Warum hat ab 1918 bis 1933 fast jedes Jahr der Reichskanzler gewechselt?
wurden die früher alle paar Monate neu gewählt und nicht auf 4 Jahr wie heute, oder kommt das nur weil sie frühzeitig gestürzt wurden oder zurücktraten
Liste deutscher Reichskanzler – Wiki.sah (science-at-home.de)
1918 (Okt-Nov): Prinz Max von Baden
1918-19 (Nov-Feb): Friedrich Ebert
1919 (Feb-Aug): ---- kein Reichskanzler, statt dessen 3 Vorsitzende (Ebert, Haase, Scheidemann)
1919-20 (Aug-Mrz): Gustav Bauer
1920 (Mrz-Jun) Herrmann Müller
1920-21 (Jun-Mai) Konstantin Fehrenbach
1921-22 (Mai-Nov) Josef Wirth
1922--23 (Nov-Aug) Wilhelm Cuno
1923 (Aug-Nox) Gustav Stresemann
1923-25 (Nov-Jan) Wilhelm Marx
1925.26 (Jan-Mai) Hans Luther
1926-28 (Mai-Jun) Wilhelm Marx
1928-30 (Jun-Mrz) Hermman Müller
1930-32 (Mrz-Mai) Heinrich Brünning
1932 (Jun-Nov) Franz von Papen
1932-33 (Dez-Jan) Kurt von Schleicher
1933-45 (Jan-Apr) Adolf Hitler
6 Antworten
weil die meisten keine mehrheit im reichstag hatten und mit wechselnden parteien regieren mussten. wenn sie diese nicht hatten wurde meist der reichstag aufgelöst und neu gewählt, was an den mehrheitsverhältnissen meist nichts änderte.
Im Reichstag hatten die Parteien nur wenige Prozente. Grosse "Volksparteien" mit 30, 40 oder mehr Prozent gab es nicht. Die SPD als grösste erreichte maximal 25 Prozent und alle anderen noch viel weniger.
Koalitionen bestanden also aus vielen Parteien oder die Regierung hatte keine Mehrheit. Musste also für jedes Gesetzesprojekt einzeln einzelne Abgeordnete bearbeiten.
Die Parteien und Abgeordnete hatten ausserdem sehr klare politische Standpunkte. Die hatten nicht alle sowieso die gleiche Meinung wie heute (Hartz IV, Flüchtlinge, Corona usw), sondern unterschieden sich sehr heftig. Die waren echte Kommunisten, echte Kapitalisten, echte Nazis usw. Es ging immer um die ganze Sache und die einzige Wahrheit und da gab es dann wenige mögliche Übereinstimmungen, für die man 50 Prozent +1 Abgeordneten gewinnen konnte.
Wenn ein Kanzler nichts erreichen konnte, weil er für nichts 50 Prozent Zustimmung erreichte, kam man dann oft zu dem Schluss, man müsste von vorne anfangen und hoffte, dass mit einer neuen Wahl die Wähler der eigenen Partei eine Mehrheit geben würden.
Im Grunde ging das Spiel so 15 Jahre. Gemässigt in der Zeit von RP Ebert, der soviel Ansehen bei so vielen Politikern ausserhalb seiner eigenen Partei hatte, dass er sie zeitweise überreden konnte.
Nach Eberts Tod gab es so jemanden nicht mehr. Hindenburg war eher Spalter als Verbinder.
Du musst im Kopf behalten, dass die Menschen Demokratie alle nicht gekannt hatten. Aufgewachsen waren sie als unmündige Kinder eines allweisen strengen Vaters Kaiser. Gegen einen strengen Vater kann man (folgenlos) meckern und protestieren. Verantwortung kennt man nicht, denn man bekommt sie nie übertragen. Entscheidungen trifft man ja nie.
Die Kinder strenger Eltern sind total überfordert, wenn sie plötzlich selbst entscheiden müssen. Wenn die dann einfach weiter machen, zu protestieren, kommt natürlich nichts heraus.
Diese Diktatur war von bestimmten Personen, wie dem preußischen Kronprinzen
vermittelt worden, weil er sich ein neues feudales Reich ausrechnete. Und genau diese Familie will jetzt Forderungen von unserem Staat, unglaublich.
Es waren meist Koalitionen, teilweise aus einer ganzen Handvoll Parteien.
Einige Parteien waren zB mit der Hyperinflation oder dem Kapp-Putsch, den Nachverhandlungen zum Versailler Vertrag oder mit was auch immer überfordert.
Eine besonders unrühmliche Rolle spielte dabei der Reichspräsident Hindenburg.
Du solltest dir das Machtgefüge in der Weimarer Republik noch mal anschauen. Der Reichskanzler wurde nicht gewählt, sondern vom Reichspräsidenten eingesetzt und hing von dessen Wohlwollen mehr ab als vom Vertrauen des Parlamentes.
Der Reichskanzler wurde nicht gewählt, sondern vom Reichspräsidenten eingesetzt und hing von dessen Wohlwollen mehr ab als vom Vertrauen des Parlamentes.
Das solltest du dir lieber noch einmal anschauen. Die Notverordnungen galten nicht ab 1919.
Was hat das damit zu tun? Der Reichskanzler wurde trotzdem vom Reichspräsidenten und nicht vom Parlament eingesetzt, Notverordnung hin oder her.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskanzler_(Weimarer_Republik)#Ernennung_und_Entlassung
Laut Verfassung ernannte und entließ der Reichspräsident den Reichskanzler und die Reichsminister; die Reichsminister ernannte der Reichspräsident auf Vorschlag des Reichskanzlers ( Art. 53 WRV). Die Regierungsmitglieder bedurften aber des Vertrauens des Reichstags (Art. 54 WRV). Aus diesen Bestimmungen ist die Frage erwachsen, wer tatsächlich für die Regierungsbildung zuständig gewesen ist.
Durch die häufigen Wechsel fiel es schwer, sie zu korrumpieren!
Die Frage war aber: Warum gab es die häufigen Wechsel?
Sinnerfassendes lesen wäre hilfreich.
Weil es die vielen Kleinparteien gab und die beiden linken sich gegenseitig bekriegten.
Das mußt Du mir nicht erklären, das wollte ich selbst dem Frager antworten. Habe es dsann unterlassen, weil etliche gleiche Antworten schon vorlagen.
ist aber dennoch zu verstehen: korrumpierte Kanzler bleiben dann natürlich länger dran, weil sie das machen was die anderen starken Kräfte wollen --- Marionetten-Kanzler
und das ganze spiel 15 Jahre lang bevor man nicht mal eine andere Regel einführte ? ... und die Regel die man dann einführte war ja auch nicht gerade prickelnd: Diktatur