Blickwechsel 16. März 2022
Deine Fragen an einen Rechtsextremismus-Experten
Alles zum Blickwechsel

Warum begreifen heute viele Faschisten nicht, dass sie faschistisch sind?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das hat natürlich mit dem charakteristischen Selbstbild und der Eigen-/Fremdwahrnehmung Im Rahmen von rechtsextremistischen Ideologien und Weltbildern zu tun.

Ich bin bisher keiner Person begegnet, die in diesen Kreisen verkehrt und es mochte als "Rechtsextremist" bezeichnet zu werden. Der Begriff besitzt offensichtlicherweise eine negative Konnotation, die im Gegensatz zur deren Selbst und Fremdwahrnehmung steht.

Das Selbstbild von Rechtsextremisten entspricht dem eines "tragischen Helden", sie verstehen sich als Widerstandskämpfer, als Patrioten die sich dem ehrenvollen Kampf gegen einen ungerechten, übermächtigen Feind widmen. Was sie denken und tun, halten sie für gerechtfertigt, und in ihrer Wahrnehmung sind sie Helden, die "Guten".

Und der Begriff "Rechtsextremist" , als gesellschaftliche Brandmarkung als die "Bösen" durch das "Establishment" wird Dementsprechend vehement abgelehnt.

Was du beschreibst ist ein gutes Beispiel für die zunehmende Verrohung gesellschaftlicher Diskurse, eine wichtige Strategie rechtsextremistischer Netzwerke. Zunehmend scheint zu gelten "Wer nicht rechts ist, ist links. Wer nicht links ist, ist rechts."

Eine weitere Strategie rechtsextremistischer Netzwerke ist es, gesellschaftlich geführte Diskurse zu emotionalisieren.

Ich stimme dir aber absolut zu, ich persönlich finde es auch erschreckend, dass die von dir genannten Begriffe derart "zweckentfremdet" werden. Was du beschreibst zeigt ebenso auf, wie die gesellschaftlichen Spannungen und Spaltungen zunehmen. Was natürlich aus Sicht der Prävention ein Warnzeichen ist. Dort setzen rechtsextremistische Netzwerke an, und führen diese gezielt voran. Wenn wir eh schon Anfällig sind.

Einflussnahme ist nunmal immer dann am effektivsten, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind. Oder wenn wir nicht aufpassen.

《Anmerkung: sämtliche Beiträge zum Thema Rechtsextremismus spiegeln meine persönlichen Auffassungen und Erfahrungen wieder, ich spreche in dieser Hinsicht in keinster Weise für das VPN.》

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Allgemein ist oft ein zu einfaches freund feind denken die ursache.

Menschen, die sich als antifaschistisch oder tolerant bezeichnen, behandeln andere Menschen offensichtlich nur wegen ihres Alters oder ihres männlichen Geschlechts unfair, weil Toleranz hier nicht in Mode ist und bemerken nicht, dass es dasselbe Prinzip ist.

Es ist nicht gut weil es veralgemeinert aber es ist nicht das selbe prinzip, weil faschisten verfolgen schwächere und wenn man alte weiße cismänner ausgrenzt wendet man sich gegen eine strukturell mächtigere gruppe. Manche denken vielleicht, wenn alte weisse männer auch mal diskrimminierung spüren werden sie vielleicht endlich sensibler für andere aber so funktioniert das aber leider im allgemeinen nicht.

Aber auch unsensible antifas sind ganz klar keine faschisten

du berichtest von falsche zusammenhängen

Amadeus2000 
Fragesteller
 16.03.2022, 19:44

Liest sich für mich eher wie Rationalisierungen.

"Aber auch unsensible antifas sind ganz klar keine faschisten"

Du meinst also, dass es keine Antifas gibt, die faschistisch sind? Bei uns haben Antifa-Menschen "Querdenker vergasen" auf die Straße gesprüht, habe ich auch in meiner Frage erwähnt, schon vergessen? "[Soziale Gruppe Xy] vergasen" ist faschistisch, ganz egal, ob diese Gruppe stärker oder schwächer ist. In diesem Fall ist sie eine Minderheit. Wenn du die Psychologie von Antifa-Mitgliedern genauer unter die Lupe nimmst, wirst du vielleicht erkennen, was mitunter dahintersteckt. Es ist nämlich für manche auch eine wunderbare psychologische Reinwaschung, sich selbst Antifa zu nennen oder in eine solch betitelte Gruppe zu gehen, um seinem Hass gegenüber anderen Menschen bestimmter sozialer Gruppen freien Lauf lassen zu können und dabei immer ein Alibi zu haben. Ein Mensch ist also nicht immer antifaschistisch, nur weil er sich so nennt oder glaubt, antifaschitisch zu sein.

Man mag das Wort "antifaschistisch" anders definieren wollen, aber entspricht es dann noch der Typikalität der Wirklichkeit? Es gibt eine klar definierte Terminologie der Sozialpsychologie, die sich auf Untersuchungen stützt: Wenn ein Mensch einen anderen aufgrund der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe verzerrt wahrnimmt oder beurteilt und daraufhin entsprechend handelt, dann nennt man dies dort "Diskriminierung". Im engeren Sinne ist die verzerrt schlechtere Behandlung gemeint, im weiten Sinne kann man es auch als Diskrimierung bezeichnen, wenn jemand, weil er bspw. schwul ist, besser behandelt wird (z. B. weil es in Mode ist oder aufgrund von Überkompensation). Auf diesen Begriff bezog ich mich in meiner Frage. Klar hast du insoweit Recht, als bevorzugt schwächere Menschen diskriminiert werden. Es reicht aber, wenn das Opfer in der jeweiligen Situation schwächer ist, oder dass das Opfer von sicherem Abstand aus diskrimiert wird. Alle Menschen diskriminieren mehr oder weniger. Von "Faschismus" spricht man für mein Verständnis typischerweise dann, wenn dieses diskriminierende Verhalten bei einem Menschen auffällig stark zu beobachten ist oder mit System in Erscheinung tritt. Wenn hiervon wiederum bestimmte Faschisten als solche ausgeklammert werden, indem eine der Wirklichkeit nicht gerechtwerdende, rosinenpickende Klausel hinzugefügt wird, so halte ich das für eine persönliche Färbung, die dem eigenen Weltbild dienen soll.

Faschisten wollen häufig Teil der Mehrheit sein, wegen des Stärkegefühls. Das haben sie aber auch schon deshalb, weil ihre Kameraden ihnen den Rücken stärken. Auch Rechtsextreme handeln diskriminierend, obwohl sie klar in der Minderheit sind, und passen sich nicht an die Mehrheit an. Ganz einfach weil Konformität nicht von der bloßen Mehrheitsmeinung abhängt, man orientiert sich dann eher an der vorherrschenden Meinung unter denjenigen Menschen, die einem selbst ähnlich sind. D. h. sie orientieren sich an der Mehrheitsmeinung innerhalb ihrer eigenen sozialen Gruppe.

"Manche denken vielleicht, wenn alte weisse männer auch mal diskrimminierung spüren werden sie vielleicht endlich sensibler für andere"

Das gibt es mit Sicherheit auch. Das rechtfertigt aber weder das Verhalten, noch bedeutet es, dass es dann nicht Diskriminierung ist. Zumal die Opfer dieser Diskriminierung in den allermeisten Fällen Menschen sind, die selbst überhaupt nicht diskriminiert haben. Die Diskriminierungsvorwürfe selbst sind häufig aufgrund von Vorurteilen entstanden. Das ist ja gerade der Wahnwitz an der Sache. Faschismus gegen eine Gruppe ist in letzter Zeit häufig dadurch entstanden, dass ebendieser sozialen Gruppe Faschismus vorgeworfen wurde. So wurde:

  1. Die betreffende Gruppe diffamiert,
  2. Ein Alibi für die Diskriminierenden geliefert, mit dem sie sich selbst vom Vorwurf des Faschismus reinwaschen können, und
  3. Von der Tatsache abgelenkt, wer in Wirklichkeit faschistisch handelt
0
aberli  16.03.2022, 19:47
@Amadeus2000

Es tut mir leid. Dein text ist einfach zu lang und ich habe den eindruck du versuchst mich absichtlich falsch zu verstehen. Ist doch gut, dass wir beide zumindest gegen faschismus sind. Oder, du bist doch auch genen Nazis?

0
Amadeus2000 
Fragesteller
 16.03.2022, 19:53
@aberli

Ich denke wir sind hier im selben Team. Ich bin ganz klar gegen Faschismus, deshalb setze ich mich ja eben so differenziert damit auseinander, das Thema ist eben nicht so einfach.

Ich bin nicht in erster Linie gegen Nazis, sondern gegen Nazismus, nicht in erster Linier gegen Faschisten, sondern gegen Faschismus. Ich bin nicht gegen Menschen bestimmter sozialer Gruppen, sondern gegen Verhaltensweisen, mit bestimmten destruktiven Auswirkungen.

Der erste Schritt in den Faschismus ist es, gegen die Menschen bestimmter Gruppen zu wettern, anstatt gegen das infragestehende Verhalten.

1
aberli  16.03.2022, 19:57
@Amadeus2000

aso, ich war unsicher ob du ein rechter troll bist oder ob du wirklich gerne was dazulernen willst.

das du in deiner Frage antifaschisten, die schlechte witze machen oder selber faschistische denkmuster internaliesiert haben mit faschisten gleichsetzt wirkt halt nach trolling

0
Amadeus2000 
Fragesteller
 16.03.2022, 20:08
@aberli

"oder ob du wirklich gerne was dazulernen willst."

Ich lese über Diskriminierung in Büchern über Sozialpsychologie, weiß ja nicht, ob das für dich zählt ;)

"das du in deiner Frage antifaschisten, die schlechte witze machen oder selber faschistische denkmuster internaliesiert haben mit faschisten gleichsetzt"

Interessant, dass das für dich trollig gewirkt hat, vielleicht solltest du diese Wirkung infrage stellen?! Ich sprach auch nicht von Antifaschisten, die schlechte Witze machen, sondern es gab hier mehrere Fälle von Antifas, die ganz klar faschistisch agierten und z. B. andere aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, deren Thema absolut nicht mit Faschismus vereinbar ist, als Nazis beschimpft haben (Vorurteile). Diese Fälle gibt es halt auch. Das lässt sich damit erklären, dass sich Menschen häufig reinwaschen. Die wenigsten denken von sich selbst schlechtes, auch Bankräuber nicht. Bis auf ein paar krasse Fälle von dissozialer Persönlichkeitsstörung denkt jeder Mensch von sich selbst gutes. Gegebenenfalls werden vor einem selbst Rechtfertigungen hierfür verwendet.

Dieses Phänomen gibt es eben auch bezogen auf Faschismus, dort sogar ganz besonders, gerade in letzter Zeit. Kaum je war der "Antifaschismus" so in Mode wie heute, und kaum je gab es so viel Unwissenheit und Uneinigkeit darüber, was "Faschismus" denn überhaupt ist. In der Folge sind viele Menschen völlig im Unklaren darüber, dass sie diskriminieren, teilweise sehr fatal diskriminieren.

Vielleicht solltest du mal hinter die simplen Klischees des Faschismus blicken!?

0

Das ist kein Faschismus, weil es nicht Autoritär ist.
Das nennt sich "Intolerant".

Faschismus ist eine Totalitäre Ideologie,
Tyrannei bedeutet aber nicht automatisch Totalitär.
Eine Demokratie kann genau so gut eine Tyrannei der Mehrheit werden.

Einen Erkenntnisverlust gab es nie, das ist halt einfach nur eine art "neue" Ideologie.
Das ist nicht das erste mal dass es so etwas gibt und das wird auch nicht das letzte mal sein.

Faschismus gilt in der allgemeinheit als schlecht und man will ja nicht zugeben das man schlecht is

.

Außerdem haben viele keine ahnung was faschodmus bedeutet und denken nur an die ns zeit

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin/war am leben ⛤ (halt irgendwas dazwischen)

Verdrängung der Wirklichkeit durch Fanatismus.

Das erinnert mich an den Autofahrer, der auf der Autobahn fährt und im Radio hört, dass ein Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs ist: "Was einer!? Hunderte!"

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen
Amadeus2000 
Fragesteller
 19.03.2022, 15:40

Lol, wobei in der Wirklichkeit sind es häufig Massenphänomene, wo tatsächlich hunderte Leute in die falsche Richtung fahren und daraus die Verkehrsführung herleiten und andere anmotzen, weil sie die Beschilderung beachtet haben. Beim Verkehr kann man sich ja noch einigen, aber bei vielen anderen Sachen kommt halt Murks dabei raus, wenn sich Massen auf eine Illusion stürzen.

1