jeder, der sich in irgendeiner Form auflehnte, wurde dafür zur Verantwortung gezogen, so ist es selbsterklärend, dass die Leute sich lieber zurückhielten und schwiegen.

Dennoch gab es Wiederstand, die meisten, die dies wagten, bezahlten mit dem Leben.

Versetze dich mal in diese Zeit. Kaum jemand hatte Telefon und Schreibmaschine, geschweige denn die Möglichkeit, zu drucken oder zu kopieren. Eine freie Presse gab es auch nicht.

Ferner kann ich jeden verstehen, der einem amerikanischen Flugblatt nicht trauen würde, das solche Verbrechen öffentlich macht. (Feindpropaganda)


ichstellefra163 
Fragesteller
 16.06.2023, 21:18

Danke für die Antwort. Es ging mir darum, dass viele ihr Wissen für sich behalten haben und auch nichts durchs erzählen verbreitet haben

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Still  17.06.2023, 07:52
@ichstellefra163

Was denkst du, wie "viele" es waren? Und mutmasslich waren von diesen die allermeisten stramme Nazis, die die Gräueltaten mit Überzeugung ausführten.

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Flugblätter? Sofie Scholz und ihr Bruder haben Flugblätter verteilt (die weisse Rose) sie wurden beide hingerichtet.

Welche anderen Medien? Es gab nur die BBC, die waren aber bei Höchststrafe verboten zu hören.

Eigenes Sehen? Die meisten KZs waren ja in Polen oder ganz im Osten.


ichstellefra163 
Fragesteller
 16.06.2023, 21:20

Danke für die Antwort. Wir hatten in der Schule beispielsweise eine Quelle über einen Urlauber in Polen, der dort die Ermordung mitbekommen hat. Es gab ja außerdem Lager in Deutschland (wenn auch die meisten wie du gesagt hast im Osten waren), wodurch Nachbarn etwas hätten mitbekommen können

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Guardianangel1  16.06.2023, 22:29
@ichstellefra163

Du musst wissen, dass es nirgends so ein Spitzelsystem gab wie in DE damals. Kinder waren sogar angehalten ihre Eltern zu verraten. Wenn du etwas über KZ gesagt hättest, wärst du vielleicht verhaft worden, wenn es bekannt geworden wäre. Man nannte das Defätismus.

Man kann sich das vielleicht heute nicht mehr vorstellen. Ich wüsste auch nicht viel darüber, wenn nicht mein Urgrossvater im KZ gewesen wäre. Er war Sozialdemokrat.

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