Frage an die Christen: Wie traut ihr den Evangelien, wenn die Autoren unbekannt sind?

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unbekannten Autoren

Es war bei den Juden nunmal üblich, dass sich der Verfasser nicht nannte, wenn der Fokus auf dem Buch selbst liegen sollte. Trotzdem ist die Verfasserschaft der Evangelien klar.

Zur Verfasserschaft der Evangelien:

Matthäus:

Das Evangelium selber nennt seinen Schreiber nicht. Das ist aber nicht ungewöhnlich. Es war damals wie schon erwähnt bei Juden nicht unüblich, dass der Verfasser seine Identität nicht offen bekannt gab, wenn der Fokus auf dem Bezeugtem liegen sollte und nicht auf dem Verfasser (gleiches gilt für die anderen Evangelien). Aufgrund der Datenlage ergibt es aber sehr viel Sinn, dass Matthäus der Schreiber ist:

Bei vielen Kirchenvätern der Frühzeit des christlichen Glaubens wird er als Verfasser genannt - unter anderem bei Pseudobarnabas, Clemens von Rom, Polykarp, Justinus Martyr, Clemens von Alexandria, Tertullian und Origenes. (Für weitere Belege vgl. Norman L. Geisler und William E. Nix (1968), A General Introduction to the Bible; Chicago; S. 193.)

Matthäus gehörte nicht zu den bedeutenden Aposteln. Man würde eigentlich eher erwarten, daß das erste Evangelium von Petrus, Jakobus oder Johannes stammen würde. Aber die Tatsache, daß die ganze altkirchliche Tradition auf Matthäus weist, spricht sehr dafür, daß er tatsächlich der Schreiber war.

Auch der Stil des Evangeliums ist so exakt, wie man es nur von einem Zöllner erwarten kann.

Matthäus hatte ein großes Interesse an Buchhaltung (Mat.18,23-24; 25,14-15). Das Buch ist sehr geordnet und präzise. Anstatt in einer chronologischen Reihenfolge zu schreiben, ist dieses Evangelium an 6 Diskussionen (siehe hier unter "Kurzzusammenfassung") geordnet.

Matthäus war Zöllner und als solcher konnte er in einer Art Stenographie schreiben, was bedeutet, dass Matthäus die Worte, die gesprochen wurden, Wort für Wort festhalten konnte.

Es gibt also gute Gründe dafür, dass Matthäus der Schreiber dieses Evangeliums ist.

Markus:

Auch dieses Evangelium nennt seinen Schreiber nicht. Aber auch hier gibt es gute Gründe für Markus als Schreiber. Er war zwar kein Augenzeuge Jesu, war aber ein Mitarbeiter von Petrus, der Augenzeuge war.

Eusebius von Cäsarea(339 oder 340 n. Chr. gestorben) zitiert Bischof Papias von Hierapolis (ca. 100 n. Chr.) in seiner Kirchengeschichte:

Markos war der Dolmetscher des Petrus und schrieb sorgfältig auf, was er im Gedächtnis behalten hatte.

Dass Markus ein Mitarbeiter Petrus war, wird auch im 1.Petrusbrief bestätigt:

1Petr 5,13 Es grüßt euch die Mitauserwählte in Babylon und Markus, mein Sohn [Sohn im geistlichen Sinn, nicht leiblich]. Grüßt einander mit dem Kuss der Liebe!

Außerdem zitiert Papias den Ältesten Johannes, der gesagt hat, dass Markus, der Mitarbeiter Petrus, das Markus-Evangelium geschrieben hat. Justin der Märtyrer, Irenäus, Tertullian, Clemens von Alexandria, Origenes und der Prolog gegen die Marcioniten sagen ausnahmslos das Gleiche.

Markus gilt nicht ohne Grund als Schreiber dieses Evangeliums.

Lukas:

Auch hier nennt das Evangelium seinen Schreiber nicht, wohl aber an wen es gerichtet ist und dass es auf Augenzeugenberichten beruht:

Lk 1: 1 Nachdem viele es unternommen haben, einen Bericht über die Tatsachen abzufassen, die unter uns völlig erwiesen sind,

2 wie sie uns diejenigen überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind,

3 so schien es auch mir gut, der ich allem von Anfang an genau nachgegangen bin, es dir der Reihe nach zu beschreiben, vortrefflichster Theophilus,

4 damit du die Gewissheit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.

Die Apostelgeschichte wurde vom selben Schreiber wie dieses Evangelium geschrieben. In ihr findet sich ein Hinweis auf den Verfasser.

Apg. 1: 1 Den ersten Bericht habe ich verfasst, o Theophilus, über alles, was Jesus anfing zu tun und zu lehren,

2 bis zu dem Tag, da er [in den Himmel] aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte.

Apg 16: 10 Als er aber dieses Gesicht gesehen hatte, waren wir sogleich bestrebt, nach Mazedonien zu ziehen, indem wir daraus schlossen, dass uns der Herr berufen hatte, ihnen das Evangelium zu verkündigen.

11 So fuhren wir denn [mit dem Schiff] von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrace und am folgenden Tag nach Neapolis.

Hier schreibt der Schreiber von sich und Paulus. Der Schreiber muss also ein Freund und Mitarbeiter von Paulus gewesen sein, was auch Sinn ergibt, da die Reisen des Paulus sehr genau beschrieben werden. Weitere solcher "Wir-Stellen" sind: 20,5.6; 21,15; 27,1; 28,16; vgl. 2. Tim 4,11

Und Lukas war ein Mitarbeiter von Paulus:

Phlm 1: 23 Es grüßen dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus,

24 Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter.

Nach Apg 28,16 war der Schreiber der Apg. und des Lukas Evangeliums bei Paulus, als dieser das zweite Mal gefangen nach Rom gebracht wurde. Der 2.Timotheusbrief ist zu dieser Zeit geschrieben worden. Dort schreibt Paulus in Kapitel 4:

11 Nur Lukas ist bei mir. Nimm Markus zu dir und bringe ihn mit; denn er ist mir sehr nützlich zum Dienst.

Wenn zu dem Zeitpunkt also nur Lukas bei Paulus war, muss er der Schreiber der Apostelgeschichte und somit auch des Lukas-Evangeliums sein.

Außerdem: Irenäus von Lyon, einer der frühen Kirchenlehrer, nennt Lukas als Schreiber des Lukas-Evangeliums. Ebenso Eusebius, Justin den Märtyrer, Hegesippus, Clemens von Alexandria und Tertullian.

Lukas ist der Verfasser des Lukas-Evangeliums und sein Bericht basiert auf Augenzeugenbefragungen.

Johannes:

Aus dem Johannesevangelium geht eindeutig hervor, dass es von einem Jesu nahestehenden Jünger geschrieben wurde - und das war höchstwahrscheinlich Johannes:

Joh. 21:20 Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte, der sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt und gefragt hatte: Herr, wer ist’s, der dich verrät?

21 Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was ist aber mit diesem?

22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!

23 Daher kam nun dieses Wort auf unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht! Und doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er sterbe nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?

24 Das ist der Jünger, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und dies geschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.

Der Schreiber ist also auf jeden Fall ein Jünger Jesu, der Jesus nahe stand. Am nächsten standen Jesus Petrus, Jakobus und Johannes, was man auch daran merkt, dass Jesus teiweise nur diese 3 mitnahm (z.B bei seiner Verklärung)

Petrus kann nicht der Schreiber sein, da er selbst nach jenem fragt. Es könnte durchaus Johannes sein. Denn im Johannes Evangelium wird der Jünger Johannes nie namentlich genannt, sondern immer nur als "Jünger den Jesus liebte" bezeichnet.

Da wir aus den anderen Evangelien wissen, dass Johannes ein Jünger Jesu war und dieser im Johannes-Evangelium nicht genannt wird, wohl aber ein Jünger, den Jesus lieb hat, liegt nahe, dass Johannes dieser Jünger ist.

Auch in der frühen Kirchengeschichte wird Johannes wie selbstverständlich als Schreiber genannt. (Irenäus von Lyon, Tertullian, Clemens von Alexandrien)

Hier ein ausführlicher Artikel dazu.

Zur Datierung der Evangelien:

https://www.youtube.com/watch?v=eSPeWJw-jYk

Ich dachte bis dato immer, Augenzeugen und Jünger haben diese geschrieben.

Ist auch so. Selbst das letzte Evangelium (Johannes - 85-95 n. Chr.) ist noch früh genug, dass Johannes da gelebt hat. - Der starb 101 n. Chr.

Überhaupt muss dir klar sein, dass die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu keine Langeweile hatten. Das Leben ging ja weiter: Das Evangelium verkünden, sich gegen Kritiker verteidigen, für den Lebensunterhalt sorgen,... Da denkt man nicht sofort nach der Himmelfahrt daran einen Bericht über Jesu Leben zu verfassen.

Woher nehmt ihr euren Glauben, dass Jesus Christus wirklich Gott als Mensch war?

Na z.B die Tatsache Seiner Auferstehung.

und dann auch oft von einander abgeschrieben

Bloße Behauptung. Wer das behauptet setzt bereits voraus, dass die Evangelien im Wesentlichen nicht die Wahrheit berichten. Tatsächlich spricht die Tatsache, dass sie im Wesentlichen übereinstimmen, sich aber in manchen Details unterscheiden, für glaubwürdige Zeugenaussagen.

Ich hoffe das hilft dir :)

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigener Glaube -- bin bibelgläubiger Christ

Hallo JT1204,

Du wirst keine Beweise finden, denn Gott möchte, dass es keine weltlichen Beweise gibt, sondern dass Christen freiwillig Gott suchen und ihm vertrauen. 🙏

Das Wort Gottes selbst ist Beweis der Wahrheit. 💖

Nimm Dir doch mal eine gute Übersetzung, wie z.B. Luther, Schlachter, Elberfelder und Dir empfehle ich das Johannes Evangelium zu lesen.

Und ließ, was Jesus sagt. Und Du wirst fühlen dass es Wahrheit ist, die Jesus spricht, und das die Wahrheit für sich Beweis ist.

Nimm Dir Zeit beim Lesen, lasse die Worte auf Dich wirken, und fühle mit Deinem Herzen, und denke nicht mit Deinem Verstand.

Denn Gottes Wort richtet sich an die Herzen der Menschen, nicht an den Verstand. 😊

Glauben kommt von Vertrauen, und wer Gott vertraut und an Jesus glaubt, und anfängt danach zu leben, dem schenkt Gott früher oder später auch kleine Wunder, und irgendwann größere Wunder, so dass Du eines Tages ganz sicher sein wirst. 🙏

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gotteserfahrung 🙏

Unabhängig davon, ob man Christ ist oder nicht - es gibt gute Gründe, zumindest einen wahren Kern der Evangelien anzunehmen, auch für Atheisten.

Ein paar mögliche Argumente:

  • Widersprüche in den Evangelien - die Tatsache, dass bestimmte Sachverhalte in den Evangelien unterschiedlich dargestellt werden, spricht für einen historischen Kern. Hätten sich alle Autoren verschworen, um eine "Jesus-Story" zu erfinden, wären die Evangelien besser aufeinander abgestimmt. Jetzt hat man tatsächlich eher den Eindruck, dass hier verschwommene Erinnerungen aus verschiedenen Quellen zusammengetragen wurden. Man kennt das auch aus dem eigenen Leben: befragt man zwei Leute über den Inhalt eines Gespräches, das vor einem Monat stattfand, so erfährt man von beiden mitunter recht Verschiedenes.
  • Problematiken in der Jesus-Darstellung - Jesus ist nicht der "perfekte Messias", wie ihn sich Autoren ausgedacht hätten, so er denn erfunden worden wäre. Seine Herkunft aus Nazareth (einem kleinen, unbedeutenden Ort im Niemandsland) wurde für die späteren Christen zum Beispiel zum Problem, weshalb einige Evangelien Jesus' Geburtsort nach Betlehem, in die Stadt Davids verlegen. Historiker sind sich einig, dass die entsprechenden Legenden christliche Fiktion sind. Auch bestimmte Aussprüche Jesu waren der späteren Kirche unangenehm, sie wurden relativiert oder uminterpretiert. Der Theologe Heinz-Werner Kubitza hat in seinen Büchern dutzende Beispiele dafür angebracht.

Es spricht vieles dafür, dass es einen Menschen namens Jesus von Nazareth gab, dass er zumindest eine Zeit lang recht viele Anhänger und Bewunderer hatte und dass er (aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen) hingerichtet wurde. Was danach geschah, ist höchst umstritten und sehr unsicher - in jedem Fall gewann die von ihm gegründete Bewegung neue Kraft und wurde in den nächsten Jahrhunderten die Staatsreligion des damals mächtigsten Reiches der antiken Welt.


Mayahuel  11.09.2024, 08:58
Evangelien Jesus' Geburtsort nach Betlehem,

Von Christen wird zB gerne Micha 5,1 verwendet, der angebliche Geburtsort des Messias:

https://www.bibleserver.com/LUT/Micha5%2C1

Was danach im Text kommt, wird von Christen aber ignoriert.

Micha 5,4: der Typ aus Mi 5,1 soll dabei helfen, einen Angriff von Assur, das Assyrische Reich, abzuwehren:

 4 Und er wird der Friede sein. Wenn Assur in unser Land fällt und in unsere festen Häuser einbricht, so werden wir sieben Hirten und acht Fürsten dagegen aufstellen.
5 Sie werden das Land Assur mit dem Schwert weiden und das Land Nimrods mit ihren bloßen Waffen.
So wird er uns von Assur erretten, wenn es in unser Land fallen und in unsere Grenzen einbrechen wird.

https://www.bibleserver.com/LUT/Micha5%2C4-6

Jesus hat nicht geholfen, einen Angriff abzuwehren. Rosinenpickerei ...

Ich bin im christlichen Glauben aufgewachsen und habe Religionsunterricht gehabt. Mit der Bibel wurde eher recht spät angefangen. Als wir in der 7. Klasse waren kam jemand vom Gideon Bund (oder so ähnlich) und wir bekamen unsere erste Bibel geschenkt. Davor kannten wir die BIbel nur, als Buch das vorne auf dem Altar lag.

Als Kind hinterfragt man nicht ob das was in den Evangelien steht von irgendwem geschrieben wurde.

Es gab eine Zeit, da war die Bibel mein täglicher Begleiter. Mein Arbeitswerkzeug. Da wurde auch nicht hinterfragt wer die Autoren sind sondern es wurde gleich gesagt, kommt von Gott.

Danach war lange zeit Pause mit dem Glauben und anderen Sachen rund um Religion. Heute ist es so, dass ich in der Bibel lese, aber auch hier tangieren mich die Autoren wenig. Weil ich heute Erlebnisse habe wo ich sage, ja, da steht Gott hinter, hier merkt man genau, das er da seine Hände im Spiel hat. Erst gestern Abend wieder so eine Situation gehabt.

Die Bibel ist für mich "nur" das Grundgerüst. Oder besser ein Werkzeug. Die Erfahrungen die ich gemacht habe, die Erlebnisse mit dem Glauben und mit Gott, die stehen eh nicht in der Bibel. Das ist was persönliches. Das ist auch der Grund warum ich sage, Religion gehört in den persönlichen Bereich, der sich nach außen hin aber mit den Eigenschaften Jesu zeigen sollte, also als positives Vorbild sozusagen.

mittlerweile Konsens

Dazu braucht es keinen Konsens. Die Autoren stellen sich im Text nicht vor. Titel und Überschriften sind nicht Bestandteil des Textes.

Die Synoptiker behaupten auch nicht von sich, dass sie Augenzeugen sind. Johannes wurde nicht in der ersten Person geschrieben, sondern bezieht sich auf den Lieblingsjünger als Figur.

Die Zuordnung ist christliche Tradition.

Selbst mit Nennung des Autors wird ein Text nicht zwingend glaubwürdiger:

Anas reported that the moon was split up in two parts and in the hadith recorded in Abu Dawud, the words are:
" The moon was split up into two parts during the life of Allah's Messenger

https://sunnah.com/muslim:2802c

Anas berichtet über die Teilung des Mondes. In sahih Muslim (sahih = authentisch überliefert). Und bestätigt so den Koran.

Interessiert Christen nicht 🙃

Frage an die Christen

ups, übersehen


joergbauer  15.09.2024, 21:50

Aha, der Mond wurde also geteilt....schon klar...

Mayahuel  15.09.2024, 22:03
@joergbauer
Aha, der Mond wurde also geteilt....schon klar...

Aha, Jesus ist auferstanden ....schon klar...