Unterschied orthodoxe kirche, katholisch und evangelisch?

9 Antworten

Da es ein historisch gewachsener Dissenz ist, ist es recht schwer darzustellen, zumal auch gerade bei den evangelischen Kirchen massive Unterschiede auszumachen sind (z.B. drei Sakramente bei den lutherisch-evangelischen Kirchen, hier gibt es die Beichte noch als Sakrament, in anderen evangelischen Kirchen mit Taufe und Abendmahl nur zwei Sakramente), da evangelische Kirchen nicht mehr eine (streng) hierarchische top-down Struktur aufweisen (genauer: die katholische Kirche ist hierarchisch-synodal, die orthodoxen Kirchen formal synodal organisiert), sondern eher bottom-up aufgebaut sind.

Die Trennung der orthodoxen bzw. katholischen Kirchen begann im 4. Jahrhundert (konziliante Feststellung der Gleichrangigkeit des Patriarchen mit dem Papst) und wurde dann 1054 n.Chr. "aktenkundig". Ab da liefen dann die Entwicklung der Lehrauffassungen auseinander, dogmatisch allerdings sind recht wenig Unterschiede auszumachen, obwohl die orthodoxe Kirchen nur die erste 7 Konzilien anerkennt, die evangelischen Kirchen 18 unter Vorbehalt. Wollte man einen Unterschied feststellen, dann könnte man dies am ehesten daran festmachen, daß das Weltbild der orthodoxen Kirchen stark durch die Philosophie Platons geprägt ist (insbesondere ein Primat deduktiven Denkens), hingegen das Weltbild der westlichen Kirchen (die Trennung erfolgte über Neoplatonismus hin zur aristotelisch beeinflußten Scholastik des Mittelalters, weshalb es sowohl für die katholische Kirche als auch die evangelische Kirchen festzustellen ist) sich an der Philosophie Aristoteles ausrichtet (Primat auf induktivem Denken). Der Umstand, daß die orthodoxe Kirche nicht von Sakramenten, sondern von Mysterien spricht, sei hier als rein sprachliche Unterscheidung festgestellt.

Dagegen besteht auch hinsichtlich der Dogmatik deutliche Unterschiede zwischen der evangelischen Kirche und den orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche, was schon an der deutlichen Reduktion der Sakramente zu erkennen ist. Gravierende Unterschiede sind u.a. beim Abendmahl festzustellen (reiner Symbolismus versus Transsubstantionslehre). Auch in der Auffassung vom Priesteramt unterscheiden sich evangelische Kirchen deutlich von der katholischen und orthodoxen Kirche. In den evangelischen Kirchen gilt die Marienverehrung als auch Heiligenverehrung als Häresie. Auch begreifen die evangelischen Kirchen die Kirche als "nicht sichtbar und erfahrbar".

Ebenfalls ist die Tradition gegenüber den Inhalten der Bibel bei den evangelischen Kirchen geringer gestellt, Tradition (und damit auch Konzilien) können sich irren. Dem steht die feste Dogmenlehre der katholischen Kirche gegenüber.  Damit sind die evangelischen Kirchen weit stärker auf biblische Inhalte und eine Ausrichtung auf den historischen Jesus geprägt.

Dogmatisch sind sich also orthodoxe und katholische Kirche sehr nahe, allerdings sind hier philosophische Unterschiede als auch Unterschiede in der Liturgie und in Lehrauffassungen festzustellen, der Graben wäre also nicht wirklich breit, der hier zu überwinden wäre, wenn nicht dem das eigene Selbstverständnis gegenüberstünde. Anders sieht es bei den evangelischen Kirchen aus, die über dogmatische Differenzen durchaus im Kernbereich der Religion Unterschiede aufweisen.

Da der christliche Glauben immer eng mit dem antiken römischen Reich verknüpft ist, sind hier auch Ursache zu finden, was die Aufteilung zwischen orthodoxe und katholische Christen angeht.

Die orthodoxen Christen organisieren sich in den sog. Ostkrichen und werden eben auch byzantinisch-orthodox genannt. Sie gehen also auf das byzantnische Reich bzw. Ost-Rom zurück und erkennen den Papst nicht als ihren Vertreter an.

Die katholischen Christen, auch römisch-katholisch sind eben die mit dem Papst und berufen sich eben auf das weströmische Reich.

Evangelisch bzw. Protestanten, sind wie der Name schon sagt, aus einer Bewegung heraus entstanden, die maßgeblich durch z. B. Martin Luther vorangetrieben wurde, als Protest gegen das damals bestehende, dekadente System der dominierenden katholischen Kirche. Spätestens nachdem die Familie der Borgia sich die Position als Papst "erkauft" und missbraucht haben, war eine Form von Kritik sicherlich berechtigt. Das sich darauß eine "konkurrierende" Konfession gebildet hatte, ist wohl eher bedauerlich.

Du bist nur "etwas" verwirrt?

Darf ich dir helfen eine totale Verwirrheit bei evtl. vertiefenden Studien zu  vermeiden?

Geh mal mit mir auf den Kern der Sache.

Die ecclesia, Kirche, Gemeinde, Versammlung ist eine Einheit, geschaffen durch Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha, es ist seine Kirche, und besteht aus allen wahren Gläubigen Christen. Zentral und allen Bekenntnissen gemeinsam ist also der Mittelpunkt des Christentums, der Glaube an die Person Jesus Christus und die Aussagen von und über ihn in der Bibel.

Welch ein Glück, dass er derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit ist. Der Fels, der Grund der gelegt ist, das Fundament und der Inhalt der christlichen Glaubenwahrheiten.

Die Verwirrung in der Christenheit im Auslegen und Ausleben praktischen Glaubens, dem Herrn sei es geklagt, ist nie größer gewesen als heute. Und wird zunehmend Tiefgreifender. Wohl dem, der die bibelzentrierte Sicht auf die Dinge hat und sein Leben mit und für Jesus Christus einrichtet.

Es macht gar keinen Sinn, allen Lehrmeinungen und Richtungen im christlichen Lager auf den Grund gehen zu wollen. Das bringt einen ja vor lauter Verwirrung in die Klappse. Denn es gibt nicht mehr sichtbarlich die "eine" Kirche, noch die eine orthodoxe Kirche, noch auch die eine katholische Kirche und schon garnicht die eine protestantische Kirche. Dazu noch die zu diesen Kreisen aussenstehende "Kirchen".

Epheser 4,3 euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens. Da istein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen.


So einfach wie möglich? Der Papst aka "der Stellvertreter Christi" wurde nicht akzeptiert = orthodoxe Christen. Die orthodoxen Christen haben sich dann je nach Land noch einmal gespaltet (griechisch orthodox, serbisch orthodox, usw.)

Diese drei Richtungen haben vieles gemeinsam:

Schon immer in der Geschichte haben diese drei Kirchen das Militär auf beiden kriegführenden Seiten mit Priestern und Militärgeistlichen versorgt. Sie haben das Blutvergießen gebilligt und um Gottes Segen dafür gebetet.

Alle drei stellen Jesus am Kreuz dar.

Sie haben auch Trennendes:

Als deutsche Priester dem Volk Latein aufzuzwangen, um den wachsenden Einfluss des byzantinischen Christentums einzudämmen, kam es im Jahr 1054 zur Spaltung der Kirche: römisch-katholisch im Westen und orthodox im Osten.

Luther ging im 15. Jh. gegen Irrlehren der katholischen Kirche vor. Aus diesen Reformationsbemühungen entstand die evangelische Kirche.

PolluxHH  24.01.2017, 11:21

Die Spaltung zwischen orthodox und römisch-katholisch nahm keinesfalls in Deutschland seinen Anfang ;). Richtig ist, daß es damals darum ging, daß der Papst die konziliant beschlossene Gleichrangigkeit wieder rückgängig machen wollte, indem der Patriarch das Primat des Papstes anerkennen sollte. Ein Mittel dazu war die Einführung der lateinischen Sprache als kirchlich verbindliche Amtssprache gegenüber Griechisch in den Ostkirchen (wobei die Evangelien im Original in Griechisch verfaßt wurden), um hier das Primat des Papstes durchzusetzen. Dabei - im modernen Sprachgebrauch - handelte es sich nach Kirchenrecht aber um eine reine Verordnung, so daß die in Folge erfolgte Exkommunikation des Patriarchen kirchenrechtlich nicht zulässig war (umgekehrt die Exkommunikation des Kardinals schon eher).

Übrigens wirkte Luther im 16. Jahrhundert (Anschlag der 95. Thesen am 31. Oktober 1517, dies ist am Anfang des 16. Jahrhunderts). Im 15. Jahrhundert wären die Hussiten anzusiedeln.

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OhNobody  24.01.2017, 12:28
@PolluxHH

Hallo PolluxHH,

ja, das mit den Jahrunderten ... natürlich hast Du recht mit Luther: 16. Jh. (1483-1546).

Zu dem Einwand "die Spaltung ... nahm nicht in Deutschland seinen Anfang":

Ich sprach von "deutschen Priestern".

Im 9. Jahrhundert setzten sich zwei Missionare aus Thessalonich (Methodios und Kyrillos) für Slawisch als Kirchensprache ein. 

Die beiden Missionare stießen jedoch auf heftigen Widerstand vonseiten deutscher Priester, die alles daransetzten, dem Volk Latein aufzuzwingen, um den wachsenden Einfluss des byzantinischen Christentums einzudämmen. 

WIKIPEDIA schreibt dazu:

"Die fränkischen Bischöfe betrachteten die beiden Slawenapostel als Eindringlinge. Die Schaffung eines slawischen Nationalbewusstseins durch Förderung der Volkssprache unterminierte ihr geistiges Monopol. 

Der Konflikt mit den Slawenaposteln verschärfte sich, als im Jahr 864 Ludwig der Deutsche mit seinen Truppen Rastislav überfiel, ihn zwang sich als Vasall unterzuordnen und die Rückkehr der lateinischen Priester zu ermöglichen. ...

Method wurde ... im Jahr 870 festgenommen, und auf Betreiben von Ludwig dem Deutschen als Bischof abgesetzt und verurteilt. Er verbrachte zweieinhalb Jahre in einem deutschen Kloster im Gefängnis – möglicherweise auf der Insel Reichenau oder in Ellwangen[16], ...

Method wurde als Erzbischof bestätigt und der deutsche Priester Wiching wurde als Bischof von Nitra eingesetzt."

(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kyrill_und_Method)

Franken ist eine Region in Deutschland. Dieser Konflikt führte 1054 zur Spaltung der Kirche.

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"Ein Gesandter der Papstes, Kardinal Humbert sollte eine Unstimmigkeit mit dem Patriarch von Konstantinopel, Michael Kerullarios klären. Statt Kompromissvorschläge zu machen, beschimpfte Humbert den Patriarchen jedoch als Ketzer und schloss ihn aus der Kirche aus. Dasselbe tat nach dem Treffen Kerullarios mit Humbert und seiner Gefolgschaft."

(Quelle: http://www.wasistwas.de/archiv-geschichte-details/die-grosse-kirchenspaltung-im-jahr-1054.html)

Humbert wurde um 1006 in Lothringen oder um 1010 in Burgund geboren.

Zu Lothringen:

"Nach dem Tod Lothars II. wurde Lotharingien 870 im Vertrag von Mersen zunächst zwischen dem Ost- und dem Westfrankenreich geteilt. Der östliche Teil mit Utrecht, Köln, Straßburg und der Kaiserstadt Aachen war erheblich reicher als der westliche. Nach dem Tod des ostfränkischen Königs Ludwig des Deutschen im Jahr 876 versuchte daher sein westfränkischer Halbbruder, König Karl der Kahle, auch diese Osthälfte Lotharingiens zu erobern. In der Schlacht bei Andernach unterlag er aber seinem Neffen Ludwig III., einem Sohn Ludwigs des Deutschen."

(Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Herzogtum_Lothringen)

Also so ganz unbeteiligt scheinen die Deutschen an der Teilung nicht gewesen zu sein.

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