Unterschied Sozialismus und Diktatur?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Warum ein Unterschied - der Sozialismus, ist in erster Linie eine Idee (ein ideal), eine Gesellschaft, in der die Klassengegensätze so weit gemildert sind, das Armut und Reichtum keine gravierenden Gegensätze mehr bilden (ideologisch stammt das ja auch der Klassig der Industrialisierung). Das das politisch gegen starke Machtinteressen durchgesetzt werden muss, führt zur Idee einer Diktatur des Proletariats.

Eine Diktatur, das erleben wir in vielfältiger Form, ist ein durchaus vielgestaltiges etwas. Der "große Diktator" (aus Chaplins Film, (Hitler, Stalin, Mussolini etc.) stellen nur eine Idealform dar. Die Diktatur des Proletariats, oder die einer (angenommenen Rasse) der die einer mehr oder weniger definierten ("wir sind das Volk" schreienden) Gruppe, oder die einer Oligarchie stellen die derzeit realen Formen dar.

Die Frage ergibt keinen Sinn. Sozialismus und Diktatur kann sogar gleichzeitig stattfinden. Das schließt sich nicht aus.

Sozialismus bezieht sich auf die Wirtschaft, Diktatur auf die Politik.

Nichtsnutz12 
Fragesteller
 08.07.2021, 08:02

Ok was ist trotzdem der unterschied

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jort93  08.07.2021, 08:03
@Nichtsnutz12

Da ist als ob du nach dem Unterschied zwischen Volvo und Blau fragst.

Die haben nichts miteinander zu tun.

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HeinrichLuff  08.07.2021, 08:07
@jort93

Doch, schon!

Sozialismus geht nur in einer Diktatur, da Sozialismus ja gut sein soll, aber nie für alle wirklich reicht.

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xubjan  08.07.2021, 08:28
@HeinrichLuff
Sozialismus geht nur in einer Diktatur

Nur wenn du von den über 100 Spielarten dieses Begriffs eine ganz bestimmte rauspickst. Obwohl ein Apfel Obst ist, folgt daraus nicht, dass Birnen kein Obst sind.

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Von Experte Geraldianer bestätigt

Als Diktatur wird in der heutigen Zeit alles bezeichnet, was einer modernen Demokratie widerspricht. Das alles hat sich durchaus in der Bedeutung etwas gewandelt, denn antike Demokratien wären heutzutage wohl nicht immer eine moderne Demokratie, vor allem weil seinerzeit noch der Punkt des Rechtsstaates fehlte bzw. sich erst langsam in Ansätzen entwickelte.

Die moderne Demokratie geht Hand in Hand mit einer Gewaltenteilung, einem Rechtsstaat und freien Wahlen des gesamten Volkes (und nicht nur einer Oberschicht wie beispielsweise oft im antiken Griechenland). Gewaltenteilung heißt also, dass Exekutive, Judikative und Legislative voneinander getrennt sind und sich gegenseitig überwachen. Heutzutage zählt man noch die 4. Gewalt dazu (Medien bzw. Pressefreiheit). Rechtsstaat bedeutet, dass es ein klares Gesetzeswerk gibt aufbauend auf einer Verfassung, an die sich auch die drei Gewalten halten müssen. Freie Wahlen bedeutet, dass es auch freie Parteien und konkurrierende Meinungen gibt und nicht alles erzwungen wird in die SED-Einheitspartei, der man nur noch zustimmen darf.

Es gibt heutzutage viele verschiedene Interpretationen wie das im Detail ausgestaltet ist. Es gibt Ansätze von direkter Demokratie bei uns oder auch anderswo. Bei uns kannst du beispielsweise Bürgerbegehren u.ä. einbringen bis hin zur Landesebene. In der Schweiz geht das bis auf Bundesebene hoch. Wir haben einen öffentlichen Rundfunk, der absichtlich nicht aus Steuern finanziert wird (damit die Politik nicht über Steuern Einfluss ausübt). In anderen Ländern sieht man das nicht so und finanziert das aus Steuern usw. Bei uns gibt es zusätzliche Absicherung über ein föderales System (Bundesländer und Bundesrat).

Man darf Demokratie nicht mit Willkür verwechseln oder mit totaler Freiheit (Anomie). Das heißt: Auch eine Demokratie hat Grenzen. Diese sind dann in Strafgesetzen u.ä. definiert. Einfach gesagt: Die Demokratie versucht, alles zu erlauben, solange es den neben dir nicht einschränkt.

Sozialismus ist ein Oberbegriff für hunderte Spielarten. Zunächst gibt es das, was beispielsweise Marx definiert hat. Das wird heutzutage oft genutzt, um den Begriff zu definieren, obwohl das einfach falsch ist. So als würde man sagen, dass ein Apfel das Obst ist und Birnen usw. seien kein Obst, weil sie kein Apfel wären.

Das Marx wird den Menschen pauschal jeglicher Besitz an Produktionsmitteln nicht mehr erlaubt. Du kannst also im Prinzip nicht mehr über Arbeitskräfte u.ä. verfügen, sie einstellen und einen Betrieb gründen o.ä. Das darf nur das Volk selbst und entsprechend gehören alle Betriebe auch dem Volk selbst. Bei der Frage, wie man so ein System umsetzen kann, kommt man oft in Konflikt mit der Demokratie. Denn die Demokratie will eigentlich viele Freiheiten zugestehen, vor allem die unternehmerische Freiheit, die persönliche Entscheidungsfreiheit mit seinem Besitz alles anzustellen, solange es nicht in Straftaten o.ä. mündet. Die Experimente, so einen Sozialismus umzusetzen, sind weltweit gescheitert oder resultierten oft in Diktaturen wie in Nordkorea. Wobei da vieles nicht dem entspricht, was Marx eigentlich wollte. Es ist wohl utopisch anzunehmen, irgendwann könnte die Menschheit hinbekommen, so etwas richtig umzusetzen.

Sozialismus ist aber mehr. Es gibt beispielsweise in Deutschland in einigen Bereichen puren Sozialismus. Fast überall in Deutschland ist die Wasserversorgung (also aus dem Wasserhahn) purer Sozialismus. Du hast keine Wahl zwischen freien Unternehmen, die das anbieten. Du bekommst Wasser von kommunalen Wasserwerken und bezahlst Preise, die dann beispielsweise vom Stadtrat/ Gemeinderat) festgelegt werden. Du kannst zwar am freien Markt Wasser in Flaschen kaufen, weil da dieser Sozialismus endet, aber beim Wasserhahn kannst du nicht frei wählen.

Es würde aber heutzutage im Grunde niemandem im Traum einfallen, das jemals in Frage zu stellen. Denn die Preise bleiben niedrig, weil es auch einer Kommune eigentlich nicht erlaubt ist, große Gewinne zu machen mit dem Wasser. Der Preis muss die Kosten decken und beispielsweise die Finanzierung der Wasserleitungen usw. Es funktioniert im Wesentlichen also.

Demokratie und Sozialismus geht also wunderbar zusammen, wenn sich die Gemeinschaft im Klaren ist, wo sie will, dass der Staat eingreift und wo er sich raushält. Für mich ist genau da die Grenze, wo es lebensnotwendig ist.

Sozialismus ist eine politische Zielvorgabe. Wobei es gewaltige Unterschiede vom Demokratischen Sozialismus bis zur Diktatur des Proletariats gibt. Es sagt nichts über die Regierungsform aus. Die DDR könnte man als sozialistische Diktatur ansehen. Für Herrn Maaßen ist wahrscheinlich schon Angela Merkel eine Sozialistin.

Diktatur ist eher eine Staats- und Regierungsform. Beispielsweise in Belarus, wo Lukaschenka alle Gegner in das Gefängnis sperrt, um Wahlerfolge von 80 % zu erreichen. (Wobei dort natürlich viele von Herrn Maaßens Vorstellungen verwirklicht sind^^)

Es geht also um unterschiedliche Dimensionen, eine politische Zielvorgabe und ein Regierungssystem.

Sozialismus beschreibt eigentlich eine Gesellschaftsform, Diktatur den Charakter eines politischen Systems.

Tatsächlich gab und gibt es keine vermeintlich "sozialistische" Gesellschaftsordnung, die nicht auch gleichzeitig ein diktatorisches politisches System errichtet und schwerste Menschenrechtsverbrechen begangen hätte.