"Das Abendmahl Jesu: Ein Sederabend vor dem Passahfest – Historische und Theologische Perspektiven"
Diesmal mit Schaubildern für Zeugen Jehovas, damit sie auch mal ihre eigene Literatur verstehen.
Das Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, wird oft als besonderes religiöses Ereignis betrachtet, das viele theologische Bedeutungen trägt. Doch aus einer historischen und jüdischen Perspektive gesehen, war das Abendmahl ursprünglich ein gewöhnlicher Sederabend, wie er in jedem jüdischen Haushalt zur Zeit des Passahfestes abgehalten wurde. Der Sederabend ist der erste Teil des Passahfestes, das die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei feiert und traditionell am 14. Nisan im jüdischen Kalender gefeiert wird.
Im Johannesevangelium (Johannes 13–17) wird jedoch angegeben, dass Jesus und seine Jünger das Mahl am Abend vom 13. auf den 14. Nisan hielten, was sich von der Passahfeier unterscheidet, wie sie in den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) beschrieben wird, die das Mahl am 14. Nisan selbst ansetzen. Diese zeitliche Differenz führt oft zu Verwirrung, da sie nicht mit der üblichen jüdischen Praxis übereinstimmt. Doch es gibt verschiedene Erklärungen, warum Johannes das Abendmahl bereits am Vorabend des Passahfestes verortet.
Einer der entscheidenden Punkte ist, dass laut jüdischem Kalender der Tag mit Sonnenuntergang beginnt. Der Sederabend, der mit dem Beginn des 14. Nisan gefeiert wurde, begann also tatsächlich am Abend des 13. Nisan nach Sonnenuntergang. Dies bedeutet, dass der Abend, an dem Jesus mit seinen Jüngern das Mahl hielt, in etwa zu der Zeit stattfand, als viele andere jüdische Haushalte auch ihren Seder feierten. Jesus selbst feierte also in Übereinstimmung mit der jüdischen Tradition der Zeit.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den du ansprichst, ist der Tod Jesu. Laut den Evangelien starb Jesus am 14. Nisan, und zwar in der 9. Stunde des Tages (was in unserer Zeit etwa 15:00 Uhr entspricht). Da der jüdische Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt, und Jesus zu diesem Zeitpunkt bereits gestorben war, konnte er nicht mehr am Abend des 14. Nisan, also nach Sonnenuntergang, das Mahl mit seinen Jüngern halten. Dies legt nahe, dass das von ihm gefeierte Mahl tatsächlich am Abend des 13. Nisan, also vor dem Passahabend, stattfand, was in Einklang mit der Darstellung im Johannes-Evangelium steht.
Darüber hinaus war das Passahmahl zu Jesu Zeiten eine Veranstaltung, die für alle Israeliten üblich war. Es war nicht auf eine spezielle Gruppe oder einen begrenzten Kreis von Juden beschränkt. Das Passahfest, mit dem Sederabend als Höhepunkt, war eine zentrale religiöse Feier, die von allen jüdischen Haushalten im Land gefeiert wurde, nicht nur von einer spezifischen religiösen Sekte oder Gruppe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern ein gewöhnlicher Sederabend war, der auf den 13. Nisan datiert ist und damit vor dem traditionellen Passahfest stattfand. Die Idee, dass das Mahl nach Sonnenuntergang am 14. Nisan stattfand, würde mit dem Tod Jesu, der laut den Evangelien zur 9. Stunde am 14. Nisan eintrat, nicht übereinstimmen.
Was ist deine Frage an uns, bzw worüber genau willst du mit uns diskutieren?
Wenn Du Zeuge Jehovas bist, haltet ihr laut der Zeichnung in der revidierten NWÜ jedes Jahr falsch ab.
3 Antworten
Diese zeitliche Differenz führt oft zu Verwirrung
Johannes hat bewusst die Theologie geändert: Jesus ist nur bei Johannes das »Lamm Gottes« (diese Formulierung gibt es bei den Synoptikern nicht), ein Passahlamm.
Und damit das passt, hat Johannes den Todestag von Jesus auf den 14. Nisan verschoben. Bei den Synoptikern ist der Todestag Jesu der erste volle Festtag des Festes (15. Nisan).
nach den Synoptikern war Jesu Todestag an einem Rüsttag zum Pessachfest (Mk 15,6–42 EU) und nach dem Johannesevangelium starb Jesus am 14. Nisan (siehe Quartodezimaner) zur selben Zeit, als die Passahlämmer im Tempel geschlachtet wurden (Joh 19,14–24 EU).
https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach
Und:
Auffällig ist auch die johanneische Datierung des Todes Jesu: Den Synoptikern zufolge wird Jesus am 15. Nisan morgens um neun gekreuzigt, nachdem er am Vorabend mit den Seinen das Passalamm gegessen hat.
Der johanneischen Darstellung zufolge wird Jesus bereits am 14. Nisan mittags um 12 von Pilatus zum Tode verurteilt.
Dies bedeutet, dass Jesus als das wahre Passalamm stirbt, während im Tempel die Passalämmer geschlachtet werden (vgl. Joh 1,29.36; Joh 19,31-37).
https://www.die-bibel.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/evangelium-nach-johannes
Und:
Die Synoptiker (Mk 14,12-16 par.; Lk 22,15 f.) setzen ein Pesachmahl voraus, während nach Joh 13,1; 18,28 und 19,14 das Letzte Abendmahl am 13. Nisan stattfindet.
Jesus ist nach Joh das eigentliche Lamm Gottes, das durch seinen Tod am Rüsttag die Schuld der Welt hinweggenommen hat (Johannes der Täufer über Jesus in Joh 1,29.36). Im Johannes-Evangelium wird daher auch kein Pesachmahl als Rahmen des Letzten Abendmahls angenommen.
https://static.uni-graz.at/fileadmin/kath-institute/Neues-Testament/Eucharistiefeier/datum.pdf
Manche versuchen das mit verschiedenen Kalendersystemen zu erklären:
... andere haben versucht, die Sache über verschiedene Kalender zu harmonisiren:
An dieser Stelle ist nur festzuhalten, dass alle Versuche, diesen Widerspruch kalendarisch weg zu harmonisieren, gescheitert sind.
Besonders erwähnenswert ist der Versuch von Annie Jaubert, die meinte, Jesus und sein Jünger folgten wie die Qumran-Gemeinschaft einem Solarkalender, und nicht dem üblichen Mondkalender. Danach hätten Jesus und seine Jünger vor dem 15. Nisan Passa gefeiert.
Einen ähnlichen Versuch hat Colin Humphreys vor kurzem unternommen und postuliert, dass Jesus und seine Jünger als Galiläer einen anderen, vor-exilischen Kalender verwendet hätten. Diese Thesen scheitern schon daran, dass es nicht die geringsten Indizien dafür gibt, dass die Jesusbewegung einen alternativen Kalender verwendet oder überhaupt sich für kalendarische Fragen interessiert hätte.
https://www.theologie.fau.de/files/2021/01/du-toit-ds-2019_antrittsvorlesung.pdf
In der Bibel geht es um Theologie, nicht um historische Wahrheiten. Und das ist nur für jene Christen ein Problem, die die Bibel für widerspruchsfrei und irrtumslos halten.

die zeitliche Übereinstimmung der Kreuzigung Jesu mit der Opferung der Passalämmer.
Das würde bedeuten, das Abendmahl wäre kein Sederabend gewesen - und das haut nicht hin.
Am Sederabend, der am 13. Nisan stattfindet, wird oft von einem symbolischen Lamm erzählt, das von der Familie gegessen wird. Das hat seine Wurzeln in der Geschichte des ersten Passahs, das im Buch Exodus beschrieben ist. Im alten Ägypten sollten die Israeliten am Abend vor dem Auszug (dem 14. Nisan) ein Lamm schlachten und dessen Blut an die Türpfosten streichen, damit der „Engel des Todes“ an ihren Häusern vorübergeht und ihre Erstgeborenen verschont. Dieses Lamm wurde dann am Abend des 14. Nisan, also am Sederabend, gemeinsam gegessen.
Jedoch gab es auch eine religiöse Praxis, bei der am 14. Nisan, also am Tag nach dem Sederabend, die sogenannten „zweiten Opferlämmer“ im Tempel geschlachtet wurden. Diese Opferlämmer waren Teil der öffentlichen Feierlichkeiten zu Pessach und wurden nicht von den Familien zu Hause gegessen, sondern als Teil des Opferrituals im Tempel in Jerusalem.
Im Laufe der Jahrhunderte, als der Tempel zerstört wurde und die Möglichkeit, das Pessachlamm zu opfern, nicht mehr bestand, wurde die Tradition des Pessachmahls umstrukturiert. Der Sederabend mit der symbolischen Bedeutung des Lammes als Erinnerung an das Opfer und das befreiende Ereignis in Ägypten wurde beibehalten. Aber das tatsächliche Schlachten der Lämmer fand fortan nur noch in Erinnerung an die ursprüngliche Praxis statt, da es keine Tempelopfer mehr gibt.
Zusammengefasst:
- Am 13. Nisan, dem Sederabend, wird symbolisch ein Lamm gegessen, um an das Passahereignis zu erinnern.
- Am 14. Nisan fanden im Tempel die zweiten Opferlämmer statt, die öffentlich als Teil des religiösen Rituals geschlachtet wurden.
Die Praxis hat sich mit der Zerstörung des Tempels verändert, aber die symbolische Bedeutung des Lammes bleibt im Sederabend bestehen.
Am Sederabend, der am 13. Nisan stattfindet, wird oft von einem symbolischen Lamm erzählt, das von der Familie gegessen wird.
Beim Sederabend wird das Lamm gegessen dass am 14.Nisan geschlachtet wird.
Jeder Festtag beginnt am Vorabend, denn im jüdischen Kalender dauert der Tag vom Vorabend bis zum Abend des Tages – nicht von 0 bis 24 Uhr.
Aus Wikipedia, Stichwort Pessach
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern ein gewöhnlicher Sederabend war, der auf den 13. Nisan datiert ist und damit vor dem traditionellen Passahfest stattfand.
Jetzt müsstest Du nur noch klären warum man den Angaben des EvJoh vor denen der Synoptiker priorisieren sollte. Insbesondere weil das EvJoh an zahlreichen Stellen deutlich macht, dass für ihn die historischen Umstände des Mannes aus Nazareth völlig gleichgültig sind.
Die Unterschiede zwischen der Darstellung des letzten Abendmahls und des Todes Jesu in den Evangelien von Johannes und den Synoptikern (Matthäus, Markus und Lukas) sind aus verschiedenen Gründen von Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf den jüdischen Festkalender.
Wenn wir also, wie die Zeugen Jehovas, das Jahr 33 n. Chr. als Referenz nehmen, lässt sich sagen, dass die johanneische Darstellung des Todes Jesu in Verbindung mit dem jüdischen Festkalender des Jahres 33 n. Chr. historisch plausibel ist. Die Tatsache, dass der 14. Nisan bereits am Vorabend des 13. Nisan begann, und dass der 14. Nisan in diesem Jahr auf einen Freitag fiel, bietet eine mögliche Erklärung für die zeitliche Übereinstimmung der Kreuzigung Jesu mit der Opferung der Passalämmer. Johannes betont mit dieser Darstellung nicht nur den historischen Ablauf, sondern auch die theologische Bedeutung Jesu als das wahre Opferlamm.