Warum haben manche Stromschläge größere Folgen als andere?
Bei manchen Menschen ist bei 230V der strom tödlich und bei manchen eben nicht. Klar kommt es auf den Widerstand des menschen und die art wie man berührt an aber meine Frage ist, hat der Schweregrad auch etwas mit der Spannung zu tun? Also die Spannung ist doch eine Sinusschwingung und das worst case szenario wäre doch, wenn die schwingung das maximum erreicht oder?
2 Antworten
Grundsätzlich ja ... aber:
Für die Schnelle des eintretenden Todes sind drei andere Faktoren entscheidend:
- Der Widerstand zwischen Eintritts- und Austrittsstelle. Je größer dieser Widerstand ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einen Stromschlag zu überleben. Denn die STROMSTÄRKE ist jener Faktor, welche die Art und heftigkeit der Körperschädigung bestimmt. Häh - was jetzt? Schreib ich nicht WIDERSTAND? Kicher ... Das Ohm'sche Gesetz sagt aus, dass der Widerstand aus dem Verhältnis von Spannung zu Strom steht (R=U/I). Wenn man die Formel umformt, dann ist die Höhe des Stromes (I) abhängig vom Verhältnis aus der angelegten Spannung (U) und dem dazwischen liegenden Widerstandes (R) ==> I = U/R. Und hier kann man sehen: Je größer der Widerstand, desto höher der Strom. SIEHE HIER
- Dann ist da der Unterschied zweischen GLEICHSTROM (DC) und WECHSELSTROM (AC). Ein hoher Gleichstrom sorgt für eines: Herzstillstand!!! Sprich: Wenn nicht sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen wird, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen, dann ist die Sauerstoffunterversorgung der Organe jene, welche den Tod verursacht - und dass in sehr kurzer Zeit. Übrigens: Hier hilft KEIN AED (automatischer externer Defibrillator) zur Lebensrettung - einzig Herzdruckmassage!
- Schlussendlich ist natürlich auch Wechselstrom gefährlich. Hier wechselt ja die Polarität des Stromes beispielsweise bei dem Strom aus der Steckdose 50 mal in der Sekunde(!) (50 Hertz). Das Herz eines gesunden Erwachsenen schlägt je nach Fitness zwischen 50 und 100 Mal in der Minute. Sprich: Es wird zwischen 50 und 100 mal in der Minute vom Sinusknoten ein elektrischer Impuls abgegeben. Bleiben wir beim Standard-Wert 60 Schläge pro Minute. Das wäre EIN SCHLAG PRO SEKUNDE! Der Wechselstrom "schlägt" aber 50 MAL PRO SEKUNDE! Das sind (50 x 60) 3000 (!!!) Schläge pro Minute - wenn der menschliche Körper damit in Kontakt kommt. Sprich: Das Herz schlägt von einem Augenblick auf den anderen 300 Mal in der Sekunde! Das dies eine massive Überbelastung des Herzen darstellt, kannst Du Dir sicherlich denken. Man spricht in diesem Fall von "Herzkammerflimmern". Dieses "Flimmern" kann das Herz nur kurze Zeit überstehen, da der Herzmuskel erschlafft. HIER benötigt man dann möglichst schnell den unter 2. beschriebenen AED, denn nur dieser kann das Herz aus diesem verwirrenden Zustand des "Flimmerns" herausholen und es wieder in einen regelmässigen Sinus-Rhytmus in vernünftiger Geschwindigkeit zwingen - wenn man Glück hat und es noch nicht zu spät ist!
Du hast jetzt drei Gründe kennengelernt, warum Menschen Stromschläge überleben oder daran sterben können. Diese gründe sind übrigens auch dafür maßgebend, dass es Menschen gibt, welche einen direkten Blitzeinschlag (oder gar mehrere) überleben - und andere am Weidezaun ihre Leben lassen!
Ja, genau. Trifft man das Maximum, würde man an 325V fassen statt "nur" an 230V. Da aber eine Periode nur 20ms dauert, die Opfer bei den meisten Unfällen aber länger im Stromkreis hängen (anfassen und loslassen dauert auch seine Zeit), spielt dieser Faktor eher eine geringe Rolle.