Warum brauchen Juden ihren eigenen Staat?

Silicium58  07.11.2023, 07:53
Warum gibt es keinen reinen Christenstaat

Was ist der Vatikanstaat für dich?

Naitoreddo 
Fragesteller
 07.11.2023, 08:05

Danke, DAS ist die einzige echte Antwort! :)

6 Antworten

Juden wurden einst aus Palästina vertrieben und erlebten über die Jahrhunderte hinweg sowohl Anerkennung als auch Verfolgung. Durch letztere hatten sie nie ein sicheres Zuhause. Sie wollten nach dem Holocaust einen Staat haben, in dem sie sicher sind.

Ephraim Kishon, der israelische Satiriker (leider ist er heute kaum noch präsent), hat in seiner Autobiographie geschrieben, der Staat Israel habe ihm seine Würde zurückgegeben. Im Anfang seines Lebens fühlte er sich als stolzer Ungar, seine Eltern waren säkulär, sie pflegten kaum jüdische Traditionen. Dann wurden sie während der Nazi-Zeit zu Ausgestoßenen. Er hat nur überlebt, indem er sich versteckte.

Und der Antisemitismus war ja mit dem Ende der Nazi-Herrschaft nicht vorbei, in ganz Europa nicht. Ein ehemaliger KZ-Insasse berichtete in einem Interview, dass in den Zügen, die nach der Befreiung von Auschwitz die Leute in ihre Heimat zurückbrachten, Polen die Züge durchstreiften und alle ehemaligen KZ-Insassen, die sie als Juden erkannten, erschossen. Er selbst konnte sich nur retten, indem er sich aus dem Zug fallen ließ.

Auch in Ungarn waren angeblich die Juden an jeder wirtschaftlichen Misere schuld. Dies erzählte mir meine ungarische Freundin schon 1989.

Da ist es kein Wunder, dass die Juden einen eigenen Staat wollten, in den sie bei Diffamierungen und Angriffen zurückkehren können.

Die den weiteren Weg weisenden Fehler, sind direkt nach dem WKII passiert.

Die Rolle der Katholischen Kirche wurde nie ernsthaft hinterfragt, eine Säkularisierung wäre enorm wichtig gewesen, sie unterblieb.

Die Entnazifizierung war eine schlechte Lösung, eine europaweite Entrassifizierung wäre besser gewesen.

Unter dem Hintergrund der mehr als 2000jährigen Vertreibung und Verfolgung der Juden im westlichen Einflussgebiet und den Interessen der christlichen Kirchen und den dahinter stehenden westlichen Eliten, wurde das Judentum missbraucht, um zum "Kreuzzug" gegen die "Ungläubigen" (Islam) und dem Rest der Welt anzutreten. Die Katholische Kirche bereitete den Boden vor , für den eng mit Rassismus verschmolzenen Eurozentrismus.

Die Macht des Faktischen bringt nie die Lösung, wie man an der blutigen Geschichte des Kolonialismus erkennt. Die Indigenen Bevölkerungen wurde entweder ausgerottet, marginalisiert oder assimilisiert. Das kapitalistische westliche System hört nie auf zu morden, es muss überwunden werden.

Eine Nation wie die usa ist Entwicklungshistorisch gesehen absolut ungeeignet, eine humane Lösung für die derzeitige Situation zu bieten, sie haben nie ihre eigene Geschichte adäquat aufbereitet.

Die jetzige Situation ist quasi unlösbar unter den derzeitigen Machtverhältnisse.

Uns steht ein "Schrecken" ohne Ende bevor.

Studycus  08.03.2024, 20:09

Dein Meinungshorizont ist durch und durch schon Antichristlich geprägt. Wer hat das Christentum oder besser das christliche Judentum gegründet? Schauen Sie sich mal das messianische Judentum an, was dass ist!

Wer hat den Antijudaismus ist der Bibel formuliert? Deutsche, Katholiken oder Urjuden, wie Paulus, selbst?

Ist es Antisemitismus, wenn man gegen die Bibel und gegen das Christentum ist?

Die Bibel ist zu 99% jüdisch und israelitischer Herkunft, auch das christliche Testament ist von Juden geschrieben. Das "Alte Testamen" ist nichts, als der Tanach und die Tora! Von Sodomiegesetzen bis Nächsteliebe sind das mosaische Werte aus der Tora! Die Messiasfrage ist rein jüdische Frage. Die christliche Urgemeinde war ausschließlich jüdisch.

Man kann die katholische Kirche als Institution kritisieren, aber das Christentum ist und bleibt mit seiner Bibel mehrheitlich "jüdisch" bzw. israelitisch. Volk ist relativ. Es steht nirgends, dass Israeliten/Juden eine Minderheit sein müssen und nicht die ganze Menschheit dieser Religion und dieser Volkszugehörigkeit angehören können!

Sie enden in Ohnmacht, weil ihre Täter und Opfer schon schwarz - weiß klar stehen. Auch wissen Sie klar, wer Jude und Nichtjude ist, wobei sie vermutlich nichts von einem karaitischen Judentum kennen oder wissen, dass die matrilineare Abstammungsregel erst 150 n.Chr. entstand.

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Die Bewegung und politische Ideologie, die einen jüdischen Nationalstaat schaffen und erhalten will, ist der Zionismus, der sich Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Der Zionismus war u.a. auch eine Reaktion auf den Antisemitismus, also die Judenfeindschaft, in vielen europäischen Ländern, der man durch einen eigenen Staat mit jüdischer Mehrheit entkommen wollte.

Ein Blick in die Geschichte zeigt aber, dass die Gleichsetzung von Zionismus und Judentum einerseits und die Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus krachfalsch ist, auch wenn sie heute noch gerne vorgenommen wird.

Die Zionisten waren viele Jahrzehnte lang eine Minderheit der Juden. Viele jüdische Organisationen lehnten das Streben nach einem Nationalstaat aus unterschiedlichen Gründen ab. Orthodoxe, also strengreligiöse, Juden sahen die jüdische Diaspora (also die Verstreuung über die Welt) als göttliches Gebot, und jüdische Sozialisten, etwa im Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund in Osteuropa, sahen die Lösung des Antisemitismus im Kampf für ihre jüdische Gleichberechtigung vor Ort. Andere sozialistische Juden beteiligten sich zwar an der Emigration nach Palästina, strebten aber keinen Nationalstaat, sondern eine klassenlose Gesellschaft in Zusammenarbeit mit den arabischen Palästinensern an.

Großbritannien war die erste Großmacht, die den Zionismus unterstützte, aber das tat sie aus bloßen Eigennutz. Die britische Regierung versprach einerseits 1916 den Arabern, die damals vom Osmanischen Reich beherrscht wurden, ihren eigenen Staat, wenn sie sich im Gegenzug im ersten Weltkrieg auf die Seiten der Briten gegen die Osmanen schlugen. Andererseits machte sie den Juden 1917 das gleiche Versprechen, um durch eine Teile-und-herrsche-Strategie die britisch-französische Vormacht im nahen Osten zu sichern.

Pikanterweise war gerade Lord Arthur Balfour, der als britischer Außenminister die Unterstützung für den Zionismus erklärte, selbst ein Antisemit, der zuvor bereits für die Abweisung von jüdischen Flüchtlingen aus Osteuropa verantwortlich war und sich von einem jüdischen Staat die Möglichkeit erhoffte, britische Juden dorthin auszuweisen.

Großbritannien brach die Zusagen an beide Seiten und beherrschte Palästina selbst, was die Verbitterung und Radikalisierung sowohl der arabischen als auch der jüdischen Bevölkerung befeuerte. Erst durch die Schwächung im zweiten Weltkrieg sah es sich zum Rückzug aus Palästina gezwungen, und im folgenden Bürgerkrieg zwischen arabischen und jüdischen Milizen setzten sich letztere durch und gründeten Israel als jüdischen Nationalstaat.

Seitdem ist Israel zu einem zentralen Verbündeten der westlichen Mächte im nahen Osten geworden, und nichts anderes ist der Grund für die bedingungslose Unterstützung Israels durch die USA und Deutschland. Mit der Sicherheit der Juden und der Bekämpfung des Antisemitismus wird dieses Bündnis gerne gerechtfertigt, tatsächlich geht es nur um die Sicherung von westlichen Machtinteressen im Nahen Osten.

Der Antisemitismus, der in Ländern wie Deutschland seit dem Ende der Naziherrschaft keineswegs verschwunden ist und sich in Anschlägen wie dem in Halle 2019 äußert, wird hingegen bestenfalls halbherzig bekämpft. Stattdessen werden alle, die auf die Unterdrückung der Palästinenser durch Israel hinweisen, pauschal als Antisemiten dargestellt und damit delegitimiert, selbst wenn es sich dabei um Juden handelt. Es handelt sich dabei also um eine Verbiegung und Verzerrung des Antisemitismusbegriffs.

Jeder Staat ist ein Werkzeug der Reichen und Herrschenden, und vertritt keinesfalls die Interessen der gesamten Bevölkerung, die ja teilweise direkt gegensätzlich sind. Auch im jüdischen Staat Israel werden jüdische Arbeiter ausgebeutet, schwarze Juden (z.B. aus Äthiopien) diskriminiert und jüdische Linke und Staatskritiker niedergehalten. Israel vertritt nicht die Interessen der Juden (so etwas gibt es gar nicht), sondern die der israelischen herrschenden Klasse. Der israelische Expansionsdrang nimmt daher auch die Gefährdung der einfachen jüdischen israelischen Bevölkerung in Kauf.

wyooo  07.11.2023, 12:08

Das hast du sehr gut auf den Punkt gebracht.

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Studycus  08.03.2024, 19:13

Gut, bitte immer weiter hinterfragen!

Wer oder was ist jüdisch?

Das rabbinische Judentum unterteilt mit dem Talmud die ganze Menschheit per Abstammung in Juden und Nichtjuden. Anders, als in zig anderen Religionen entscheiden nicht Erziehungsberechtigte oder die gesellschaftliche Mehrheit, welche Religion die Kinder bekommen, sondern die Halacha des Talmud. Eine Mutter, die Jüdin sein soll, kann nicht verhindern, dass ihr Kind zum Juden gemacht wird, auch wenn sie das nicht möchte. Die Zugehörigkeit zum rabbinischen Judentum wird kollektiv reproduziert, indem wir alle glauben, es gäbe objektiv sekulär eine jüdische Abstammung. Obwohl wir tausende Abstammungen haben, betont das Judentum immer diese eine Abstammung. Das ist, als würden Spanier sagen, sie sind Tschechen, weil ihre Mutter Tschechin war, weil matrilinear vor 20 Generation eine Urmutter Tschechin war oder zum Tschechentum konvertierte.

Sowohl phänotypische Völker/Abstammungen (race), als auch kulturelle sozialisierte Völker (ethno) werden sich mischen. Was passiert, wenn sich Polen und Deutsche vermischen? Was passiert, wenn sich 50 Mio Schwarze und 50 Weiße in den USA vermischen? Alle werden wieder eins. Phänotypisch werden sie gemischt aussehen, kulturell wird sich polnisches und deutsches zu einer Kultur ergeben oder eine die andere dominieren. Alles nicht kompliziert. Können Mischlinge noch rassistisch untereinander sein, wenn alle weiße und schwarze Wurzeln haben?

Und im Judentum? Es kann sich nicht mischen, denn im rabbinischen Judentum gilt: Jude ist, dessen Mutter Jude ist.
Ergo: Nichtjude ist, dessen Vater Nichtjude ist. Unabhängig der tatsächlichen Prägung durch ein Elternteil oder einer fehlenden Prägung durch abkommen von der Identität!

Deshalb und aus religiösen historischen Gründen kommt es leider oft zu Rivalität und Konflikten zwischen Juden und Nichtjuden. Wenn das Judentum jüdische Kitas, Schulen oder Einrichtungen gründet, sind diese Orte immer im Kern Abstammungsbezogen, eine muslimische Kita wäre Bekenntnisbezogen, da ein jedes Indivuuum neu getauft oder zu Allah ja sagen muss, im Judentum geht es um eine unkontrollierbare Abstammung, die ich mir angeblich nicht aussuchen kann.

Genauso stellt auch der jüdische Staat ein Lebensraum dar, indem Menschen mit jüdische Abstammung zumindest die Mehrheit sein sollen und extra sind. Von der biologisch tatsächlichen Abstammung wird Israel laut Shlomo Sand von eurpäischstämmigen Menschen gebildet, die sich für Juden halten, während Palästinenser die höchste Wahrscheinlichkeit haben, ab und an auch mal von biblischen Israeliten abzustammen.

Also wer und was ist Jude?

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Juden haben den religiösen Anspruch, bei dem ich ihnen als bibelfeste Christin übrigens beipflichte, dass GOTT ihnen das Land Israel bereits vor fast 4000 Jahren als ewigen festen Erbbesitz zugesichert hat.

Ich weiß, Juden haben früher viel schlimmes erlebt, aber das ist doch nun echt Vergangenheit.

Nein, das ist nicht Vergangenheit. Tante Google hätte Dir das leicht und rasch sagen können.

Was würdest Du denn sagen, wenn jemand vorschlagen würde, alle Deutschen müssten in Putins Russland leben? Das wäre etwa vergleichbar.

Denn die Juden leben wesentlich länger im umstrittenen Gebiet als die Muslime. Sie hatten, bis zur Niederlage gegen die Römer, einen eigenen Staat dort. Das Köngreich Israel.

Später war das Land dann "christlich". Erst dann kamen die Muslime und eroberten es. Verloren es dann im 1. Weltkrieg wieder.

Ursprünglich lebten auch viele Juden im Nahen Osten. Doch dann:

Die Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern (hebräisch יציאת יהודים ממדינות ערב Yetziat yehudim mi-medinot Aravarabisch التهجير الجماعي لليهود من الدول العربية والإسلامية at-tahdschīr al-Dschamāʻī lil-yahūd min ad-duwal al-ʻarabīya wal-islāmīya) umfasste sowohl Flucht als auch Vertreibung von 850.000 Juden hauptsächlich misrachischer und sefardischer Herkunft aus arabischen und islamisch geprägten Ländern von 1948 bis in die 1970er Jahre, die abgeschwächt bis heute anhalten. Dadurch erloschen teils Jahrtausende alte jüdische Gemeinden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibung_von_Juden_aus_arabischen_und_islamischen_L%C3%A4ndern

Wenn ich Jude wäre, dann würde ich, trotz dem jetzigen Konflikt, lieber in Israel wohnen als in irgendeinem Land der Erde.

Naitoreddo 
Fragesteller
 07.11.2023, 07:56

Also wenn ich Jude wäre, würde ich da leben wo ich am sichersten bin und das ist nicht der Nahe Osten. Ich selbst bin konfessionslos und für uns gibt es gar kein Land auf der Erde. Wir werden überall gehasst oder zumindest schief angeguckt.

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Bodesurry  07.11.2023, 08:00
@Naitoreddo

Das glaube ich Dir nicht. Klar wärst Du im Nahen Osten am sichersten. Den Hass, den Du ansprichst, den erleben Juden viel mehr. Egal ob in Europa oder einem anderen Kontinent.

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Studycus  08.03.2024, 20:25

Das ist nicht vergleichbar, da es Deutsche in Russland oder in den USA längst gibt und gab und diese schon längst Russen und Amerikaner geworden sind. Ebenso stammen alle auch von schwarzhäutigen Menschen ab, nur wissen sie es nicht mehr und man sieht es nicht mehr, da Hautfarben sich auch indigen wandeln.

Phänotypolgische (race) und sozialisiere Völker/Nationalitäten (ethno) mischen sich und es entstehen neue Völker oder Migranten assimilieren und "verwachsen" in einem anderen Volk. Schwarze und Weiße mischen sich zu einem gemischten Phänotyp. Durch Vermischung verschwindet die Gefahr von Rassismus, weil alle schwarze und weiße Wurzeln haben. Jeder hat migrantische Vorfahren, aber man weiß es nicht mehr. Erst, seit dem Stammbaumregister geführt werden, neigen wir dazu, uns das auf ewig merken zu wollen. Migration und Volk sind relative Begriffe, Nationalitäten wechselbar und russische Eltern können deutsche Kinder bekommen, wenn diese in Deutschland deutsch sozialisiert werden.

Aber rabbinisch Jude ist, dessen Mutter Jude ist.
Karaitisch Jude ist, dessen Vater Jude ist + Beschneidung(?).

Das rabbinische Judentum mischt sich nicht, es kann nur Juden und Nichtjuden geben, unabhängig der Sozialisation und der biologischen tatsächlichen Abstammung. Ein Kind eines rabbinisch jüdischen Vater ist trotz jüdischer Prägung talmudisch halachisch Nichtjude, ein anderes Kind ohne wissentlichen jüdischen Hintergrund kann halachisch jüdisch sein, weil mütterlicherseits vor zehn Generationen eine Urmutter Jüdin war. Der Nachweis und das Wissen darüber zählt.

Spezifische genealogische Abstammungsdefinitionen sind rein religiös oder kulturell definiert. Das rabbinische Judentum funktioniert durch Nachweisen untereinander und Doskumentation von Abstammungen. Dennoch ist das Religion. Diese Abstammungen können nur formell gelöscht und vergessen werden, dazu konsequentes Nichtouting! Dann bekommt man Macht über die Entscheidung, ob man jüdisch ist oder nicht und tritt auf Wunsch aus. Andernfalls wird man kollektiv reproduziert dazu immer wieder gemacht.

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