Veränderung bibl. Texte vor dem 2. Jhd.?

8 Antworten

Nein. Das wäre aufgefallen und hätte Spuren hinterlassen. Die damaligen Menschen kannten ja die Texte, und hätten veränderte nicht akzeptiert. Sie hätten sich keine verfälschte Version unterjubeln lassen. Auch gab es keine zentrale Instanz, die dies rein logistisch vermocht hätte. Alle Exemplare waren handschriftlich, das heißt, alle alte Fassungen hätten eingesammelt werden müssen. Dagegen wäre heftig protestiert worden, weil Handschriften teuer waren. Wir reden hier nicht von gedruckten Büchern, die wenig kosten. Bücher waren damals ein kostbarer Schatz. Das ist völlig abwegig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.
Soweit ich weiß, stammen die ältesten uns verbliebenen Abschriften und Fragmente aus dem 2. oder 3. Jahrhundert.

Ich gehe aufgrund dieses Satzes davon aus dass Du die Schriften des NT meinst, denn in Qumran wurden AT-Schriften aus vorchristlicher Zeit gefunden.

Ist es möglich, dass Texte biblischer Schriften bereits vor dem 2. o. 3. Jahrhundert verfälscht würden.

Schwierig, denn da wurden sie ja erst geschrieben.
Grundsätzlich ist es natürlich so, je früher man einen Text verändert, desto besser kann sich so eine Veränderung durchsetzen. Allerdings muss man da auch fragen, ab wann eine Schrift als "fertig" oder "abgeschlossen" galt. Bei einem Brief ist das natürlich klar, der ist mit versenden fertig.

Aber wenn wir zB das EvJoh anschauen, wo Kap. 21 als Anhang von Schülern des eigentlichen Autors vorgestellt wird, ist das etwas anderes. Wann galt das EvJoh als "fertig"? Haben diese Schüler die Textreihenfolge im EvJoh umgestellt oder war es bereits Absicht des ursprünglichen Autors? usw.

Oder auch: Ist die sekundäre Einleitung der Johannesapokalypse (Offb 1,1-3) nun eine Verfälschung, weil sie nicht von Johannes von Pathmos stammt? Oder zählt sie noch zum Wachstum der Schrift?


Ayman720  27.02.2025, 08:53
Ist die sekundäre Einleitung

Was ist eine sekundäre Einleitung?

Ayman720  27.02.2025, 09:35
@Mayahuel

Interessante Quelle:

Jesu Todestag ist der Rüsttag des siebentägigen Pessachfestes (der 14. Nisan).

Bei den Synoptikern ist der Todestag Jesu der erste volle Festtag des Festes (15. Nisan)

Ayman720  27.02.2025, 08:47
21,19 Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Jesus läßt lt. Joh. einen an ihn gläubigen Menschen einfach so sterben?

Im vierten Jahrhundert erhielt der Schriftgelehrte Hieronimus vom damaligen Papst Damasus den Auftrag, die ganzen losen Dokumente des NT zu einem Buch (Vulgata) zusammenzufassen. Dafür standen ihm die original Hebräischen Texte, aber auch Griechische und Lateinische Übersetzungen zur Verfügung. Sein Ziel war auch, die ganzen Übersetzungsfehler zu korrigieren.

Doch er stand sehr schnell vor einem schier unlösbaren Problem, denn kaum ein Dokument glich dem anderen. Sämtliche Dokumente enthielten völlig unterschiedliche Inhalte.

Und so schrieb er Damasus (sinngemäß): "Wie soll ich denn die Wahrheit finden, wenn überall etwas anderes steht? Meine ohnehin schon derben Kritiker werden mich auslachen."

Und Damasus antwortete, er möge doch dann einfach die Dokumente nehmen, die am besten zusammenpassen würden und den Rest einfach weglassen.

So tat er es und das Ergebnis ist die Bibel, wie wir sie heute kennen. Der Rest schlummert irgendwo in den unendlichen Katakomben des Vatikan.

Nein, die Bibel wurde definitiv nicht verfälscht!

Es gibt kein antikes Buch, das auch nur annähernd so gut überliefert ist wie die Bibel. Zweifelt man die Bibel an, muss man erst recht daran zweifeln, ob es Cäsar, Kleopatra, Alexander den Großen usw. überhaupt gegeben hat.

Deshalb: Die Bibel ist das bestbelegte historische Dokument überhaupt. Die heute vorliegenden Übersetzungen in den großen Verkehrssprachen sind praktisch fehlerfrei und sinngemäß identisch.

Das AT (Alte Testament) wurde von Manuskript zu Manuskript mit äußerster Sorgfalt abgeschrieben. Es gibt zahlreiche gut erhaltene Handschriften, die bis auf winzige unwesentliche Abweichungen genau übereinstimmen. Sie reichen bis ins Jahr 900 n. Chr. zurück. Das liegt u.a. daran, dass das Volk Israel das AT sehr genau abgeschrieben hat. Beim Abschreiben wurden die Worte aller Manuskripte auf unterschiedlicheWeise gezählt. Sie zählten z. B. bei einem ihrer verschiedenen Tests die Zahl aller Wörter in einer neu angefertigten Abschrift. Wenn die Kopie nicht die richtige Zahl hatte, war das Manuskript unbrauchbar und wurde vergraben. Eine neue Abschrift musste angefertigt werden. Solche Maßnahmen sollten verhindern, daß nicht ein einziges Wort der Heiligen Schrift hinzugefügt bzw. weggelassen werden konnte. Auf diese Weise wurden die Schriftrollen der hebräischen Bibel von einem Jahrhundert zumnächsten sorgfältig und genau überliefert.

Auch der Vorwurf, bestimmte Prophetien seien erst nach den Ereignissen geschrieben, also gefälscht, erwies sich selbst als falsch: Vor wenigen Jahren wurden in Qumran am Toten Meer Jesajaschriften gefunden, die aus der Zeit 200-100 v. Chr. stammen. Es war nahezu eine Sensation, dass sie, obwohl 1000 Jahre älter als die bis dahin vorliegenden Manuskripte aus dem Jahr 900 n. Chr., mit diesen völlig übereinstimmen! Alle auf Jesus weisenden Prophetien sind bereits in ihnen enthalten.

Vom NT (Neuen Testament) liegen etwa 5000 Manuskripte vor, die z.T. bis in die Zeit 350 n. Chr., Auszüge gar bis 150 n. Chr. zurückgehen. Sie weichen nur äußerst geringfügig in einem Tausendstel des Textes untereinander ab!

Zum Vergleich die Daten einiger nichtbiblisch – historischer Werke: Julius Cäsar, „Der Gallische Krieg“: nur 10 guterhaltene Manuskripte aus der Zeit 900 Jahre nach Cäsars Tod! Die „Geschichte“ und die „Annalen“ des Tacitus: nur 2 Manuskripte aus der Zeit 1000 Jahre nach seinem Tod usw. Beides sind allgemein anerkannte geschichtliche Werke, die weitaus weniger gut belegt sind als die Bibel (vgl. Josh McDowel, Bibel im Test, Hänssler-Verlag).


Mayahuel  27.02.2025, 10:12
 anerkannte geschichtliche Werke

weil sie historisch (alt) sind. Das bedeutet nicht, dass darin alle stimmen muss.

 Julius Cäsar, „Der Gallische Krieg“

Siehe:

Das Werk stellt die Hauptquelle zu Caesars Feldzügen dar, ist allerdings von starken Eigeninteressen des Verfassers geprägt und daher als objektive historische Quelle umstritten.

https://de.wikipedia.org/wiki/De_bello_Gallico

Ayman720  27.02.2025, 08:51

Nein, wir haben keinste Ahnung, von welchem Text zum Beispiel die Septuaginta übersetzt wurde, oder kannst du mir den Quelltext zur Übersetzung zeigen?

chrisbyrd  27.02.2025, 09:05
@Ayman720

Die Septuaginta ist ziemlich irrelevant, da gute und genaue Bibelübersetzungen wie die "Schlachter 2000" und die "Revidierte Elberfelder" nicht auf der Septuaginta basieren.

Manche Katholiken halten die Septuaginta gerne hoch, weil sich Apokryphen darin befinden. Aber diese Bücher gehören nicht zur Bibel.

Was die Quelltexte der Bibel angeht, ist der folgende Vortragsreihe sehr gut: Die Sola Scriptura Serie - YouTube

Ayman720  27.02.2025, 09:23
@chrisbyrd
Die Septuaginta ist ziemlich irrelevant

Warum hat dann Jesus aus der Septuaginta zitiert?

chrisbyrd  27.02.2025, 13:45
@Ayman720

Die Autoren des NT haben einfacherweise die Septuaginta-Texte (griechisch!) in ihr NT (griechisch!) übernommen.

Jesus selbst hat nicht in der griechischen Sprache zu den Menschen geredet, sondern auf Hebräisch.

chrisbyrd  27.02.2025, 13:48
@chrisbyrd

Noch besser wird das aber in den von mir verlinkten Videos erklärt...

Ayman720  27.02.2025, 18:26
@chrisbyrd

Das Dumme ist aber, dass Septuaginta und Altes Testament (egal, ob Masoretischer Text oder Übersetzungen hiervon) sich beträchtlich unterscheiden. So ist der Septuaginta-Jeremia um 1/7 kürzer ...

Damit haben die NT-Autoren dem Neuen Testament ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Denn Jesus hat dann gar nicht septuagintaisch gesprochen, sondern einem UNBEKANNTEN(!) anderen Text, denn wir haben auch die Quelle nicht.

chrisbyrd  27.02.2025, 19:54
@Ayman720

Nein, das ist definitiv kein Kuckucksei. Auch ist klar, dass Jesus nicht Griechisch gesprochen hat und schon mal gar nicht Septuagintisch (die Septuaginta ist doch nur eine Übersetzung ins Griechische, die dazu noch einige Apokryphen enthält, die nicht im NT zitiert werden).

Der masoterische Text ist für das Alte Testament maßgeblich. Der Grund dafür ist, dass er sehr genau überliefert wurde, was mit dem sehr genauen Abschreiben zu tun hat (Seiten, bei denen die Zahlen der Zeilen und Buchstaben nicht mit dem Original übereinstimmten, mussten vernichtet werden, weshalb das AT so genau überliefert wurde).

Im NT wird doch nur auf Griechisch aus dem AT zitiert. Nur darum geht es...

Ansonsten ist die Septuaginta nicht weiter relevant, da sie nur eine Übersetzung ist.

Wie schon geschrieben, wird das noch viel besser, als ich es hier tun kann, in diesen Videos erklärt:Die Sola Scriptura Serie - YouTube

Geringfügig durch Abschreibfehler ist das der Fall. Die meisten "Änderungen" sind allerdings in der Deutung, nicht im Text. Außerdem ist die Bibel in vielen Bereichen versiegelt und kann nur mit Gottes Heiligen Geist richtig verstanden werden. - Daniel 12:4 -  Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden auf die Suche gehen und die wahre Erkenntnis wird überströmen.“