War der Abwurf der Atombomben auf Japan gerechtfertigt?

10 Antworten

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Die USA sind immer noch der Meinung, dass die Atombomben notwendig waren, um den 2. Weltkrieg zu beenden.

Das ist zumindest weiterhin das offizielle Narrativ um sich diesem Kriegsverbrechen genauso wenig stellen zu müssen wie z.B. der Bombardierung von Dresden.

Der Abwurf der beiden Atombomben auf Japan hätte eventuell gerechtfertigt werden können, wenn dadurch der Krieg tatsächlich verkürzt worden wäre. Das ist aber nicht so. Japan wollte schon vor dem Abwurf kapitulieren.

Die spätere Behauptung der USA, man habe die Atombomben geworfen, um Japan zur Kapitulation zu zwingen und damit das Leben von amerikanischen Soldaten zu schonen, war eine glatte Lüge.

Vor dem Abwurf hatte Japan bereits den USA die Kapitulation angeboten mit der einzigen Bedingung, dass sie ihren Kaiser behalten dürfen. Truman schrieb in sein Tagebuch, dass er „Telegramm vom Japsenkaiser mit der Bitte um Frieden“ erhalten habe. Das lag u.a. an der Kriegserklärung der UdSSR gegen Japan. So schrieb Truman in sein Tagebuch betreffs Stalin: „Ab 15. August macht er im Krieg gegen die Japsen mit. Dann sind die Japsen perdu.“. Das Friedensangebot des Kaisers lehnte die USA ab, denn Trumann lehnte jede Verhandlungslösung ab und stellte stattdessen ein Ultimatum, die Japaner müssten bedingungslos kapitulieren und der Kaiser müsse abdanken, wohl wissend, dass die Japaner das weder annehmen konnten noch wollten.

Wäre es wirklich darum gegangen, eine Invasion zu ersparen, hätten die USA die Bombe besser auf ein militätrisches Hauptziel der Japaner fernab von Zivilisten werfen können. Truman folgte seinem Außenminister James F. Byrnes, der gegen die Empfehlungen fast aller Präsidentenberater den Einsatz der Atombomben gegen Zivilisten durchsetzte.

Der Einsatz der Bombe geschah auch gegen die eindeutige Ablehnung des Abwurfes durch die amerikanische Militärführung. So schrieb später Admiral William D. Leahy, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs der US-Streitkräfte: „Der Einsatz dieser barbarischen Waffe in Hiroshima und Nagasaki brachte in unserem Krieg gegen Japan keine materielle Unterstützung. Dadurch, daß wir sie als erste benutzten, machten wir uns den ethischen Maßstab zu eigen, der den Barbaren des finstersten Mittelalters gemein war. Man hat mir nicht beigebracht, Krieg auf diese Weise zu führen; und Kriege kann man nicht dadurch gewinnen, daß man Frauen und Kinder vernichtet.“ 

Dann warfen die USA die Bomben nach Ablauf des Ultimatums ab, um unmittelbar danach die Kapitulation unter Beibehaltung des Kaisers anzunehmen.

Es gab mehrere Gründe, warum Truman unbedingt die Bombe einsetzen wollte. Zum einen hatten die USA Unmengen von Geld investiert, um zwei unterschiedliche Typen von Atombomben zu entwickeln. Nun wollten sie auch wissen, welche reale Wirkung diese erzielen. Auf Hiroshima wurde die Uranbombe geworfen und in Nagasaki wurde die Plutoniumbombe ausprobiert. Die entsprechenden militärischen Einheiten zur Dokumentation und Auswertung der Ergebnisse standen schon bereit und wurden dann auch sofort an den Abwurforten zur Untersuchung derselben eingesetzt.

Der weitere Hauptgrund war die Absicht, der ganzen Welt die neue Macht der USA zu zeigen, insbesondere vor allem der SU, in der Hoffnung, auf Jahrzehnte die einzigen mit einer Atombombe zu sein. Gut denkbar ist auch, dass Truman Japan nicht mit der SU teilen wollte, falls diese einmarschiert wären. Umso größer war dann der Schock, als auch die SU schon 1947 ebenfalls eine Atombombe zündete.

Dass der Abwurf der Atombomben nichts mit einer Kapitulation Japans zu tun hatte, ist inzwischen durch viele Dokumente und Aussagen belegt. Im Gegenteil, die angebotene Kapitulation Japans passte Truman überhaupt nicht in den Kram, denn mit dieser hätte er kein Versuchsgelände mehr gehabt, um die Bombe real auszuprobieren.

Felixno07170 
Fragesteller
 29.12.2023, 19:16

Genau so sehe ich das auch. Vielen Dank für diese ausführliche Antwort.

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Easyhistory  29.12.2023, 22:47

Diese Frage hat mich veranlasst meine Geschichts Bücher wieder raus zu nehmen.Es hat viel Zerstörung angerichtet aber die Reaktion war durchaus gerechtfertigt. Die Japaner haben die Amerikaner lange auf die Folter gespannt.(Amerika keine Chance in Regenwald zu überleben). Allerdings starben dadurch fiele unschuldige Menschen.

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Mork77  30.12.2023, 19:59

Quellen?

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Hamburger02  30.12.2023, 20:21
@Mork77

Dazu, dass der Abwurf der Atombomben militärisch überflüssig war und aus ganz anderen Gründen erfolgte, gibt es einige Quellen, z.B. diese hier:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/hiroshima-und-nagasaki-als-die-atombomben-fielen-lag-japan-100.html

oder:

Barton J. BERNSTEIN : „Understanding the Atomic Bomb and the Japanese Surrender“, in: Diplomatic History, 19, Spring 1995, S. 227–274; ders.: „The Atomic Bombings Reconsidered“, in: Foreign Affairs, Vol. 74, No.1, Januar / Februar 1995, S. 135–152.

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Mork77  30.12.2023, 20:30
@Hamburger02

Ich meine Quellen für die Behauptungen, die Sie in ihrem Kommentar aufstellen.

das Japan kapitulieren wollte.

das es sich um ein Kriegsverbrechen gehandelt habe.

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Hamburger02  30.12.2023, 20:52
@Mork77

Historiker wie Tsuyoshi Hasegawa und Gar Alperovitz haben Forschungsarbeiten veröffentlicht, die diese Perspektive unterstützen und darauf hinweisen, dass die Atombombenabwürfe möglicherweise nicht der ausschlaggebende Faktor für die Entscheidung Japans zur Kapitulation waren. Stattdessen argumentieren sie, dass eine Kombination aus internen Diskussionen, äußeren diplomatischen Bemühungen und der sich zuspitzenden militärischen Lage den Weg für die Kapitulation Japans bereitete.

das es sich um ein Kriegsverbrechen gehandelt habe.

Der Massenmord an Zivilisten ist immer ein Kriegsverbrechen. Das sollte eigentlich allgemein bekannt sein.

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Mork77  30.12.2023, 21:48
@Hamburger02

Also keine Beweise für ihre Behauptungen, auch gut.

ihre letzte Aussage ist aus juristischer Sicht übrigens Blödsinn.
nach damals geltendem Kriegsvölkerrecht waren die Angriffe legal.

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Hamburger02  31.12.2023, 12:47
@Mork77
Also keine Beweise für ihre Behauptungen, auch gut.

Genauso wie es keine Beweise fürs Gegenteil bzw. deine Behauptungen gibt. Das ist nun mal so bei historischen Einschätzungen.

ihre letzte Aussage ist aus juristischer Sicht übrigens Blödsinn. nach damals geltendem Kriegsvölkerrecht waren die Angriffe legal.

Ich brauche keinen arroganten Juristen um feststellen zu können, dass der Mord an zehntausenden von Zivilisten ein Verbrechen ist. Es gibt genug Juristen, die selber Verbrecher sind. Das ist keine absolute Autorität.

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Nein, der Einsatz von Waffen ist es grundlegend niemals.

Die japanische Regierung hatte es in der Hand zu kapitulieren. Aber sie weigerten sich hartnäckig. So war Amerika gezwungen diese fürchterliche Waffe einzusetzen. Nachdem Abwurf mußten die Japaner dann ihre Niederlage eingestehen,

Die Japaner waren für ihr grausame Kriegführung gefürchtet. Sie entwickelten auch biologische Waffen, die sie gegen chinesische Kriegsgefangene einsetzten.

Meine persönliche Meinung dazu - gerechtfertigt war dieser Atomwaffeneinsatz nicht wirklich, auch die japanische damalige Regierung machte schwere Fehler.. Büßen musste das die Zivilbevölkerung, das war das grausame Spiel..

LA

BoeJiden838  02.02.2024, 17:04

Japan war bereits Wochen vor Abwurf der Bomben bereit zur Kapitulation. Truman ging es primär darum, Stalin Angst zu machen. Man dachte, man könnte Jahrzehnte lang die einzige Atommacht bleiben. Umso größer dann der Schock, als die Sowjets bereits 1949 ihren ersten erfolgreichen Atombombentest durchführten.

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Nein, war nicht gerechtfertigt, aber offiziell wurde es sicher als großer Sieg gefeiert. Propaganda der Propagandagegner der Nazis...

Massenvernichtungswaffen auf Zivilisten...

Da muss ich nicht lange überlegen. Selbstverständlich waren das Kriegsverbrechen.