"Das Abendmahl Jesu: Ein Sederabend vor dem Passahfest – Historische und Theologische Perspektiven"

annie80  17.02.2025, 14:17

Was ist deine Frage an uns, bzw worüber genau willst du mit uns diskutieren?

TheoLogik01 
Beitragsersteller
 17.02.2025, 14:24

Wenn Du Zeuge Jehovas bist, haltet ihr laut der Zeichnung in der revidierten NWÜ jedes Jahr falsch ab.

3 Antworten

Diese zeitliche Differenz führt oft zu Verwirrung

Johannes hat bewusst die Theologie geändert: Jesus ist nur bei Johannes das »Lamm Gottes« (diese Formulierung gibt es bei den Synoptikern nicht), ein Passahlamm.

Und damit das passt, hat Johannes den Todestag von Jesus auf den 14. Nisan verschoben. Bei den Synoptikern ist der Todestag Jesu der erste volle Festtag des Festes (15. Nisan).

nach den Synoptikern war Jesu Todestag an einem Rüsttag zum Pessachfest (Mk 15,6–42 EU) und nach dem Johannesevangelium starb Jesus am 14. Nisan (siehe Quartodezimaner) zur selben Zeit, als die Passahlämmer im Tempel geschlachtet wurden (Joh 19,14–24 EU).

https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach

Und:

Auffällig ist auch die johanneische Datierung des Todes Jesu: Den Synoptikern zufolge wird Jesus am 15. Nisan morgens um neun gekreuzigt, nachdem er am Vorabend mit den Seinen das Passalamm gegessen hat.
Der johanneischen Darstellung zufolge wird Jesus bereits am 14. Nisan mittags um 12 von Pilatus zum Tode verurteilt.
Dies bedeutet, dass Jesus als das wahre Passalamm stirbt, während im Tempel die Passalämmer geschlachtet werden (vgl. Joh 1,29.36; Joh 19,31-37).

https://www.die-bibel.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/evangelium-nach-johannes

Und:

Die Synoptiker (Mk 14,12-16 par.; Lk 22,15 f.) setzen ein Pesachmahl voraus, während nach Joh 13,1; 18,28 und 19,14 das Letzte Abendmahl am 13. Nisan stattfindet.
Jesus ist nach Joh das eigentliche Lamm Gottes, das durch seinen Tod am Rüsttag die Schuld der Welt hinweggenommen hat (Johannes der Täufer über Jesus in Joh 1,29.36). Im Johannes-Evangelium wird daher auch kein Pesachmahl als Rahmen des Letzten Abendmahls angenommen.

Bild zum Beitrag

https://static.uni-graz.at/fileadmin/kath-institute/Neues-Testament/Eucharistiefeier/datum.pdf

Manche versuchen das mit verschiedenen Kalendersystemen zu erklären:

... andere haben versucht, die Sache über verschiedene Kalender zu harmonisiren:
An dieser Stelle ist nur festzuhalten, dass alle Versuche, diesen Widerspruch kalendarisch weg zu harmonisieren, gescheitert sind.
Besonders erwähnenswert ist der Versuch von Annie Jaubert, die meinte, Jesus und sein Jünger folgten wie die Qumran-Gemeinschaft einem Solarkalender, und nicht dem üblichen Mondkalender. Danach hätten Jesus und seine Jünger vor dem 15. Nisan Passa gefeiert.
Einen ähnlichen Versuch hat Colin Humphreys vor kurzem unternommen und postuliert, dass Jesus und seine Jünger als Galiläer einen anderen, vor-exilischen Kalender verwendet hätten. Diese Thesen scheitern schon daran, dass es nicht die geringsten Indizien dafür gibt, dass die Jesusbewegung einen alternativen Kalender verwendet oder überhaupt sich für kalendarische Fragen interessiert hätte.

https://www.theologie.fau.de/files/2021/01/du-toit-ds-2019_antrittsvorlesung.pdf

In der Bibel geht es um Theologie, nicht um historische Wahrheiten. Und das ist nur für jene Christen ein Problem, die die Bibel für widerspruchsfrei und irrtumslos halten.

 - (Christentum, Bibel, Jesus Christus)

TheoLogik01 
Beitragsersteller
 17.02.2025, 12:33

Die Unterschiede zwischen der Darstellung des letzten Abendmahls und des Todes Jesu in den Evangelien von Johannes und den Synoptikern (Matthäus, Markus und Lukas) sind aus verschiedenen Gründen von Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf den jüdischen Festkalender.

  1. Der jüdische Festkalender und der 14. Nisan: Der 14. Nisan begann nach dem jüdischen Festkalender bereits am Vorabend des 13. Nisan, also bei Sonnenuntergang am Abend des 13. Nisan. An diesem Abend wurde das Passahfest vorbereitet, und das Passalamm wurde geschlachtet. Das Fest selbst dauerte dann bis zum Abend des 15. Nisan. Der 15. Nisan war ein hoher Feiertag, an dem auch der Sabbat gefeiert wurde, und markierte den Höhepunkt des Passahfests.
  1. Die johanneische Darstellung: Im Johannesevangelium wird Jesus bereits am 14. Nisan (also am Donnerstagabend, nach Sonnenuntergang) verhaftet und vor Pilatus gebracht. Seine Kreuzigung erfolgt am Nachmittag des 14. Nisan, also zu der Zeit, als die Passalämmer im Tempel geschlachtet werden. Dies bedeutet, dass Jesus, gemäß Johannes, als das wahre „Passalamm“ stirbt – genau zur Zeit der Opferung der Passalämmer. Diese theologische Symbolik ist in Johannes besonders ausgeprägt: Jesus wird als das endgültige Opferlamm verstanden, dessen Tod die Erlösung der Menschheit bewirkt.
  1. Die synoptische Darstellung: In den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas wird das letzte Mahl Jesu als Passahmahl beschrieben, das am 15. Nisan gefeiert wird. Nach dieser Darstellung wird Jesus in der Nacht vom 14. auf den 15. Nisan mit seinen Jüngern das Passamahl essen und danach in den frühen Morgenstunden des 15. Nisan verhaftet. Diese Erzählung folgt dem traditionellen jüdischen Kalender, in dem der 15. Nisan als der Beginn des Passahfestes und als Sabbat betrachtet wurde.
  1. Historische Betrachtung und der jüdische Kalender des Jahres 33 n. Chr.: Wenn wir das Jahr 33 n. Chr. als Referenz nehmen, ergibt sich, dass der 14. Nisan in diesem Jahr tatsächlich auf einen Freitag fiel, der 13. Nisan auf einen Donnerstag. Das bedeutet, dass der 14. Nisan nach dem jüdischen Kalender schon am Abend des 13. Nisan begann, was für die johanneische Darstellung von Bedeutung ist. Jesus könnte also schon am Donnerstagabend verhaftet und am Freitagmittag gekreuzigt worden sein.
  1. Warum Johannes recht haben könnte: Wenn der 14. Nisan tatsächlich am Vorabend des 13. Nisan begann und auf einen Freitag fiel, könnte es plausibel sein, dass Jesus am 14. Nisan, also einem Freitag, verurteilt wurde und gegen Nachmittag starb. Nach jüdischer Tradition musste die Kreuzigung noch vor Beginn des Sabbats (15. Nisan) abgeschlossen sein. Diese Darstellung könnte mit der johanneischen Interpretation zusammenhängen, dass Jesus als das wahre Passalamm stirbt, genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Passalämmer im Tempel geschlachtet werden. So wird Jesus in Johannes als das Opferlamm für die Sünden der Welt verstanden.
  1. Theologische Bedeutung der johanneischen Darstellung: Johannes hebt durch diese Darstellung die Symbolik des Passahfestes und der Opferlämmer hervor, indem er Jesus als das wahre Passalamm darstellt, das für die Erlösung der Menschheit stirbt. Der Zeitpunkt seines Todes wird als erfüllt von göttlicher Vorsehung dargestellt: Jesus stirbt exakt zu dem Zeitpunkt, als die Passalämmer im Tempel geopfert werden. Dies unterstreicht die christliche Theologie, dass Jesus das endgültige und vollkommene Opferlamm ist, dessen Tod die Erlösung aller Menschen ermöglicht.

Wenn wir also, wie die Zeugen Jehovas, das Jahr 33 n. Chr. als Referenz nehmen, lässt sich sagen, dass die johanneische Darstellung des Todes Jesu in Verbindung mit dem jüdischen Festkalender des Jahres 33 n. Chr. historisch plausibel ist. Die Tatsache, dass der 14. Nisan bereits am Vorabend des 13. Nisan begann, und dass der 14. Nisan in diesem Jahr auf einen Freitag fiel, bietet eine mögliche Erklärung für die zeitliche Übereinstimmung der Kreuzigung Jesu mit der Opferung der Passalämmer. Johannes betont mit dieser Darstellung nicht nur den historischen Ablauf, sondern auch die theologische Bedeutung Jesu als das wahre Opferlamm.

BillyShears  17.02.2025, 17:34
@TheoLogik01
die zeitliche Übereinstimmung der Kreuzigung Jesu mit der Opferung der Passalämmer.

Das würde bedeuten, das Abendmahl wäre kein Sederabend gewesen - und das haut nicht hin.

TheoLogik01 
Beitragsersteller
 18.02.2025, 10:49
@BillyShears

Am Sederabend, der am 13. Nisan stattfindet, wird oft von einem symbolischen Lamm erzählt, das von der Familie gegessen wird. Das hat seine Wurzeln in der Geschichte des ersten Passahs, das im Buch Exodus beschrieben ist. Im alten Ägypten sollten die Israeliten am Abend vor dem Auszug (dem 14. Nisan) ein Lamm schlachten und dessen Blut an die Türpfosten streichen, damit der „Engel des Todes“ an ihren Häusern vorübergeht und ihre Erstgeborenen verschont. Dieses Lamm wurde dann am Abend des 14. Nisan, also am Sederabend, gemeinsam gegessen.

Jedoch gab es auch eine religiöse Praxis, bei der am 14. Nisan, also am Tag nach dem Sederabend, die sogenannten „zweiten Opferlämmer“ im Tempel geschlachtet wurden. Diese Opferlämmer waren Teil der öffentlichen Feierlichkeiten zu Pessach und wurden nicht von den Familien zu Hause gegessen, sondern als Teil des Opferrituals im Tempel in Jerusalem.

Im Laufe der Jahrhunderte, als der Tempel zerstört wurde und die Möglichkeit, das Pessachlamm zu opfern, nicht mehr bestand, wurde die Tradition des Pessachmahls umstrukturiert. Der Sederabend mit der symbolischen Bedeutung des Lammes als Erinnerung an das Opfer und das befreiende Ereignis in Ägypten wurde beibehalten. Aber das tatsächliche Schlachten der Lämmer fand fortan nur noch in Erinnerung an die ursprüngliche Praxis statt, da es keine Tempelopfer mehr gibt.

Zusammengefasst:

  • Am 13. Nisan, dem Sederabend, wird symbolisch ein Lamm gegessen, um an das Passahereignis zu erinnern.
  • Am 14. Nisan fanden im Tempel die zweiten Opferlämmer statt, die öffentlich als Teil des religiösen Rituals geschlachtet wurden.

Die Praxis hat sich mit der Zerstörung des Tempels verändert, aber die symbolische Bedeutung des Lammes bleibt im Sederabend bestehen.

Mayahuel  18.02.2025, 10:55
@TheoLogik01
Jedoch gab es auch eine religiöse Praxis

Wo kann man das nachlesen?

BillyShears  18.02.2025, 13:13
@TheoLogik01
Am Sederabend, der am 13. Nisan stattfindet, wird oft von einem symbolischen Lamm erzählt, das von der Familie gegessen wird.

Beim Sederabend wird das Lamm gegessen dass am 14.Nisan geschlachtet wird.

Jeder Festtag beginnt am Vorabend, denn im jüdischen Kalender dauert der Tag vom Vorabend bis zum Abend des Tages – nicht von 0 bis 24 Uhr.

Aus Wikipedia, Stichwort Pessach

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern ein gewöhnlicher Sederabend war, der auf den 13. Nisan datiert ist und damit vor dem traditionellen Passahfest stattfand.

Jetzt müsstest Du nur noch klären warum man den Angaben des EvJoh vor denen der Synoptiker priorisieren sollte. Insbesondere weil das EvJoh an zahlreichen Stellen deutlich macht, dass für ihn die historischen Umstände des Mannes aus Nazareth völlig gleichgültig sind.